Eigentlich hatte ich mit russischer Literatur ja schon abgeschlossen und als für mich ungeeignet eingestuft, von den Wächtern mal abgesehen. Aber die Leseprobe bei piper-fantasy hat mich dann doch neugierig gemacht.
***Der Autor***
Alexey Pehov, geboren 1978 in Moskau, studierte Medizin und erwarb Abschlüsse an der Staatlichen Medizinischen Universität und am Wissenschaftsinstitut des russischen Gesundheitsministeriums. Seine wahre Leidenschaft gilt jedoch dem Schreiben von Fantasy- und Science-Fiction-Romanen. Gemeinsam mit seiner Ehefrau, die ebenfalls Schriftstellerin ist, lebt Pehov in Moskau.
***Zum Inhalt***
Garrett ist ein Meisterdieb. Geht er einen Kontrakt ein, kann sein Auftraggeber sicher sein, dass er ihn auch erfüllt. Sein letzter Auftrag bringt ihn jedoch in Schwierigkeiten, denn was er nicht geahnt hat: Sein Auftraggeber war kein Geringerer als der König. Und der hat nun einen Auftrag der besonderen Art für ihn: Ein magisches Horn aus einem Grabmal stehlen, das zum Sieg über die Bedrohung durch den Unaussprechlichen benötigt wird. Doch das ist nicht so einfach wie es sich anhört, sondern daran sind schon Soldatentrupps und Magierschaften gescheitert.
Ein Nein als Antwort wird nicht wirklich akzeptiert – entweder Garrett nimmt den Auftrag an oder landet als Dieb und Verräter in den Grauen Steinen. Zur Seite stehen ihm nur eine Elfenmagierin und eine Handvoll Elitesoldaten.
***Meine Meinung***
Klar, die Grundidee der Geschichte – Held zieht aus, um magisches Artefakt zur Rettung des Landes zu finden – ist nicht wirklich neu.
Die Tatsache, dass dieser Held ein Dieb ist und mit Krieg und Heldentum eigentlich weniger als nichts am Hut hat, hat mir jedoch auf Anhieb gefallen.
Garrett beschreibt sich selbst als Griesgram, hat jedoch einen feinen Humor und verfügt auch über einen gehörigen Schuss Ironie.
Diese Kombination hat mich über die erste Hälfte derart in den Bann gezogen, dass ich der Meinung war, dieses Buch könnte zu meinen Lesehighlights des Jahres gehören. Nicht einmal äußerst eigenwillige Rassenbeschreibungen konnten mich aus dem Konzept bringen.
Elfen sind hier nicht die überirdischen Schönlinge wie gewohnt, sondern derart eng mit den Orks verwandt, dass sie ebenfalls über Hauer im Gesicht verfügen, schwarze Lippen und gelbe Augen. Und Zwerge würden sich nie dazu herablassen, einen Bart im Gesicht zu tragen wie ihre Brüder, die Gnome.
Wie gesagt konnte mich die Geschichte völlig überzeugen – solange Garrett mehr oder weniger alleine agierte.
Als die große Reise begann, musste ich dann leider feststellen, dass der besondere Humor und die leise Bissigkeit kein Charakterzug vom Meisterdieb allein ist, sondern einfach die Art des Autors zu schreiben.
Wenn aber alle Figuren gleich reden und auftreten, entsteht ein Personeneinheitsbrei, aus dem sich niemand mehr abhebt. Lediglich die Elfe war etwas schweigsamer, aber ansonsten war es relativ egal, ob Mensch, Dieb, Kobold, Zwerg oder Gnom den Mund aufgemacht haben.
Zu diesem Zeitpunkt kam dann auch das durch, was für mich typisch russischer Schreibstil ist.
Eine wahre Flut erzählerischer Bilder, die für meinen westlichen Geschmack manchmal leicht übertrieben bzw. nicht immer hundertprozentig passend sind. Wenn ich einen Regen beschreiben will, bei dem es gießt wie aus Kübeln und bei dem man keinen Hund vor die Tür schickt, würde ich einen Regentropfen nicht mit einem Kristallkelch vergleichen, der in tausend kleine funkelnde Splitter zerplatzt.
Etwas gewöhnungsbedürftig sind auch Garretts Ausflüge/Träume in weit entfernte Vergangenheit, die teilweise ohne Absatz und neues Kapitel erfolgen. Das erste Mal ist ja noch ganz interessant und für den Verlauf der Geschichte auch stimmig, das zweite Mal ist es aber nur eine langweilige Schlachtenschilderung, bei dem man keine Ahnung hat, wie es zu diesem Flashback gekommen ist.
Von der zweiten Hälfte war ich eher enttäuscht, so dass es eher unwahrscheinlich ist, dass ich diese Reihe weiter verfolge.