# Gebundene Ausgabe: 176 Seiten
# Verlag: Blumenbar; Auflage: 1. Auflage (27. März 2010)
# Sprache: Deutsch
Kurzbeschreibung
Ein junger Mann hat zwei Jahre Berlin überlebt und geht nach Mexiko-City. Die Tage und Nächte spielen sich zwischen Flashbacks und exzessiven Erkundungen ab. Er wird ein Mädchen kennenlernen, und er wird sie herüberholen wollen in das, was er für sein Leben hält. Die Hölle, so viel steht von Anfang an fest, ist nicht der Absturz, sondern das Mittelmaß.
Über den Autor
Airen, geboren 1981, arbeitete nach seinem Studium als Praktikant in einer Unternehmensberatung in Berlin und zog danach für zwei Jahre nach Mexiko. Seine Erfahrungen im Berliner Club Berghain protokollierte er in seinem Blog (und seinem ersten Buch »Strobo«), aus dem Helene Hegemann in Axolotl Roadkill zahlreiche Passagen zunächst ohne Quellenangabe übernahm; so wurde er zum heimlichen Star einer heftig geführten Literaturdebatte.
Zusätzliche Informationen
Auf einer Foto-Seite von Airen kann man sich darüber hinaus auch Fotos, die er gemacht hat, anschauen:
http://www.flickr.com/photos/29005433@N08/page1/
Dort werden auch Orte und Personen aus seinen Erzählungen gezeigt und ich empfand es als ganz interessant, nach dem Lesen meine Vorstellungen der Personen aus den Geschichten mit der Realität zu vergleichen.
Außerdem kann man auch seinen Blog besuchen: www.airen.wordpress.com
Meine Meinung
"Ja, krasser Ort, Jugend, da bin ich, da werde ich gewesen sein."
Vielleicht sollte ich meiner Rezension als Warnung vorweg stellen, dass mir – im Gegensatz zu vielen anderen Eulen - "Axolotl Roadkill" sehr wohl gefallen hat und ich auch deshalb nicht davor zurückgeschreckt bin, in dieses Buch hineinzuschauen.
Bei Airen handelt es sich nämlcih um den Blogger, von dem Helene Hegemann für ihren Roman Axolotl Roadkill einzelne Passagen abgeschrieben hat und der es aufgrund dessen zu einer gewissen Berühmtheit geschafft hat. Von daher ist es auch kein Wunder, dass auf der Verpackung des Buches ein Aufkleber mit dem Hinweis "Ein großer Schriftsteller" – Helene Hegemann klebt. Im Anhang findet man darüber hinaus die etwas ironische Notiz: Airen hat für den vorliegenden Roman Texte aus seinem Blog verwendet und sich dies selbst genehmigt.
In "I am Airen man" beschreibt Airen seine Zeit als Student in Frankfurt an der Oder und später in Berlin, wo er auch zum ersten Mal damit beginnt, Blogeinträge zu verfassen. Im Mittelpunkt seiner Erzählungen steht aber vor allem ein längerer Aufenthalt in Mexiko, während dem er nicht nur zahlreiche intensive Drogen- und Alkoholerfahrungen macht, sondern auch Lily kennenlernt, in die er sich verliebt. Neben seinen Experimenten mit Alkohol und Drogen, ist Airen vor allem auch begeistert von Techno: "Ich bin pervers, tut mir leid, ich such den Abgrund, ich brauche Techno, und ohne Verzweiflung fühle ich nichts."
Der Roman besteht aus vielen kleinen Geschichten, die mich vor allem aufgrund ihrer Sprache überzeugen konnte. Airen erzählt flüssig und schnörkellos und es gibt sogar – vielleicht im Gegensatz zu Helene Hegemann – einen erkennbaren roten Faden. Neben Drogenexzessen und wilden Nächten kommt es auch immer wieder zu nachdenklichen und fast schon melancholischen Passagen oder auch Betrachtungen über das Leben:
Zitat"Einem so gebeutelten Ego wie dem meinen verschafft es also offenbar erhebliche Erleichterung, sichtbar der sogenannten Oberschicht anzugehören. Gegen Depression hilft, sich am Straßenrand die Schuhe putzen zu lassen. Seidenkrawatten im MP-bewachten Nobelkaufhaus zu kaufen. Drei Monatsgehälter Trinkgeld geben. Auf so Zeug steh ich grad. Total durchsichtig. Total erbärmlich. Aber was ist das nicht? Sag mir jetzt keiner: Liebe."
Zitat"Mit so richtigen Proleten komme ich aus, ebenso wie mit den superintellektuellen Elfenbeinturmbewohnern. Das Schlimme ist die große unreflektierte Mehrheit dazwischen, der mächtige Kopienapparat."
Zitat"Letzthin bleibt alles ein Experiment. Buchstaben aneinanderreihen, Tage verkleben, Sinn zusammenfügen. Es sollte dann ein Stück daraus werden, eine verschmiedete, überdichte Lebensmasse. Mehr als nur ein ewiger Prolog."
Insgesamt habe ich "I am Airen man" als ein gut lesbares Buch empfunden, das natürlich nicht überragend ist, aber ein doch sehr ansprechender Roman. Erinnert fühlte ich mich an "Zwölf" oder auch die Bücher von Lolita Pille – in der Presse wird Airens Text mit Reinhald Goetz oder auch Jörg Fauser verglichen. Sowohl Airen als auch Helene Hegemann gehen für mich in eine - zumindest in der deutschen Literatur – neue Richtung, die mich begeistert und mir gut gefällt.
Zitat"Ich würde in diesen Momenten gerne in der fernen Zukunft leben, so Balde-Runner-mäßig. Dann würde ich aber auch nur auf Technoparty gehen und wie eine Ratte durch morgendliche graue Schächte rennen. Ich wäre der verlorene Sohn einer verlorenen Zeit; keine Gott, keine Moral hielte mich auf bei meinem Lauf durch die fensterlosen Gänge einer elektrisch verrauschenden Zeit."
8 Punkte.