Glühende Dunkelheit [Soulless] (The Parasol Protectorate) - Gail Carriger

  • Ich habs mir ja jetzt zum Geburtstag schenken lassen und mittlerweile auch durch - mir hats gut gefallen. Die Austen-Anspielungen waren unverkennbar, fand ich aber eher gut und lustig (ich denke mal, man soll es auch so stark merken...), ich fand Lord Akeldama super, Alexia ist mir auch nicht unsympathisch...


  • Der zweite Teil - im Deutschen "Brennende Finsternis" (wer bitte hat sich diese Titel ausgedacht?) - hat mir persönlich sogar noch etwas besser gefallen, als der erste.
    Alexia ist hier nicht mehr permanent damit beschäftigt, auf ihre zu große Nase, ihre zu dunkle Haut oder ihr zu hohes Alter (ahm, ja ... 27!!) zu bestehen, sondern hat mehr Selbstvertrauen. Das hat mir gut gefallen!
    Auch, dass mehr Technik ins Spiel kam, fand ich wunderbar, es ist deutlich mehr Steampunk geworden, lässt sich aber mMn immer noch wunderbar verfolgen, auch wenn man vollkommen ahnungslos von all dem Krempel ist :grin


    Nicht so spannend empfand ich dieses Mal den kleinen Krimi-Plot. Es war schon sehr durchschaubar, wer da ein falsches Spiel spielt, und dass Alexia diese Idee selbst nie kam, obwohl alles auf den Täter hinwies, hat mich etwas gestört.
    Den in einigen Rezensionen so gelobten Schluss mochte ich persönlich gar nicht. Das war mir alles zu weit hergeholt und unglaubwürdig.



    Eindeutig war dieses Buch aber noch witziger als der erste Teil. Ich warte bei Tee und Ingwerplätzchen auf den dritten Teil, der ja dankenswerterweise schon im September erscheint. :-]

  • Zuerst war ich ja skeptisch. Schon wieder eine neue Serie mit Vampiren und Werwölfen und einer offensichtlichen Liebesgeschichte.
    Aber was mich dann doch überzeugte, war die Tatsache, dass die Geschichte nicht zu heutigen Zeit, sondern im 19. Jahrhundert zur Zeit Königin Victorias spielt. Also auch gleich noch ein historischer Roman.
    Alexia Tarabotti ist 26 Jahre alt, unverheiratet und damit in der damaligen Gesellschaft bereits eine alte Jungfer. Gesellschaften und Bälle besucht sie daher nur als Anstandsdame für ihre jüngeren Halbschwestern.
    Hinzu kommt noch, dass ihr Vater Italiener war und sie sein südländisches Aussehen geerbt hat. Auch das ist zu der Zeit ein Makel.
    Was ihrem Ansehen in der Öffentlichkeit auch nicht gerade förderlich ist, ist ihre Widerspenstigkeit und ihr freches Mundwerk.
    Das allerdings ist genau das, was dem Alpha-Werwolf Lord Maccon gefällt, er will kein dummes Frauchen, das zu allem Ja und Amen sagt. Alexia kann allerdings nicht wirklich glauben, dass der Leiter der BUR-Behörde für Übernatürliche Angelegenheiten sich für sie interessiert.
    Und Alexia hat noch einen anderen "Makel". Sie ist seelenlos, eine Außernatürliche und kann durch bloße Berührung einem Werwolf oder einem Vampir seine Übernatürlichkeit nehmen.
    Zu diesen Dingen kommt dann auch noch eine Krimigeschichte, denn es verschwinden immer wieder Vampire auf unerklärliche Weise.


    Insgesamt war ich positiv überrascht. Die Geschichte ist interessant und humorvoll geschrieben und die Charaktere sind sehr sympathisch, allen voran die vorlaute Alexia Tarabotti.


    Ein Minuspunkt: Dieser ständige Wechsel zwischen Miss Alexia, Miss Tarabotti oder einfach Alexia war etwas nervig.
    Und zweitens hätte die wörtliche Übersetzung des Titel "Soulless" besser gepasst.

  • Alexia Tarabotti ist 26 Jahre alt und seit ihrem 15. Lebensjahr eine alte Jungfer, die nicht den gängigen Schönheitsidealen entspricht, gerne intelligente Diskussionen führt und eine äußerst spitze Zunge hat. Sie lebt mit ihrer Mutter, ihrem Stiefvater und ihren beiden oberflächlichen Schwestern im viktorianischen London und führt mehr oder weniger ein Dasein im Schatten ihrer Schwestern.
    Doch das ist Alexia gar nicht so unrecht, denn so bleiben ihre besonderen Fähigkeiten weiterhin verborgen und sie kann sich freier bewegen als so manche Dame der feinen Gesellschaft.


    Als sie wieder einmal den Gästen eines Balles beim Tanzen zuschaut, zieht sie sich in die Bibliothek des Hauses zurück und wird dort von einem Vampir angegriffen. Da sie nicht daran denkt sich beißen zu lassen, tötet sie diesen in Notwehr, was eine Untersuchung durch den Chefermittler für übernatürliche Angelegenheiten, Lord Maccon, nach sich zieht.


    Bei der folgenden Vernehmung wird schnell deutlich, dass es zwischen Lord Maccon und Alexia tüchtig knistert. Jede weitere Begegnung der beiden sorgt für einige Erheiterung, wenn ihre spitze und vorlaute Zunge auf Lord Maccons werwölfisches Temperament trifft. Selten habe ich bei Liebesszenen so laut gelacht wie hier. Der Humor des Buches ist einfach klasse und es macht Spaß es zu lesen.


    Natürlich muss noch herausgefunden werden, warum einer der ansonsten so gesitteten Vampire Alexia angegriffen hat. Bei den folgenden Ermittlungen erfährt der Leser einiges über die Welt der übernatürlichen Wesen. Werwölfe und Vampire leben in aller Öffentlichkeit mit den Menschen zusammen und sind bemüht deren Regeln der Etikette zu befolgen. Vor allem bei den temperamentvollen Werwölfen fand ich es erheiternd, wenn darauf geachtet wird, ob die Kleidung auch richtig sitzt.


    Auch beim Anlegen der Figuren hat die Autorin ein gutes Händchen bewiesen. Neben den beiden Protagonisten gibt es noch einige andere interessante und gut gezeichnete Personen, welche die Handlung bereichern und abrunden.


    Der Fall, welcher sich nach und nach vor dem Leser ausbreitet ist spannend, mysteriös und auch etwas gruselig. Doch das eigentliche Highlight ist der Humor und das Gerangel zwischen Alexia und Lord Maccon.


    Ich freue mich schon auf die Fortsetzung!

  • Nach meiner von eher zweifelhaftem Vergnügen geprägten Begegnung mit im Sonnenlicht glitzernden Vampiren und Werwölfen, die sich aus purer Jux und Dollerei als indianische Antwort auf die bösen Funkel-Vampire herbeigezaubert haben, schwor ich mir, nie niemals nie nicht noch einmal ein Buch anzufassen, in dem es um romantische Verstrickungen zwischen Mensch, Vampir und Werwolf geht.
    Dies nur als kleiner Hinweis.


    Soulless, der entzückende Roman der amerikanischen Autorin Gail Carriger, spielt im düsteren, viktorianischen London. Alexia Tarabotti, nicht wirklich hübsch und zudem Halbitalienerin, was ihr einen viel zu dunklen Taint und ein überschäumendes Temperament beschert, ist bereits unglaubliche 26 Jahre alt und noch immer unverheiratet, wozu ihre spitze Zunge sicherlich einiges beigetragen haben mag. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass es ihr neben vornehmer Blässe und Zurückhaltung vor allem an einem mangelt: Alexia Tarabotti hat keine Seele.
    Daher ist es ihr völlig unbegreiflich, wie sie in die unmögliche Situation geraten konnte, in vornehmem Hause während eines privaten Balls von einem Vampir attackiert zu werden.
    Als Seelenlose hat Alexia die Fähigkeit, die übernatürlichen Kräfte von Vampiren und Werwölfen aufzuheben; dazu reicht bloßer Kontakt. Es ist dem Vampir daher nicht möglich, Alexia in den Hals zu beißen (und diese Eigenheit ist in Londoner Vampirkreisen bestens bekannt!), nichtsdestotrotz ist der aufdringliche Kerl nicht von seinem Vorhaben abzubringen. Alexia reagiert gereizt.

    Zitat

    "I say!" said Alexia to the Vampire. "We have not even been introduced!"


    Im Verlauf der kleinen Rangelei, die sich aus dem schockierend schlechten Benehmen des Vampirs entwickelte, streckt Alexia den Unhold "versehentlich" nieder - mit Hilfe einer hölzernen Haarnadel und eines geschickt geschwungenen Sonnenschirms. Dieses unschickliche Manöver ruft unverzüglich den entsetzlich unhöflichen Lord Maccon auf den Plan, Chefermittler des BUR (Bureau of Unnatural Registration) - ein großer, unordentlicher und umwerfend attraktiver ... Werwolf.


    Ah. Da war doch noch was ...
    Nun ja, was soll ich sagen? Ich hatte auch meiner Neigung zu Bandwurmsätzen abgeschworen und ihr seht, was dabei herausgekommen ist.
    Soviel also zu meiner konsequenten Einhaltung einmal gefasster Vorsätze ...


    Von den eingangs erwähnten Romanen ist Soulless jedoch so weit entfernt wie Hedwig Courths-Mahler von Jane Austen, so dass ich meine Inkonsequenz in diesem Fall absolut nicht bereue. Gail Carriger schreibt einfach hinreißend, ihre Dialoge sind großartig und die Geschichte der seelenlosen "alten" Jungfer Alexia, die sich vom aufbrausenden Lord Maccon in keinster Weise von eigenen Ermittlungen abhalten lässt, ist erfrischend originell.


    Da sind zunächst einmal die übernatürlichen Gesellschaftsstrukturen:
    Vampire leben in Hives, deren Königin die einzige ist, die neue Vampire erschaffen kann. Es gibt Menschen, die den Vampiren freiwillig dienen, die sogenannten Dronen, und Bluthuren, von denen Vampire trinken. Es gilt als gesellschaftlicher Fauxpas, ohne Erlaubnis einen Menschen zu beißen.
    Werwölfe leben (natürlich) in Rudeln, lassen sich in Vollmondnächten jedoch von ihren menschlichen Dienern, den Clavigers, wegschließen.
    Während im Britischen Empire die Übernatürlichen Wesen in die Gesellschaft integriert sind, Queen Victoria hat sowohl einen vampirischen als auch einen werwölfischen Berater an ihrer Seite, gelten sie in Amerika immer noch als Bedrohung der Menschen und werden gejagt.


    Als besonders gelungen fand ich den Einfall, mit dem die Autorin Vampire und Werwölfe "erklärt": Während Menschen eine Seele (oder weniger) in sich tragen, besitzen übernatürliche Wesen zuviel Seele. (Was dann auch sehr schön erklärt, warum Alexia als Seelenlose Vampire und Werwölfe auf ihr rein menschliches Wesen reduzieren kann).
    Diese Vorstellung ist die in Großbritannien gültige "Lehrmeinung", es gibt jedoch auch andere Ansätze. Im weiteren Verlauf der Geschichte macht Alexia die Bekanntschaft eines jungen Amerikaners, der sich näher mit der Frage beschäftigt, wie Vampire zu Vampiren werden.


    Fazit: Herausfordernde Lektüre (selten habe ich derart viele Begriffe nachschlagen müssen), die sich in jeder Hinsicht lohnt. Leseempfehlung für die Austen-Fans unter den Fantasy-Lesern!


    P.S.: Der deutsche Titel Glühende Dunkelheit rangiert unter den obersten Plätzen auf meiner persönlichen Liste der dämlichsten Buchtitel übersetzer Romane :bonk und hat (zum Glück) absolut gar nichts mit der Geschichte zu tun.


    P.P.S.: Ich meine gelesene englische Ausgabe verlinkt, ich hoffe, das ist o.k.

  • “Glühende Dunkelheit” ist der überaus gelungene Auftakt rund um den Werwolf Lord Maccon und die Außernatürlich Miss Alexia.


    Wir befinden uns im London des 19. Jahrhunderts. England im Allgemein und London im Speziell lassen mein Herz höher schlagen. Die Beschreibungen werden auf dezente Weise mit der Handlung verwoben, sodass es keine langen Beschreibungspassagen gibt, man sich aber trotzdem ein gutes Bild der Umgebung machen kann. Deshalb und weil die Dialoge sehr locker, dynamisch aber doch der Sprache der damaligen Zeit angemessen, beschrieben sind, wurde das Lesen für mich zu einer wahren Freunde.


    Ich muss zugeben, dass ich zunächst sehr skeptisch war, weil der Klappentext nach einem weiteren Werwolf-Vampir-Roman klang, doch bereits auf den ersten Seiten wurde ich von der Protagonistin mehr als überrascht, denn ihre herrische, bestimmende Ader hat mich gleich gefangen genommen. Auch ihre humorvolle Seite hat bei mir genau ins Schwarze getroffen und so war die Geschichte leider viel zu schnell ausgelesen. Miss Alexia wird aufgrund ihrer 26 Jahre bereits zur alten Jungfer erklärt und hat deshalb einen schweren Stand in der Gesellschaft. Allerdings denkt sie nicht mal ans Aufgeben und gerät vor allem durch ihr loses Mundwerk immer wieder in Schwierigkeiten. Ich musste mehr als einmal bei der Wortwahl oder ihren Gedanken schmunzeln.


    Auch die erotische, sexy Seite kommt im Verlauf der Geschichte nicht zu kurz. Wie der Leser schon auf den ersten Seiten erfährt haben die Protagonisten bereits eine gemeinsame Vergangenheit und können sich im Grunde nicht ausstehen. Die Neckereien erzeugen dabei eine so knisternde Atmosphäre, dass die Geschichte manchmal in den Hintergrund gerückt ist und man sich als Leser fragte: Wann??? Doch auch die Spannung der Story ist nicht zu unterschätzen. Bis zum Schluss überschlagen sich die Ereignisse und ich hätte nicht gedacht, wer letztendlich hinter den Vorfällen steckt.


    Auch die Steampunk-Elemente hat die Autorin sachte einfließen lassen. Von ungewöhnlichen Apparaturen bis hin zu neuen, dampfbetriebenen Maschinen, deren Zweck zunächst unbekannt bleibt, ist alles vorhanden. Allein die Tatsache, dass die Geschichte zu Zeiten Königin Viktorias spielt, ist ein Indiz für dieses Genre.


    Wer eine witzige, dynamische, sexy, elektrisierende Geschichte mit starken, sich verbal bekämpfenden Protagonisten lesen und darüber hinaus einen Ausflug ins alte London machen möchte, liegt mit diesem Buch absolut richtig. Ich persönlich kann es gar nicht abwarten den zweiten Band in Händen zu halten, weil mich die vorlaute Miss Alexia und der derbe Lord Maccon definitiv in ihren Bann gezogen haben!