'Sharras Exil' - Zweites Buch - Kapitel 01 - 04

  • Mein Lieblingsteil in diesem Buch ist wohl der Anfang von diesem Abschnitt, der Konflikt im Rat um die Altondomäne. Ich habe mich wie blöd gefreut, daß Jeff Kerwin wieder ausgegraben wurde. (Für Vergessliche, das war der Protagonist von "Blutige Sonne", der Sohn von Cleindori und Lewis Alton, Kennards älterem Bruder, der Kennard zuliebe und weil es ihn nicht interessiert, auf sein Erbe verzichtet hat) Traurig fand ich nur, daß sie ihm so ein kurzes Eheglück und keine Kinder gegönnt hat. Klar, Kinder von ihm und Elorie hätten das ganze nur komplizierter gemacht. Manche Autoren haben ja gern eine statistisch erstaunliche Anzahl an kinderlosen Ehen. Am extremsten habe ich das in Erinnerung von John Jakes "North and South"-Trilogie.


    Besonders schön ist die Szene, die Dyan so verächtlich ein Liebesfest der vier Prätendenten nennt, die sich in die Arme fallen, statt mannhaft zu kämpfen. :lache
    Aber, warum sollten sie kämpfen. Gabriel ist ein netter, der nur in Kennards und Lews Abwesenheit gehandelt hat und Marius ist nun mal nicht anerkannt und Jeff interessiert die Domäne ja eh nicht.
    Schön fand ich auch, daß Jeff offen um Kennard trauert. Die beiden hatten ja ein sehr inniges Verhältnis, zumindest im entsprechenden Buch.
    Hier wird nun thematisiert, wie ungerecht es ist, daß Kennard seinen jüngeren Sohn zugunsten des Älteren total vernachlässigt hat. Armer Marius. Warum haben sie ihn eigentlich nicht mitgenommen ins Exil?



    Daß Kennard mit seinem Griff nach Lews Geist im Sterben offenbar seine eigenen Erinnerungen quasi überspielt hat, ist auch etwas kurios. Vor allem wenn es dazu führt, daß Lew auf einmal liebevolle Gefühle für Dyan empfindet. Ob er deswegen dann so heftig und unfreundlich reagiert?

  • Abschnitt durch, teilweise schon den nächsten. Jetzt brauche ich erst mal eine Verschnaufpause; die nutze ich, um hier zu posten. (Geschrieben gestern Abend, aber nicht mehr gepostet.)



    Seite 123: Und wir leiden immer noch unter dieser Inzucht großen Stils und diesem Herumpfuschen mit Erbanlagen. (...)
    Und letzteres ist es, was mir das so suspekt macht; die Gentechnik und viele Versuche unserer Zeit sind ja nichts anderes. Auch ein noch so gescheiter Wissenschaftler kann nicht die Folgen vollständig überblicken, und schon gar nicht für einen längeren Zeitraum. Aber wer will solche Warnungen schon hören.


    Die Ratssitzung, Derik. :chen Da hat sich mir eine Assoziation eingestellt, die ich nur schwer wiedergeben kann. Es gibt vom schwedischen Fernsehen eine Verfilmung von Selma Lagerlöfs „Gösta Berling“; < hier > habe ich die innerhalb des Rezi-Threads vorgestellt. Dort gibt es den Grafen Henrik Dohna. Der ist, na ja, sagen wir nicht so sehr intelligent. Vor allem hat er einen bereits mehrfach wiederverwendeten Kopf. Im Buch ist dies genauer beschrieben, daß man sich das richtig gut vorstellen kann, das kann ich nicht so gut erklären wie Selma Lagerlöf. Und exakt wie im Buch beschrieben, tritt dieser Graf Dohna im Film auf. Genau an diesen mußte ich bei Derik immer wieder denken, immer hatte ich den Film-Dohna vor Augen. Paßt wie die Faust aufs Auge. :chen


    Seite 157: Sir, die Kraft die niemand kontrollieren kann, ist das Wissen. - Drum fürchten sich noch heute überall auf der Welt viele vor dieser Kraft.


    Ein paar Mal wurden eher politische Äußerungen getätigt, die mir ein sehr zustimmendes Kopfnicken verursachten, etwa auf Seite 185. Näheres erspare ich mir jetzt lieber.



    Zitat

    Original von Grisel
    (Für Vergessliche, das war der Protagonist von "Blutige Sonne", der Sohn von Cleindori und Lewis Alton, Kennards älterem Bruder, der Kennard zuliebe und weil es ihn nicht interessiert, auf sein Erbe verzichtet hat)


    Dieses Mal bin ich ausnahmesweise nicht vergeßlich, das Buch habe ich immer noch nicht gelesen. :rolleyes Einmal aus dem Rhythmus draußen, klappt es irgendwie nicht mit dem dazwischenschieben. Da ich für September zwei Leserunden (plus die letzte Darkover-LR) habe, wird es da wohl auch nix. Jedenfalls bin ich beruhigt; ich habe nämlich die Tiefen meines Gedächtnisses befragt und nichts gefunden. Jetzt weiß ich, daß ich da nichts finden konnte.



    Zitat

    Original von Grisel
    Daß Kennard mit seinem Griff nach Lews Geist im Sterben offenbar seine eigenen Erinnerungen quasi überspielt hat, ist auch etwas kurios.


    Ja, das fand ich auch etwas irritierend.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Irgendwie hat mich die Kennard-Lew geschichte etwas an Spock und McCoy erinnert - die sterbenden Vulkanier, die ihr ... wie hiess das noch, hiess das Shaka, Shakra? einem anderen geben, damit er es in die hallen der erinnerung dort trägt...


    :lache Und ja Lews auftauchen am schluss der ratsversammlung ist sehr erheiternd, ich hab mich ständig gefragt, ob er am abschluss hinter dem vorhang sitzt... aber das mit den terranischen kleidern verdrogt und übernachtig war gut... :anbet


    Momentan wird in der genetik wirklich frisch und frei herumgebastelt - es gibt sogar kits mit denen man sein eigenes bakterium, seine eigene pflanze oder leuchtende mäuse bauen kann... ich halt das nicht ganz sinnvoll, obwohl ich nichts gegen ganzjährige erdbeeren mit leuchtenden blättern und vasentauglichen blüten mit veilchenduft für den garten einzuwenden hätte - als zierstrauch... essen würd ich sie aber nicht...
    bei den hinweisen, dass einige - patentierte und lizensierte lebensmittelsorten zu krankheiten und allergien, ja sogar krebs führen können... aber nö, die welt bastelt ja ständig herum, warum sollten wir da nicht mitbasteln dürfen, ist das argument - aber ich glaub nicht, dass man veränderte pflanzen im großen stil anbauen und verkaufen soll, wenn man sie nicht vorher zwanzig, dreissig jahre auf unbedenklichkeit getestet hat... das verwerfliche dran ist, dass es getan wird, und wir selbst die versuchstiere sind...
    :rolleyes


    Seltsam ist, dass Derek ja nicht in dem sinn blöd ist: er weiss, dass er 'blöd' ist, und nie hat er mehr bewiesen, dass er es nicht ist. Es hat ihm nie jemand etwas zugetraut, er ist nie gefördert sondern von Danvan Hastur dumm gehalten worden. Sie haben ihn mit jagd und spielen beschäftigt gehalten - so kann man jedes kind verdummen.
    'Die kraft, die niemand kontrollieren kann, ist das wissen' - naja, würd ich nciht so unterschreiben, denn die größere kraft ist wohl das vergessen von wissen... - bei Derek hätte es gestimmt: langsam in kleinen dosen hätt es ihm nicht geschadet, und es wär kein dümmerer könig rausgekommen, als andere vor ihm (ich hab nur Rakhal im gedächtnis, der war auch nicht grad hell, und brauchte Lyondri als externes gehirn) zuführen können - ist aber nicht gemacht worden, war nicht im interesse des regenten...


    ein ausgedehntes basis-wissen schadet niemand...


    auf 185 hab ich automatisch an Silvio gedacht, aber da kommt noch das moment des gleichschaltens und verdummens breiter massen hinzu, der nette kleine dicke italiener hat nämlich nicht nur das privatfernsehen sondern die rai selbst unter kontrolle, (und es ist somit unwahrscheinlich, dass er abgewählt wird, so lange er lebt) weil das medienkonzentrationsgesetz in italien nicht vernüftig verabschiedet, bzw von Silvios männerbund-brüdern in den reihen der linken auf die lange bank geschoben wurde (ich hoff nur, es hat sich für sie finanziell ausgezahlt, damit sie zumindest was davon hatten, wenn die res publica schon durch die finger schaut...) Tangentopolis lässt grüssen... in Italien hat die politische opposition der kleinen parteien kollektiven selbstmord beschlossen, als sie den verfassung dorthin geändert haben, diese mehrheit und machtfülle kappen sie nie mehr wieder... Sollte Silvio verschwinden, reicht dem Polo irgendein sympathischer dressman, der nicht auf den mund gefallen ist... die masse der Silvio wähler sind nämlich ältere ärmere hausfrauen... - und da kriegt die sache mit dem frauenwahlrecht, und den verfehlten bildungszielen eine ganz neue, zusätzliche dimension...
    wo wir wieder bei bildungsfernen schichten sind, für die jedes dickere buch automatisch die bibel ist... :bonk


    aber ich schweife wieder ab - Jeff wieder zu sehen hat mich auch gefreut - er wird für eine kurze verbeugung und ein winken vor den vorhang gezogen...und wenn ich gegen schluss recht las:

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

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  • Zitat

    Original von MagnaMater
    I Jeff wieder zu sehen hat mich auch gefreut - er wird für eine kurze verbeugung und ein winken vor den vorhang gezogen...


    Aber warst Du bei "Die blutige Sonne" nicht die, die ihn so verabscheut hat, daß sie ihn erschießen wollte? :lache Oder war das wer anderer oder hattest Du Dich doch noch mit ihm angefreundet?

  • ne, ich freu mich einfach, weil ich mich noch an ihn erinnern konnte - und ihn gesehen hab, und mir dachte: he, den kenn ich ja von wo!!! Aber da ich die ganzen Comyn mit einer MG torte beschenken wollte, um das problem schneller zu lösen... oder im vorigen buch Sharra Dyan gleich auf den leib schicken wollte mit epizentrum vollversammlung comyn-rat... - schad dass Regis nur eine kopie vor den rat hingestellt hat...
    nun, die comyn sind ihre eigenen besten feinde, da muss man eigentlich gar nicht mehr nachhelfen, die rotten sich gegenseitig aus, wie die besten renaissancefürsten


    eines ist mir noch aufgefallen - im letzten buch hatte Danvan Hastur Laran, und jetzt hat Danvan Hastur gar kein Laran wie geht das zusammen?

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

  • Zitat

    Original von MagnaMater
    eines ist mir noch aufgefallen - im letzten buch hatte Danvan Hastur Laran, und jetzt hat Danvan Hastur gar kein Laran wie geht das zusammen?


    Ich meine mich zu entsinnen, daß er in der gerade ausgelesenen "Blutigen Sonne" auch kein Laran hatte. :gruebel

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")