Gebundene Ausgabe: 672 Seiten
Verlag: Blanvalet Verlag
Originaltitel: El sanador de caballos
Aus dem Spanischen von Eva Maria del Carmen Kobetz Revuelta
Kurzbeschreibung:
Kastilien 1195. Machtlos muss der 14-jährige Diego von Malagón zusehen, wie die arabischen Almohaden seine Familie brutal überfallen. Mit letzter Kraft gelingt ihm auf Sabba, seiner Araberstute, die Flucht nach Toledo. Dort erregt seine Gabe, mit Pferden zu sprechen, die Aufmerksamkeit des muslimischen Pferdeheilers Galib. Er nimmt Diego als Lehrling an, führt ihn in die Grundkenntnisse des Heilens, das medizinische Wissen und die arabische Sprache ein. Erneut muss Diego fliehen, diesmal einer Frau wegen. Seine Abenteuer führen ihn mitten in die politischen Konflikte der spanischen Reiche und zwingen ihn immer wieder zu Flucht und Neuanfang. Seinen Traum vergisst er jedoch nie: Mit dem Glück des Mutigen kämpft er um seine Berufung und die Erfüllung seiner großen Liebe.
Über den Autor:
Gonzalo Giner, 1962 in Madrid geboren, schrieb 2004 seinen ersten Roman, der in sechs Sprachen übersetzt wurde. „Der Heiler der Pferde” ist sein dritter Roman – und sein persönlichster, denn Gonzalo Giner studierte Veterinärmedizin und ist praktizierender Tierarzt. Er erzählt von der hohen Kunst der Tierheiler im Mittelalter, eingebettet in die prächtige historische Kulisse Spaniens im 12. und 13. Jahrhundert.
Meine Meinung:
Der spanische Noah Gordon! Mit diesem Satz wird das Buch umworben, und der Vergleich ist nicht schlecht, da beide Autoren zugunsten des effektiven Erzählens einen schlichten Stil bevorzugen.
Angesiedelt zu Beginn des 13. Jahrhunderts wird in einem Zeitraum von 17 Jahren ein Stück historische Geschichte in Spanien für den Leser erfahrbar.
König Alfons, der Edle regiert in Kastilien. 1195 erleidet er eine Niederlage bei der Schlacht bei Alarcos gegen die Almohaden. Ausgangspunkt für den Roman und den jungen Diego de Malagón, der nach dem Tod der Familie mit seiner Stute Saba fliehen muss.
Als wichtige Nebenhandlung wird von Diegos zwei Schwestern erzählt: Blanca und Estela wurden nach Marrakesch in einem Harem entführt. In diesem Handlungsstrang gibt es einige Grausamkeiten.
Es dauert ein wenig, bis man sich mit Gonzalo Giners Roman angefreundet hat, aber mit der Zeit entwickelt sich ein eigener Zauber. Gonzalo Giners Erzählkunst besteht im Zusammenführen von Zusammenhängen und im Erschaffen einer konsequent logischen Handlungslinie.
Giner erzählt von der Leidenschaft eines Mannes für das Heilen von Pferden. Diegos Wissbegierigkeit und sein Talent verhelfen ihm zu guten Erfolgen, nachdem er in Toledo bei einem gütigen Moslem in die Lehre ging und dann mit Büchern aus einem Kloster weiteres erlernte. Konzentriert arbeitet er mit den medizinischen Büchern. Sogar aus philosophischen Büchern oder der Kabbala schöpft er Wissen. Schön, dass der Autor sich die Zeit nimmt, Diegos Ausbildungszeit ausführlich zu gestalten. Das macht für mich mehr Sinn, als wenn Diego einfach nur durch seine Gabe veterinärmedizinische Erfolge feiert. Man spürt, dass Gonzalo Giner sich auskennt, er ist selber praktischer Tierarzt und hat auch ausführlich recherchiert. Deshalb sind diese Abschnitte auch nicht zu theoretisch gehalten, sondern interessant und spannend!
Diego de Malagón ist äußerst ambitioniert, sehr diplomatisch verhält er sich nicht immer. Es gibt genug, die ihm seine Erfolge neiden.
Diego ist jedoch nicht nur Sympathieträger, er hat auch Schwächen. Er schläft zum Beispiel mit der Frau seines Meisters, der ihn immer so gefördert hat und einmal wird er unbeherrscht und gewalttätig und schlägt einen Mönch fast tot.
Diegos Ehrgeiz an Wissen und Stand zu steigen, treibt ihn an. Gleichzeitig verfolgen ihn die Erinnerungen an den frühen Verlust und die Hoffnung, seine Schwestern wieder zu finden.
Mit Marco gewinnt er einen etwas windigen, jedoch treuen und klugen Gefährten.
Eine schwierige Liebesgeschichte mit der Edeldame Mencia wird unaufdringlich in die Handlung integriert. Es gibt starke Widerstände und Diego führt das Leben des Rastlosen.
Die Schlacht bei Las Navas de Tolosa mit dem Kreuzzug gegen die Mauren kennzeichnet den Höhepunkt. Hier reitet Diego mit seiner Stute Sabba in das Finale des Romans.
Der Heiler der Pferde ist ein guter, kraftvoller historischer Roman, der davon profitiert, dass er groß angelegt wurde. Manchmal würde ich mir wünschen, beim Entwurf der Charaktere würde etwas mehr in die Tiefe gegangen, aber durch dem großen Umfang, der eine lange Entwicklung der Figuren ermöglicht, wird das gut ausgeglichen.
Das Themen des Pferdeheilens im alltäglichen und die gesellschaftlichen, politischen Umwälzungen des ganzen Landes bis zur Rückeroberung stehen gut im Einklang.