Gesucht: Bücher zu Leviratsehe (und/oder jüdischem Leben heute)

  • Dieser Tage habe ich einen Film („Loving Leah“) gesehen, der die sog. Leviratsehe (Schwagerehe) - das sagt Wikipedia darüber - zum Thema hatte. Als „Hallmark Hall of Fame“ - Produktion ist klar, wie der Film ausgeht. So ein bißchen klingt da auch das Thema aus dem bibl. Buch Rut mit an. Als, ähm, Mitglied der hiesigen „Happy End Fraktion“ ( ;-) ) hat mir der Film natürlich gut gefallen. Nun würde es mich interessieren, ob es Bücher mit ähnlicher Thematik (bzw. Handlungsverlauf) gibt. Ich meine nicht Sachbücher, deren finden sich bei den einschlägigen Verdächtigen zahlreiche. Im Bereich Belletristik wird es jedoch schwierig, weil die Schlagworte nicht weiterhelfen. Diverse Amazons, buchhandel.de und auch die Deutsche Nationalbibliothek (online) habe ich „befragt“, ohne ein brauchbares Ergebnis zu bekommen.


    Vielleicht wissen ja die Eulen den einen oder anderen Roman, der da passen würde? Mich persönlich interessieren weniger Dramen (bzw. Tragödien), sondern eher Romane, die man am Ende mit einem „Hach, schön wars“ aus der Hand legt. (Denn, wie ich andernorts und schon öfter schrieb: wenn ich das reale Leben will, lese ich die Tageszeitung.)


    Dabei muß das nicht so eng gefaßt werden, daß es ausschließlich darum (Levirat) geht. Inwieweit die jüdischen Lebensumstände im heutigen Amerika im Film treffend dargestellt wurde, vermag ich nicht zu beurteilen. (Auf Grund der Mitwirkenden hinter den Kulissen allerdings wohl ziemlich zutreffend.) Jedenfalls fand ich auch den Gegensatz Tradition - Moderne interessant (um einen solchen Gegensatz geht es letztlich bei dem Thema und im Film eigentlich auch), Nachdenkungsanregend (was für ein Wort!) und Interesse für weitere Lektüre weckend.


    Also, falls jemand verstanden haben sollte, worauf ich hinaus will, wäre ich für Buchhinweise (ggf. auch Filme) froh. Deutsch oder Englisch ist dabei egal. Schon mal herzlichen Dank für Eure Mühe! :wave



    Hinweis für Interessierte: Mit dem Suchbegriff „Loving Leah“ liefert Google eine Reihe von Ergebnissen, auch solche auf Youtube mit Filmausschnitten.
    Edith hat den Titel präzisiert.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

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  • ... als Familienroman so oft empfohlen, dass ich dachte, jeder hier kennt es schon.


    Die 13-jährige Fania Schiefer, Ich-Erzählerin des Romans, gleicht einem hochempfindlichen Sensor für sämtliche Störfelder, die an sie von außerhalb herangetragen werden. Vordergründig gleicht das Leben in der etwas maroden Villa im feinen Hamburger Stadtteil Harvestehude dem einer ganz normalen, etwas chaotischen Familie. Montags verabschiedet sich Vater Paul, um als Vertreter für Brillengestelle das Land zu bereisen, bis er, sehnsüchtig erwartet von seiner Frau Alma, den Töchtern Fania und Vera, sowie Schwiegermutter Hedwig, am Freitag nachmittag wieder auftaucht. Ganz allmählich nur, stückchenweise, gibt Viola Roggenkamp den Blick frei auf die Verhältnisse unter der bürgerlichen Oberfläche.


    Unter der Schicht eines Entwicklungsromans zweier Schwestern verbirgt sich ihr eigentliches Thema: Inmitten eines Volkes von Tätern und Mitläufern scheint für eine deutsch-jüdische Familie im Jahr 1967 so etwas wie Normalität nur durch Verdrängung möglich. Mutter Alma, aufgrund ihrer Ehe mit dem Deutschen Paul dem KZ nur knapp entronnen, wurde in der Folge zum traumatisierten Bollwerk gegen eingebildete und tatsächliche Anfeindungen. Dass dies alles bei Viola Roggenkamp im luftigsten Unterhaltungston stattfindet -- macht es nur umso unerträglicher. Böse sensibilisiert, erkennt der Leser den noch immer funktionstüchtigen Herrenmenschen in der Maske des Biedermannes. Den boshaften Lehrer Wilhelm Bobbenberg, der vor der Klasse ungeniert Fanias Rechtschreibschwäche lächerlich macht; die Beamten mit "Messerscheitel", deren "Schnauzen" Alma Schiefer nur zu gut kennt.


    Wie eine Löwin wacht die von den Gräueln der Vergangenheit Traumatisierte über Wohl und Wehe ihrer Töchter. Für Fania und Vera gerät ihr Heim zu einer Art Gefängnisaufenthalt mit Freigang und Besuchserlaubnis. Die kindliche Perspektive ist das eigentlich Kühne in Roggenkamps thematischem Ansatz. Wieviel "deutsche" Normalität ist den Nachkommen von Nazi-Opfern gestattet, wie tief sind sie vom grausamen elterlichen Schicksal geprägt -- und wie sehr eigener Erfahrungen beraubt! Mit poetischer Kraft und verblüffender Bildsprache hat Viola Roggenkamp ihre Sätze von der Suche nach einer jüdischen Identität und dem sexuellen Erwachen zweier junger Mädchen aufgeladen. Die Feministin Roggenkamp, auf zahlreichen publizistischen Feldern tätig, hat den Roman ihres Lebens geschrieben. Ein Werk von verstörender und magischer Anziehungskraft. -- Ravi Unger - amazon

  • Danke, buchdoktor. :wave


    Ich habe eine Weile überlegt, ob ich überhaupt den Thread eröffnen soll, weil ... weil ... weil (überspitzt ausgedrückt) der Begriff „jüdisch“ i. d. R. einen Reflex auslöst dahingehend „da gab es mal tausend Jahre, die aber nur zwölf dauerten, und jetzt müssen wir alles durch diese Brille sehen und wie die Folgen verarbeitet werden.“ Ähm, aber genau das interessiert mich nun überhaupt nicht. Drum die Formulierung im Eingangspost „(...) sondern eher Romane, die man am Ende mit einem „Hach, schön wars“ aus der Hand legt“. Vielleicht gerade deshalb, weil das (3. Reich etc.) überhaupt kein Thema war, hat mir der erwähnte Film so gut gefallen und mich, wenn ich das richtig überblicke, erstmals überhaupt dazu gebracht, mein Interesse für jüdisches Leben heute (und nicht zur Zeit Jesu) zu wecken. Aber vielleicht ist so eine Sicht der Dinge nur Amerikanern möglich, und ich sollte mich in US-Foren umsehen. :gruebel


    Übrigens: in der Rezi zu „Stefanie Zweig: Der Traum vom Paradies“ hat Beatrix ein Buch von Noah Gordon erwähnt („Der Rabbi“), das ich nicht kenne, das aber - wenn ich Amazon-Beschreibung und Kritiken glauben darf, in die Richtung geht, wie ich suche. Das werde ich mir sicher zulegen.



    Noah Gordon: Der Rabbi (Inhalt, Quelle: Amazon)


    Eine groß angelegte Saga, die vierzig Jahre amerikanischer Geschichte umspannt - und die Erzählung von zwei Menschen, deren Liebe mit allen Konventionen bricht. Gegen den Willen seiner Eltern wird der junge Michael Kind zum Rabbi. Er verlässt die Welt der Reichen und Mächtigen, um ein Leben der Entbehrungen zu führen. Bis er eines Tages auf eine Frau trifft, die sein Leben für immer verändert ...
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    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Wenn es nicht in unbedingt in Richtung Liebe gehen soll, kann ich Dir die Rabbi-Krimis von Harry Kemelman empfehlen. Die sind zwar schon älter - spielen in den 60ern, fangen aber m. M. nach sehr gut das Leben in einer jüdischen Gemeinde ein. Ich hab sie das erste mal gelesen, als ich noch in der Schule war. Wenig Blut und ein Rabbi, der einen auch mal Schmunzeln lässt und der viele kluge Gedanken hat.


    Leider offenbar nur noch gebraucht erhältlich.


    "Am Freitag schlief der Rabbi lang" ist das erste Buch aus der Reihe.


    http://de.wikipedia.org/wiki/Harry_Kemelman

  • Es könnte sich lohnen, einmal unter Sephardim oder sephardische Juden zu suchen und auch die Familiengeschichten der Mendelssohns, Canettis, Ardittis usw. zu verfolgen. Hier wird nicht explizit darauf hingewiesen, dass jüdisches Leben beschrieben wird, es wird einfach beschrieben.


    Das Buch, das ich zuletzt in der Hand hatte und bei dem ich selbst nicht weiter auf den Glauben der Personen geachtet habe, ist Geister einer kleinen Stadt. Es veranschaulicht, wie erst durch die Rassengesetzte der Nationalsozialisten Menschen ein Stempel aufgedrückt wurde, denen ihre Religion wohl weniger wichtig war als ihre Nationalität.


    In einer kleinen Stadt im Banat, an einem Wasserlauf, der sich gerne Fluss nennen lässt, wiewohl er nur ein Kanal ist, leben die Menschen Ende der dreißiger Jahre im harmonischen, nahezu idyllischen Miteinander, in einem »melting pot« von Sprachen und Religionen. Im Haus des Arztes etwa sprechen die Eltern miteinander ungarisch, mit den Kindern deutsch, mit dem Zimmermädchen serbisch und mit den Patienten nach deren jeweiligen Bedürfnissen. Leicht kommt der serbisch-orthodoxe Pope nicht damit zurecht, dass sich seine älteste Tochter ausgerechnet in den Sohn des jüdischen Apothekers verliebt hat, ebenso wie die jüdischen Bäckersleute und das deutsche Fabrikantenehepaar, deren Kinder, der singende Rechtsanwalt und das blonde Fräulein, zu heiraten beschließen. Doch man einigt sich, und noch nicht einmal die Juden gestehen sich ihre Sorgen darüber ein, dass in Deutschland ein Herr Hitler an die Macht gekommen ist. Dann kommt der Krieg und nichts bleibt, wie es war.


    Ivan Ivanji lässt die Menschen eines kleinen Balkanstädtchens wiederauferstehen, mit ihren Sehnsüchten und Träumen, mit ihren Vorlieben und unterschiedlichen Lebensstilen. Jeder von ihnen hat eine andere Strategie, sich auf die Zukunft einzustellen – doch kaum einer wird den Nationalsozialismus überleben. amazon-Text

  • Wenn du nicht alles bierernst nehmen willst, kannst du dich sicher mit
    Nathan Englander amüsieren.


    Kraftvolle Geschichten über den Irrwitz des Lebens – kühn, treffsicher, brillant


    Mit diesen neun Erzählungen wurde Nathan Englander als 28jähriger in den USA zum Star der Literaturszene. Mit seiner scharfen Beobachtungsgabe und seinem schwarzen Humor nimmt der junge Autor den jüdischen Alltag aufs Korn, ob in New York oder in Jerusalem, in Russland oder in Polen, und erzählt, was passiert, wenn die Jahrtausende alte Tradition des jüdischen Glaubens mit der modernen Welt in Kollision gerät. So fragt ein Mann, dessen geliebte Frau ihre sogenannte unreine Zeit ins Unendliche ausdehnt, seinen Rabbi um Rat und ist perplex, als dieser ihm vorschlägt, ein Bordell in der Stadt der Sünde aufzusuchen – zur „Linderung unerträglichen Verlangens“ amazon-Text

  • Jakob Hein, der sich erst nach dem Tod seiner Mutter über ihren Glauben klar wurde.


    »Meine Mutter war vierundfünfzig Jahre alt, als sie eines Tages unerwartet anrief und bat, noch an diesem Abend vorbeizukommen.« – So beginnt Jakob Heins kurze Geschichte seiner Familie. Sie beginnt mit einem Ende. Denn das, was die Mutter seinem Bruder und ihm anzukündigen hat und nicht am Telefon geschehen kann, ist die Nachricht von ihrer tödlichen Erkrankung. Aber natürlich ist das nicht das Ende, kann es nicht sein. Man darf nur die Kontrolle nicht verlieren. Und deshalb fängt Jakob Hein an sich zu erinnern: an die gemeinsamen Schreibnachmittage mit der ganzen Familie, die plötzlich so lange zurückzuliegen scheinen; an die jüdische Gemeinde in Ostberlin, die wie ein kleines Holzfloß war, das steuerlos auf dem Meer trieb; an den kommunistischen Großvater, dem einzig Stalin am Herzen gelegen hatte. Nichts spricht doch dafür, sagt Jakob Hein sich, daß die Mutter ausgerechnet jetzt sterben wird …
    amazon-Text


    Jüdischer Friedhof


    Juden in Berlin


    Juden in München

  • Mir geistert MELNITZ v. Charles Lewinsky durch den Kopf....ob das dem entspricht, was Du suchst SiCollier, das weiss ich nicht.
    Ich habe das Buch nicht gelesen (ist halt ein Roman :-)) aber schon öfters von ihm gehört.... es machte damals, als es herauskam, ziemliches Furore.


    Es gibt darüber auch eine Eulen-Rezi---->KLICK....vielleicht kannst Du dort das eine und andere Statement entdecken, das Dir weiterhilft

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

  • Anja hat den größten Liebeskummer der Welt und sucht Trost in einer jüdischen Singlebörse. Hier lernt sie Julian kennen, der zwar nicht nach einer Frau, dafür aber nach seinen jüdischen Wurzeln sucht. Anja begleitet ihn auf einer Reise nach Jerusalem – und wird ihrerseits nicht nur mit der Frage nach ihrer eigenen Identität konfrontiert, sondern auch mit ihrer liebenswert-nervigen Familie, die einen guten Vorwand gefunden hat, sich der Reise spontan anzuschließen … amazon-Text



    "Ein gewagtes, gewitztes und blitzgescheites Buch." (Christine Diller, Münchner Merkur )


    "...wahrscheinlich ist es genau diese trockene Sicht auf die Dinge, die ihr und um sie herum passieren, die Lena Goreliks Art zu schreiben so eingänglich und ihre Bücher so gut machen." (Süddeutsche Zeitung )


    "Jugendlich frisch und unbeschwert, dabei dennoch melancholisch und nachdenklich transportiert Gorelik Gefühl, Wesen und Charakter des Jüdisch-Seins, die Bedeutung der eigenen Wurzeln und der Familie." (Main Echo )

  • Dass man sich als Kind einer deutschen Kleinfamilie keine Vorstellungen davon macht, was es heißt, Kind einer russischen Kleinfamilie zu sein, merkt man beim Lesen recht schnell. Der Unterschied erklärt sich - so scheint es die Autorin zu sehen - hauptsächlich über den Wesensunterschied der Mütter.


    Lena Gorelik erzählt die Geschichte einer jungen jüdisch-russischen Auswanderin (ihre eigene Geschichte?). Sie schreibt lakonisch, manchmal mit einem ergebenen Schulterzucken, mit liebenswertem Witz selbst bei traurigen Episoden.


    Das Buch besteht aus vielen kurzen Einblicken in ein merkwürdig vertrautes Leben aus einer fremden Perspektive. Von der Zeit im kommunistischen Russland über die plötzliche Ausreise nach Deutschland, die Zeit im Wohnheim bis zum Leben heute in München begleitet der Leser Anja, ihre Familie und ihren Freund Jan.


    Von Seite zu Seite wächst die Lust, die ewig kochende Mutter, den meditierenden Bruder und die beiden chaotischen Hauptpersonen kennenzulernen. Eine liebenswerte Familie, ein lesenswertes Buch.
    D. Ballwieser - amazon

  • Max, ein holländischer Jude, 36 Jahre alt, Erbe des Textilimperiums SuperTex, muß sich auf die Couch einer Analytikerin begeben, nachdem er mit seinem Porsche einen chassidischen Juden, der sich auf dem Weg in die Synagoge befand, angefahren hat. Er, der bisher sein Yuppie-Dasein genoß, sieht sich plötzlich mit Fragen konfrontiert: Warum kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen mit dem Vater, der das KZ mit knapper Not überlebte? Was veranlaßte seine große Liebe, die sephardische Jüdin Esther, den orthodoxen Glauben anzunehmen? Wie kommt sein Bruder Boy dazu, sich in eine marokkanische Jüdin aus einer bettelarmen, gläubigen Großfamilie zu verlieben? Es sind Fragen, die schließlich in eine einzige Frage münden: Was bin ich eigentlich, ein Jude, ein Goij, was ist der Sinn meiner Existenz?

  • Ihr Debüt gibt die Niederländerin Jessica Durlacher, geboren 1961, mit einem Thema, das in der Literatur nicht unbekannt ist: die Liebe und ihre Schwierigkeiten. Doch sie bringt es fertig, dem Bekannten eine neue Variante hinzuzufügen.


    Edna macht, als sie mit achtzehn Jahren auf die Universität kommt, die Bekanntschaft von Samuel. Sofort ist sie von ihm angetan und weiß: der oder keiner. Samuel gibt sich extravagant, herablassend und ungeheuer abgeklärt. Tastend gehen die beiden aufeinander zu, treffen sich auf Partys für Erstsemester oder segeln gemeinsam. Nur sprechen, das kommt in ihrer Beziehung nicht häufig vor. Worüber auch? "Die Gegenwart ist schon kompliziert genug. Und wir reden nicht so viel, weil wir so genau spüren, was im anderen vorgeht, eigentlich." Genau an diesem "eigentlich" hängen alle Schwierigkeiten.


    Unterfüttert ist ihre Freundschaft, Edna nennt es ihr "Unterleben" oder "das Leben unter unserem Alltag", mit der Geschichte ihrer Väter, die sich aus der Zeit des Krieges kennen. Beide sind Juden und wurden von Deutschland nach Auschwitz deportiert.


    Edna und Samuel hängen wie Marionetten an seidenen Fäden, die die Väter mit ihren Ängsten vor Verfolgung immer noch nicht gekappt haben.
    amazon-Text

  • Auch ich wollte, so wie Joan, "Melnitz" empfehlen - einen Roman, der mich sehr beeindruckt hat. Darüberhinaus fällt mir auch noch "Ungehorsam" ein - vielleicht entspricht das dem, was du suchst.


    Kurzbeschreibung
    Ronit führt ein unbeschwertes Leben in New York. Als ihr Vater, ein strenggläubiger Rabbi, stirbt, kehrt sie widerwillig in die enge Welt ihrer Jugend zurück: In die jüdisch-orthodoxe Gemeinde von Hendon, nordwestlich von London. Mit ihrer unwiderstehlichen Bereitschaft zur Provokation sorgt sie schon bald für Aufsehen. Doch dann trifft sie völlig unvorbereitet auf ihre Jugendliebe Esti, die ihr zeigt, dass sie mit ihrer Vergangenheit noch längst nicht abgeschlossen hat.

  • Danke für die Vorschläge! :wave



    @ Bouquineur


    Krimis (oder Thriller) sind eigentlich nicht so mein Fall. Andererseits ist es immer wieder amüsant, wie ein katholischer Geistlicher die Arbeit der Polizei erledigt. (Pater Brown / Pfarrer Braun; ich kenne zugegebenermaßen nur die Filme). Bei einem Rabbi könnte ich mir das ähnlich gut vorstellen. Der Rezi-Thread ist mir bisher entgangen. Das Buch wird sich bald hier einfinden. :-)



    @ Joan


    Danke; der Rezi-Thread zu „Melnitz“ liest sich auf jeden Fall interessant. Ich suche eher Romane denn Biographien - das könnte was sein. :-)



    @ Buchdoktor


    Danke für die zahlreichen Vorschläge. „Die Hochzeit in Jerusalem“ klingt nach einem Buch für mich. :-)



    @ buzzaldrin


    Auch Dir danke; das Buch könnte auch passen. :-)



    Beim Weiterverfolgen der Vorschläge bin ich auf die Bücher von Memo Anjel gestoßen:


    „Das meschuggene Jahr“: >Rezi-Thread<
    „Mindeles Liebe“ - >Rezi-Thread<


    Denen werde ich auch mal näher treten.



    „Natürlich“ hat die hiesige Bibliothek kein einziges der Bücher. Nicht mal „Der Rabbi“ von Noah Gordon (dafür seinen „Medicus“ in zig Exemplaren). Wenn man in die Online-Suchfunktion der Bibliothek „Rabbi“ eingibt - ratet mal, das da für Ergebnisse kommen - richtig. :chen

    Eines der wenigen anderen Bücher ist dieses, welches ich mir heute holen werde (so es Nachmittags noch verfügbar ist:


    Rabbi Kirshners Vermächtnis - Allegra Goodman (Zum Inhalt, Quelle; Amazon)


    Nur ein paar Autostunden von New York entfernt liegt in idyllischer Landschaft der Ort Kaaterskill Falls. Jahr für Jahr verbringen hier die Anhänger des orthodoxen Rabbi Kirshner aus Washington Heights die Sommermonate. Doch ihr streng vom Glauben geprägter Lebenswandel täuscht. In der Gemeinde gibt es Zweifler und Querdenker, und so manchen fällt es schwer, sein Leben in ein starres Schema zu pressen. So auch Elizabeth Shulman, Mutter von fünf Töchtern und überzeugter Jüdin, die dennoch eines Tages beschließt, nicht mehr nur Ehefrau und Mutter zu sein. Mit Erlaubnis des alten Rabbi eröffnet sie einen kleinen Laden mit koscheren Lebensmitteln. Nach Rabbi Kirshners Tod weht ein anderer Wind in der kleinen Gemeinde. Kirshners Söhne, der unkonventionelle Intellektuelle Jeremy und sein frömmelnder Bruder Isaiah, streiten um das geistige und weltliche Vermächtnis des Vaters. Ausgerechnet Elizabeth gerät zwischen die Fronten ...
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    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Mir sind noch die Bücher von Dara Horn eingefallen. "Die kommende Welt" und auch "Ausgelöscht sei der Tag" haben mir beide sehr gut gefallen.


    Kurzbeschreibung
    New York. Auf einer Singleparty im Jüdischen Museum wird ein wertvolles Chagall-Gemälde gestohlen. Der Dieb ist Benjamin Ziskind, ein kauziger jüdischer Intellektueller, der einst als Wunderkind Furore machte und heute Fragen für eine Quizshow schreibt. Er ist davon überzeugt, dass das Gemälde seiner Familie gehört, und so klemmt er es unter den Arm und spaziert aus dem Museum. Dara Horn legt die Geschichte des Kunstwerks frei, die auf geheimnisvolle Weise mit der Geschichte der Ziskinds verknüpft ist.

  • Vielleicht wäre dies hier noch geeignet:


    Magisch, komplex, pikant – dieser wunderbare und vielgelobte Roman verströmt das Aroma eines echten Apfelstrudels: Familie Helfgott aus Wien kann sich 1939 nach England retten. London ist für den jungen Wolfy eine Attraktion, für seine Verwandten dagegen ein Ort der Fremde. Voller Zärtlichkeit und Humor beschreibt Zvi Jagendorf das turbulente Schicksal von Flüchtlingen, die sich manchmal wie Englishmen und manchmal wie Waisenkinder fühlen. Jagendorfs Roman, der für den Booker-Preis nominiert war, schildert das Leben der Wiener Familie Helfgott, die sich ins englische Exil retten kann. Doch Rosa und Mendl bekommen die Feindseligkeit der Briten deutlich zu spüren – sie bleiben verdammte »Flichtlinge«. Anders Wolfy und sein Vetter Bernie, die sich zu formidablen jungen Gentlemen mausern und in beiden Welten leben: dem Milieu der Emigranten, die sich an ihre jüdischen Wurzeln klammern, und dem schillernden Kriegs- und Nachkriegslondon mit seinen Fußballklubs und Rotlichtvierteln.Auf leichte, humorvolle Art gelingt es Zvi Jagendorf, die Dinge des Alltags zu verzaubern. Doch seine magische Welt ist von der Katastrophe des Kriegs und des Exils durchsetzt, und am Ende des Buches neutralisieren sich Licht und Dunkel

    Herzlichst, FrauWilli
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    Ich habe mich entschieden glücklich zu sein, das ist besser für die Gesundheit. - Voltaire

  • und dieses Buch habe ich auch sehr gerne gelesen und könnte passen:


    Für ihren ersten Roman hat sich die Journalistin Eva Menasse einen sehr vertrauten Stoff ausgesucht: die Geschichte ihrer eigenen Familie über drei Generationen hinweg. Dass Vienna auf so viel öffentliches Interesse stößt, liegt erst einmal daran, dass die Menasses, besonders in Österreich, einen Namen haben -- der Vater ein ehemaliger Fußballnationalspieler, der Bruder der renommierte Autor Robert Menasse. Andererseits erklärt sich der Erfolg dieses Debüts mit der Kurzweiligkeit dieses 400-Seiten-Romans: Mit dem berühmten Wiener Charme, der aber auch seine abgründigen Seiten hat, plaudert sich die Autorin durch die Zeiten, erzählt Geschichten und Anekdoten, die am Ende hinter der Familiengeschichte auch viel von der österreichischen und Wiener Geschichte des 20. Jahrhunderts erkennen lassen.
    Wie einen ofenwarmen Apfelstrudel möchte man diesen Roman, bei dem Fakten und Fiktionen ineinander geknetet sind, am liebsten verschlingen. In seinen schwungvollsten Passagen fühlt man sich angesichts der Anekdoten und skurrilen Figuren an Friedrich Torbergs berühmte Tante Jolesch erinnert. Manchmal scheint der Roman aber auch etwas schwer zu tragen an den vielen Pointen und Nebenfiguren. Aber im Grunde genommen hatte die Autorin und Enkelin eines jüdischen Großvaters und einer katholischen Großmutter aus Mähren stilistisch wohl gar keine andere Wahl -- angesichts einer chaotisch-lauten, viel lachenden und lästernden Familientruppe, der beim Geschichtenerzählen die Pointe allemal wichtiger war als die Wahrheitstreue. Und so springt auch die Autorin munter zwischen den Zeitebenen, Figuren und Geschichten hin und her, am Ende ergibt sich aus den vielen Einzelstücken aber doch eine durchaus beeindruckende Familienchronik mit viel Zeitkolorit und erstaunlich wenig Schicksalsschwere.

    Herzlichst, FrauWilli
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    Ich habe mich entschieden glücklich zu sein, das ist besser für die Gesundheit. - Voltaire

  • und dies hier:


    Kurzbeschreibung
    Der Familienroman über die Geschichte der europäischen Juden.


    Der Verlag über das Buch
    Wie ist ein Leben nach Auschwitz möglich? Die Autorin erzählt in ihrem Familienroman über die Atempausen im Leben. Das Heranwachsen zwischen Deutschland und Israel. Die ideologischen Selbstbetrügereien als alltägliche Zwischenstationen, die aus Opfern Menschen machen. Über das Private und Intime nähert sie sich mit unverkennbar ironischem Blick der europäischen Geschichte. Gila Lustiger bringt virtuos jenen Erzählstrom in Fluss, der die jüdische Prosa auszeichnet.

    Herzlichst, FrauWilli
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    Ich habe mich entschieden glücklich zu sein, das ist besser für die Gesundheit. - Voltaire