Die vier Ecken des Himmels – Michael Malone

  • Gebundene Ausgabe: 717 Seiten
    Verlag: Kein & Aber; Auflage: 1 (1. April 2010)
    Preis : EUR 24,90


    Autor


    Michael Malone, bekannt als Drehbuchschreiber der erfolgreichen, amerikanischen Serie One Life to Live, hat zehn Romane geschrieben, eine Erzählsammlung und zwei Sachbücher. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem den Edgar, den »O.-Henry-Preis«, den »Writers Guild Award« und den »Emmy«. Er studierte in Harvard, unterrichtet Theaterwissenschaften an der Duke University und lebt mit seiner Frau in Hillsborough, North Carolina.


    Meine Kurzbeschreibung


    Jack Peregrine, ein gewiefter Hochstapler und ein (charmanter) Gauner mit Chuzpe, ist mit seiner 7-jährigen Tochter Annie auf der Flucht. Er sieht sich gezwungen seine Tochter bei seiner Schwester Sam auf einer alten Farm im beschaulichen North Carolina zurückzulassen. Bevor er weg fährt, erzählt er ihr, dass sie in der Scheune ein Geschenk finden wird. Das kleine Mädchen entdeckt dort ein altes Flugzeug, eine Piper Warrior mit den Worten "King of the Sky" auf den Rumpf geschrieben. Ein Geschenk das Annie für ihr Leben prägt, denn Annie ist eine Fliegerin, eine Fliegerin und nichts anderes!


    Neunzehn Jahre später - aus Annie ist inzwischen eine erfolgreiche Navy Kampfpilotion geworden und sie feiert ihren 26. Geburtstag zuhause bei ihren Adoptiveltern Sam und Clark auf der Farm auf der sie aufgewachsen ist. Da trifft ein Brief per Eilbote ein, ein Schreiben von ihrem Vater den Sie zwanzig Jahre nicht mehr gesehen hat. Jack schreibt er sei todkrank und möchte seine Tochter nochmals sehen. Sie solle mit seinem Flugzeug „King of the Sky“ nach St. Louis kommen und „einige Sachen“ aus der Vergangenheit mitbringen. Er macht Andeutungen zu einer antiken Goldstatuette von der er seiner Tochter vor vielen Jahren immer wieder Geschichten erzählte. Sollte es vielleicht mehr als eine Geschichte sein? Sollte es die La Reina Coranada del Mar die Königin des Meeres wirklich geben?


    Meine Meinung


    Ein schönes Cover, eine interessanter Klappentext und schon hatte der Verlag mich am Haken, sprich ich habe das Buch gelesen ohne das es eine Warteschlaufe im Sub einlegen musste. Die Geschichte beginnt denn auch sehr vielversprechend mit einem sprachlich sehr schönen Prolog der einem die Weite, die Kornfelder und das Land von North Carolina bildhaft vor Augen erscheinen lässt. Überhaupt lässt sich sagen, das die grosse Stärke des Autors Michael Malone darin liegt Personen, Landschaften und Begebenheiten zu schildern. Die Figuren sind unglaublich dicht beschrieben, wirken sehr lebendig und sind ambivalent angelegt. Besonders erwähnenswert die „Gauner“ dieser Geschichte. Ich bin überzeugt, wer das Buch gelesen hat wird mir recht geben müssen das sie Stil haben, smart und charismatisch sind, eben mit dem gewissen Etwas ausgestattet. Ich gebe gerne zu, dass mir fast alle Personen des Romans während dieser 717 Seiten sehr ans Herz gewachsen sind. Während des Lesens habe ich mehrfach notiert das es nicht nur ein Kopfkino ist das in Gang gesetzt wird, sondern in Kopfkino in 3-D Ausführung.


    Erwähnenswert finde ich den Umstand das in diesem 717 seitigen Buch recht wenige Personen vorkommen. Als Leser ist man somit jederzeit voll im Bild wer, wann, was, und wo sagt und handelt.


    Kommen wir nun zum unerfreulichen Teil meiner Beschreibung zu diesem Buch. Um es ganz schlicht und einfach zu sagen: Es ist mit seinen 717 Seiten um rund 150 – 200 Seiten zu lang geraten. Punkt. Es hat Längen in diesem Buch die die Handlung und damit verbunden die Spannung aus der Geschichte nehmen. Selbst die grosse Erzählkunst des Autors vermag diese Längen nicht zu kaschieren. Die Rückblenden auf die Vergangenheit der Protagonisten oder die Beschreibung deren Gefühlslage sind zwar hilfreich um diese dem Leser nahe zu bringen, sind aber meiner Meinung nach mehrfach zu umfangreich geraten. Oder wie der Volksmund sagt „Weniger wäre mehr gewesen“


    Fazit


    Diese Buch würde ich vorwiegend Lesern empfehlen die sich im Genre Belletristik heimisch fühlen und sich nicht scheuen ein über 700 Seiten langes Buch in die Hände zu nehmen. Wie oben beschrieben steht der Sprachgewandtheit des Autors und der angenehmen Atmosphäre die es verbreitet teilweise Längen gegenüber die Spannung und Tempo aus der Geschichte nehmen. Das Buch wurde mir aber nie überdrüssig und ich habe es gerne bis zum Schluss gelesen. Mit der Bewertung schwanke ich noch zwischen 6 oder 7 Punkten.


    Edit: gröbste Schreibfehler beseitigt und eine Textpassage leicht umformuliert

  • Vielen Dank sapperlot für deine ausführliche Rezi.
    Das Buch liegt bereits auf meinem SuB und mir ging es beinahe wie dir, nämlich dass ich gleich und sofort damit anfangen wollte. Aber bei mir blieb es dann doch erstmal in der Warteschleife hängen :-)
    Ich freue mich schon aufs Lesen und bin mal gespannt ob mich die 150-200 Seiten "Überlänge" auch stören. :wave

    Herzlichst, FrauWilli
    ___________________________________________________
    Ich habe mich entschieden glücklich zu sein, das ist besser für die Gesundheit. - Voltaire

  • Und wie mich die 150-200 Seiten Überlänge gestört haben! Meiner Meinung nach waren es sogar noch mehr.


    Die Geschichte liest sich zunächst richtig gut an: Annie wird 7jährig von ihrem Vater, einem Kleinganoven bei ihrer Tante "abgestellt" und nach ca. 10 Jahren sieht sie ihn für einen kurzen Moment wieder. Dann ist er wieder verschwunden.
    Annie wird von ihrer lesbischen Tante Sam und deren Mitbewohner Clark aufgezogen und macht schließlich eine Ausbildung bei der Navy. Sie ist ehrgeizig und taff und wird zur Kampfpilotin mit Einsätzen im Golf ausgebildet. Die Navy ist für sie alles. Das geht so weit dass sie selbst bei privaten Auftritten ihre "schneeweiße Uniform" trägt. Das hat mich z.b. massiv gestört, da hat Mr. Malone kräftig militärische Verherrlichung betrieben. So weit so gut.
    Dann an ihrem 26. Geburtstag fährt Annie vom Stützpunkt zu ihren Zieheltern. Auf dem Weg dahin erreicht sie ein sonderbarer Anruf, ihr Vater wird (wieder einmal) polizeilich gesucht, außerdem soll er todsterbenskrank sein. Und er möchte sie in St. Louis treffen.
    Trotz aller Warnungen (es herrscht gerade ein großer Sturm) macht sich Annie natürlich mit einem Flugzeug, denn sie ist ja erprobte Kampfpilotin auf den Weg zu ihrem Vater.
    Ab hier hat die Geschichte für mich an Glaubwürdigkeit ziemlich viel eingebüßt und der Autor hat sich meines Erachtens zu geschwätzig gegeben.
    Schade, wirklich schade denn der Schreibstil hat mir ganz gut gefallen, aber wenn dann Begebenheiten sosehr Slapstickcharakter annehmen, dann finde ich ein Buch nicht mehr gut.
    Von mir deshalb nur 5 Punkte

    Herzlichst, FrauWilli
    ___________________________________________________
    Ich habe mich entschieden glücklich zu sein, das ist besser für die Gesundheit. - Voltaire