Die fünfte Kirche - Phil Rickman

  • Kurzbeschreibung
    Christen, Heiden und ein Mörder Kaum ist Merrily Watkins zur Exorzistin ernannt, sitzt sie auf Anordnung des neuen Bischofs in einer Krawall-Talkshow zwischen Satanisten und selbsternannten Hexenjägern. So richtig ist der Teufel aber erst los, als ein Hippie-Pärchen im Nachbarort eine geschichtsträchtige Ruine erwirbt. Eine heidnische Kultstätte soll hier entstehen – ausgerechnet in einer der fünf Sankt-Michaels-Kirchen, die nach alter Überlieferung das Land vor dem Bösen bewahren. Und das Böse ist da, in Gestalt eines skrupellosen Mörders


    Über den Autor
    Phil Rickman, geboren in Lancashire, ist ein englischer Autor und Radiomoderator. Zu seinen Werken gehören auch bemerkenswert erfolgreiche Spannungsromane, die er unter dem Pseudonym Will Kingdom verfasst. Seit Ende der neunziger Jahre schreibt er an seiner Krimireihe um Merrily Watkins, die in England seit langem Kult-Status genießt.


    Meine Meinung
    In Phil Rickmans dritten Roman um Merily Watkins, der vom Verlag jetzt nicht meht mit dem Zusatz Krimi sondern Mystery versehen wurde, gerät die Pfarrerin zwischen die Fronten von Anhängern der alten Religion, die das Heidentum in Großbritannien wieder erstarken lassen wollen und militante Christen unter der Führung des Charismatischen Pfarrers Ellis. Beide Gruppen strecken ihre Fühler nach der stillgelegten und langsam verfallenden Kirche St. Michael in Old Hindwell aus, unter deren Fundament ein altes heidnisches Heiligtum vermutet wird. Besitzer dieser alten Kirche sind das Hexenpaar Betty und Robin, die das alte Gemäuer dem Heidentum widmen wollen, was die Einwohner des angrenzenden Ortes samt Pfarrer Ellis mit allen Mitteln zu verhindern suchen. Merrily Watkins nimmt sich der Sache in ihrer Funktion als Beraterin für spirituelle Grenzfragen an und will vermitteln. Gleichzeitig kümmert sie sich um Barbara Buckingham, deren Schwester mit 39 an einem Schlaganfall gestorben ist und deren Ehemann ein beunruhigendes Verhalten an den Tag legt, da er seine verstorbene Frau nicht gehen lassen will. Beide stammen ebenfalls aus Old Hindwell.


    Glaube und übersinnliche Elemente haben ja bei Rickman schon in den ersten beiden Büchern eine starke Rolle gespielt und in diesen Elementen ist Rickman mit diesen dritten Buch nun auch endgültig angekommen. Vom Verlag war es daher vermutlich auch eine logische Entscheidung, dies Reihe nicht mehr mit dem Zusatz Krimi zu versehen, denn als Krimi kann man dieses Buch nicht bezeichnen. Vorrangig geht es in diesem Buch um den Kampf zwischen Christen und Neu-Heiden und die Bemühungen dieser beiden Gruppen, die stillgelegte Kirche St. Michael den jeweils eigenen Zwecken zuzuführen. Was nach einem Kampf zwischen himmlischen und heidnischen Heerscharen klingt, hat am Ende mehr oder weniger ganz weltliche Gründe, die zwar überraschend sind, mich aber doch irgendwie unzufrieden zurückgelassen haben. Vielleicht war es vom Autor aber auch beabsichtigt, dass die Situation am Ende des Buches letztendlich genauso ist wie am Anfang des Buches und der Leser damit genauso wenig weiß wie vorher. Für mich hatte das allerdings eher etwas von losen Enden und fehlenden Erklärungen, auf die der Autor über 550 Seiten konsequent hingearbeitet und sie dann nicht liefert.
    Positiv anmerken muss man, dass Rickman hier nicht in das Schema "Guter Christ - böser Heide" verfällt. Es gibt keine Wertung, keine Tendenz, der Leser ist hier genau wie Merrily Watkins neutraler Beobachter und kann sich ein unabhängiges Bild beider Gruppierungen machen.


    Weniger gelungen fand ich den zweiten Handlungsstrang um Barbara Buckingham und deren verstorbener Schwester Menna. Groß eingeführt zu Beginn des Buches tritt dieser Strang im Laufe der Geschichte ein wenig in den Hintergrund, um dann auf den letzten Seiten des Buches wieder ans Licht gezerrt zu werden. Es gelingt dem Autor zwar noch, den Bogen zum Haupthandlungsstrang zu schlagen, aber einer der wichtigsten Punkte findet am Ende keine Erwähnung mehr und hinterlässt ein offenes Ende.


    Alles in allem fand ich diesen dritten Band trotz der von Seite zu Seite steigenden Spannung eher unausgegoren und deutlich schwächer als die beiden ersten Bücher. Dennoch ich mich schon auf den vierten Band, der im Oktober erscheint. Ich mag sie ja, die Merrily, und ich möchte schon wissen, wie es mit ihr weitergeht.

  • Das stimmt, der Teil ist schon am 22.04 erschienen.
    Danke für die Rezension, der Buchhandel wurde vom Verlag befragt, ob der Aufdruck in Mystery geändert werden solle und ob "Merrily Watkins" erwähnt werden sollte.
    Das macht Rowohlt immer richtig gut in der Zusammenarbeit.


    Allerding haben sie immer noch das Problem, dass die Cover der Reihe eher Männer anzusprechen scheinen, die dann noch einen düsteren, eher klassischen Englandkrimi erwarten und dementspechend auf die Nase damit fallen :-(


    Schade, ich mag die Reihe, obwohl ich sie eher als "betreuungsintensiv" einschätzen würde.



    verantwortliche Grüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

  • Danke für die Info zur Änderung des Zusatzes in Mystery. Macht bei dieser Reihe wirklich Sinn.


    Die Cover der ersten Ausgaben sind so ein bisschen an die Original-Cover angelehnt, finde ich. Wenn man sich die Cover der Originalausgaben anschaut, merkt man aber mit Fortschreiten der Serie auch eine Veränderung. Vielleicht hat man da schon gemerkt, dass man die eigentliche Zielgruppe mit so düsteren Krimis nicht erreicht.

  • :-) Danke für die Rezi - ich warte darauf, dass das Buch für vorablesen ausgeliefert wird, wobei sich hier wieder einmal zeigt, dass man die Bücher meist eben nicht vorab liest, weil die Verlage die eigenen Erscheinungstermine vorziehen.
    Ich bin ein absoluter Fan von Merrily Watkins und kann es gar nicht abwarten, bis das Buch endlich geliefert wird.

  • Habs mir heute doch noch kaufen können und hab den armen Kerl bei Thalia durch die Gegend gescheucht. Ich hoffe ich kann nachher noch damit anfangen.


    Was die Cover angeht, so finde ich die richtig gut und auch ansprechend. Passt zur Serie und passt zu mir. Warum das eher Männer anspricht finde ich interessant. Wobei ich das mit dem klassischen Englandkrimi verstehen kann, man bekommt den Eindruck und ich lebe ja diese Art von Krimis. Aber das was man letztlich bekommt ist genauso gut.

  • Ich finde die Cover nicht schlecht und habe schon viele Cover gesehen, die meiner Meinung nach "männlicher" aussahen. Für mich suggerieren diese Bilder immer ein nebeliges, düsteres und mystisches England und genau das passt ja zu Merrily Watkins. Schade, dass die Krimis hier nicht so den Erfolg haben, wie in GB, das lässt mich schon wieder fürchten, dass die Reihe nicht komplett übersetzt werden wird... :cry

  • Zitat

    Original von Eskalina
    Schade, dass die Krimis hier nicht so den Erfolg haben, wie in GB, das lässt mich schon wieder fürchten, dass die Reihe nicht komplett übersetzt werden wird... :cry


    Wenn Bouquineur und Du Euch weiter so begeistert dafür einsetzt, werden bestimmt noch einige Eulen auf die Serie aufmerksam. Ich hatte den ersten angefangen zu lesen und abgebrochen, weil er mir gar nicht gefiel. Nun werde ich ihm nach wiederholtem Lesen Eurer Rezis als Hörbuch eine neue Chance geben :-)

  • Ich bin jedenfalls auf weitere Meinungen gespannt, vor allem, ob ihr die Dinge ähnlich als offen geblieben empfindet wie ich. Bei Amazon gibt es bislang nur eine weitere Rezi und die hat 5 Sterne.


    JaneDoe, die Befürchtung habe ich auch, dass die Bücher vielleicht nicht den gewünschten Erfolg haben und nicht weiter übersetzt werden. Vielleicht macht man deshalb immer Vorablesen-Titel daraus.


    Ich kann hier gerne mal spoilern, was ich in der Rezi oben nur andeuten konnte, um von Inhalt nichts zu verraten:



    Auch wird nicht klar, ob die Heiden/Hexen am Schluss die Kirche wieder der alten Religion geweiht haben (der große Ritus wurde ja nicht vollzogen) oder ob Vater Ellis nun mit seiner Weihe da oben auf dem Mauerbogen die Kirche wieder dem katholischen Glauben geweiht hat). Es gibt dazu keinen abschließenden Hinweis.


    Das meinte ich damit, dass man am Ende praktisch wieder am Ausgangspunkt angekommen ist. Die Kirche gehört weiterhin eigentlich keiner der beiden Gruppen.


    Der zweite Strang um den Anwalt und seine Frau Menna bleibt auch offen. Dieser angefangene "Exorzismus" in dem Mausoleum bleibt ja ohne Wirkung, weil Merrily spürt, dass Menna nicht dort ist. Warum lässt sie sich überhaupt darauf ein, wenn sie doch weiß, dass Mennas Geist eher in dem Zimmer im Erdgeschoss gefangen ist? Und ist er dort überhaupt noch gefangen, nachdem Mennas Mann getötet wurde? Er hat sie ja offenbar irgendwie an sich gebunden. Ist sie dann durch seinen Tod befreit?


    Mir hätte es gereicht, wenn Rickman sich hier auf einen Handlungsstrang konzentriert hätte und nicht noch diverse Nebenhandlungen eingebaut hätte. Den mordenden Doktor, dem ja am Ende offenbar nicht wirklich etwas nachzuweisen ist, hätte ich nicht haben müssen.

  • So ich habe das Buch eben beendet und bin icht ganz so begeistert wie von den Vorgängern.


    Die Story an sich ist ja nicht so uninteressant und ich mag die Amosphäre, aber alles wirkt so ein bisschen zusammen geschustert ohne wirklichen roten Faden. Ansonsten gab es ja auch immer mehrer Handlungsstränge, die zum Schluss hin dann zusammenliefen, aber hier wirkt es so, als lese man mehrere Geschichten und zum Schluss versucht man die irgendwie zusammenzubringen.
    Dabei muss ich sagen, dass es eigentlich 2 Hauptstränge gibt, die wie ich finde nichts miteinander zutun haben, außer, dass sie am selben Ort spielen. Und deshalb wirkt das Ganze auch nicht so flüssig und rund.


    Außerdem muss ich sagen, kam Merrily etwas zu kurz. Zuviel drehte sich um Betty und Robin und es war eher als sei Betty die Ermittlerin, die dann aber plötzlich damit aufhört, auf Merry trifft, die dann übernimmt und das Ganze quasi aufklärt. Überhaupt lag sehr wenig Gewicht auf den Mordfällen, da sich alles um das Heidentum drehte. Aber auch das nur sehr oberflächlich. Obwohl das Buch von der Seitenzahl her nicht kürzer ist, als die anderen, kam es mir viel obrflächlicher vor, so als sei kein Platz etwas auszuführen.


    Wer mir auch so ein bisschen fehlte war Lol, zwar gibt es eine Erklärung, warum er nicht vor Ort ist, aber ich hatte in den anderen beiden Teilen, das Gefühl, er sei schon Teil dieser Gemeinschaft und sowas wie der Mann der im Hintergrund agiert oder mit einem aufmunterden Wort zur Seite steht. Zwar war auch Gomer Parry schon immer ein wichtiges Glied der Gemeinde, aber diesmal ist er ja wirklich mit der Hauptpart. Das ist auch ok, aber den armen Lol so zu vernachlässigen, ist nicht nett und ich hoffe er kommt zurück.


    Das Ende fand ich etwas unrund und unfertig und ich frage mich, ob die Ereignisse noch einen Weg ins nächste Buch finden werden. Sowohl was die Bestrafung der Täter angeht, noch was das weitere Leben für Ned, Betty und Robin bereit hält. Sonst endeten die Bücher einfach immer mit einem Punkt, hier fühlt es sich wie ein Komma an und es ist doof, dass man auf die Fortsetzung nun ein halbes Jahr warten muss (zumindest, wenn man auf deutsch lesen will).


    Alles in allem bisher das schwächste Buch und ich hoffe, das nächste fangt sich wieder. Ich werde Merry auf jeden Fall treu bleiben. Leider 7/10 Punkten.

  • Danke für Die Rezi Cathrine, die sich ja dann doch mit meinen Eindrücken deckt. Wenn ich mir den Klappentext zum nächsten Buch anschaue, befürchte ich, dass uns da etwas ganz neues erwartet, das keinen Bezug mehr auf das dritte Buch hat.

  • Die Leseprobe bei vorablesen.de und der Klappentext haben mich richtig angesprochen. Nach Beginn des Buches allerdings war ich nicht mehr so überzeugt.


    Zu viele Orte, zu viele Personen, die irgendwie nebeneinander herliefen. Ich hatte das Gefühl, dass ich zwei Bücher gleichzeitig lese.


    Und mit dem Ende bin ich überhaupt nicht zufrieden. Wie ging es weiter? Welche Strafe haben die Täter bekommen? Ist die Kirche jetzt heidnisch oder nicht? Entweder hab ich da was nicht mitbekommen oder der Leser wird hier ziemlich alleingelassen mit seinen Schlüssen.


    Lol hab ich auch total vermisst. Eigentlich hatte ich mich mit am meisten auf ihn gefreut :(


    Es war schon spannend und mich hat auch interessiert, wie die Geschichte weitergeht. Aber irgendwie war es mir teilweise zu viel Religion und zu wenig Aufklärung.


    Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich mir den nächsten Teil der Reihe holen werde.


    Von mir gibt es aber trotzdem 7 Punkte.

    Ein Raum ohne Bücher ist ein Körper ohne Seele.
    - Cicero


    :lesend Harlan Coben - Ich vermisse dich

  • Merrily und die Heiden



    Meine Meinung: Nachdem ich von den beiden ersten Bänden so begeistert war, konnte ich es fast gar nicht abwarten, bis nun endlich der dritte Band in der deutschen Übersetzung vorlag. Diesmal hat Merrily Watkins, die allein erziehende Mutter, Pfarrerin und Exorzistin ihrer Diözese („Beraterin für spirituelle Grenzfragen“ nennt ihr Bischof diese Aufgabe), einen wahrhaft „teuflischen“ Feind: Es sind Heiden in den Nachbarort gezogen – und damit nicht genug: Sie haben ein Grundstück mit einer alten, aufgegebenen Kirche erworben und planen, an diesem Ort heidnische Rituale durchzuführen. Erst in einer TV-Show an deren Teilnahme Merrily nicht vorbeikommt, wird dieses Vorhaben bekannt und ruft neben bekennenden Heiden auch einen charismatischen Pfarrer auf den Plan, der medienwirksam alles tun will, um diese Gefahr aus der Gegend zu verbannen. Als kurze Zeit später ein Mensch vermisst wird, scheint klar zu sein, dass das Böse in diesen Landstrich zurückgekehrt ist.


    Eigentlich hat sich nichts an Rickmans Stil geändert. Seine Art zu schreiben ist eher „gemütlicher Landhausstil“ und ist nichts für ausgemachte Fans von knisternder Spannung. Wie auch in den vorherigen Büchern um Merrily Watkins lebt die Handlung durch die dichte Beschreibung der Charaktere und der Autor hat seine Figuren mittlerweile in ihrem kleinen, perfekt konstruierten Umfeld etabliert. Er selbst scheint sie manchmal zu beobachten und die Fäden locker zu lassen, als wolle er sehen, wohin sie agieren, doch in diesem Buch hat er meiner Meinung nach zu lange den Dingen ihren Lauf gelassen – Es braucht zuviel Zeit, bis wenigstens ein wenig Tempo aufgenommen wird und ansatzweise so etwas wie Spannung spürbar wird, zu sehr verstrickt sich der Autor hier in das Beschreiben von Beziehungen, Befindlichkeiten und Stimmungen. Meiner Meinung nach ist dies das bisher schwächste Buch der Serie, doch da ich mittlerweile weiß, was Rickman kann, warte ich nun geduldig auf den nächsten Band und hoffe, dass ich dann wieder eine spannendere Geschichte um die ungewöhnliche Pfarrerin und ihre Tochter zu lesen bekomme.


    7 zähe Pünktchen von mir...

  • Meine Meinung zu "Die fünfte Kirche"


    Kleine Anmerkung vorab: Ich habe die Rezi schon vor drei Wochen geschrieben, also passt der erste Satz nicht mehr!



    Auf Teufel komm raus


    So, gestern Abend habe ich endlich "Die fünfte Kirche" zu Ende gelesen. Was für eine Erleichterung! Schon lange habe ich mich nicht mehr derart durch ein Buch quälen müssen. Und dabei hatte ich mich so auf den dritten Band der Merrily-Watkins-Reihe gefreut. Die beiden Vorgänger fand ich nämlich noch unterhaltsam und spannend. Zwar waren auch schon bei "Frucht der Sünde" und "Mittwinternacht" einige Schwächen erkennbar, aber ich bin durchaus mit der Hoffnung ans Lesen gegangen, dass es eigentlich ja nur besser werden könnte. So von wegen "Fehler sind dazu da, um aus ihnen zu lernen". Denkste! "Die fünfte Kirche" hat sich leider als total chaotisches, langatmiges und langweiliges Buch herausgestellt. Theoretisch geht es darin im weitesten Sinne um die Gegensätze und Gemeinsamkeiten innerhalb der Glaubensinhalte von Christen und Heiden. Praktisch hat der Leser es mit ausuferndem Exorzismus, mittelalterlich anmutenden Dörflern, Kirchenentweihungen durch heidnische Bräuche und geheimnisvollen Bannsprüchen zu tun. Die christliche Seite wird diesmal von einem fundamentalistischen Pfarrer und seinen fanatischen Anhängern verkörpert, während die heidnische Seite durch einen ihrer großen Führer sowie den Mitgliedern eines Hexenkonvents vertreten ist. Und Merrily und ein paar Helfershelfer – u.a. ihre Tochter Jane und Gomer Parry – stehen wie immer genau in der Schusslinie. Zudem gibt es mehrere Tote, einen Mörder und etliche zwielichtige Gestalten. Obgleich das nach einem guten Stoff klingt, schält sich die Handlung erst nach 300 Seiten etwas aus ihrer Behäbigkeit und baut ansatzweise so etwas wie Spannung auf. Vorher passiert rein gar nichts. Stattdessen gibt es etliche höchst uninteressante religionswissenschaftliche Exkurse zur Thematik Christen- versus Heidentum. Dann hagelt es plötzlich überraschende Wendungen (vor allem zum Ende hin), die aber so an den Haaren herbeigezogen und unglaubwürdig sind, dass sie gar keinen tieferen Eindruck bei mir hinterließen.


    Es sind einfach zu viele verschiedene Verbrechen und Motive in diesem Buch eingebaut, um wirklich konsequent logisch und nachvollziehbar zu sein. Einige Ereignisse wirken in ihrer Grausamkeit sehr plakativ und zu gewollt in Szene gesetzt, so dass sich bei mir weder Entsetzen noch Mitleid für die Opfer einstellen wollten. Die mysteriösen Elemente sind oft nur ansatzweise vorhanden und verheißen mehr, als ihre Auflösung schließlich leisten kann. Wenn denn eine Auflösung überhaupt stattfindet. Vieles verläuft im Sande und etliche verbrecherische Handlungen werden weder gesühnt noch bestraft.


    Des Weiteren arbeitet Phil Rickman die wesentlichen Charakterzüge seiner Figuren nicht sorgfältig genug heraus, sie wirken eindimensional und berechenbar. Merrily und ihre Tochter müssten als Hauptfiguren eigentlich besonders interessant sein, lassen sich aber ein ums andere Mal von Leuten wie beispielsweise dem Heidenführer Ned Bain die Show stehlen. Oft handelt Merrily zu zögerlich und ist sich ihres eigenen Urteils so unsicher, dass ich mich richtig über sie geärgert habe. Solche Hauptfiguren geben mir nichts, bei einem Genre wie diesem wäre ein wenig mehr Mut und Durchsetzungsvermögen schon angemessen, um die Bedürfnisse der Leserschaft zu befriedigen. Alles in allem interessierte mich weder die Handlung noch was aus den einzelnen Personen wurde. Dementsprechend hätte ich gut auf das Lesen dieses Buches verzichten können. Vielleicht hatte der Autor ja nur einen kreativen Durchhänger. Ich hoffe jedenfalls, dass der nächste Band wieder besser ist und vielleicht auch mal einen wohligen Grusel auslöst. Ob ich jedoch Lust haben werde, ihn auch zu lesen, steht noch in den Sternen!


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  • "Die fünfte Kirche" von Phil Rickman ist ein dunkel angehauchter und gleichzeitig mystischer Roman, dessen erschreckend realistisch zu empfindener Handlungsstrang, bei mir ziemlich ins "Schwarze" getroffen hat. Am Anfang fand ich es jedoch zugegebenermaßen etwas stockend und zähflüssig zu lesen, ergriff jedoch rasch (Seite nach Seite) mehr an Fahrt und mein Interesse und meine Lesebegeisterung wuchsen mit der Zeit.


    Kurzinhalt:


    Hauptsächlich geht es um den "Kampf" oder auch "Zwist" zwischen Heiden und Christen. Dieser beginnt damit, dass ein junges Ehepaar (Betty und Robin) ein Grundstück in einem kleinen Dorf in Old Hindwell, im Grenzgebiet von Wales und England kauft. Auf dem es eine verfallene Kirche gibt, die anscheinend in Vergessenheit geraten ist. Doch plötzlich bekommt sie ungeahnte Aufmerksamkeit, nicht nur vom dem jungen zugezogenen Paar, nein sondern auch von den Dorfbewohnern. Laut der Legende wurde die Kirche, zusammen mit 4 anderen rund um den Ort gebaut , um einen gefährlichen Drachen zu verbannen, jedoch kommt bald die Frage auf, ob nicht das Gegenteil der Fall ist. Nachdem die Presse herausbekommt, das Heiden auf einem ehemals geweihten christlichen Boden ihre Rituale vollziehen wollen, kommt es zu ungeahnten Folgen. Plötzlich mutieren die einstmalig "braven" Bewohner zu einer bedrohlichen Gemeinschaft, angeführt vom Pfarrer Ellis, der sehr gut Angst und Zwietracht gegen die "beiden Teufelsgestalten" schnüren kann. Dass hinter seinen öffentlichen Hetzparaden, jedoch eine ganz persönliche private Fehde steckt, ahnt man nur zu Schluss. Während die Christen und die Heiden (die extra angereist sind , um Betty und Robin zu unterstützen) aufeinanderprallen und es zu hitzigen Auseinandersetzungen kommt, stößt Pfarrerin MerrilyWatkins auf geheime Machenschaften, die sich hinter verschlossenen Türen des so beschaulichen Ortes zutragen. Indenen geht es um einen Arzt, einen Anwalt und um einen Fond. Doch harmlos wirkt diese Entdeckung gegenüber einem Mord, dessen Täter Merrily gefährlich nahe kommt.



    Fazit:


    Ein recht gelungener Roman , der mir gefallen hat, da dass Thema mich ansprach. Jedoch denke ich, dass dieser Roman nicht für jeden ansprechend ist, da es sich hauptsächlich um Religion und Mystery handelt. Da der Mord und dessen Aufklärung nur einen geringen Teil der Handlung ausmacht, und es eigentlich fast nur um die "Hexenjagd" dreht, ist dieser Roman wirklich nicht mit einem Krimi gleichzusetzen. Da ich leider nicht die anderen Teile der Reihe kenne, kann ich sie daher nicht vergleichen. Jedoch gefällt mir die jugendlich eingestellte und nicht verbohrte Pfarrerin, die mit ihrer sympathischen Tochter , die anscheinend nicht immer auf ihre Mutter hört, eine gute Basis der Bücher bildet. Daher überlege ich mir, ob ich mir nicht die Vorgänger zulegen soll :-)

  • Ich fand, diesem Roman fehlte irgendwie der rote Faden, zu viele Sachen bleiben offen und lassen einen unzufrieden zurück. Dies war mein erster Roman von Phil Rickman und ich weiß nicht, ob ich noch weitere lesen möchte...

  • Die ersten bd. teile sind deutlich besser...du solltest Rickman noch eine Chance geben. Ich hoffe auch der nächste wird wieder etwas 'besser'...aber ich mag halt einfach auch die Atmosphäre, schon allein deshalb werde ich mir den holen. Jede Serie hat mal ein Buch, das nicht ganz so überzeugt.