Haltet euer Herz bereit
Eine ostdeutsche Familiengeschichte
Klappentext
Die Familie von Maxim Leo war wie eine kleine DDR. In ihr konzentrierte sich vieles, was in diesem Land einmal wichtig war: Die Hoffnung und der Glaube der Gründerväter. Die Enttäuschung und das Lavieren ihrer Kinder, die den Traum vom Sozialismus nicht einfach so teilen wollten. Und die Erleichterung der Enkel, als es endlich vorbei war.
In dieser Familie wurden im Kleinen die Kämpfe ausgetragen, die im Großen nicht stattfinden durften. Hier traf die Ideologie mit dem Leben zusammen. Denn die Überzeugungen waren stark und sie wurden geprägt von einer starken Persönlichkeit, Großvater Leo: Résistance-Kämpfer, Spion, Journalist und Gründervater des antifaschistischen Staates. Widerspruch war entweder zwecklos oder führte zu Zerwürfnissen. Maxims kritischer Vater Wolf, ein radikaler Künstler und Freigeist, liebt Gerhards Tochter Anne trotz ihrer Staatstreue. Und Sohn Maxim steht dazwischen und muss einsehen, dass es gegen »revolutionäre« Eltern kein jugendliches Aufbegehren geben kann. Bis es das Land, das sie aufgebaut und für das sie gekämpft hatten, plötzlich nicht mehr gab und ihr Lebenssinn – im Guten wie im Schlechten – verschwand.
Maxim Leo erzählt anhand seiner Familie, was die DDR zusammenhielt und was sie schließlich zerstörte.
Da hatte ich eigentlich wieder diese übliche Zonengeschichte erwartet: Eine Kindheit in der DDR, zwischen Fahnenappell, FKK am Ostseestrand und Schlager Süßtafel und war irritiert, plötzlich in den Lebenserinnerungen eines deutschen Resistance-Kämpfers gelandet zu sein. „Haltet euer Herz bereit“ ist nämlich keineswegs ein nostalgischer Rückblick auf eine Kindheit in einem untergegangenen Staat, sondern vielmehr der Versuch, anhand einer einzelnen Familiengeschichte zu erklären, warum die DDR so lange funktionierte und doch untergehen musste.
Maxim (der Name ist Programm!) stammt aus einer tiefroten Familie. Der Großvater ein überzeugter Sozialist, seine Mutter nicht weniger, aber doch mit Zweifeln, ist Maxim der erste seiner Familie, der mit der DDR überhaupt nichts anfangen kann.Aber erst als der Großvater einen Schlaganfall erleidet, beginnt er, sich mit seiner Familiengeschichte auseinanderzusetzen.
Mit dem Großvater bekommt einer dieser typischen alten Männer der DDR ein Gesicht, die man bisher nur, mit Hornbrille und Hut, bei den Maiparaden präsenil von der Tribüne winkend kannte. Einer, der aber auch als junger Mensch glühende Ideale hatte, der, als Jude und Kommunist von den Nazis verfolgt, den Traum eines neuen, gerechteren Landes umsetzen wollte und selbst gar nicht merkte, wie der Idealismus zum Dogmatisus erstarrte und er völlig blind für die Bedürfnisse und Ansichten der jüngeren Generationen wurde.
Auch Maxims Mutter ist im Herzen eine überzeugte Sozialistin ist, beginnt aber mehr und mehr an der DDR zu zweifeln, sieht genau, was falsch läuft und zieht sich schließlich aus der „offiziellen“ DDR zurück und lebt in einem obwohl linken doch oppositionellen Paralleluniversum der Ostberliner Intellektuellen.
Da Leo die Geschichte seiner Familie unaufgeregt, fast distanziert und zu dem noch im Präsens erzählt, ist man mittendrin im Geschehen, versteht, wie so ein seltsamer Staat überhaupt entstehen konnte und wie er sich sein eigenes Grab geschaufelt hat