Kurzbeschreibung:
"Wir hatten nur ein Leben, es war zu kurz für alles, was wir von ihm erwarteten."
Sie wollten vernünftig lieben, mit Maß und Respekt. Leidenschaftlich und doch voller Achtung für die Freiheit des anderen. Ein ganzes Leben haben Jerome und die Erzählerin von Anna Mitgutschs neuem Roman gebraucht, um ein Liebespaar zu werden, das den eigenen hohen Ansprüchen genügt. Doch dann stirbt Jerome plötzlich, und die Erzählerin versucht mit einer eindringlichen, bewegenden Totenklage, das Versprechen eines Neuanfangs einzulösen, über den Tod hinaus.
Autorin:
Geb. 1948 in Linz. Studium der Germanistik und Anglistik an der Universität Salzburg, lebt als freischaffende Schriftstellerin in Linz.
Meine Meinung:
Ein außergewöhnliches Buch, das Grenzen überschreitet. Selten ein so positives Buch zum Thema Tod gelesen.
Meine Rezension:
Der Leser erfährt mit der Erzählerin, was für ein Mensch er war, der Mann, mit dem sie so gerne noch unendlich viel besprochen hätte. Jerome, der Jude, der die Frauen liebte und ihr nie sagen konnte, wie sehr er sie liebte und brauchte, oder hat sie es nur nicht richtig verstanden?
Die Geschichte beginnt mit seinem Tod und ihrer Trauer. Aber erst da lernt der Leser ihn durch die Rückblicke der Erzählerin kennen. Das gelingt der Autorin augezeichnet, ein Bild entsteht, ein Charakter, ein Mensch.
Der Leser erfährt viel über seine jüdischen Gebräuche (zum besseren Verständnis werden die Begriffe im Glossar erklärt), über seine Leidenschaften, Unzulänglichkeiten und Sehnsüchte. Die Erzählerin spricht mit dem Toten und zerbricht dabei fast an ihrem Schmerz. Dabei nähert sie sich ihrer Tochter und auch sich selbst. Die inneren Monologe berühren und wecken auch beim Leser starke Gefühle und verführen zum Nachdenken über die Endlichkeit des eigenen Lebens oder das seiner Angehörigen. Wie viel Zeit bleibt uns selbst? Sollten wir wichtige Dinge wirklich aufschieben oder besser gleich unseren Lieben sagen, was wir für sie empfinden? Schließlich tröstet, dass Verstorbene in unseren Erinnerungen immer weiterleben werden.
mlG
Sayyida