"Der Hund, der Eier legt" von Dubben und Beck-Bornholdt

  • "Der Hund, der Eier legt - Erkennen von Fehlinformationen durch Querdenken" So der Vollständige Titel des Buches von Hans-Hermann-Dubben und Hans-Peter Beck-Bornholdt.


    Die Autoren: (Klappentext)
    Privatdozen Dr. Hans-Hermann Dubben und Prof. Dr. Hans-Peter Beck-Bornholdt, bekannt durch ihre vergnüglichen und tiefgründigen Umdenkbücher "Der Schein der Weisen" und "Mit an Wahrscheinlichkeit grenzender Sicherheit", lehren und forschen am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (Instítut für Allgemeinmedizin/Institut für Rechtsmedizin). Beide sind von Haus aus Physiker. Sie haben diverse akademische Preise erhalten, unter anderem den Fischer-Appelt-Preis der Universität Hamburg für hervorragende Lehrleistungen.


    Das Buch:(Klappentext)
    Mit bissigem Humor berichten zwei Insider über Naivität und Dummheit in der modernen Wissenschaft und über deren Konzequenzen für unseren Alltag. Sie stellen ausführlich dar, wie mit der Wahrheit gelogen wird, wie Irrtümer entstehen und wie sie sich bisweilen trotz klarer Widerlegungen zu anerkannten Schulweisheiten auswachsen.


    Meine Meinung:
    Mit einer recht lockeren und anschaulichen Art schaffen es die beiden Autoren dem geneigten Leser zu verdeutlichen, wie mit scheinbar aussagekräftigen Zahlen Sachverhalte belegt oder dargestellt werden, die so klar und eindeutig nicht unbedingt sind. Das kann aus Vorsatz oder Unwissen auf Seiten der jeweiligen Autoren geschehen, oder Missverständnisse treten beim Leser der Daten auf, der sie schlicht falsch interpretiert. Die Möglichkeiten mit tatsächlich gewonnenen Daten Theorien zu untermauern, die sie eigentlich nicht bestätigen, teilweise sogar widerlegen, sind vielfältig und werden hier anhand zahlreicher praktischer Beispiele (vor allem aus dem medizinischen Bereich, aber auch mit erdachten ganz bildhaften Szenarien) beleuchtet.
    Folgendes schreiben die Autoren im Vorwort:
    "Der Text hat Risiken und Nebenwirkungen. Wir weisen auch dann auf Probleme hin, wenn wir keine Lösung anbieten können. Trotz vordergründig vergnüglicher Darreichungsform birgt dieses Buch die Gefahr nachhaltiger Verunsicherung, steigert allerdings gleichzeitig die Kritikfähigkeit."


    Da haben sie nicht zu viel versprochen. Sympatisch dabei ist, dass sie dabei nicht nur die anderen, sondern auch sich selbst in die Kritik nehmen, und immer wieder offen berichten, wo sie selbst ähnliche Fehlerquellen übersehen haben. Wirklich toll fand ich den Einfallsreichtum in Bezug auf die Kapitelüberschriften (Bsp: "Die unerträgliche Leichtigkeit der Signifikanz", "Kompost oder Komposition", "Im Nebel nach Überseh" und mein Favourit "Rotwein und tot sein") und die kleinen Comics, die so scheinen, als wären sie von einem der Autoren selbst gemalt worden (ich weiß nicht ob das stimmt, aber allein der Anschein reicht schon, um das ganze noch ein wenig sympatischer zu machen).
    Insgesamt ist das Buch schon recht mathelastig (Statistik/Analytik) an einigen Stellen, aber die Autoren bieten selbst immer wieder an, dass man entsprechende Bereiche auch überspringen kann, wenn es einem zu zahlenlastig wird. An vielen Stellen wird der Rechenweg direkt in die Fußnote verbannt, die man gerne überlesen kann. Hin und wieder wird der Leser aufgefordert, selbst ein paar Würfel- oder Münzspiele zu machen. Trotzdem lässt sich die ein oder andere Länge im Text bei dem Thema wohl nicht ganz vermeiden.


    Insgesamt war das Buch aber schon sehr lehrreich, und ich ahne bereits, dass ich es immer mal wieder als eine Art Nachschlagewerk zur Hand nehmen werden, wenn ich mit Statistiken und Darstellungen von Forschungsergebnissen konfrontiert werde, um mich zu erinnern, auf welche Details man genau achten sollte, um die Aussagekraft einschätzen zu können.


    Das Buch bekommt von mir 7 von 10 Punkten.

  • Danke für den Tipp :-)


    Ich ärger mich ja schon ewig über den Ausspruch "Trau keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast" - weil das immer wieder beweist, dass derjenige, der diesen Satz von sich gibt, nicht die leiseste Ahnung von Statistik hat. Man muss die Dinger nämlich gar nicht fälschen. Man muss die Zahlen nur lang genug durch den passenden mathematischen Fleischwolf drehen, dann kriegt man genau das raus, was man möchte. Das einzige, was ich in diversen Statistik-Vorlesungen gelernt habe ist überhaupt keiner Statistik mehr zu trauen :lache


    Und da wir sowieso lieber Aussagen glauben, die unser Weltbild bestätigen, kommt das Buch gleich auf meine Wunschliste :-]

  • Zitat

    Original von SubstantiaNigra
    Und da wir sowieso lieber Aussagen glauben, die unser Weltbild bestätigen..


    Das haben sie auch erörtert ;-)
    Ja, es ist schon sehr erschreckend. Direkt im ersten Kapitel ist so ein Zahlenbeispiel, was mich erst mal vor den Kopf gestoßen hat:


    Man stelle sich vor, man wird auf eine Krankheit getestet, bei der man mit 99% Wahrscheinlichkeit die Krankheit richtig erkennt (also einer von 100 wird übersehen) und mit 98% Wahrscheinlichkeit die Gesunden richtig erkannt werden (also 2 von 100 werden fälschlich als gesund eingestuft). Man bekommt nun ein positives Ergebnis, also wird als krank erkannt. Wie groß ist nun die Wahrscheinlichkeit, dass man tatsächlich erkrankt ist?



    Da wurde nichts falsch angegeben, aber man interpretiert es als Normalsterblicher einfach anders. Schon beeindruckend.