Die Galgenfrist - Bernard Cornwell

  • Inhalt


    Trotz härtester Strafen gab es 1820 in England die Begnadigung. Und zwar dann, wenn ein bestellter Detektiv Beweise der Unschuld finden konnte. Wer Glück hatte, geriet an einen der besten dieser Zunft: Rider Sandman. Rider Sandman soll das Gnadengesuch des Porträtmalers Charles Corday prüfen, der wegen Mordes zum Tod durch den Strang verurteilt wurde. Anscheinend eine reine Formsache, bei der es lediglich darum geht, die Schuld des Verurteilten zu bestätigen.
    Sandmans Ermittlungen führen ihn aus den Tiefen des Gefängnisses Newgate in die höchsten Kreise der Londoner Gesellschaft, wo er auf finstere Intrigen, üble Machenschaften und erbitterten Widerstand stößt. Er ist zunehmend von der Unschuld des Malers überzeugt, hat aber nur sieben Tage Zeit, den Unschuldsbeweis zu erbringen oder den wahren Täter zu ermitteln, um den Verurteilten vor dem Galgen zu bewahren.
    Unter Einsatz seines Lebens macht Sandman sich auf die Suche nach Wahrheit und Gerechtigkeit.


    Meine Meinung


    Dieses Buch ist ein ganz anderer Cornwell, anders in der Art als seine historischen Romane wie z.B die „Uthred/Alfred Saga, auch anders als die Bücher, die er unter Pseudonym Susannah Kells schreibt bei denen es sich auch um historische Romane handelt.


    Bei diesem Buch handelt es sich um einen Krimi. Aber auch wieder m historischen Bereich.


    Er spielt um das Jahr 1820, einige Jahre nach der Schlacht in Waterloo.
    Rider Sandmann, ein Captain, der in Waterloo kämpfte, sich als er sich wieder in der Heimat befindet damit auseinandersetzen muß, daß sich sein Vater nachdem er durch Schulden völlig verarmt war ums Leben brachte.


    Selber mittlerweile mittelos, seine Verlobung mit seiner großen Liebe wurde aufgrund dieser Tatsache von ihren Eltern gelöst, lebt mittlerweile in einer der ärmsten und verrufensten Gegenden Londons.


    Da erreicht ihn ein Auftrag aus dem Innenministerium, daß er einen Fall um ein Gnadengesuch untersuchen soll, das von der Königin unterstützt wird.
    Nur daran interessiert, der Petition der Königin Genüge zu tun, aber keinesfalls die Unschuld des Malers Corday zu beweisen, wird Rider vom Minister beauftragt, ein Geständnis aus dem Gefangenen herauszuholen.
    Rider nimmt den Fall an, er benötigt das ihm angebotene Geld und ist anfangs noch der Meinung, daß es sich um schnell verdientes Geld handeln würde, die Schuld des Angeklagten zu bezeugen.
    Doch dann beginnt Rider zu zweifeln, glaubt an die Unschuld des Gefangenen und begibt sich an die Ermittlungen.........



    Dieser Krimi ist eine Art ruhigerer historischer Krimi, in dessen Mittelpunkt die Suche nach der Schuld bzw. Unschuld des Gefangenen Charles Corday steht.
    Die Figuren werden langsam eingeführt. Rider bleibt mit seinen Ermittlungen nicht alleine, sondern bekommt Unterstützung seines alten Freundes Lord Alexanders, eines Mädchens, das als Tänzerin und Schauspielerin arbeiten und eines weiteren Mannes.


    Die Entwicklung der Suche baut sich langsam auf, auch wenn Rider nur 7 Tage Zeit bleiben, beginnt der Krimi langsam.
    Aber genau das macht es auch interessant, da einiges am Rande erklärt wird. Über die Zustände zu der Zeit in London, vieles über die Schlacht von Waterloo, über Kricket, der früheren Leidenschaft Sandmans.


    Und über die Gepflogenheiten bei einer Hinrichtung wird genauestens berichtet, wie die Vorbereitungen stattfanden, wie die Gefangengen in Newgate darauf vorbereitet wurden und über die Arbeit des Henkers und des anwesenden Geistlichen. Sogar über die Beschaffenheit des Strickes.


    Im Laufe des Buches kommen immer mehr Detail zu Tage, die Spannung zieht an und zum Ende hin läßt das Buch einen gar nicht mehr los, da man unbedingt wissen möchte, wie es ausgeht und die Spannung immer größer wird.


    Gleichzeitig ist eine Art Apell gegen die Todesstrafe und die grausame brutale Art des hängens, die gerade zu der Zeit eine Hochkonjunktur in England und Wales hatte.


    Trotz der ruhigeren Art ist es ein Cornwell, auch wenn er eben völlig anders ist, als die Bücher, die ich bisher von ihm kenne. Das macht sich schon daran bemerkbar, daß sein Schreibstil einfach sehr gut ist, einen nicht mehr losläßt und mich durch das ganze Buch hindurch nicht von diesem abkommen ließ.
    So wie auch seine „Uthred Saga“ die diesen unvergleichlichen Schreibstil hat, der einen einfach nicht von dem Buch abkommen läßt.


    Einziger Kritikpunkt waren die für mich zu vielen und langatmigen Darstellungen über das Kricket Spiel. Da mich dieses so überhaupt nicht interessiert.
    Aber das ist eben eine persönliche Interessenssache.


    Fazit:
    Wer Cornwell mag, dem könnte auch dieses ganz andere Buch gefallen.
    Auch wem die Schlachten des Uthred fehlen sollten, dem wird mit der Schlacht von Waterloo ein kleiner Ersatz geliefert.


    ASIN/ISBN: 3548259952

  • Ein weiteres Buch welches heute auf meiner Liste landet. Herzlichen Dank für diese sehr interessante Buchvorstellung.


    Meines Wissens gibt es eh niemand der die Kricket-Regeln zur Gänze versteht. :grin :grin Insofern sind Informationen zu diesem Spiel sich nicht uninteressant.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Voltaire
    Ein weiteres Buch welches heute auf meiner Liste landet. Herzlichen Dank für diese sehr interessante Buchvorstellung.


    Meines Wissens gibt es eh niemand der die Kricket-Regeln zur Gänze versteht. :grin :grin Insofern sind Informationen zu diesem Spiel sich nicht uninteressant.


    Naja, ich muß ja gestehen, immer wenn die Rede auf Kricket kam, hab ich ganz schnell gelesen und das nur überflogen :schaem
    Ich hab so also nix darüber gelernt.


    Aber ich fands auch spannender über Waterloo zu lesen und wie sie mit Hinrichtungen umgingen und wie der Henker sich darauf vorbereitet (Den soll es so udn auch mit dem Namen, der im Buch genannt wird übrigens wirklich gegeben haben, wie Cornwell im Nachwort schreibt. Ebenso wie den Geistlichen)

  • Zitat

    Original von Eskalina
    Ich muss gestehen, ich habe noch kein Buch des Autors gelesen, vermute aber, dass ich gar nicht umhin komme, mir dieses zu Gemüte zu führen. :grin


    Noch gar keins?


    Ohhh, dann kann ich Dir nur die Uthred Saga empfehlen.
    Die ist soooooo gut. Der 5. Teil kommt wohl demnächst auf deutsch und den muß ich unbedingt haben.
    Ist aber historisch und spielt zur Zeit Alfred des Großen (871 bis 899 )-(Eben England und mein Lieblingsthema :grin)


    Der erste Band ist - das letzte Königreich.


    aber vorsicht - das macht süchtig :grin

  • Ein etwas anderer Bernard Cornwell!
    "Die Galgenfrist" - original Titel "Gallows Thief", wörtlich übersetzt Galgendieb, ist für den typischen Cornwell-Leser sicherlich ein etwas ungewöhnlicher Roman, da man hier nicht wie Uhtred im Schildwall oder wie Sharp in einer Linie von Rot- bzw. Grünröcken steht, keine Schlachten, Belagerungen etc. miterlebt; es handelt sich um eine reine Kriminalgeschichte. Dennoch ist dieser Roman ein empfehlenswertes Lesevergnügen. Cornwells flüssiger Schreibstil erzeugt viel Atmosphäre und man erlebt das England kurz nach Waterloo hautnah mit. Der Autor lässt hierbei auch einem Hauch Gesellschaftskritik und Diskussion über die Todestrafe einfließen, ohne störend zu wirken. Der Charakter des Protagonisten Rider Sandman, als Captain Teilnehmer der Waterloo-Schlacht und jetzt aufgrund des Verkaufs seines Offizierspatentes arbeitslos, ist interessant und keineswegs eindimensional. So hat er Ecken und Kanten, ist jähzornig (wie Uhtred) und passionierter Kricket-Spieler. Die Auflösung ist zwar etwas vorhersehbar und ohne Überraschung, tut der Dramatik gegen Ende aber keinen Abbruch. Ich würde gerne weitere Bücher mit Rider, Sergeant Berrigan und Lord Alexander lesen...


    Das Cover und die Verarbeitung des Ullstein Taschenbuchs ist ansprechend und erinnert mich ein wenig an die Einleitung der Sharp-Filme. :chen

    "Wyrd bid ful aræd"
    Das Schicksal ist unausweichlich
    :lesendLee Child: Sniper (Jack Reacher 9)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Uhtred ()

  • Irgendwie meinte ich, wir hätten zu diesem Buch schon mal einen Thread mit Rezensionen u.a. von Grisel und mir gehabt, aber bei allem Suchen habe ich keinen gefunden. So kann man sich täuschen.


    Ich habe das Buch 2005 gelesen und damals meine Meinung wie folgt niedergelegt:


    Bernard Cornwells Roman „Die Galgenfrist" ist im Original unter dem verräterischen Titel „Gallows Thief", wörtlich übersetzt Galgendieb, erschienen. Als Galgendieb entpuppt sich der Protagonist Rider Sandman, ein Kriegsheld der Waterloo - Schlacht, der nach seiner Heimkehr feststellen muß, dass sein Vater sich wegen des Verlusts des Familienvermögens, der finanziellen Schädigung etlicher Investoren und des damit einhergegangenen sozialen Abstiegs umgebracht hat. So findet sich Sandman nach dem Verkauf seines Offizierspatents arbeitslos in einer Unterkunft in der Londoner Drury Lane mit äußerst zweifelhaftem Ruf wieder und trauert um seine Verlobte, die auf Druck der ehrgeizigen Mutter die Verlobung mit ihm lösen musste.


    Geblieben sind Rider Sandman seine Cricket-Fähigkeiten und einige wenige einflussreiche Freunde - was aber natürlich nicht zum Leben reicht. Rider erhält den Regierungsauftrag die Petition der Mutter eines jungen Malers, der wegen Mordes verurteilt worden ist und in Kürze gehängt werden soll, als Inspektor zu überprüfen und nimmt diesen aus Geldmangel an. Schnell hat Rider Zweifel an der Schuld des Verurteilten und der zunächst einfach scheinende Auftrag wird zum Wettlauf gegen die Zeit, bei dem er von Berrigan einem Sergeant aus der Waterloo-Schlacht, Sally Hood, Malermodell und Schauspielerin (Statistin), seinem Freund Lord Alexander und seiner Ex-Verlobten Eleanor unterstützt wird. Rider Sandman gerät im Laufe der Untersuchungen schnell unter die Oberfläche des von der einflussreichen Oberschicht geschaffenen verkrusteten Systems, das, koste es, was es wolle, auf den Erhalt von vorhandenen Privilegien ausgerichtet ist.


    Der Schriftsteller-Routinier Cornwell versteht es, das London des 19. Jahrhunderts mit all seinen sozialen Konflikten und Abgründen so aufleben zu lassen, dass die Handlung unterstützt wird, d.h. der historische Rahmen nicht dominiert. So wird die juristische Situation im England des 19. Jahrhunderts zum Treiber für eine spannende Kriminalgeschichte. Die tragenden Charaktere sind niemals eindimensional, sondern haben alle, einschließlich Rider, ihre Ecken und Kanten. Rider z. B. ist stolz, ehrenhaft und gerecht, aber mit einer gehörigen Portion Jähzorn belastet; sein Freund Lord Alexander ist ein herrlich schrulliger Charakter.


    Bernard Cornwell verarbeitet in seinem Roman Meinungen und Argumente von Befürwortern und Gegnern der Todesstrafe, die ihre besondere Eindinglichkeit durch den Prolog erreichen. Cornwell eröffnet "Die Galgenfrist" mit der detaillierten Schilderung einer öffentlichen Hinrichtung im London des Jahres 1817 in all ihrer Brutalität, lässt uns erschaudern vor den Geschäftemachern, die Hinrichtungen zum Volksfest machen und konfrontiert uns mit der Gier der Schaulustigen.


    Die Handlung wird stringent mit stetig steigendem Spannungsbogen und ohne Längen fortgeführt. Mag sein, dass die Auflösung der Kriminalgeschichte wenig spektakulär ist, Glanzpunkt des Romans ist aber ohnehin die sprachlich flüssige Entwicklung und Ausgestaltung der Charaktere in ihrer Zeit.


    Wer bereits Romane von Bernard Cornwell kennt, sollte wissen, dass „Die Galgenfrist" insofern ein für den Autor ungewöhnlicher Roman ist, da keine Schlachten, Belagerungen etc. geschildert werden; es handelt sich um eine reine Kriminalgeschichte. M. E. kommt „Die Galgenfrist" nicht an Cornwells Artus-Trilogie heran, allerdings hätte die auch einen sechsten Amazon-Stern verdient! Dennoch ist „Die Galgenfrist" ein sehr empfehlenswertes Lesevergnügen. Rider, Sally und Berrigan geben ein so interessantes Gespann ab, dass ich mir einen weiteren Roman mit diesem Trio wünschen würde.


    Cornwell lässt seine Fans nicht hängen.

  • Dass Cornwell sehr gute historische Romane schreibt, belegt seine Reihe um Uthred und den Eroberungszügen der Wikinger im Jahre 900 aber dass er auch Einzelromane schreiben kann, die um 1817 spielen und eher ein Krimi sind wusste ich nicht, aber er überzeugt auch in diesem Metier.

    Geschichte: Hauptmann Rider Sandmann, Teilnehmer an der Schlacht um Waterloo, sowie begeisterter Kricket Spieler, steht mit dem Rücken an der Wand. Sein verstorbener Vater hinterließ ihm außer jeder Menge Schulden seine Mutter und Schwester um die er sich kümmern muss, obwohl er selbst mittlerweile fast mittellos ist und dadurch auch seine eigene Heirat nicht zustande kam, nachdem er mittellos geworden ist. Auf Bitten des Innenministeriums bekommt er die Aufgabe, die Umstände eines Mordes zu untersuchen, bei dem der Täter bereits gefasst wurde und in in einer Woche hingerichtet werden soll. Eigentlich ist niemand wirklich daran gelegen etwas anderes als die Schuld von Charles Corday zu bestätigen, aber Rider ist das ganze irgendwie zu glatt. Obwohl er den Angeklagten nicht ausstehen kann, glaubt er nicht an die Schuld von Corday und sieht ihn eher als Opfer ….

    Der Schreibstil ist wunderbar und die Hauptpersonen detailliert beschrieben. Ich fühlte mich sofort in die Kulisse und in die Zeit versetzt. Mit viel Liebe werden die Gepflogenheiten dieser Zeit vorgestellt und viele Details lehren mich, um wieviel besser die heutige Zeit ist und wieviel man als Frau zu dieser Zeit zu melden hatte .Sandman ist natürlich ein richtig guter Held der sofort sympathisch ist und anfängt die richtigen Fragen zu stellen. Seine wahren Freunde, findet er nicht unbedingt in den besseren Kreisen sondern unter Menschen die ebenfalls überleben müssen.

    Fazit: Dies ist keine Literarisch hoch angesiedelte Geschichte, sondern ein Krimi der in einer alten Zeit spielt. Personen und auch die Entwicklung des Mordfalles sind spannend und sehr lehrreich. Es ist eine wunderbare Unterhaltung und sehr kurzweilig. Die Seiten sind so dahin geflogen und damit hat Cornwell alles richtig gemacht. Für mich eine klare Empfehlung auch wenn das Buch inzwischen etwas älter ist, aber da es sowieso um 1817 spielt ist das Buch zeitlos und sehr gut. Wer historische Romane mag und Krimi sowieso, für den passt das in jedem Fall.

  • Es war mein erstes Buch des Autoren und ich fand es super spannend.

    Die Ermittlungen mit Sandman, Barrington & Sally sind amüsant und witzig geschrieben. Es macht Spaß mit den 3 den Fall zu klären.


    Doch das Buch zeigt auch auf, dass man sehr schnell an den Galgen gebracht werden konnte. Es fanden früher keine großen Ermittlungen statt; wenn sich niemand für den Angeklagten verbürgt hat oder von Haus aus reich genug war oder eben ein Zweifel an der Anklage von höherer Stelle gehegt wurde, dann hatten die meisten Angeklagten keine Möglichkeit dem Galgen fern zu bleiben.


    Ich fand es auch sehr interessant zu lesen, dass schon damals Unterschiede zwischen den Kutschen bemerkbar waren.


    Was mich in dem Buch gestört hat, war nicht das Kricketspiel, sondern das ständige Widerholen der Schlacht in Waterloo. Es konnte auch nichts zum Geschehen im Buch beitragen und somit fand ich dies manchmal ein bisschen zu viel des Guten.


    Dennoch werde ich sicherlich auch den 2. Band mit Sandman lesen.


    Ich vergebe für dieses Buch 8 von 10 Punkten.