Der Heiler der Pferde - Gonzalo Giner

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    Original von Pelican


    Noch immer ist mir schleierhaft, weshalb Blanvalet „Die Heiler der Pferde“ von Gonzalo Giner als Hardcover mit Illustrationen, Zusatzmaterial und Lesebändchen herausgebracht hat, diesen ganz offensichtlich als Spitzentitel vermarktet und den Vergleich mit einem Autor wie Noah Gordon nicht scheut.


    Das habe ich mich auch die ganze Zeit gefragt.

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    Original von Rosenstolz


    Das habe ich mich auch die ganze Zeit gefragt.


    Das auch. Aber vielmehr irritiert mich, dass der Titel in Spanien offenbar Bestseller war? Oder ist das nur ein Marketingspruch gewesen?


    In der Leserunde ist ja mehrmals angesprochen worden, dass die Satzgestaltung irgendwie aufgrund des Spanischen so "schlicht" wäre. Daraufhin habe ich ganz bewußt mal in anderen Übersetzungen aus dem Spanischen gestöbert und bin da durchaus auf anspruchsvolle Satzkonstruktionen gestoßen. Also: entweder war die Übersetzung so hundsmiserabel (dann frage ich mich: werden Übersetzungen nicht mal gelesen, bevor das Buch gedruckt wird) oder das Buch war schon im Original so grottenschlecht. Ich tendiere zu Letzterem.


    Immerhin war es ein nachhaltiges Leseerlebnis :kreuz und ich frage mich noch immer, wie Blanvalet ernsthaft glauben kann, DAS zu einem Bestseller aufzubauen. Lesen die ihre eigenen Bücher nicht mehr? :bonk

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    Original von Lumos
    Passiert halt immer wieder, mal. Vor kurzem ging es mir ähnlich, hab`s aber nicht fertig gelesen, sondern lediglich das Geld "in den Sand gesetzt".


    Gut ist, wenn man dann noch ein geeignetes Opfer für das Buch findet :grin


    Zitat

    Original von Tilia Salix
    In der Leserunde ist ja mehrmals angesprochen worden, dass die Satzgestaltung irgendwie aufgrund des Spanischen so "schlicht" wäre.


    Ich habe bisher schon einige aus dem spanischen übersetzten Bücher gelesen, von denen keiner sprachlich derart einfach gehalten war. M. E. kann das aber nicht an der Übersetzung liegen, denn ein Übersetzer versucht doch auch, das Typische einer sprachlichen Gestaltung, das was einen guten Teil die Originalität eines Autors ausmacht zu erhalten und eine dem Original ensprechene Satzgestaltung zu wählen. Ich denke schon, daß das nun mal die sprachliche Vorgabe von Giner ist.



    @ Rosenstolz, Tilia Salix
    Daß sowas ausgerechnet bei Blanvalet passiert, ist für mich schon erstaunlich, denn bisher habe ich bei historischen Romanen mit diesem Verlag gute Erfahrungen gemacht. Mir zeigt es mal wieder, daß die Kombination Klappentext, Aufmachung und Verlag einfach nicht reicht und nichts über das gründliche Anlesen in der Buchhandlung geht.

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    Original von Pelican
    Selten passiert es mir, dass mir zu einem Roman abgesehen von der Ausstattung fast nichts Positives einfällt. Bei Gonzalo Giners historischem Roman „Die Heiler der Pferde“ ist dies leider so, was besonders schade ist, da das Thema und die Zeit der Vertreibung der Mauren auf der iberischen Halbinsel als politischer Hintergrund so viel Potential für einen faszinierenden historischen Roman bieten. Dieses konnte Gonzalo Giner in keiner Weise nutzen und umsetzen. Für mich war es schade um die verlorene Lesezeit.


    :write


    Ich habe "Der Heiler der Pferde" im Rahmen der Testleserunde gelesen und seitdem schlummern die Notizen für eine Rezi auf meinem Computer. Da das Echo in der Leserunde extrem negativ war, dache ich, vielleicht wäre es besser, dem Buch einigermaßen unbefangen einige Wochen später eine zweite Chance zu geben. In der Zwischenzeit verlieh ich es an eine Freundin, die eigentlich einen recht ähnlichen Lesegeschmack hat und jene war recht angetan. Ihr gefielen der Schauplatz und die Schilderung von Diegos Weg sehr gut, weil sie über jene Zeit noch nicht viel gelesen hätte.


    Mich hatte weniger der Beruf der Haupfigur Diego angezogen als der Schauplatz und der mir weitgehend unbekannte historische Hintergrund. Doch leider konnte ich auch beim zweiten Versuch nicht mehr mit diesem Buch anfangen. Die in spanischen Rezensionen oft erwähnte Leidenschaft sah ich nur in wenigen Szenen durchblitzen.


    Die Leser werden am Anfang gleich in eine rasante Überfall- und Fluchtszene hineingeworfen, mit einigen völlig fremden Figuren konfrontiert, die auch auf den weiteren rund 600 Seiten leider sehr blass und schablonenhaft bleiben. Mit Diego selbst konnte ich so garnichts anfangen, fand sein Handeln immer wieder unglaubwürdig. Das Schicksal seiner Schwester hätte mich sehr interessiert, doch die beiden spielen leider nur immer wieder ganz am Rande eine Rolle.


    Am interessantesten fand ich noch die Zeit von Diegos Ausbildung, das Leben in jener Stadt und die dort etwas ausführlicher dargestellten historischen Hintergründe. Doch genau dies ist das Hauptproblem, das ich mit dem Buch hatte. Es gibt zahlreiche interessante Ansätze, die dann umgehend wieder im Sand verlaufen. Hier und dort wird etwas über die damalige politische Situation erklärt, dies jedoch stets so knapp, dass ich wenig damit anfangen konnte und gelegentlich bei im Internet nachschaute. Da damals scheinbar viele Adlige die gleichen zwei bis drei Vornamen trugen, trug nicht zu meinem Verständnis bei. Spanische Leser können damit vermutlich mehr anfangen, mir fehlte ganz offensichtlich Wissen, das im Buch selbst kaum vermittelt wurde. Im Nachwort finden sich dann einige Informationen, die besser in einem Vorwort aufgehoben gewesen wären.


    Fazit:
    Gonzalo Giner hat zuviel versucht, Pferdeheiler, mittelalterlicher James Bond und Gelehrter, sowie die Vermittlung der damaligen politischen Verhältnisse und ist damit meiner Meinung nach leider gescheitert. Dafür hat er mein Interesse an historischen Romanen anderer Autoren über jene Zeit geweckt und zwei guten Freundinnen schöne Lesestunden bereitet.


    Das Buch ist wundervoll gestaltet, innen wie außen, nur eine Karte hätte ich mir noch gewünscht.


    4/10 Punkten


    (Mein Exemplar habe ich inzwischen verschenkt und die Empfängerin hat es an einem Wochenende gelesen, war begeistert von dem spannenden und abwechslungsreichen Buch. Die Figuren fanden sie zwar auch flach, dafür wäre Diegos Lebensweg sehr abenteuerlich gewesen und hätte authentisch gewirkt.)


    P.S. Der spanische Text scheint insgesamt etwas längere Sätze zu haben, allerdings auch Abschnitte in denen kein einziger Nebensatz vorkommt.

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")


    "An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die Schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern."

    Erich Kästner.

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