Späte Freundschaft in Briefen - Carl Zuckmayer. Karl Barth

  • Leider gibt es bei Amazon keine Kurzbeschreibung zu diesem Buch und es gibt auch keinen Klappentext, den ich abtipseln könnte. :rolleyes


    Carl Zuckmayer


    Karl Barth


    Eigene Meinung
    Karl Bath, ein angesehenener evangelischer Theologe – man nannte ihn den „Kirchenvater des 20. Jahrhunderts“ - war bereits 80 Jahre alt und durch div. Krankheiten körperlich geschwächt, jedoch von immer noch starkem, ich möchte fast sagen „kämpferischem“ Geiste, als er von Freunden Carl Zuckmayers Erinnerungsbuch ALS WÄRS EIN STÜCK VON MIR geschenkt bekam.
    Er war so begeistert von diesem Buch, dass er sich entschloss, diesem Zuckmayer einen Brief zu schreiben. Carl Zuckmayer, 10 Jahre jünger als Barth, Katholik, und in jener Zeit einer der erfolgreichsten, wenn nicht der erfolgreichste Dramatiker deutscher Sprache.


    Zuckmayer jedoch hielt sich zu jenem Zeitpunkt zusammen mit seiner Frau in Rom auf, er verliess praktisch fluchtartig sein Heim in Saas Fee, um der Postflut auszuweichen, die ihn nach Erscheinen seines Buches zu ersticken drohte. Er gab die Weisung aus die Post vorzusortieren, diejenigen von Bekannten und Freunden auf die Seite zu legen, die er einzeln beantworten wollte.
    Dazu schreibt Zuckmayer in seinem "Bericht von einer späten Freundschaft. In memoriam Karl Barth", der in diesem Büchlein aufgeführt ist: Das wäre beinahe fatal geworden. Aber es fiel – zufällig oder nicht? – nach meiner Rückkehr ein dickes Dossier zu Boden, das die ordnende Hand beschriftet hatte: „Uebliche Briefe von Unbekannten, summarisch zu beantworten.“ Beim Aufheben entdeckte ich diesen Brief und starrte ungläubig auf den Namen des Absenders. Konnte das sein, dass dieser „Unbekannte“ wahrhaftig Karl Barth war?


    Er hat umgehend geantwortet, und so entwickelte sich ein Briefwechsel und in kürzester Zeit eine tiefe, bereichernde, respektvolle Freundschaft zwischen diesen beiden Männern, deren Ansichten in vielen Belangen doch recht unterschiedlich waren.
    Sie besuchten einander gegenseitig in ihren Heimen….leider war es nur ganz wenige Male, denn einerseits hatten beide manch andere Verpflichtungen und oft waren es auch gesundheitliche Probleme auf der einen wie auf der anderen Seite, die ihnen keine längere Reise erlaubten.


    Sie schicken sich gegenseitig ihre eigenen Werke zu, sowie auch Werke anderer Autoren, tauschen sich darüber aus. Sie setzen sich über religiöse Themen auseinander, aber sie plaudern auch über Weine, schenken einander die eine und andere Flasche. Denn wenn es darum geht, das Leben und was es an schönen Dingen bietet in vollen Zügen zu geniessen, dann sind sich beide vollkommen einig…. :grin


    Man spürt, dass sie anfangs noch ganz vorsichtig miteinander umgehen, sie erst einmal etwas abtasten wollen, was es an Widerspruch leiden mag, doch mit der Zeit werden beide mutiger, der Austausch wird lebhafter…..Zuckmayer ist dabei meistens derjenige, der schneller nachgibt. :grin


    Nur gerade 1 1/2 Jahre ist ihnen diese Freundschaft vergönnt, dann stirbt Karl Barth.
    Somit sind es nur ungefähr 1 Dutzend Briefe von Hüben und ungefähr ebensoviele von Drüben, die in diesem Büchlein zusammen gefasst werden konnten.
    Wirklich schade, denn gerade dann, wenn man sich als Leser denkt: jetzt wird’s langsam so richtig spannend, jetzt fangen "die Fetzen an zu fliegen" :grin, bricht der Briefwechsel ab…..

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

    Dieser Beitrag wurde bereits 3 Mal editiert, zuletzt von Joan ()

  • :lache langsam überlege ich, keine rezis von dir mehr zu lesen.
    sie sind zu appetitanregend! :wave

    Mögen wir uns auf der Lichtung am Ende des Pfades wiedersehen, wenn alle Welten enden. (Der Turm, S. King)


    Wir fächern die Zeit auf, so gut wir können, aber letztlich nimmt die Welt sie wieder ganz zurück. (Wolfsmond, S. King)


    Roland Deschain

  • Vor ein paar Tagen ist bei mir übrigens der Briefwechsel Carl Zuckmayer - Albrecht Joseph eingetroffen. Ein umfangreicher Briefwechsel, ein dickes Buch....


    Ich denke ich werde mich demnächst ans Lesen machen.


    Kurzbeschreibung
    Ein Dokument der deutschen Emigration, das an Brisanz, Brillanz und Witz Zuckmayers legendärem »Geheimreport« in nichts nachsteht.


    Wenn es ein Buch gibt, das man Zuckmayers Autobiographie »Als wär`s ein Stück von mir« an die Seite stellen kann, dann ist es der Briefwechsel mit seinem Freund und zeitweiligen Mitarbeiter Albrecht Joseph (1901-1991): Was er dort aus der rückblickenden Distanz schilderte, berichtet er hier aus der unmittelbaren Perspektive des Zeitgenossen. Zuckmayers Briefe enthalten Schilderungen von umwerfender Komik, zum Beispiel von Besuchen bei Emil Jannings. Sie handeln überraschend häufig von Fragen des politischen Tagesgeschehens und bergen in der Zeit des amerikanischen Exils sogar äußerst brisante Nachrichten, die Zuckmayer kurz vor Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg aus Kreisen des deutschen Widerstands erreichten. Detailliert und lebendig schildert er immer neue Pläne zu Theaterstücken und Romanen, die dann schließlich doch nicht realisiert wurden, und er berichtet von Verhandlungen und Begegnungen mit bekannten Schauspielern, Regisseuren und Filmproduzenten, deren Namen man in seiner Autobiographie vergeblich sucht.



    Über den Autor
    Carl Zuckmayer wurde am 27. Dezember 1896 in Nackenheim am Rhein geboren. Nach dem Abitur in Mainz meldete er sich als Kriegsfreiwilliger. 1918 begann er ein kurzes Studium der Geistes- und Naturwissenschaften in Frankfurt a.M. und Heidelberg. 1920 ging er nach Berlin. Erste Stücke blieben ohne Erfolg, erst 'Der fröhliche Weinberg' brachte ihm 1925 den Durchbruch und den Kleist-Preis. 1933 verhängten die Nationalsozialisten ein Aufführungsverbot über ihn. Er zog in sein Haus nach Salzburg. 1938 floh er in die Schweiz, ein Jahr später emigrierte er in die USA, wo er als Farmer lebte. Von 1947 bis 1957 hielt er sich abwechselnd in der Schweiz und in den USA auf. 1958 kehrte er endgültig in die Schweiz zurück. Am 18. Januar 1977 ist er als einer der über Jahrzehnte erfolgreichsten deutschsprachigen Autoren in Visp (Wallis) gestorben.
    Gunther Nickel war von Februar 1984 bis April 2002 Wissenschaftlicher Angestellter in der Handschriftenabteilung des Deutschen Literaturarchivs Marbach. Seit Mai 2002 ist er Lektor des Deutschen Literaturfonds in Darmstadt.
    Erwin Rotermund, ist Professor (em.) für Neuere Deutsche Literaturgeschichte an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz.

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  • wie ich oben schon schrieb.... :grin

    Mögen wir uns auf der Lichtung am Ende des Pfades wiedersehen, wenn alle Welten enden. (Der Turm, S. King)


    Wir fächern die Zeit auf, so gut wir können, aber letztlich nimmt die Welt sie wieder ganz zurück. (Wolfsmond, S. King)


    Roland Deschain