Boris Vian. Biografie - Philippe Boggio

  • Kurzbeschreibung
    Boris Vian, der zärtliche und melancholische Rebell, der -Prinz von Saint-Germain-, als Schriftsteller, Jazztrompeter, Sänger, Schauspieler und Kritiker berühmt geworden, fasziniert bis heute mit seinen traurig-versponnenen Liebesromanen, seinen antirassistischen Pamphleten und aufmüpfigen Chansons. Philippe Boggio schildert in der ersten umfassenden Biographie von Boris Vian dessen rasantes und oft auch tragisches Leben. Zugleich entwirft er ein Panorama des geistigen wie künstlerischen Lebens im Frankreich der Nachkriegszeit.

    Klappentext

    Also, kurz gesagt, ich habe nicht in meinem ersten meine Liebschaften geschildert, meine Kindheit im zweiten, meinen Tripper im dritten, meine Militärzeit im vierten; ich hab nur von Zeug geschrieben, von dem ich überhaupt nichts weiss. Das ist die wahre intellektuelle Ehrlichkeit. Man kann sein Thema nicht verraten, wenn man kein Thema hat - oder wenn es nicht real ist. Das reicht so, nun weiter denn mit dem Tagebuch gegen den Strich.
    Boris Vian (aus dem unveröffentlichten Tagebuch)


    *****


    Der Name Boris Vian ist mir im Laufe meines Lebens öfters schon begegnet: im Zusammenhang mit dem einen oder anderen seiner Gedichte und Chansons....vielleicht auch mal mit dem einen oder anderen Buch, das er geschrieben hat.
    Ueber seine Person und sein Leben jedoch wusste ich kaum etwas....


    Nun bin ich auf Seite 60 einer Biografie über ihn angekommen, einem rund 580 Seiten dicken Wälzer.
    Die grösste Herausforderung war bisher, all die Namen seiner recht umfangreichen Verwandtschaft bisschen auseinander zu halten. :grin


    Der Schreibstil ist ein bisschen holzig, vermutlich hat das mit der Uebersetzung aus dem Französischen zu tun....


    Ob wohl jemand von den Eulen den Boris Vian kennt?....das eine oder andere Werk von ihm gelesen hat?

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von Joan ()

  • Zitat

    Original von Herr Palomar


    Ich habe noch nichts von ihm gelesen, aber anscheinend lohnt es sich, ihn und seine Bücher zu entdecken! :gruebel


    Jetzt bin ich mit dem Buch soweit fortgeschritten, dass ich schon einiges an kleinen Ausschnitten aus seinen Erstlingswerken mitbekommen habe. Und leider muss ich sagen, ich würde diese Werke nicht unbedingt lesen wollen. Ist mir alles bisschen zu unverständlich, zu intellektuell. Es sollte witzig-ironisch sein, ich verstehe jedoch nicht, was er damit sagen will.... :rolleyes


    Mal gucken, ob sich die Inhalte seiner Werke noch verändern......Vian ist ja andauernd dran, sich zu verändern. ;-)


    :wave

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

  • Boris Vian ist leider ein wenig in Vergessenheit geraten; dabei sind seine Bücher wirklich lesenswert.


    So wie dieses hier beispielsweise:


    Boris Vian - Der Voyeur

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Vielen Dank für die Rezension und damit das Input.


    Mir ist Boris Vian vor vielen Jahren in der Schule im Französischunterricht begegnet. Vorher hatte ich nie etwas von ihm gehört. Ich denke, heute und hierzulande ist er nicht mehr sehr bekannt, doch ich fand seine Biografie (nur ein kurzer Anriss im Schulbuch) interessant und werde mich dank dieser Erinnerung nun einmal nach mehr von ihm umsehen.


    Seine Chansons sollen ja auch sehr schön sein.

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • Zitat

    Original von Voltaire
    Boris Vian ist leider ein wenig in Vergessenheit geraten; dabei sind seine Bücher wirklich lesenswert.


    So wie dieses hier beispielsweise:


    Boris Vian - Der Voyeur


    Danke Voltaire für Deinen Buchtipp....also eher nicht für mich, sondern für diejenigen, welche gerne mal etwas von ihm lesen möchten.


    Irgendwo habe ich mitbekommen, dass Vian - zumindest in Frankreich - wieder neu entdeckt wurde, und voll im "Trend" liege....


    Alice
    Boris Vian war ein ungemein vielseitig begabter und kreativer Mann: Er hat das Studium als Ingenieur abgeschlossen, hat Jazz-Musik gemacht (an der Trompete), hat gesungen, hat sich schauspielerisch betätigt, war Uebersetzer, hat selber Bücher geschrieben, hat auch gemalt. Im Buch ist eines seiner Gemälde abgebildet, ganz beeindruckend ist es......schon enorm, diese Vielfalt von unterschiedlichsten Talenten


    ....bei Youtoube gibt es ein Video, wo man ihn singen sieht. Die Ton-Qualität ist altershalber halt nicht grad gut. Ein schönes Lied....und der Mann sieht zudem auch noch toll aus. :grin


    Eines seiner Werke, von dem ich eigentlich am meisten gehört habe, wenn die Rede von Vian war, das ist: ICH WERDE AUF EURE GRÄBER SPUCKEN. Ob es nun aber sein Bekanntestes oder gar sein Bestes ist, das weiss ich nicht. Vermutlich werde ich das noch erfahren im Laufe seiner Biografie.


    Kurzbeschreibung
    Ein Buchhändler mischt erst eine Kleinstadt auf und macht sich dann an die Mädchen der Oberklasse. Boris Vian in der Verkleidung eines Sex-and-Crime-Schriftstellers. Ja, die guten alten verfickten Zeiten! Und wie heiter, verrückt und geil weiß Boris Vian von ihnen zu erzählen! Das heißt, er verwandelt sich zu diesem Zweck in einen amerikanischen Schriftsteller namens Sullivan. Er hatte eine Wette abgeschlossen, innerhalb weniger Wochen einen "amerikanischen" Roman zu schreiben, scharf wie Henry Miller und blutrünstig wie Dashiell Hammett: Ein Buchhändler mischt erst eine Kleinstadt auf, macht sich dann an die Mädchen der Oberklasse heran und entpuppt sich schließlich als Neger...

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von Joan ()

  • Hallo Joan,


    vielen Dank für die vielen ergänzenden Infos. Jetzt komme ich wirklich nicht mehr an dem Mann vorbei. ;-)


    Tragisch, dass er so früh gestorben ist.
    Ein bisschen erinnert er mich an Jacques Brel.

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • Zitat

    Original von Alice Thierry


    Tragisch, dass er so früh gestorben ist.
    Ein bisschen erinnert er mich an Jacques Brel.


    Das hat was Alice, dass bei Boris Vian Erinnerungen an Jacques Brel aufkommen. Schonmal deshalb, weil sie beide recht jung gestorben sind.


    Brel war Kettenraucher....Vian erkrankte als Jugendlicher an einer Typhusinfektion, und hatte seither ein geschädigtes, schwaches Herz. Daher auch seine blasse Haut und die auffälligen Augenringe.


    Ob es musikalische Berrührungspunkte gibt? Die Lieder Brels sind mir zwar sehr vertraut, schon seit Jahrzehnten, den Vian habe ich bisher noch nicht bewusst "wahrgenommen".
    So auf Anhieb würde ich sagen, da könnte was dran sein, dass es da die eine und andere Parallele gibt.....wenn das aber ein Franzose lesen würde, gäbe er mir für diese Aussage vielleicht eins aufs Dach. :lache

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

  • Nach Vians Äußerungen zu schließen, waren beiden wohl auch etwas anarchisch veranlagt oder zumindest provokant, auch wenn sie musikalisch wohl eher unterschiedliche Richtungen eingeschlagen haben.


    (Hoffe, es sind keine Franzosen anwesend, die mir jetzt ebenfalls eins aufs Dach geben könnten. ;-))

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • Zitat

    Original von Alice Thierry



    (Hoffe, es sind keine Franzosen anwesend, die mir jetzt ebenfalls eins aufs Dach geben könnten. ;-))


    :grin


    Alice, ich zieh mir jetzt besser einen Stahlhelm an und bewaffne mich mit einer Keule, bevor ich weiterschreibe. :schlaeger


    Von den Texten her war glaubs der Vian um einiges provokanter als der Brel.....????


    Ueber den Brel habe ich vor einiger Zeit übrigens auch eine Biografie gelesen, die ich aber nicht wirklich weiterempfehlen kann, ausser dass man vorrangig am gepflegten Schreibstil des Autors interessiert wäre, mit dem er sich selber gewaltig in Szene setzt/oder setzen wollte....
    Dazu dann noch seitenlange psychologische Abhandlungen und Mutmassungen über Brels möglichen und unmöglichen Persönlichkeitsstrukturen, dazu seziert der Autor Satz für Satz der Texte Brels....
    Jedoch fällt kaum je ein Wort/eine Bemerkung zu Brels musikalischen und sonstigen Zeitgenossen..... wenn ich mich noch recht erinnere, ist glaubs im ganzen Buch nicht ein einziges Mal der Name Edit Piaf, Yves Montand etc. etc. gefallen. :rolleyes Und er isoliert den Brel auch sonst praktisch vom gesamten Zeitgeschehen: dem gesellschaftlichen, dem kulturellen, dem politischen und und und....



    Kurzbeschreibung
    Der belgische Chansonnier Jacques Brel war schon zu Lebzeiten ein Mythos. In akribischer Recherche hat der Schriftstelller und Journalist Olivier Todd eine außerordentliche Fülle von Details aus Brels Leben zusammengetragen. Der Mythos Brel verschwindet hinter dem überaus facettenreichen Bild eines vielseitigen und eigenwilligen Künstlers.

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

  • Ich habe die Schnauze gestrichen voll von dem Buch....irgendwie. :cry Und bin erst auf S. 306.


    Mir gehen alle diese oberschlauen Typen langsam gehörig auf den Nerv. Alle diese Existentialisten, Surrealisten, Neo-Surrealisten, Kommunisten, Anti-Kommunisten, Bigamisten :grin und sonstigen ....isten. :rolleyes


    Jeder von denen will noch origineller sein als der andere.....noch gescheiter.


    Und was der Vian bisher geschrieben hat, auf das kann ich auch verzichten. Die Inhaltsbesprechungen seiner Werke überlese ich mittlerweile. Seine Wortspielereien verstehe ich meistens auch nicht. Nur gerade der Jean-Sol Partre ist mir ein Begriff....


    Was ich noch einigermassen interessant finde, das sind die Beschreibungen der kulturellen Entwicklungen im Nachkriegs-Frankreich....
    die werde ich mir noch herauspicken....und was ich in den ganzen konfusen und überladenen Erzählungen vom privaten Leben Vians finden kann......


    :rolleyes

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

  • Sodele ....seit einer Zeit geht es wieder etwas ruhiger zu und her in meinem Buch. Es taucht nicht mehr so eine Flut von Namen auf, Namen von Leuten, die nicht näher vorgestellt werden.


    Eine Passage aus dem Buch möchte ich Euch aufschreiben, eine Passage, über die ich mich köstlich amüsiert habe. Es geht dabei um jene Gerichtsverandlung, bei welcher sich Vian "im Namen der Moral" für seine Werke ICH WERDE AUF EURE GRÄBER SPUCKEN und TOTE HABEN ALLE DIESELBE HAUT zu verantworten hatte...


    Ich zitiere:


    Viel hat man gelesen in den Tagen vor der Sitzung: der Herr Vertreter der Staatsanwaltschaft hat sich in die Obszönität verschiedener Stellen vertieft, denn die Phalanx der Freunde des Pornographen ist gebildet und dürfte sich in schlüpferiger Literatur bestens auskennen: André Berry, von der Académie Française ausgezeichneter Professor im Lycée Saint-Louis, Raymond Queneau, der Staatsrat Georges Huysmans, alle drei im Saal anwesend.


    [......]


    Gleich nach Beginn der Sitzung gibt sich der Vorsitzende Richter ungeduldig und unterbricht den in den Zeugenstand gerufenen André Berry, der unverzüglich die gerichtlichen Auseinandersetzungen Baudelaires und Flauberts mit dem Fall Boris Vians zusammenbringen möchte.


    Richter: "Flaubert ist bereits verfolgt worden, da haben sie recht."


    André Berry: "Er ist heute der Stolz der französichen Literatur. "


    Richter: "Wir haben hier nicht über Flaubert zu befinden."


    Berry: "Wie auch immer, Flaubert ist heute der Stolz der französischen Literatur. Kein Mensch kommt auf die Idee, sich mit den Urteilen zu befassen, die ihn betroffen haben, es sei denn, um sie ins Lächerliche zu ziehen.


    Staatsanwalt: "So lächerlich sind sie nicht. (....)"


    Richter: "Was würden sie denken, wenn sie diese beiden Werke von Boris Vian (....) in den Händen ihrer Schüler sähen, Monsieur?"


    Berry: "Ich würde sagen, dass sie nicht in die Hände meiner Schüler gehören, dass die Eltern darüber zu wachen haben, und dass viele andere Bücher in die Hände meiner Schüler geraten könnten, sehr wissenschaftliche Bücher, die äusserst schädlich sein könnten."


    Richter: "Sie sind nicht hier um ein Plädoyer zu halten, sondern als Zeuge. Ich fordere Sie auf, diese Frage zu beantworten, ohne offensichtlich abzuschweifen."


    :grin

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von Joan ()