Sharon Kay Penman: Time and Chance

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    Dieser zweite Band von Sharon Penmans Trilogie um Henry II und Eleonore von Aquitanien deckt die Jahre 1156 bis 1171 ab. Im Zentrum des Romans stehen gleich drei miteinander verwobene Handlungsstränge:
    1. Die Ehe und Familie des Königpaares. Zwischen 1156 und 1167 bekam das Königspaar fünf Söhne und drei Töchter, die bis auf den ältesten Sohn alle ihre Kindheit überlebten. Das Buch beschreibt die zunächst sehr harmonische Ehe und die gelungene Zusammenarbeit der Eheleute auch während der häufigen räumlichen Trennungen. Die Affäre des Königs mit der berühmt-berüchtigten Rosamund Clifford leitet den Prozess der Entfremdung ein, Eleonore kann über bedeutungslose Seitensprünge hinwegsehen, nicht aber über eine öffentliche Affäre, die den ihr vom Ehemann geschuldeten Respekt vermissen lässt und ihre Ehre verletzt.


    2. Das Verhältnis zwischen Henry II und Thomas Becket . Ursprünglich waren die beiden Herren gut befreundet und Becket war dem König ein hilfreicher Lordkanzler. Seit Beckets Ernennung zum Erzbischof von Canterbury ging es mit der Freundschaft allerdings rapide abwärts, da Becket sich nun in erster Linie den Interessen der Kirche und des Papstes verpflichtet fühlte und den weltlichen Interessen Henrys entgegenhandelte. Es gab kaum eine Frage, über die nicht erbittert gestritten wurde. Schließlich gipfelte der Konflikt in der Ermordung Thomas Beckets, an der Henry zumindest indirekt die Schuld traf, auch wenn er den Mord nicht in Auftrag gegeben hatte.


    3. Die Geschichte Wales´. Der Leser erlebt die vergeblichen Versuche der Engländer, Wales unter ihre Oberhoheit zu bringen und schließlich auch die chaotischen Zustände in Wales, nachdem der vom verstorbenen walisischen König Owain ap Gruffydd designierte Nachfolger von seinen Halbbrüdern umgebracht wurde.


    Meine Meinung


    Auch dieser Roman ist wieder hervorragend recherchiert und erweckt die längst Verstorbenen nach acht Jahrhunderten gekonnt zum Leben. Wie schon im ersten Band (Thronkrieg zwischen Maude und Stephen) wird auch der Konflikt zwischen Henry und Thomas Becket so dargestellt, dass man als Leser kein schnelles Urteil abgeben kann, sondern beide Kontrahenten bis zu einem gewissen Grade verstehen kann.
    Die einzelnen Streitfälle hätten etwas geraffter präsentiert werden können, manchmal war die Handlung für den Nicht-Historiker ein wenig zu detailliert.
    Deshalb gebe ich für dieses Buch "nur" 9 Punkte .


    "Time and chance" ist nicht ins Deutsche übersetzt worden, für Leser mit (sehr) guten Englischkenntnissen und Interesse an der englischen Geschichte des 12.Jahrhunderts möchte ich trotzdem eine Empfehlung aussprechen.