Verlag: Boje
Seiten: 507
Klappentext:
Deutschland im Jahr 1499: Die Welt scheint aus den Fugen. Auf den Scheiterhaufen brennen Hexen und Ketzer. Aufstände verarmter Landleute werden rücksichtslos niedergeschlagen. Wanderprediger ziehen von Flecken zu Flecken und verkünden den bevorstehenden Weltuntergang.
Als dem 15-jährigen Amos "Das Buch der Geister" anvertraut wird, ahnt er nicht, dass sich sein Leben für immer verändern wird. Denn wer dieses Buch gelesen hat, in dem werden magische Fähigkeiten wach. Amos' Auftrag: "Das Buch der Geister" zu seinem ausersehenen Empfänger bringen. Doch für wen ist es überhaupt bestimmt? Eine atemlose Jagd beginnt. Amos' Leben gerät in größte Gefahr, denn die Zensur ist auf das Buch aufmerksam geworden. Die Häscher der Inquisition und der Zensurbehörde setzen alles daran, das Buch in ihren Besitz zu bringen...
Der Autor:
Andreas Gößling, geboren 1958, lebt und arbeitet als freier Autor in Coburg. Der promovierte Literatur- und Kommunikationswissenschaftler beschäftigt sich seit vielen Jahren mit mythen- und kulturgeschichtlichen Themen, insbesondere mit der alten Maya-Kultur, mit Drachenmythen sowie mittelalterlicher Magie und Alchimie. Neben Romanen für erwachsene und junge Leser hat er auch zahlreiche Sachbücher publiziert.
Meine Zusammenfassung:
Den jungen Amos von Hohenstein hat ein grausames Schicksal auf die Burg seines Onkels, Raubritter von Beruf, verschlagen. Seine Eltern wurden vor drei Jahren bei einem Überfall durch "Mordbrenner" getötet, seine Schwester lebt bei einer Tante in der großen Reichsstadt Nürnberg. Sein einziger Lichtblick besteht darin, dem Gelehrten Valentin Kronus, der nicht weit von der Burg lebt, jeden Montag als Assistent zur Hand zu gehen, ihm Essen zuzubereiten und sich auch um den Gemüsegarten zu kümmern. Der Gelehrte schreibt an einem geheimen Buch, dem "Buch der Geister", in dem er versucht ein Destillat aller magischen Bücher in Prosaform zu verschlüsseln, so dass jeder der die Geschichten liest und in sein Innerstes aufnimmt, selbst zu magischen Taten fähig ist. Natürlich brennt Amos darauf, einmal einen Blick in das Buch zu werfen, doch noch ist es nicht so weit für ihn.
Vorerst schickt sein Meister ihn mit einer geheimen Botschaft nach Nürnberg, die er einem dort ansässigen Setzer überbringen soll. Unterwegs wird mehrfach versucht, ihm diese zu entreißen, aber erst eine blonde, grünäugige Diebin schafft dies in Nürnberg, kurz vor seinem Ziel. Seltsamerweise gibt sie die geraubte Beute aber ebenso einfach wieder auf, wie sie sie gestohlen hat. Amos' Auftrag scheint gescheitert und er ist umso betrübter als er zu Hause eines Tages erfährt, dass eine Abschrift des fertigen Buches einem anderen Boten übergeben wurde, der es nach Nürnberg zur kaiserlichen Zensurbehörde bringt. Denn nur die dort überprüften Bücher, dürfen auch gedruckt werden. Aber es kommt wie es kommen muss, ein besonders strenger und fanatischer "Bücherjäger" wird des Manuskripts habhaft und bläst, im Verbund mit dem Inquisitor der Stadt, zur Jagd auf den alten Gelehrten und sein Teufelsbuch.
Zum Trost und als Beweis seines großen Vertrauens in den Jungen, darf Amos schließlich die erste Geschichte lesen und ist sofort von ihr in seinen Bann geschlagen. Und nur wenig später tut der Zauber seine Wirkung, Amos kann plötzlich die Gefühle anderer Menschen spüren. Doch nur kurze Zeit danach stürmt die Kirchenarmee des Inquisitors die Burg von Amos' Onkel. Amos weiß, was er zu tun hat: fliehen und das Buch in Sicherheit bringen, zu dem, für den es bestimmt ist, so hat Kronus es ihm in einer letzten kurzen Nachricht mitgeteilt. Seine lange Flucht beginnt.
Meine Rezension:
Fangen wir mal mit den positiven Dingen an: Die Aufmachung des Buches ist sehr hübsch, der geprägte Umschlag ist ansprechend aufgemacht und die Innenseiten des Deckels mit einem pergamentartig gestalteten Bild mit der Aufschrift "Opus Spiritus" und einigen Blutstropfen verziert. Das Nachwort des Autors ist ziemlich lang, 19 Seiten, und liefert Hintergründe zu der im Buch beschriebenen Zeit des Umbruchs, über von ihm veränderte Zeitabläufe und warum er dies tat. Gut gefallen hat mir auch, vor allem zu Beginn, die Schilderung des mittelalterlichen Alltags auf der Burg von Amos Onkel, in der Stadt Nürnberg, der kaiserlichen Zensurbehörde oder auf dem Hof des alten Gelehrten.
Tja... damit erschöpft es sich schon, von meiner Seite. Ich hatte mich eigentlich sehr auf das Buch gefreut, schließlich lese ich gerne Jugendromane und auch historische Romane, auch wenn sie mal mit etwas Fantasy versetzt sind, solang es gut gemacht ist. Die Geschichte spielt in Franken und es geht um ein besonderes Buch. Das klingt doch eigentlich nach idealen Voraussetzungen. Aber leider muss ich sagen, hat mich die Umsetzung über die größten Strecken des Buches schlicht und ergreifend gelangweilt. Weder war mir Amos sonderlich sympathisch noch konnte die Handlung um das magische Buch mich überzeugen oder gar fesseln. Die Geschichten die es enthält (zwei davon erfährt man in diesem Band, die anderen beiden in der Fortsetzung) kamen mir eher vor wie wirre Träume und ich wurde das Gefühl nicht los, dass sie einen für mich einfach nicht ansprechenden pseudo-philosophischen Touch hatten, der, wie auch das Buch gegen Ende hin immer mehr, einen fast schon spirituell-esoterischen Anklang bekommt. Wie diese Geschichten bei irgendjemandem Kräfte entstehen lassen sollen (außer denen das Buch zuzuschlagen und wegzulegen) ist mir ein Rätsel. Es mag sicher Leser geben, die genau diese Art Geschichten anspricht, aber für mich war es einfach nicht das Richtige.
Ich kann leider auch nicht ganz genau festmachen, warum mich die Handlung letztendlich so langweilte. Es gibt (zumindest ab dem Zeitpunkt wo Burg Hohenstein eingenommen wird) Kämpfe, Verfolgungsjagden und natürlich auch eine auf Teenager zugeschnittene Liebesgeschichte. Letztendlich kann ich es nur darauf zurückführen, dass mich die Figuren (und auch das Buch der Geister selbst) nicht fesseln und für sich interessieren konnten, und mir somit ihr weiteres Schicksal herzlich egal war. An manchen Stellen neigt der Autor auch dazu, bestimmte Eigenschaften die er seinen Figuren verliehen hat gebetsmühlenartig zu wiederholen (z.B. der wölfische Buchzensor mit seinen schaufelartigen Händen, der knochendürre Johannes, die wunderschöne grünäugige Klara), was auf Dauer doch ein bisschen genervt hat.
Ab und zu habe ich überlegt das Buch abzubrechen da ich zunehmend gemerkt habe, dass ich mich zum Weiterlesen regelrecht zwingen musste. Aber da ich ja so furchtbar neugierig bin und immer gerne auch das Ende wissen will, habe ich mich also durch die etwas mehr als 480 Seiten gequält. Mit dem Ergebnis, dass das Buch kein abgeschlossenes Ende liefert und die Klärung der rätselhaft-mystischen Geschehnisse und aufgeworfenen Fragen allesamt auf die Fortsetzung verschoben werden (inklusive eines fetten Cliffhangers).
Ich bin mir auch nicht sicher, ob dieses Werk für seine Zielgruppe (die vermutlich ja im Altersbereich von Amos liegen wird) nicht etwas zu umfangreich ist. 500 Seiten für ein Jugendbuch, über eine solche Strecke die jugendlichen Leser zu faszinieren, gelingt heutzutage meist nur noch Ausnahmeerscheinungen der Größenordnung von "Harry Potter", „Biss-“ und „Eragon“.
Der junge Bücherjäger Johannes, der zum Schluss hin immer mehr zu einer Art schlechten "Gollum"-Kopie verkommt, war für mich übrigens noch die interessanteste Figur der ganzen Geschichte, zumindest zu Beginn. Für ihn persönlich würde ich mir im zweiten Band eine positivere Entwicklung wünschen. Wobei das eigentlich auch egal ist, da ich bestimmt nicht vorhabe, mich auch noch durch die Fortsetzung zu quälen. Da ich von Andreas Gößling noch "Faust – Der Magier" im Regal stehen habe, hoffe ich doch sehr, dass dieses mich mehr begeistern kann, wenn ich es denn zur Hand nehme (was nach Genuss dieses Werkes jetzt sicher noch einige Zeit dauern kann).