'Retter des Planeten' - Kapitel 01 - 04

  • Nach längerer Zeit wieder Station auf Darkover. Das ist wie Nachhausekommen. :-]


    Obwohl, irgendwie scheint es verändert zu sein seit dem letzten Buch. Wenn ich es richtig im Kopf habe, ist „Retter des Planeten“ das erste überhaupt entstandene Darkover-Buch (Copyright 1962). Eigentlich klar, daß da alles etwas „unfertig“ ist; wobei es andererseits gar nicht „unfertig“ wirkt. Es fällt mir schwer zu beschreiben, was ich eigentlich meine.


    Zu Beginn gab es jedenfalls einen Wiedererkennungseffekt. Sicher ganz anders, hat es mich dennoch an Pauls Erwachen auf Darkover erinnert (Die Zeit der hundert Königreiche). Ich habe auch eine ganze Weile gebraucht, bis ich kapiert hatte, was da eigentlich passiert sein muß und wen wir da vor uns haben. Interessante Konstellation; ob MZB an so etwas wie Schizophrenie gedacht hat?


    Dann läßt mich ziemlich bald mein Namensgedächtnis wieder im Stich. (Beim nächsten Lesedurchgang fertige ich mir wirklich eine Personenliste an.) Ridenow ist klar. Aber muß bei Lerry Ridenow (Seite 36) etwas klingeln? Ich meine ja, bin mir aber nicht sicher.



    Seite 38 habe ich das Problem dann nicht: Regis Hastur ist durchaus bekannt. :-) Schön, einen alten Bekannten zu treffen. Und das vermutlich in seiner allerersten Ausgestaltung (weil das älteste - geschriebene - Buch).


    Seite 55, die Gedanken zur Evolution / Entwicklung fand ich bemerkenswert:
    Auf allen bewohnten Welten scheint die Natur den gleichen Weg eingeschlagen und sich auf die Ökonomie und Einfachheit der humanoiden Form beschränkt zu haben. Der aufrechte Gang, die beweglichen Finger und der ihnen gegenüberliegende Daumen, die Farbempfindlichkeit der retinalen Stäbchen und Zapfen, die Sprachentwicklung und die lange, von Eltern beschützte Zeit des Heranwachsens - all diese Dinge scheinen Voraussetzungen für die Entwicklung einer Zivilisation zu sein, und am Ende machen sie den Menschen aus.


    Klingt sinnvoll, logisch und erinnert mich an Sebastian von Hoerners Buch „Sind wir allein? SETI und das Leben im All“, in welchem er die kosmischen Voraussetzungen für die Entstehung von Leben beschreibt und die Wahrscheinlichkeit berechnet, wie viele bewohnten Planeten es vermutlich geben kann. (Also beispielsweise Sonnengröße, Lage der Sonne in der Galaxis, Nähe des Planeten zur Sonne, Planetengröße und -alter etc. pp.)



    Ansonsten passiert zwar einiges, aber trotz der wenigen Seiten habe ich nicht das Gefühl, das Buch sei zu kurz, oder - wie wir das früher genannt haben - daß die „epische Breite“ fehlt. Entweder habe ich mich an den Stil gewöhnt, oder es steht auf den paar Seiten wirklich alles, was es für die Geschichte braucht. (Gut, zur inneren Entwicklung der Figuren findet sich nicht viel, aber das Buch ist sehr handlungsbezogen, und man muß vermutlich die Entstehungszeit und das Alter der Autorin damals berücksichtigen.)


    Jason (ob das eine Anspielung an „Jason und die Argonauten“ sein soll?) sieht also Jahre jünger aus und wird selbst von Menschen, die ihn lange kennen, nicht erkannt. Das ist für mich das einzig wirklich Seltsame an der ganzen Angelegenheit, mit dem „switchen“ der Persönlichkeit habe ich weniger Probleme, es ist ja ein Science Fiction Roman.


    Von der seltsamen Krankheit war bisher aber auch noch nie die Rede, oder irre ich mich? Das ist schon komisch, denn da dies das erste Darkover-Buch ist, wußte MZB doch von dieser Krankheit. Also hätte die eigentlich später nochmals auftauchen müssen. Aber nun ja, daß es Ungereimtheiten gibt, wissen wir und hat MZB selbst gesagt.


    Und jetzt will ich erst mal wissen, was bei dem Angriff passiert.
    .

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Nö, ich erinnere mich mal darüber gelesen zu haben, warum das fallen gelassen wurde... Weltraumkrankheiten waren zu der zeit ein beliebtes thema, auch wurde damals grade gegen irdische krankheiten die lokale bevölkerung durchgeimpft, deren ergebnisse wir erst heute ernten, weil einiges (fast) ausgestorben ist. (war damals nicht grad die bekämpfung der malaria-tsetse-fliege aktuell?) später war es nicht mehr soo das SF thema


    irgendwie ist aber dann das schwellenfieber zur 'lieblingskrankheit' auf darkover geworden, die fast jeden angehenden telepath als romanfigur beschäftigt - oder die rauschblumenblüte, die auch terraner befällt...


    ich hab mir beim überlesen gedacht, dass sie vielleicht aus diesem fieber die Cleindori/Kiresethblüte gemacht hat.


    Naja, die hauptperson Jay Ellison mochte ich ja von seinem spruch von wegen meine lieblingsspezies die ewok-teddy-baumhobbits auszurotten, weil es ja blos insektenvernichtung wär, schon seit seite 19 nicht mehr, und mir war danach ihn auszurotten, denn manches ungeziefer gehört tatsächlich vertilgt, nämlich so Jay-Allisonsche-zivilisationsmaden, die auf den rassistischen eiterpickeln einer zivilisation grasen, und die infektion verbreitern...
    :fetch
    Magma kriegt rote augen und leiht sich von ihrem Gothic-Namenlosen-Avatar den Krush Irmak, steigt zur problemlösung zwischen die zeilen...
    Da wie wir aus Jasper Forde wissen, B-Figuren dann zu A-Figuren aufsteigen, wenn die A-Figuren verschwinden, und eventuell der Nachbesetzung der Jay-Allison-rolle von einer person mit einem äusserst seltsamen schwert mitgeteilt wurde, dass sie keine schwachen sprüche über ihre geliebten ewokteddybaumhobbits mehr machen soll, hat sich die nachbesetzung von Jay Allison im laufe des textes zurückgenommen...


    aber noch bin ich in Kapitel 3 weil das buch für mich irgendwie wenig reiz hat...

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

  • Zitat

    Original von MagnaMater
    aber noch bin ich in Kapitel 3 weil das buch für mich irgendwie wenig reiz hat...


    Und ich bin schon ganz durch. :-] Ich schätze, wir werden sehr unterschiedliche Meinungen zum Buch haben.



    Über das mit den damals aktuellen Krankheiten und Entwicklungen auf der (realen) Erde, die sich in SciFi Romanen spiegeln, habe ich auch nachgedacht, ohne näheres Ergebnis allerdings. Als das Buch geschrieben wurde, war ich gerade mal vier Jahre alt; die Erinnerungen an diese Zeit sind doch recht spärlich. :grin


    Dieser Dr. Jay Allison ist in der Tat kein zu angenehmer Zeitgenosse. Es hilft aber nix - der taucht noch so etliche Male auf. Seine Ansichten über die „Ewoks“ (diesen Gedanken hatte ich auch, ob George Lucas wohl die Darkover-Bücher gelesen hat?) kenne ich aber. Man studiere einfach die amerikanische Geschichte und die Meinung der Weißen über die Indianer. Da tauchen gleiche Sprüche und Ansichten auf, allerdings in die Realität umgesetzt. :yikes

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Gestern Abend habe ich mit dem Buch angefangen - und konnte nicht mehr aufhören (die Geschichte ist ja auch nicht so lang). Ich kann SiCollier nur zustimmen - wieder von Darkover zu lesen war, als würde man Nachhausekommen...


    Von dem Fieber hatte ich bisher auch noch nichts gehört, obwohl es ja fast die gesamte Bevölkerung ausgerottet hat...
    Jay Allison ist mir sehr unsympathisch - aber das ist sicher von MZB so gewollt. Ich fand das Vorwort in der Weltbild-Ausgabe sehr gut - es hat mich auf die Persönlichkeitsspaltung von Jay-Jason vorbereitet. Da ich über die multiplen Persönlichkeiten schon "Aufschrei" von Truddi Chase gelesen habe, war ich neugierig, wie MZB das Thema angeht.


    Die Reisegruppe um Jason ist auch ziemlich zusammengewürfelt. Da gibt es eine freie Amazone, einen Terraner, einige Darkoveraner und ein Hastur ist auch mit von der Partie.


    Es fahren sogar Lastwagen auf den Wegen (die tauchen doch sonst nie auf!) und auch die Kälte scheint kein Thema zu sein...


    Da dieser Teil an der spannendsten Stelle aufhörte habe ich direkt weitergelesen...

  • Zitat

    Original von bibliocat
    Es fahren sogar Lastwagen auf den Wegen (die tauchen doch sonst nie auf!) und auch die Kälte scheint kein Thema zu sein...


    Stimmt. Es ist halt ein sehr frühes Buch, da war Darkover noch nicht so (bzw. gar nicht) entwickelt; also in der Vorstellung von MZB meine ich. Den Planeten selbst, die blutrote Sonne und die vier Monde gab es natürlich schon, irgendwo da draußen. :grin



    Zitat

    Original von bibliocat
    Da dieser Teil an der spannendsten Stelle aufhörte habe ich direkt weitergelesen...


    Habe ich ähnlich gemacht (obwohl die Einteilung ja von mir stammt). Aber eine Leserunde mit nur einem Abschnitt schien mir irgendwie nicht ... vollständig.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")