Der japanische Verlobte von Amélie Nothomb
ISBN:3257067461
Verlag:Diogenes
Erscheinungsjahr:Februar 2010
Übersetzerin:Brigitte Grosse
Über die Autorin:
Amélie Nothomb, Tochter belgischer Eltern, wurde 1967 in Kobe (Japan) geboren. Als Diplomatentochter kam sie in der Welt, insbesondere in Asien, herum.Nach einem Studium der Philologie in Brüssel arbeitete sie in einem japanischen Großkonzern.
Später gab die Autorin diese Arbeit zugunsten des Schreibens auf.
Für ihre schriftstellerische Arbeit wurde die Autorin mit dem "Grand Prix du Roman" und dem "Prix de Flore" ausgezeichnet.
Ihre Bücher sind in verschiedene Sprachen übersetzt worden, u.a. auch in die japanische Sprache, mit der sich die Autorin besonders verbunden fühlt.
Die Bücher der Autorin erscheinen für den deutschsprachigen Raum bei Diogenes.
Über den Inhalt:
Mit Anfang 20 kehrt Amelie Nothomb nach Tokyo zurück,um ihre japanischen Sprachkenntnissse zu vertiefen.
Im nahegelegenen Supermarkt bietet sie an der Biete-/Suchewand an, Französischunterricht zu einem fairen Preis zu unterrichten. Auf dieses Angebot meldet sich Rinri, Sohn wohlhabender japanischer Eltern, der seine Sprachkenntnisse verbessern möchte. Es dauert nicht lange bis zwischen Amélie und Rinri eine Beziehung entsteht, die über das Vermitteln von
Französischkenntnissen hinausgeht.
Meine Meinung:
Bereits vor langer Zeit hatte ich die belgische Autorin Amélie Nothomb für mich entdeckt.
Ihr Roman "Quecksilber" hatte einen nachhaltigen Eindruck bei mir hinterlassen, weil die Autorin es verstand,
in ihren Geschichten Bilder zu malen, Emotionen zu wecken und meisterlich Spannung aufzubauen.
Nach anfänglicher Begeisterung und Vorschusslorbeeren enttäuschte mich ihre "Metaphysik der Röhren" dermaßen, dass ich lange Zeit keine Büchern der Autorin mehr anrührte.
Bei Erscheinen ihres neuen Buches zögerte ich keinen Augenblick den Roman zu kaufen, weil mich einerseits das Thema interessierte, andererseits weil die Autorin mich mit ihrem Schreibstil in der Vergangenheit auch begeistern konnte.
Mit ihrem "japanischen Verlobten" hat Amélie Nothomb neben "Mit Staunen und Zittern" einen höchstpersönlichen Roman vorgelegt.
Sie verarbeitet darin einen Teil ihrer "Japangeschichte". Mit Rinri, ihrem nur geringfügig jüngeren Schüler geht die junge Amélie eine Liebesbeziehung ein, die ganz anders ist als europäische Verbindungen und die die Autorin der Kultur Japans näher als jede Lehrveranstaltung bringt.
Auf seine ihm ganz eigene Art umwirbt Rinri die junge belgische Studentin, für die er kocht und der er gern beim Essen zusieht. Gemeinsam besuchen sie den Berg Fuji, der von jedem Japaner mindestens einmal im Leben erklommen werden muss, um sich als echter Japaner zu fühlen und aus Amélie eine echte Japanerin zu machen. Immer wieder geht Nothomb auf die
Eigenheiten japanischer Kultur ein, um Unterschiede aufzuzeigen, aber auch um sich einer Nation zu nähern, die von Europäern nie in ihrer Gänze verstanden werden kann.
Erklärbar wird die Anziehungskraft zwischen Rinri und Amélie nicht, Motive für das Gefallen finden sich in der kulturellen Andersartigkeit. Wie bereits in ihren anderen Büchern merkt der Leser schnell, dass eine Figur das Gleichgewicht verlieren und die Geschichte eine ungewohnte Wendung nehmen wird. Als Rinri Amélie einen Heiratsantrag macht, erlebt die Autorin eine emotionale Achterbahnfahrt. Meisterlich versteht sie es, über ihre innere Zerrissenheit zu schreiben und der Geschichte ein würdiges Ende geben.
Fazit:
Lesen!