Familile Maus - eine Geschichte

  • Hallöle,


    habe eben ein alte Geschichte gefunden die ich mal getippselt habe, habe sie gelesen und dachte mir, mmh, wie bist du damals denn auf sowas gekommen? Musste bissle schmunzlen was ich da so geschrieben habe - natürlich nicht über das Thema ansich. Ist scho paar Jahre her.
    Naja, ich stell sie mal einfach rein.


    Familie Maus


    Es war einmal eine Maus. Diese Maus trug den Namen Noah. Noah lebte mit seinen Eltern Tomek und Mamutschka und seinen zwei Geschwistern Shona und David in einem großen Wohnhaus in der Wohnung der Familie namens Goldmann. Die Goldmanns hatten ebenfalls drei Kinder, die der kleinen Mäusefamilie in guten Zeiten oft etwas Leckeres vor das Mausloch stellten. In der letzten Zeit, so merkte die Familie Maus, herrschten schlechte Zeiten, denn es gab kaum etwas zu essen im Hause Goldmann. Nicht nur den Mäusen knurrten die Mägen und sie bekamen oft genug mit wie die Eltern der Menschenfamilie weinten und klagten. Sie lauschten am Abend, wenn alle Kinder in den Betten waren, wie sich die Eltern Goldmann leise unterhielten. Der Laden, ein Schustergeschäft, lief immer schlechter und es gab wohl Entwicklungen in der Menschenwelt die ihnen große Sorge bereiteten.
    Es war das Jahr 1938 als es dann zu eskalieren schien. Das Geschäft der Familie Goldmann wurde verwüstet und die große Schaufensterscheibe wurde eingeworfen. Der kleine Noah, das mittlere Kind der Mäusefamilie, tapste in der Nacht zwischen den Trümmern herum und fragte sich was wohl geschehen war. Er hatte laute Stimmen, Rufe und Schreie gehört, dann waren viele laute Füße durch das Haus getrampelt und plötzlich war das Geschäft zerstört. Noah wusste, dass es böse Männer gewesen waren, die vor ihrem Verschwinden ein großes Zeichen an die Hauswand gepinselt hatten. Das Zeichen hatte Noah in der letzten Zeit schon öfters gesehen, wusste jedoch nicht was es zu bedeuten hatte. In den Tagen nach der Ladenzerstörung herrschte Trauer und Schweigen in dem großen Haus. Alle schlichen durch die Zimmer, und es schien ein Zittern, eine Angst vor etwas Schlimmen in der Luft zu liegen. Dieses Zittern lähmte sie für Monate.
    Es war die Nacht im November 1938 als die Familie Goldmann in großer Aufregung in der Wohnung umher lief und einige Menschen, Freunde der Familie, ein und aus liefen. Aus den Gesprächen entnahm der kleine Noah, dass etwas sehr Schlimmes in der Stadt zu geschehen schien. Er wagte sich , trotz der Ermahnungen seiner Eltern, die zitternd in einer Ecke saß, immer wieder aus dem Mauseloch hervor um zu erfahren was geschah. Anscheinend brannten die Gebäude, in denen die Familie und ihre Freunde immer hingingen um zu beten. Die Nacht schlief keiner in dem großen Haus und die Tage danach waren hart. Es gab weiterhin nichts zu essen, und die ersten Familien zogen aus dem Haus in der Klapperstraße Nummer 2 aus. Die Familie Maus sah sogar einige Mäusefamilien von dannen ziehen. Doch sie wollten bleiben, bei ihrer Familie Goldmann. Alle saßen zitternd in der Wohnung und warteten. Der Familie Maus war jedoch nicht klar, auf was sie warteten. Was würde als nächstes geschehen? Eine harte und lange, lange Zeit brach an.
    Im Jahr 1940 mitten in der Nacht geschah dann etwas. Es hämmerte laut an die Tür der Familie Goldmann. Alle fielen vor Schreck aus ihren Betten, ob Mensch oder Maus. Die Tür sprang auf und einige von den bösen Männern stürmten herein. Alles schrie durcheinander, Möbelstücke wurden umgeworfen, Schränke durchwühlt und bevor sie endlich verschwanden rief eine laute Stimme: Ihr habt 10 Minuten um zu packen, dann ab nach unten und ihr werdet in eure neuen Häuser gebracht.“ Schrecken stand auf all ihren Gesichtern und Hektik brach aus. Ratlos stand die Familie Maus da, was sollte das bedeuten? Warum mussten sie so plötzlich weg gehen? Den Mäusen jedoch war klar, sie würden ihre Familie, die sie so lang beherbergt hatte, nicht alleine gehen lassen. Schnell huschten sie aus ihrem Loch und verkrochen sich in einer Seitentasche des Koffers, den die Mutter Goldmann gerade mit zitternden Händen packte. Ein paar Minuten später ging die Reise los. Ängstlich klammerten sich die Mäuse aneinander. Es war ein Gewackel und Geruckel, dass die Kleinen weinten. Nur Noah war still, er war neugierig und wollte wissen was hier geschah. Er hörte jedoch nur laute Schreie, dann lautes Gebrumme von diesen furchtbar großen Dingern, die sie Autos nannten. Er hörte auch Menschen weinen. Zuletzt schrie jemand in lautem Befehlston Worte durch die dunkle Nacht, dann kehrte bald Ruhe ein und der Koffer schien endlich zu stehen. Aber erst nach einiger Zeit wagten sich die Mäuse aus ihrem Versteck. Was sie sahen verwirrte sie. Sie waren in einer fremden Wohnung. Sie war dreckig, in jeder Ecke saßen Menschen. Dies war gewiss eine kleinere Wohnung als die vorherige, es waren aber noch drei Familien mit vielen Kindern hier. Alles saßen mit versteinernden Mienen oder schlafend an den Wänden. Erst als der Tag dämmerte schienen sie aus ihrer Starre zu erwachen. Es kehrte Geschäftigkeit ein. Es wurden Koffer ausgepackt, ein paar von den halb kaputten Möbeln umher geschoben, und die Familie Goldmann bezog ein Zimmer. Familie Maus suchte unterdessen ein Mausloch. Sie fanden nur eins in der ganzen Wohnung, darin saßen zitternd schon zwei weitere Mäusefamilien. So rückten alle zusammen, und in diesem kleinen Mäuseloch in der Wand mussten ein Haufen Mäuse zusammen leben. Noah gefiel das gar nicht und seine Familie weinte oft, wie auch all die Anderen, doch es blieb ihnen keine andere Wahl, das hatte er begriffen. Dass nun noch schlechtere Zeiten anbrechen konnten hatte jedoch niemand erwartet. Die Menschen hatten nichts zu essen, die Mäuse begaben sich auf die Suche nach kleinen Krümmeln, doch meistens blieben die Mäuler ungestopft. So musste Noah mit ansehen, wie immer wieder eins der kleinen Mäusekinder der anderen Familien nicht mehr aufwachte. Es war eine furchtbare, traurige Zeit. So vergingen Tage, Wochen und Monate. In den Wänden steckte Kummer, das war bis tief in die Knochen spürbar. Menschen und Mäuse rückten zusammen und bangten um ihr Leben.
    Irgendwann, an einem kalten Herbsttag brach Panik in der Wohnung aus. Menschen und Mäuse liefen umher, weinten, schrien und der kleine Noah sah mit großen ängstlichen Augen, wie wieder die bösen Männer ins Haus kamen und die Menschen an Haaren und Klamotten aus dem Hause zerrten. Geschockt rückten die Mäuse ganz nahe zusammen und wussten nicht was zu tun war. Aber lang hielten sie nicht still. Sie wollten bei ihren Familien bleiben, also liefen auch sie schnell davon. Es herrschte soviel Hektik, dass die Familie Maus, bis sie unten vor dem Haus war, den kleinen David verloren hatte. Vor Angst schrie Mamutschka, der Vater suchte hektisch nach seinem Kleinen, und die große Schwester Shona hockte schluchzend neben Noah. Auf der Straße war die Hölle los, man hatte keinerlei Überblick. Überall standen riesengroße Autos, auf die die Menschen getrieben wurden. Alle sahen furchtbar ängstlich aus. Noah hatte auch große Angst. Dann ging alles ganz schnell. Sein Vater schrie, alle sollen auf den Wagen. Er sah seine Eltern los hüpfen, flink kletterten sie auf einen der Wagen. Shona jedoch bleib zitternd und in Angststarre an der Hauswand sitzen. Noah sah hilflos von einem zum anderen. Seine Eltern schrieen, er soll sofort hoch kommen. Doch seine Schwester, die konnte er doch nicht einfach sitzen lassen. In dem Moment startete laut das Autogebrumm. Die Wagen setzen sich in Bewegung. Geschockt sah er seine Eltern davon fahren. Als er wieder zu Shona zurück sah, konnte er gerade noch sehen, wie sich ein Fuß des bösen Mannes mit einem wuchtigen Stiefel auf seine Schwester setze. Schnell drehte er den Kopf weg.
    Er wusste nicht mehr was dann alles passiert war, aber er war wohl auf einen der wegfahrenden Autos gesprungen und hatte sich in der großen Manteltasche eines Mannes versteckt. Die Fahrt dauerte lange und als sie hielten wurden all die Menschen wieder umher getrieben und in große Ungetüme gebracht, wo sie zusammen gepfercht eingesperrt wurden. Was waren das nur für Riesengroße Dinger in dem er nun gefangen war? Als es plötzlich ein Getöse gab und sie sich mit dem Ding zu bewegen schienen blieb ihm vor Schock beinah das Herz stehen. In der Jackentasche des Mannes zusammengerollt lag Noah nun traurig da. Seine Familie war verloren gegangen, der kleine David musste schrecklich weinen und voller Angst umherirren und seine Schwester war tot. Warum hatte das nur alles passieren müssen? Was war nur los? So verbrachte Noah viele, viele Stunden. Die Menschen schienen sehr zu leiden, er hörte ihre Schreie, ihre Qualen, versuchte jedoch einfach an gute, alte Zeiten zu denken. Erschöpft schlief er irgendwann ein.
    Als er wieder erwachte, standen sie still. Die großen Türen wurden aufgerissen. Die Menschen, die noch gesund waren sprangen aus dem Ding. Erschrocken sah Noah aus der Tasche hinaus und erblickte, dass Menschen auf dem Boden lagen, tot, andere hatten Verletzungen und bluteten. Es war ein grauenhaftes Bild. Er blickte bibbernd aus der Manteltasche des Mannes und sah ein großes Tor, auf dem in großen Lettern stand: Arbeit macht frei. . .

  • Die Namen sind zum schreien. Die Geschichte ist klasse. Eine super Dokumentation für ein Grundschullesebuch :chen. Aber ernsthaft: Deine Kurzgeschichte gefällt mir.

    "Du wartest auf einen Zug, ein zug der dich weit weg bringen wird, du weißt wohin der Zug dich hoffentlich bringen wird, aber du weißt es nicht sicher, aber das ist dir nicht wichtig, weil ihr zusammen sein werdet."

  • Zitat

    Original von LittleDarkHeart
    Die Namen sind zum schreien. Die Geschichte ist klasse. Eine super Dokumentation für ein Grundschullesebuch :chen. Aber ernsthaft: Deine Kurzgeschichte gefällt mir.




    Mir auch :-)


    Total suess , die Geschichte ist einfach toll geschrieben, Wow auf so eine Idee , mit den Mauesen würde ich garnicht kommen ;D

    Die Stärksten sind die, die unter Tränen lachen, eigene Sorgen
    verbergen um andere glücklich zu machen! :rolleyes


    PSYCHOLOGIE<3

  • Eigentlich hatte ich ja nur das rienchen hierher verfolgt, aber die Geschichte ist wirklich nett (wenn sie auch hinsichtlich Fehlern und Kommasetzung noch einmal durchgesehen werden sollte), auch die Idee gefällt mir. Hast du mal überlegt, an bedeutenden historischen Ereignissen jeweils eine Mäusefamilie teilhaben zu lassen? Das Geräusch der Mauerspechte könnte eine Familie in Angst und Schrecken versetzt haben, von dem Balkon, von dem die Republik ausgerufen wurde, könnte in letzter Sekunde eine Maus geflitzt sein, bevor sie entdeckt wurde, Marie Antoinette könnte ebenso wie Maria Stuart Mäusebesuch erhalten haben usw usf... :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Ahaaa..das Maikäferchen folgt mir also. :lache Ich werde mal wieder in den unendlichen Tiefen der Threads suchen und was Nettes für Dich auftreiben. Pass schön auf, dass Du nicht auf den Rücken fällst, hihihi.. :kiss :knuddel1

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

  • Du folgst mir ja auch... quod erat demonstrandum - oder wie das heisst*g*
    Nein, im Ernst, ich hab schon nette Leseerlebnisse deinen archäologischen Tätigkeiten zu verdanken, ich sage nur: Plastik-Albert :lache , also tu dir keinen Zwang an...
    Auf den Rücken fall ich nicht, außerdem hab ich da für alle Fälle eine Riesensprungfeder montiert... :knuddel :lache :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von maikaefer ()