Georg Klein las im DAI, 29.04.10

  • In Heidelberg las Georg Klein aus seinem preisgekrönten Roman.


    Kurzbeschreibung:
    Klappentext: Georg Klein versetzt uns zurück in das Licht der frühen sechziger Jahre, an den Rand einer süddeutschen Stadt. Ein scheinbar ewiger Sommer umfängt Neubaublöcke, amerikanische Kasernen, eine Laubenkolonie, ein verlassenes Wirtshaus unter uralten Kastanien. Doch dann kommen die Boten: der Mann ohne Gesicht, der Fehlharmoniker, der mysteriöse Kommandant Silber. Und als der taube Sittichzüchter die Ermordung eines der Siedlungskinder voraussagt, müssen der Ältere Bruder und seine Freunde auf die Nachtseite des Sommers überwechseln. Dort gilt es, das Böse durch einen großen magischen Tauschhandel zu bannen. "Roman unserer Kindheit" ist zugleich ein radikal autobiografisches und dämonisch-phantastisches Buch.


    Zum Autor: Georg Klein, 1953 in Augsburg geboren, veröffentlichte die Romane "Libidissi", "Barbar Rosa" und "Die Sonne scheint uns" sowie die Erzählungsbände "Anrufung des blinden Fisches" und "Von den Deutschen". Für seine Prosa wurden ihm der Brüder-Grimm-Preis und der Bachmann-Preis verliehen. Zuletzt erschien sein Roman "Sünde Güte Blitz". Georg Klein lebt mit seiner Frau, der Schriftstellerin Katrin de Vries, und zwei Söhnen in Ostfriesland.


    Mein Eindruck:
    Ich war überrascht, dass Anne Weber bei der Leipziger Buchmesse den Preis nicht bekam, sondern eine Kindheitsgeschichte von Georg Klein. Doch nach dieser Lesung weiß ich, dass es sich bei Kleins "Roman unserer Kindheit" ebenfalls um einen literarisch mutigen Text handelt, der viel mit Sprache arbeitet.
    Klein las in ca. 1 Stunde zwei Ausschnitte aus dem Roman unserer Kindheit, die durch die Art des Vortrags und der Sprachgewalt eine suggestive Wirkung auf den Leser ausstrahlt.
    Zuerst aus dem zweiten Kapitel Sonnentag, in dem die Schar der handelnden Figuren vorgestellt wird. Es wird eine visuelle Sprache eingesetzt, die Kinder werden alle mit sprechenden Namen bezeichnet: der ältere Bruder, die witzigen Zwillinge, das Fröhlichmädchen, die schicke Sibylle, der Wolfskopf, der Schniefer usw.
    Die Eltern heißen jedoch lediglich Die Mutter und der Vater. Dann gibt es noch die Nachbarn, die Böhms. Auch da heißt dar Mann nur „der kleine Gas-Böhm, weil er für die Gaswerke arbeitet.
    Ort ist eine Neubausiedlung in den späten fünfziger Jahren.


    Der zweite Abschnitt, den Georg Klein las, setzt im Kapitel Regentag an. Hier geht es um die kleine Schwester der schicken Sibylle, ein kleines Biest. Außerdem folgt noch ein gemeinsamer Fernsehabend zwischen den Nachbarn.


    Beim Zuhören ist man tief drin im Stoff und es gehen einen Erinnerungen an die eigene Kindheit durch den Kopf. Georg Klein erzeugt immer wieder verblüffende Bilder, zum Beispiel das Drachenkleid der schicken Sibylle.


    Am Schluss gab es noch ein Gespräch zwischen Autor und Publikum, bei dem Georg Klein sehr intensiv auf seine Zuhörer eingeht und auch ein Erfahrungsaustausch über die Wirkung des Gehörten zustande kam.
    Eine wirklich gelungen Veranstaltung um ein interessantes Buch, das aber durch seinem Stil und der komplizierten Erzählperspektive eine Herausforderung für den Leser darstellt.



    Fotos: Georg Klein beim signieren