'Der Heiler der Pferde' - Seiten 186 - 308

  • Zum Wolfsangriff brauche ich wohl nicht mehr viel sagen :rolleyes Und dazu, dass Diego nach dem Wolfsbiss abends schon vereitert daniederliegt, während die gute Sabba anstelle eines gut durchgekauten Hinterteils lediglich eine oberflächliche Bisswunde und unbedeutende Kratzer davonträgt, dazu sag' ich jetzt wirklich nichts :bonk


    Den ersten Auftritt Marcos fand ich selten dämlich und misslungen - ("Ey, du willst mich beklauen und du siehst dazu auch noch echt verlottert aus! Komm her an meine Seite, ich vertrau dir!"), danach jedoch entwickelt sich aus dieser Albernheit tatsächlich eine runde, lebendige und liebenswerte Figur. Wow. Für mich in diesem Buch eine so noch nicht gemachte Erfahrung...


    Die nächsten Kapitel überraschen mich noch mehr: Diegos und Marcos Einzug ins Kloster kommt in stimmigen Szenen und gelungenen Dialogen daher, und auch der gute Mönch Servando gefällt mir zunächst, denn endlich einmal läßt der Autor einer Figur die Möglichkeit, sich durch Worte und Taten zu charakterisieren. Wenige Seiten lang glaubte ich tatsächlich einen Roman zu lesen. Dieser Eindruck blieb jedoch nicht von langer Dauer. :help
    Der in der ganzen Gegend für seine Pferdeheilkünste bekannte und verehrte Mönch entpuppt sich - absolut glaubwürdig :hau - als Dilettant, Diego weiß natürlich alles besser, auch dass Krankheiten niemals nicht auf den Lebenswandel eines Menschen zurückzuführen sind, denn das glaubte ja damals nur die gesamte mittelalterliche, christliche Fachwelt :bonk Diego hat die Weisheit halt mit Löffeln gefressen, vor allem die des 21 Jahrhunderts, und dagegen hilft auch der Latrinendienst nichts, das muss selbst der gute Servando am Ende des Abschnittes am eigenen Leib erfahren.


    Unschlagbar auch die Argumentation, mit der Diego beim Turnier gegen den Schmied und seine Behandlung angeht (wir erinnern uns - Pferd hat Splitter im Hals und blutet wie abgestochen, Schmied will Splitter rausziehen, Diego schreitet ein "Damit bringt Ihr es um!"):


    Ritter: "Was würdest du vorschlagen?"
    Diego:"Wenn der Splitter entfernt wird, stirbt das Pferd."
    Ritter:"Prima, jetzt weiß ich zwar nicht, was genau du anders machen würdest oder ob du überhaupt eine andere Idee hast, aber trotzdem lass ich dir mal eben mein teures, sehr geschätztes Turnierpferd, damit du dran rumpfuschen kannst."
    :hau


    Überheld Diego erspürt nebenbei dann noch den Tod der geliebten Schwester (wie unpraktisch, dass er nicht einfach ihren Aufenthaltsort erspürt) und hat, als er endlich dem schändlichen Entführer Pedro Aug in Aug gegenüber steht, nichts besseres zu tun, als stotternd, von schwindenden Sinnen geplagt das Weite zu suchen, um sich mal so richtig auszuk... Ich hätte gern mitgemacht. :uebel


    Also schnell wieder zurück ins kuschelige Kloster, wo Diego jetzt aber endlich mal selbst an die Bücher ran möchte. Als flugs in die Bibliothek gehuscht und den blöden Schrank aufgebrochen. Wer hätte je daran gezweifelt, dass der Bibliothekar, der ihn dabei erwischt, von seinen lauteren Absichten überzeugt ist, und ihm voller Freude geheimstes Wissen anvertraut (denn wer Bücher klaut und Bibliotheksmöbel beschädigt kann ja kein schlechter Mensch sein :gruebel) und obendrein auch noch die Bücher mit gibt. Yupp. Klar. Glaub ich SOFORT.


    Die Prügel, die Bruder Servando am Ende bezieht, hätte ich viel lieber bei Diego verortet.


    Ein paar ernste Worte zum Schluß:


    Diego entwickelt sich mit seiner arroganten Art, jeden vor Publikum ins offene Messer rennen zu lassen, in meinen Augen zum absoluten Unsympath. Daran kann auch die Tatsache, dass der Autor ihn eigentlich als Sympathieträger angelegt hat, kaum etwas ändern.


    Marcos Einstieg ist gelungen, mal sehen, was der Autor draus macht. Wäre schade, wenn Marcos einziger Daseinszweck darin bestünde, Diego aus seinen selbstverschuldeten Schwierigkeiten zu lotsen.


    Mencia ist noch ein bißchen blass, im Augenblick wirkt sie wie eine zweite Fatima (die war ja auch etwas emanzipierter als üblich).


    Der zweite Handlungsfaden um die beiden Schwestern ist pure Enttäuschung. Etwas mehr Hintergrund zum Haremsleben hätte ich mir schon gewünscht. Alles sehr lieb- und farblos und dazu ziemlich emotionsarm, das Ganze.


    Bäh, will ich wirklich weiterlesen?

  • Ich muss gestehen, umso weiter das Buch fortschreitet, umso mehr gewöhne ich mich an diesen ungewöhnlichen Schreibstil. Zudem ist klar, dass wir mit einer Tiefe in diesem Buch nicht rechen brauchen, sie wird sehr wahrscheinlich nicht kommen :-(
    Die schnellen Handlungsstränge treiben das Buch in einem rasanten Stil vorran, so kommt trotz der fehlenden Tiefe keine allzu große Langeweile auf.
    Marco kommt mir auch so vor, als würde er nicht aus seinen Fehler lernen und von dem einem Fettnäpfchen in nächste treten. Marco hingegen, macht die ganze Geschichte noch interessanter. Das Diego sich schon wieder verliebt, fand ich jetzt nicht so störend, aber vielleicht liegt das auch daran, dass wir keine genauen Zeitangaben bekommen und uns die Zeit kürzer erscheint, als von Autor gedacht ???
    Man möchte nun am Ende, nach der Flucht wieder wissen wie es weitergeht.
    Was Diegos Schwestern angeht, bin auch ich sehr enttäuscht, ich möchte gerne mehr über ihr Schicksal lesen, aber vielleicht wird unsere Bitte noch erhört....
    Da bleibt nur eines weiterlesen....
    Bis später :wave


  • Ich denke viele hier können Deine Kritik nachvollziehen, ich zumindest möchte Dir zustimmen, auch wenn ich selber etwas weniger harte Worte dafür verwendet hätte. ;-)


    Diego ist wirklich irgendwie 'zu glatt' - dieser Figur fehlt es an Ecken und Kanten, die einen Charakter nun einmal ausmachen. Er ist ein 'Besserwisser' wie er im Buche steht - im wahrsten Sinne des Wortes ürbigens...


    Zu Mencia hingegen habe ich bessere Rückmeldung zu vergeben, irgendwie mag ich sie. Für mich übrigens ein gänzlich anderer Typ Frau als Fatima!


  • Da spricht die pure Enttäuschung aus mir! Nach dem doch recht schwachen ersten Teil fing der zweite Abschnitt so gut an (Ankunft am Kloster, interessante Nebenfigur), dass mich diese ganzen unglaubwürdigen Aspekte und eindimensionalen Figuren am Ende wirklich nur noch genervt haben. Das Thema des Buches klang so gut und die Aufmachung als Hardcover war so vielversprechend - ich habe einfach ein bißchen mehr Inhalt erwartet. Und mehr schriftstellerisches Handwerk. Beides eher mau. Schade. :-(


    Mencia gefällt mir - allerdings weiß ich im Augenblick noch zu wenig über sie. Auffällig ist nur, dass sie sich, genau wie Fatima, nicht ganz dem damaligen Vorstellungen entsprechend verhält.


    Werd' jetzt erst mal weiter lesen und mich beim Besprechen des nächsten Abschnitts vielleicht etwas zurück nehmen. Will ja keinen verschrecken. :knuddel1


    LG,
    Monika

  • Tilia Salix
    Danke für die treffende und sehr erheiternde Beschreibung - ich habe beim Lesen mehrfach gegrinst und "Ja, genau!" gesagt. Mir waren viele Details nicht mehr so präsent (die fehlende Tiefe führt wohl bei mir zu sehr oberflächlichem Lesen), aber bei Deiner Beschreibung fiel mir natürlich Vieles wieder ein, was mich auch gestört hat.


    Ich habe mich mit diesem Abschnitt sehr schwer getan - irgendwie fehlte mir die Lust zum Weiterlesen und es juckte mir in den Fingern, etwas anderes weiterzulesen. Das spricht nicht gerade für das Buch.


    Schlussendlich habe ich mich aber doch aufgerafft, zum Glück ist man ja flott durch, wenn man einmal anfängt. Aber ich werde nach wie vor nicht warm mit diesem Buch.


    Diego wird mir immer unsympathischer, entpuppt sich als echter Besserwisser. Mag ja sein, dass er vieles durch Lesen gelernt hat, aber dass er das auch sofort und ohne weitere Anleitung in die Praxis umsetzen kann, bezweifle ich. Marcos war ein kleiner Lichtblick in der ansonsten recht flach konstruierten Geschichte. Er ist mir wesentlich sympathischer als Diego, ich bin gespannt, welche Rolle er noch spielen wird.


    Mencía kann ich noch nicht recht einschätzen, aber sie wird wohl noch eine bedeutende Rolle spielen.


    Die Handlung folgt im wesentlichen dem gleichen Schema wie im vorherigen Abschnitt: Diego gelangt an einen Ort, findet einen "Lehrmeister", lernt eine zeitlang und überwirft sich dann mit seinem Lehrmeister, um wieder weiter zu wandern.


    Einige Details sind fehlerhaft, wie z. B. die eiternde Wunde, manche unglaubwürdig, dass ich oft beim Lesen mit dem Kopf geschüttelt habe - aber das ging wohl nicht nur mir so.
    Auch sprachlich finde ich das Buch nicht sehr gelungen. An die kurzen Sätze habe ich mich mittlerweile gewöhnt, aber ich stolpere oft darüber, dass krampfhaft versucht wird, Wortwiederholungen zu vermeiden - also wenn von Diego die Rede ist, wird er in den Folgesätzen nicht wieder beim Namen genannt oder einfach "er", sondern dann steht da "der Junge" oder "der Pferdeheiler" - und das empfinde ich beim Lesen als sehr holprig.


    So, genug gemeckert - weiter lesen! :peitsch

  • Auch diesmal bin ich wieder begeistert. Die schnellen Handlungen in diesem Buch führen dazu, dass es nicht langweilig wird. Und ich finde, dass sich die Charaktere von Seite zu Seite immer mehr entwickeln. Es macht richtig Spaß dabei zuzuschauen, wie sie immer weiter gehen und nicht stoppen.


    Die Wolfsszene fand ich diesmal in diesem Part am spannensten. Es war wirklich rasant, was da passiert.
    Ich werde dann mal weiter lesen und hoffen, dass es genau so gut weiter geht.

  • Zitat

    Original von LeseRatteKevin
    Die Wolfsszene fand ich diesmal in diesem Part am spannensten. Es war wirklich rasant, was da passiert.
    Ich werde dann mal weiter lesen und hoffen, dass es genau so gut weiter geht.


    Ich glaube, da kommt die Herren-Sicht hervor... ;-)


    Viele Damen unter uns empfanden nämlich genau diese Szene als völlig überzogen und unrealistisch. Da sieht man es mal wieder - es gibt doch wieder geschlechtsspezifsiche Klischees auch bei den Lesern... ;-)


    GRUSS savanna