'Der Heiler der Pferde' - Seiten 563 - Ende

  • So, nun habe auch ich dieses Buch beendet. Für mich war es, ich denke wie für die meisten, eine Enttäuschung.
    Ich hatte mir definitiv etwas anderes darunter vorgestellt. Ich denke, dass eine Zielgruppe zu definieren sehr schwer ist, für Pferdefans ist es keinenfalls etwas, da gebe ich euch total recht, allerdings weiß ich auch nicht , ob es etwas für den "normalen" Leser historischer Romane ist. Ich wüsste ehrlich gesagt nicht, wem ich dieses Buch empfehlen würde.
    Ein Bestseller wird dieses Buch meiner Meinung nach bestimmt nicht, dafür hat es nicht genung (emotionale und geschichtliche) Tiefe und Potential.

  • Den letzten Abschnitt des Buches fand ich wieder überzeugender - obwohl auch hier die Schwächen zu erkennen sind, die sich durch das ganze Buch ziehen.


    Sehr gut gefallen hat mir, wie sich der Kreis schließt und alle Handlungsfäden ineinander über gehen. Hier sei besonders die Szene genannt, in der Tijmud von Diego getötet wird, weil sie beide Estela schützen wollen. Dass dabei Sabba tödlich verletzt wird und stirbt, finde ich übrigens durchaus passend. Allerdings stelle ich mir das ganze eher so vor, dass das Pferd im allgemeinen Getümmel mehr zufällig dazwischen geriet. Ich weiß, der Autor meinte es anders, aber so liest es sich besser ;-)


    Dass Diego am Ende Ritter wird, war ja klar, anders kann er seine geliebte Mencia ja nicht bekommen - bei diesem Ende hätte dieser Handlungsfaden jedoch viel mehr romantische Dramatik, wenn die beiden ihre Tändelei nicht ganz so intensiv hätten betreiben können, ihre Liebe also mehr "Sehnen von der Ferne" gewesen wäre.


    Die Versöhnung mit Galib gehört auch dazu und wieder sind die Szenen mit dem alten Pferdeheiler mit die besten im Buch.
    Sehr schön, so sind tatsächlich fast alle Fäden miteinander zum Abschluss gebracht worden. Einzig Marco bleibt ein wenig außen vor, doch das hatte ich ja schon geahnt. Marcos einziger Zweck war es, zum gegebenen Zeitpunkt nützlich zu sein, danach wurde die Figur nicht weiterentwickelt. Schade. Von allen hat er mir fast am besten gefallen.


    Den historischen Hintergrund fand ich zwar interessant, aber zu verwickelt. Zuviele Königreiche und handelnde Personen, da fehlte mir nötiges geschichtliches Wissen, um mithalten zu können. Sehr gut gefallen haben mir die kurzen Abrisse über den geschichtlichen Rahmen, die jedem Abschnitt voran gingen.


    Nicht gefallen hat mir das sprachliche und stilistische Niveau des Romans. Streckenweise liest sich der Text wie eine Nacherzählung und der Autor verwendet viel zu wenig Zeit, um seine Figuren und Szenen zu entwickeln. Da wird lieber geschrieben: er unterhielt die Leute mit feinsinnigen Texten als das ganze auszuführen. Dabei blieb leider oft die Atmosphäre auf der Strecke.


    Aufgrund des Klappentextes und der Werbung für dieses Buch hatte ich angenommen, Schwerpunkte des Romans wären Pferde, der Beruf des Pferdeheilers und Diegos Suche nach seinen entführten Schwestern. Dass dies alles letztlich nur am Rande eine Rolle spielte, fand ich schade. Über die Erlebnisse der Schwestern hätte ich auch gern mehr gewusst. So blieben Estelas Schicksal und ihre "Erlösung" am Ende des Romans sehr blaß.


    Fazit: Der Heiler der Pferde hätte besser "Diego - ein strahlender Held" geheißen. Sprachlich ungeschliffen, vom Aufbau her durchschnittlich - Lektüre lohnt nicht wirklich.

  • Dieser Abschnitt beginnt mit den Kriegsvorbereitungen, dem Pferdediebstahl (diesen fand ich noch lesenswert). Für mich aber zuviel Kriegsgewirr und zuviele verschiedene Könige und Königreiche. Ich blick nicht mehr durch :rolleyes


    Das Treffen Galibs und Diegos fand ich doch etwas oberflächlich beschrieben, zu wenig Zeilen gewidmet hier. Andere langweilige Stellen hätten da eher rausfallen können und dafür das Wiedersehen der beiden ausführlicher. Nach so langer Zeit haben sich ehemaliger Lehrer und Schüler, Freund und Rivale (bzw. Benazir) doch viel zu erzählen. Kam viel zu kurz alles.


    Marcos Feigheit seinem langjährigen Freund gegenüber zu treten ist schon hart. Da lässt der dessen Herzensdame lieber durchs kriegsgebeutelte Land ziehen, zumal sie als Frau ja auch in Friedenszeiten nicht gerade problemlos reisen könnte. Irgendwie denkt ich fast, hinter seiner Flucht damals steckt mehr als nur sein Ansehen als Händler und das liebe Geld.


    Das erste Wiedersehen der Geschwister konnte ich mir so still und leise wie es geschehen musste gut vorstellen, fand es aber doch etwas fade als Diego Petro de Mora nur einfach das Genick bricht und einen Trank einflöst.. Hätte mir irgendwie mehr erwartet.



    Mich wunderte wie zuvor schon einmal, dass Diego wohl soviel abgelenkt ist, dass er die Verwundung seiner Stute nicht mitbekommt. Naja, zum Glück lässt sich die letzte Kampfszene leicht lesen, flüssig zu lesen. Eigentlich dachte ich ja, dass Sabba sein ein und alles wäre, aber als seine Schwester aus dem Kalifenzelt tritt, hat er dies wohl ganz vergessen. Es war nur eine Frage der Zeit nun, bis Sabba so getroffen wird - ich bezweifle ebenfalls wie schon die vorherigen Poster hier, dass sie sich selbst dazwischen geworfen hat - und daran stirbt. Soviel Eigenleben kann ich einem Pferd irgendwie auch nicht glauben. da hilft es auch nichts mehr, dass der Angreifer tijmud war, der der Prinzessin und Estella ja einige Male geholfen hatte.


    Statt der Aufzählung der Handlungsorte am Ende, hätte ich eine Karte viel einfacher empfunden. Die Worte des Autors fand ich zwar lesenswert, konnte aber z.b. den Teil über den Beruf des Pferdeheilers nicht so sehr nachvollziehen. Diego ist in den letzten Abschnitten ja so gut wie gar nicht mehr zum heilen gerufen und somit in seinem Beruf aufgetreten, Ausnahme bilden die kurzen Szenen bei der todgeweihten Stute des Königs z.b.. Wenn der Autor den Beruf so sehr in den Vordergrund stellen wollte, wieso kam hier nichts weiter am Buchende? Sehr schade.


    Über die Geschichte der Reconquista lese ich künftig wohl andere Bücher lieber als Bücher von Giner. In diesem Bezug hat mich Der Heiler der Pferde übehraupt nicht überzeugt. Ich empfand die Kriegsteile eher als ätzend und lästig.

  • Ich bin auch durch. Insgesamt kann ich, aufgrund der kurzweiligen Handlung, kann ich sagen es war durchschnittlich. Mich hat das Buch emotional in keiner Weise berührt und das "Kopfkino" hat nicht funktioniert. Über den Inhalt ist schon einiges geschrieben worden, die Figuren waren unglaubwürdig und die Tiefe hat gefehlt. Für Einsteiger in das Genre "historischer Roman" durchaus geeignet.

  • Das Wiedersehen und die Aussöhnung mit Galib fand ich sehr passend, allerdings, wie fast alle Szenen im Buch, zu kurz. Ebenso auch die entscheidende Schlacht mit dem Sieg der Christen, rumms bumms und fertig. Das war zu schnell und zu einfach. Am Ende wird der strahlende Held dreifach zum Ritter geschlagen und bekommt seine Herzensdame. Sabba wird mir gerade in diesem Abschnitt viel zu sehr vermenschlicht, das ist vor allem auch für Pferdeliebhaber an den Haaren herbeigezogen.


    Insgesamt habe ich den Einduck gewonnen, dass der Autor sich nicht recht entscheiden konnte, welches Buch er schreiben wollte. Eine Geschichte des Pferdeheilens, eine Geschichte der Entwicklung Spaniens oder eine Familiengeschichte. Da er alle Vorhaben verbunden hat, ist das Buch oberflächlich und an vielen Stellen emotionslos geraten. Das ist wirklich schade um die im Ansatz vorhandenen guten Ideen.

  • Zitat

    Original von Ina
    Insgesamt habe ich den Einduck gewonnen, dass der Autor sich nicht recht entscheiden konnte, welches Buch er schreiben wollte. Eine Geschichte des Pferdeheilens, eine Geschichte der Entwicklung Spaniens oder eine Familiengeschichte. Da er alle Vorhaben verbunden hat, ist das Buch oberflächlich und an vielen Stellen emotionslos geraten. Das ist wirklich schade um die im Ansatz vorhandenen guten Ideen.


    Da stimme ich Dir sehr zu!


    Diesen Gedanken - dass sich der Autor doch in seiner Mischung irgendwo verloren hat - hatte ich zwischenzeitlich auf diverse Male!

  • Zitat

    Original von Ina
    Sabba wird mir gerade in diesem Abschnitt viel zu sehr vermenschlicht, das ist vor allem auch für Pferdeliebhaber an den Haaren herbeigezogen.


    Auch hier erhälst Du ein deutliches Nicken von mir! Mit ein bisschen Wissen um Pferdeverhalten und Pferd-Mensch-Beziehungen sind da einige Passagen wirklich Humbug gewesen! Ein Vermenschlichen von Tieren - oft Hunden und eben auch Pferden gegenüber zu finden - finde ich immer schrecklich!