Hingabe - Esther Verhoef

  • Hingabe
    Esther Verhoef
    Übersetzerin: Stefanie Schäfer
    ISBN: 978-3-442-75238-6
    btb Verlag
    413 Seiten, 19,95 Euro



    Über die Autorin: Esther Verhoef wurde 1968 in s´-Hertogenbosch geboren und verbrachte ihre Kindheit und Jugend hauptsächlich in der Provinz Nord-Brabant. Schon früh verspürte sie den Drang zum Fotografieren und zum Schreiben. Sie arbeitete jahrelang als gefragte Tierfotografin und als Chef- und Endredakteurin diverser Zeitschriften, bevor sie im Winter 2002 beschloss, sich vor allem dem Schreiben von Thrillern zu widmen. Inzwischen ist Ester Verhoef eine der erfolgreichsten Autorinnen der Niederlande.


    Handlung: Als Margot auf einem Flug nach London den Kunstfotografen Leon kennen lernt, hat sie eine schwere Zeit hinter sich. Den untreuen Partner und ihren Heimatort hat sie verlassen, um ein neues Leben zu beginnen, doch so schnell lassen sich die Scherben der Vergangenheit nicht zusammen kitten. Margots Selbstbewusstsein hat einen großen Knacks bekommen und so kann sie sich nicht erklären, was der attraktive Leon ausgerechnet an ihr findet.
    Als sie dann aber ein Bild von Edith, Leons früherer Freundin sieht, ist sie wie erstarrt vor Schreck, denn die Frau, die sich plötzlich und unerwartet das Leben nahm, weist eine verblüffende Ähnlichkeit mit ihr auf. Immer eifersüchtiger wacht Leon über seine neue Liebe, immer mehr scheint er sich zu verändern und als ein weiterer Todesfall in ihrem Umfeld geschieht, keimt in Margot langsam der Verdacht, dass Ediths Tod vielleicht doch kein Selbstmord war…


    Meine Meinung: Eine schlaflose Nacht und geschwollene, müde Augen sind der Nachgeschmack dieses Buches, von dem ich mir zwischenzeitlich wünschte, es solle die doppelte Seitenanzahl aufweisen. Schon nach der ersten Seite ist man mitten in den Thriller eingetaucht und kann nichts anderes tun, als wie gebannt immer weiter zu lesen.
    Hitchcock hat seine Art Spannung zu erzeugen einmal so erklärt: „Wenn ich zu irgendeinem Zeitpunkt in meiner Story plötzlich eine Bombe explodieren lasse, dann erschrecken die Zuschauer, doch dieser Schrecken hält nur für den Augenblick der Explosion an – Lasse ich aber jemanden schon zu Beginn des Filmes eine Bombe unter dem Tisch verstecken und der Zuschauer sieht es, so wird er die ganze Zeit vor Spannung darauf warten, wann sie hochgeht…“


    Esther Verhoef hat in ihrem Buch genau das gemacht – Von Anfang an lässt sie den Leser wissen, dass es da einen Psychopathen gibt. Gut recherchiert zeigt sie einen Menschen mit allen Merkmalen einer schweren psychischen Störung auf, der erschreckend glaubwürdig wirkt. Er schreibt seine Gedanken auf, berichtet von seinem Vorhaben und man weiß, es muss unweigerlich etwas passieren und die Frage des Zeitpunktes hält die Spannung die ganze Zeit aufrecht.
    Auch Margot kommt zu Wort und erzählt ihre Geschichte, die immer mehr an Tempo gewinnt.


    Eigentlich scheint schon alles klar, der Ablauf der Handlung in einem gewissen Maß vorhersehbar und dann merkt man plötzlich, dass man sich auf dem falschen Weg befindet.Erst langsam erkennt man, wie gut und wie wenig greifbar Verhoef ihre Figuren darstellt – und wie viele Möglichkeiten und Motive sie ihren Protagonisten mitgibt.


    Fazit: Ein Psychothriller, der zeigt, dass es Autoren gibt, die nicht unbedingt literweise Blut, zerfledderte Leichen und detaillierte Autopsieszenen benötigen, um den Leser über Stunden hinweg in Atem zu halten. Spannend, erotisch, und packend bis zum Schluss – Ein Lesetipp für Tage, an denen man Telefon und Türklingel einfach abstellen sollte…

  • Klingt sehr gut und deine Rezi verspricht ein Buch, das nach meinem Geschmack ist. Drum wanderts auch gleich mal auf die Wunschliste. Vielen Dank fürs Vorstellen Eska. :kiss

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Das hört sich sehr vielversprechend ab. Herzlichen Dank für diese interessante Rezi. Das Buch wird sich wohl bald auf meinem SUB wiederfinden. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Eskalina
    Ich hoffe, es gefällt euch, denn ich habe nun schon andere Meinungen zu dem Buch gehört, die nicht so ganz begeistert waren (...)


    Mich darfst Du definitiv zu den Begeisterten zählen.
    Ich hatte das Buch vor einiger Zeit als Leseex und die Details sind mir nicht mehr ganz so präsent, an die schlaflose Nacht, die mir Hingabe beschert hat, kann ich mich allerdings noch erinnern :grin
    Ich mag "Ladythriller" eigentlich nicht besonders gerne, Verhoef schreibt aber derart flüssig und lebendig, dass ich nach einer "Ich-les-nur-mal-kurz-rein-Seite" sofort kleben geblieben bin. Insbesondere die erotischen Szenen fand ich sehr gelungen, die Autorin beweist hier besonderes Fingerspitzengefühl und transportiert prickelnde Atmosphäre, ohne plump oder peinlich zu werden. Aber auch der Rest des Buches überzeugt.
    Weil ich von Hingabe so angetan war, habe ich gleich noch Der Geliebte gelesen, was ich allerdings nicht empfehlen kann. Im direkten Vergleich ist dieser Roman ziemlich schwach.

  • Danke, Eskalina, für die Rezi :wave.


    Und Danke, Seestern, für den Vergleich zu "Der Geliebte". Dieses Buch gefiel mir nämlich nicht so besonders. Aber, dann kann ich es ja mit "Hingabe" nochmal versuchen :-).

    Liebe Grüße, Sigrid

    Keiner weiß wo und wo lang

    alles zurück - Anfang

    Wir sind es nur nicht mehr gewohnt

    Dass Zeit sich lohnt

  • Meine Meinung


    Nach „Der Geliebte“ ist dies mein zweiter Thriller dieser Autorin.
    Dieser Psychothriller wird aus der Sicht der Hauptperson Margot erzählt und beschreibt zunächst, wie Margot sich nach der Trennung von ihrem langjährigen Freund fühlt. Kurz darauf lernt sie Leon kennen, und verliebt sich sofort in ihn. Schnell, fast schon zu schnell wirft sie sich in diese neue Beziehung. Es wird ausführlich beschrieben, wie sich Margot in kürzester Zeit verändert. Im Gegensatz zum „Geliebten“ wird hier auf detailliertere Beschreibungen der Sex-Szenen verzichtet. Für mich blieb nicht nur Margot, sondern auch die weiteren Figuren farblos. Ihr Verhaltensmuster entsprach größtenteils den der eines Psychothrillers.
    Eingestreut sind Kapitel aus der Sicht des Mörders, am Anfang noch häufig, mit Fortschreiten der Geschichte immer seltener.


    Das Grundschema ist mir aus vielen anderen Psychothrillern einer ähnlicher Grundgeschichte bekannt, daher konnte es mir nicht viel neues bieten. Zwar weiß man von Anfang an, dass es einen Mörder gibt, der es auf rothaarige Frauen abgesehen hat, aber dadurch konnte der Spannungsbogen nicht angehoben werden. Vielmehr habe ich darauf gewartet, dass es endlich nicht nur mehr bei Andeutungen bleibt, sondern dass die beiden Erzählstränge zusammengefügt werden.
    Auch ahnte ich schon früh, wer sich hinter dem Mörder verbirgt, womit ich Recht behalten würde.
    Zwar war es nicht gerade Zeitverschwendung, aber etwas neues konnte mir dieser Roman nicht bieten.

  • Nach der schmerzhaften Trennung von ihrem Exfreund versucht Margot sich ein neues Leben aufzubauen. Die zufällige Begegnung mit dem attraktiven, erfolgreichen Leon richet nicht nur ihr stark angeknackstes Selbstwertgefühl wieder auf und bringt ihr Sexleben in Schwung, sondern beschert ihr auch beruflichen Erfolg.


    Die Grundidee ist gewiss nicht neu, aber Esther Verhoef macht daraus eine spannende und glaubwürdige Geschichte. Es hat mich nicht einmal gestört, dass es im Präsens geschrieben ist, was ich eigentlich nicht so mag. Erzählt wird aus der Ich-Perspektive von Margot, unterbrochen durch kurze Szenen, in denen der Mörder aus seiner Sicht heraus zu Wort kommt. Die Anzahl der Personen ist überschaubar, jeder handelt angenehm nachvollziehbar, wenn auch nicht immer sympathisch. Von Beginn an schwebt natürlich die Frage im Raum, ob Leon wirklich nur gute Absichten hat, was will dieser selbstbewusste Mann von der anfänglich so unbedarften Margot.


    Eine Weile scheint auch klar, worauf die Handlung hinausläuft. Die Szenen der prickelnden, aufregenden Beziehung zu Leon wechseln sich ab mit Alltags- und Familienszenen aus Margots Leben, die nicht unbedingt das Gefühl entstehen lassen, es könnte etwas Schreckliches passieren. Der Autorin gelang es mühelos, unterschiedliche Emotionen bei mir zu wecken. Im Laufe der Geschichte wechseln die Sympathien gegenüber den Personen, das Gefühl drohenden Unheils verstärkt sich und plötzlich scheint der Ausgang überhaupt nicht mehr vorhersehbar zu sein.


    Sehr gut gefallen hat mir neben den Schauplätzen auch das Milieu, in dem die Geschichte spielt. Ein spannender und rundum gelungener Psychothriller für Frauen, der ohne spektakuläre Szenen, Gewalt und Action auskommt, dafür aber sehr schöne erotische Passagen enthält. Bis zum Ende verläuft die Handlung gradlinig und logisch, die Auflösung ist nachvollziehbar. Ein Pageturner, wie ich ihn mir wünsche und der 10 Punkte absolut verdient hat.


    Ach ja: Titel und Cover sind gut gewählt.