Gebundene Ausgabe mit 448 Seiten
Verlag: Gerth Medien (März 2010)
Sprache: Deutsch
Originaltitel: Deep in the Heart of Trouble
Kurzbeschreibung
Texas, 1898: Essie Spreckelmeyer ist vermutlich die letzte Frau, von der man erwartet, dass sie am Arm eines Mannes durch die Straßen Corsicanas schlendert. Die 34-Jährige ist vielmehr bekannt dafür, dass sie auf ihrem Fahrrad in Hosenrock und ausladenden Hüten durch die Stadt eilt. Und der wohl letzte Mann, der ihr einen zweiten Blick gönnen würde, ist Tony Morgan. Dieser hat im Moment alle Hände voll zu tun, seinen guten Namen wiederherzustellen und ein verlorenes Vermögen zurückzugewinnnen und nicht sein Herz an die kratzbürstige Essie zu verlieren, die jede Gelegenheit nutzt, um ihm das Leben schwerzumachen Ein historischer Roman mit Humor und Herz.
Zur Autorin
http://www.histo-couch.de/deeanne-gist.html
Die Autorin steht für historische Romane mit Witz und Tiefgang. Sie lebt in Texas.
Meine Meinung
Als Fortsetzung zu Die eigenwillige Jungfer - Deeanne Gist trifft man in „Das kratzbürstige Frauenzimmer“ erneut auf die unverheiratete Essie. Die Handlung setzt vier Jahre nach dem ersten Band ein und die vorgestellten Figuren gleichen bis auf wenige Ausnahmen – Essies Mutter ist beispielsweise in der Zwischenzeit verstorben – denen des ersten Bandes. Und doch kann „Das kratzbürstige Frauenzimmer“ im Grunde separat vom ersten Teil gelesen werden. Die wichtigsten Ereignisse werden knapp und passend zusammengefasst, der (Wieder-)Einstieg gelingt. Für mich waren die ersten Seiten wie ein nach Hause kommen zu alten Bekannten, denn besonders Essie, Hamilton und den kleinen Harley hatte ich sehr liebgewonnen. Sehr bereichernd für die witzige Note dieses Romans ist diesmal allerdings nicht Hamilton, sondern Corsicanas ältere Bewohnerin Mrs Lockhart. Ja, das war die Frau, die für Hamiltons Umsatz sorgt, indem sie jede Woche etliche Liebesromane bestellt. Und aus diesen Roman zitiert sie hier reichlich und sorgt für sympathische Lacher.
Die Geschichte als solche wird gradlinig vorangetrieben und just in dem Moment, als sich Ruhe einzustellen droht, sogar durch einen Mord aufgelockert, der für Misstrauen und Ermittlungen sorgt. Insgesamt hat der Roman eine gut durchdachte Struktur und ist mit Witz und einem Hauch von Spannung versehen. Ja, und mit Skandal, das hat Herr Palomar schon geschrieben :chen. Frauen in Hosen! Und auf Fahrrädern! Und Frauen, die Treppengeländer runterrutschen!
An historischen Ereignissen ist die langsame Ausbreitung des Automobils zu erwähnen, der Fortschritt bei der Ölförderung und das zunehmende Interesse an den Zweirädern. Ein weiteres Mal erwähnt die Autorin allerdings in den Anmerkungen, dass sie eigentlich viel mehr Raum geplant hatte für die gut recherchierte historische Rahmung. Ihre Figuren haben aber viel zu sehr den Platz für sich beansprucht. Kein Wunder bei solch einer lebendigen Zusammenstellung. Bei historischen Romanen habe ich es selten erlebt, dass Figuren so viel Farbe bekommen haben. Die sind immer alle irgendwie im Kern gleich, müssen das gleiche Schicksal tragen und nicht allzu selten leben sie sogar im Mittelalter. Deeanne Gists Romane heben sich allein schon durch den zeitlichen Rahmen, in dem sie spielen, von den anderen ab. „Das kratzbürstige Frauenzimmer“ ist nicht einfach nur „Die Fahrradfahrerin“ oder „Die Hosenträgerin“, nein, die Klischees des historischen Romans lassen sich hier meiner Meinung nach nicht anbringen.
Klar, ein Roman, der bei Gerth Medien erscheint, kommt ohne eine religiöse Dimension nicht aus. Und auch hier ist Essie wieder felsenfest in ihrem Glauben verhaftet. Aber Deeanne Gist gelingt es, den Glauben der Figuren zwar als wichtigen Pfeiler darzustellen, ihn dabei jedoch so angemessen zu behandeln, dass auch niemand, der mit der Thematik nichts anfangen kann, sich dadurch auf die Füße getreten fühlt. Und für die Jesus-Picknick-Szene liebe ich sie! Richtig süß!
Fazit
Wer „Die eigenwillige Jungfer“ mochte, muss unbedingt auch „Das kratzbürstige Frauenzimmer“ lesen! Für diejenigen, die den ersten Band noch nicht kennen, ist dieser Folgeband umso mehr Grund, sich mit Essie zu befassen! Eine liebenswerte Heldin in einem Roman, der sich keine Klischees aufdrücken lässt und erfrischendes Lesevergnügen bietet.
Bewertung
Ich kann ja gar nicht anders … 10/10 Punkten