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Brügge im 15. Jahrhundert. Christina, einzige Tochter im Handelshaus Contarini, weigert sich standhaft, eine Vernunftehe einzugehen. Hals über Kopf flieht sie mit ihrem jüdischen Geliebten und gerät auf ein Schiff, dessen Mannschaft durch eine rätselhafte Seuche dahingerafft wird. Vierzig Tage lang ist sie an Bord gefangen - ein Alptraum, der aus dem ungestümen Mädchen eine klarsichtige junge Frau macht, gerüstet für ein Schicksal voller Überraschungen ...
Meine Meinung
Dieses Buch ist der Nachfolger von Die Stunde des Venezianers.
Die Geschichte des Handelshauses Contarini wird im Prinzip weitergeführt, aber überspringt eine Generation, so daß es Aimees Enkel sind, die in diesem Buch die Hauptrolle spielen.
Die Vorgänger braucht man nicht zum Verständnis dieses Buches, da alles, was davon wichtig sein könnte, hier kurz erwähnt wird.
Besonders gefiel mir, daß es hier wirklich nicht nur um Christina, die Enkelin Aimees ging, sondern daß auch ihre Brüder Matthis und besonders Lucas ebenso eine wichtige Rolle spielen.
Das macht es für mich vielfältiger, macht die gesamten Familienverhätnisse einfach interessanter.
Denn alle 3 Geschwister machen im Laufe des Buches eine große Entwicklung durch und auch das Verhältnis aller drei spielt dabei eine wichtige Rolle.
Trotzdem ist das Hauptaugenmerk noch auf Christina gerichtet, ich würde sagen, daß sie so ca. einen Anteil von 60% hat.
Widerum ist auch das nicht unerheblich, da ich sie sozusagen als "Anführerin" sehen würde, die auch ihre Brüder mitreißt.
Sie, wie alle Geschwister machen nach ihrer Flucht vor ihrem verhassten zukünftigen Ehemann doch einige schlimme Erfahrungen, die sie sich so nie vorgestellt hätte.
Aber gerade dieses ist ein wichtiger Punkt, der sie und auch ihre beiden Brüder reifen läßt und erwachsen werden läßt.
Die Darstellung der Brutalität hält sich in angenehmen Grenzen, wird nicht zu übertrieben dargestellt.
Oftmals wird das ja an historischen Romanen kritisiert.
Die Darstellungen, die notwenig für die Handlung sind, sind durchaus vorhanden, aber eben im Rahmen dessen, daß sie nicht überstrapaziert werden oder ins unerträgliche abdriften.
Der Schreibstil ist gewohnt gut, so wie ich es auch nicht anders erwartet hätte bei Marie Cristen.
Die Charaktere sind sehr gut dargestellt, so daß man sich sofort in sie hineinfühlen kann und auch direkt von Beginn an mit in der Handlung ist.
Man befindet sich sozusagen direkt im mittelalterlichen Brügge und auch anderen Städten und kann sich wunderbar hineinversetzen, sieht die Städte vor sich
Mancherlei Handlungsweisen Christinas lassen einen zwar mit dem Kopf schütteln - oder besser noch - man möchte Ihren Kopf einmal durchschütteln - aber auch genau das gehört genauso zu ihrer Entwicklung wie noch so einiges andere.
Das Buch habe ich zwar nicht in einem Rutsch durchgelesen, hätte es aber getan, wenn nicht so profane Dinge wie schlafen und arbeiten mich daran gehindert hätten.
Wer den Vorgänger mochte, wird auch an diesem Buch seine Freude haben.
Und wer sich nicht davon abschrecken läßt. daß auch eine Frau im Mittelalter Mut, psychische Stärke und Dursetzungsvermögen haben konnte, dem wird dieser Roman gefallen.
Ich selber sehe das nicht als eine Verfremdung des Mittelalteres, da ich denke, daß Frauen zu jeder Zeit oftmals eine große psychische Kraft besaßen, auch wenn diese oftmals von Männern mit physischer Kraft versucht wurde zu unterdrücken und ignoriert wurde.
Fazit:
Mir hat es gefallen, sehr angenehme Lesestunden bereitet und ich würde gerne noch weitere Romane über die Contarinis lesen.
Wie gesagt, ich kann es empfehlen für Interessiert an historischen Romanen und Marie Cristen "Fans"