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  • Meinrad und Bettina Inglin: Der Briefwechsel


    Ich bin gerade erst angefangen und schon restlos begeistert!
    Bis jetzt habe ich allerdings erst Briefe von Bettina Zweifel gelesen, von Meinrad Inglin sind anscheinend weniger erhalten.


    Eins von Bettina muss ich mal qouten um einen Eindruck zu geben:


    Zitat

    Am Märzesunneschii
    z’Mittag am 2.


    Chömed Sie morn z’Abig nach em Konzert zu mir zu e chlei Wasser und Brot?
    Härzli Grüez!
    N.B! s'isch ernst g'meint!


    Andere Briefe sind aber nicht in dieser Sprache, dennoch gibt es einige tolle Spracherfindungen.


    Kurzbeschreibung
    Diese Briefe dokumentieren die Geschichte der ungewöhnlichen Partnerschaft zwischen dem Schweizer Schriftsteller Meinrad Inglin und seiner Lebenspartnerin Bettina Inglin-Zweifel. Zwanzig Jahre lang lebten die beiden getrennt, die Beziehung durchlief eine ernsthafte Krise. Die Schwierigkeiten führten jedoch nicht zur Trennung, im Gegenteil: Die Beziehung mündete in eine noch rund dreißig Jahre andauernde harmonische Ehe. Eine Neuentdeckung ist sicherlich die intensive und engagierte Sprache in den Briefen von Bettina Inglin-Zweifel. Ihre Phantasie und ihr Ideenreichtum bedeuteten ein Geschenk für den Schriftsteller. Die vorliegende erste Edition enthält eine Auswahl von 264 Briefen und ist mit zahlreichen Fotos und Faksimiles ausgestattet. Der Band spiegelt also nicht nur den schriftstellerischen Werdegang Inglins, er macht auch das literarisch-künstlerische Leben Zürichs und der Schweiz in den zwanziger bis vierziger Jahren sinnlich erfahrbar.


    Über den Autor
    Meinrad Inglin (1893 - 1971) wurde als Autor realistischer Romane über hintergründig porträtiertes Schweizer Alltagsleben bekannt.Bettina Inglin-Zweifel (1896 - 1969) machte 1919 das Violin-Diplom und arbeitete als Orchestermusikerin und Violinlehrerin.Marzena Gorecka habilitierte mit einer Schrift über Meinrad Inglin und Albin Zollinger. Sie ist Leiterin des Lehrstuhls für ältere deutsche Literatur an der Katholischen Universität Lublin und hat zahlreiche Publikationen zur Schweizer Literatur verfaßt.


  • Das sind weniger Spracherfindungen als ganz klare Worte in einem der unzähligen Dialekte in der Schweiz ;-)


    Der Text lautet wörtlich "übersetzt":


    Kommen Sie morgen abend nach dem Konzert zu mir zu ein wenig Wasser und Brot?
    Herzliche Grüsse
    N.B! Es ist ernst gemeint

  • Das könnte auch von Joan sein :schnellweg


    Für unsere Ohren klingen solche Begriffe oft fremd, da gebe ich Dir recht. Wenn man aber seit 7 Jahren eine Schweizerin als beste Freundin hat, gehen auch solche Begriffe völlig ins normale über. Wenn mir jemand in einem Gespräch was von Nachtessen, Pausenplätzen, Estrich (Schweizer Begriff für Dachboden) oder Chuchichäschtlis erzählt, stolpere ich jedenfalls nicht mehr :lache

  • Man merkt, dass Inglin in verschiedenen "Sprachregionen" der Schweiz wohnte. Das "Grüez / Grüezi" ist eine Sache der Zürcher/Ostschweizer.
    "chlei" ist eher bei den Bernern zu finden.


    Du machst mich neugierig auf das Buch ;-)

  • @ Anke: :knuddel1 :knuddel


    Zitat

    Original von Bouquineur
    Wenn mir jemand in einem Gespräch was von Nachtessen, Pausenplätzen, Estrich (Schweizer Begriff für Dachboden) oder Chuchichäschtlis erzählt, stolpere ich jedenfalls nicht mehr :lache


    Und etlicher Helvetismen mehr... :wave

  • Zitat

    Original von Bouquineur
    Das könnte auch von Joan sein :schnellweg


    Dir ghört glaubs dä Hinder emol eso rächt ghörig versolet! :schlaeger


    :grin

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    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

  • Herr Palomar....gibt es in diesem Buch auch Fotos? Meine Buchhändlerin konnte mir keine Auskunft geben, es stand nichts davon in ihrem Computer.

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  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Ja, es gibt einige tolle Fotos von guter Qualität! :-]


    Super! Danke für die Auskunft.


    Warum bloss ist denn im Compi von meiner Buchhändlerin davon nichts bemerkt?
    Ich habs nämlich bestellen wollen, aber sicherheitshalber noch nachgefragt.


    Es gibt mir halt langsam allzu viele Bücher auf dem Markt, die kein Bildmaterial mehr enthalten, und das finde ich sehr schade.
    Das hat wohl etwas damit zu tun, dass man den Preis der Bücher so niedrig wie möglich halten möchte.


    :wave

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  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Auf den ersten Blick zähle ich min. 19 Fotos durch das ganze Buch verteilt.
    Hinzu kommen noch viele Abbildungen der handschriftlichen Briefe z.T. mit Zeichnung.


    Das kommt recht "amächelig" rüber, Herr Palomar....(amächelig = anmachend)

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  • Ich hab mir gerade noch mal den Klappentext durchgelesen. Da wird geschrieben, dass es 264 Briefe sind.
    Wie ist es für Dich, den Briefwechsel von zwei Fremden zu lesen? Hat man das Gefühl, in deren persönlichen Radius einzudringen? Ich versuche mir gerade vorzustellen, wie so etwas persönliches wie Briefe zu einem Buch wird. Gut, ich denke mal nicht, dass sie die allerpersönlichsten Briefe genommen haben. Aber eine seltsame Vorstellung ist das schon.

  • Sie ist mir jedenfalls schon nicht mehr fremd. Es wird nicht viel zurückgehalten. Sie ist so extrovertiert wie Meinrad introvertiert. Ihre Briefe quellen über vor Fröhlichkeit und Optimismus, er ärgert sich auch schon mal über den Verleger Samuel Fischer, der seinen ersten Roman ablehnte oder schreibt in größeren Zusammenhängen und literarisch.

  • Beauvoire und Sartre hatten ja auch regen Briefwechsel, der veröffentlicht wurde. Da kamen aber wohl auch diverse Geheimnisse ans Licht...


    Es hat schon was Spannendes, so einen Austausch zu beobachten.


    Gibts in Deinem Buch einen Hinweis, wer die Briefe der Öffentlichkeit freigegeben hat? Familie oder einfach ein Nachlassverwalter?