Klappentext:
Drei Jahre ist es her, dass Ronnies Vater Steve die Familie verlassen hat und im beschaulichen Küstenstädtchen Wrightsville Beach gezogen ist. Ronnie hat ihm die Trennung nie verziehen und seitdem kein Wort mehr mit ihm gewechselt. Doch nun soll sie mit ihrem kleinen Bruder Jonah tatsächlich die gesamten Sommerferien bei ihm verbringen. Die 17-jährige ist wild entschlossen, alles schrecklich zu finden. Während sich Jonah begeistert in gemeinsame Aktivitäten mit dem Vater stürzt, sucht Ronnie vor allem Möglichkeiten, ihn ihren ganzen Missmut spüren zu lassen. Dann aber lernt sie den jungen Will kennen und verliebt sich zum ersten Mal aus tiefstem Herzen. Er erwidert ihre Gefühle, und eine wunderschöne Beziehung entspinnt sich. Steve unterstützt Ronnie vorbehaltlos und schafft es so, ihr langsam wieder etwas näherzukommen. Doch es gibt auch einen Neider: ein gewalttätiger junger Mann, der das Paar mit aller Kraft bekämpft. Schon bald ist Ronnies Glück in größter Gefahr.
Meine Meinung:
„Alle glücklichen Familien ähneln einander; jede unglückliche aber ist auf ihre eigene Art unglücklich" (Quelle: Anna Karenina)
Einen ungewöhnlichen Weg geht Nicholas Sparks diesmal. Zuerst schrieb er das Drehbuch, danach brachte er den Film in eine Buchfassung. Zeitgleich sind nun Buch und Film erschienen und nicht nur mit der Besetzung eines aktuellen Teenie Idols ist ihm wieder mal der ganz große Wurf gelungen. Nah am Zeitgeist mit seiner Problematik hat er ein berührendes und sehr emotionales Buch geschrieben, mit Tränenausbruchsgarantie.
Wechselweise lässt Sparks seine Charaktere zu Wort kommen, neben Ronnie und Will kann der Leser auch Einblick in die Sichtweisen von Steve und Marcus nehmen. Dieser Erzählstil ist sehr reizvoll, nie weiß man, wer als nächster an der Reihe ist. Außerdem gibt es zur richtigen Zeit Einblicke in die jeweiligen Persönlichkeiten, man kann die Handlungen der Personen nachvollziehen und direkt in ihre Gedanken schauen. Viel besser versteht man so einiges, was von außen oft einen völlig falschen Eindruck hinterlässt.
Ronnie weiß genau, was sie will – und was nicht. Sie ist verantwortungsbewusst, diplomatisch und selbstsicher. Gegenüber ihren Eltern ist sie aber egoistisch und unbeugsam, anfangs versucht sie mit allen Mitteln ihren Willen durchzusetzen. Unerwartet nachgiebig reagiert ihr Vater auf ihre Ausbrüche und bringt sie damit wesentlich mehr zum Nachdenken und Umlenken, als er es wahrscheinlich erwartet hat. Gewalt mag sie überhaupt nicht, das Potential in Marcus und seine Absichten durchschaut sie sofort und versucht, ihm möglichst aus dem Weg zu gehen.
Will erscheint erst einmal als typischer reicher Schnösel, dem alles in den Schoß fällt. Erst nach und nach entblättert sich sein wahrer Charakter, er ist treu und aufrichtig, überhaupt nicht eingebildet und versucht, seinen eigenen Weg zu gehen ohne seine Eltern zu sehr vor den Kopf zu stoßen. Als er mit Ronnie Wache am Schildkrötennest hält, hat er ihr Herz damit völlig erobert. Nicht nur Ronnie fallen seine guten Eigenschaften auf, da gibt es noch Ashley, die nicht wahrhaben möchte, dass ihre Zeit mit Will vorbei ist. Ronnie lässt sich ein paar Mal von ihr negativ beeinflussen, sie glaubt Will nicht, dass er lieber mit einem normalen Mädchen zusammen ist, wo er doch die wunderschöne, reiche Ashley haben könnte. Dabei ist Ronnie alles andere als normal, sie ist eine hochbegabte Klavierspielerin. Zusammen mit ihrem Vater, der an der Juilliard School in New York unterrichtete, hat sie früher gespielt und komponiert und durfte auch schon in der Carnegie Hall auftreten. Als ihr Vater dann die Familie verlassen hat, war das Klavierspiel für Ronnie tabu. Gar nicht richtig bewusst wird ihr, dass sie mit ihren Entscheidungen viel mehr sich selbst trifft als ihre Eltern.
Mit seinem Verhalten Ronnie gegenüber schafft Steve es, dass ihre Fassade recht schnell bröckelt. Das Schweigen ihrem Vater gegenüber kann sie nicht lange aufrechterhalten und auch sonst gibt ihr sein Verhalten zu denken. Er zeigt ihr auf vielfältige und unaufdringliche Weise, wie sehr er sie liebt. Und so verbringt Ronnie einen wunderschönen Sommer mit ihrer ersten Liebe, der Annäherung an ihren Vater und dem beschaulichen Leben in einer Kleinstadt. Sie erkennt, dass nicht nur die Eltern den Kindern gegenüber verantwortlich sind, auch die Kinder haben ihre eigene Verantwortung. Nur weil man biologisch erwachsen ist, muss man es geistig nicht auch schon sein. Ronnie erkennt, dass ihre Eltern ihr gar nichts Böses wollen und sie ihre eigenen Entscheidungen zwar treffen kann, sie aber noch gar nicht richtig einschätzen kann.
„Sie hätte niemals gedacht, dass ein verschlafenes Kaff irgendwo in den Südstaaten, eine kleine Stadt am Meer, mit viel mehr … Leben und Dramatik erfüllt sein könnte als Manhattan." (Seite 407)
Eine wunderschöne Metapher hat Sparks mit dem Kirchenfenster geschaffen. Zerbrochen und zersplittert, genauso liegt Ronnies Leben vor ihr. Mit jeder Scherbe aber, die ihr Vater und Jonah in das Fenster wieder einfügen, so fügt sich auch ihr Leben wieder in die richtige Bahn. Zu erkennen, was für sie wirklich wichtig ist, macht diesen Sommer zu etwas ganz besonderem. Die Welt dreht sich nicht ausschließlich um sie, aber mit der richtigen Einstellung kann sie sich mitdrehen, ohne umzufallen. Sie selbst trägt zur Vollendung nicht nur ihres Lebens, sondern auch des Fensters entscheidende Schritte bei, ist sie selber es doch, die die letzten Mosaiksteinchen einfügt. Genauso geht ihr Leben auch wieder in die richtige Bahn und es ist eine sehr emotionale, aufregende, tieftraurige, aber auch glückliche Zeit, in der sich die Steine an die richtige Stelle fügen.
Wer Nicolas Sparks kennt, der weiß, dass seine Bücher meistens sehr emotional enden. So ist es hier auch, das Ende ist ziemlich langatmig geraten, aber das mag auch daran lieben, dass man die Buchstaben vor lauter Tränen nicht mehr richtig erkennt. Sie hören einfach nicht auf zu fließen, faszinierend, wie Sparks den Leser fesseln kann, einfach nur durch seinen Schreibstil. Ein Buch was einen emotional so bewegen kann, so durch und durch erschüttert, ist hervorragend geschrieben. Natürlich weiß Sparks auch genau, wie er auf die Tränendrüse drücken kann, so ausführlich hätte es wirklich nicht sein müssen. Wer sich den Film noch ansehen möchte, sollte genügend Taschentücher mitnehmen.
Berührend, emotional, spannend, herzlich, kriminell und witzig – Sparks hat ein sehr umfangreiches Buch geschrieben. Nicht nur Teenager finden sich hier wieder, auch den Eltern wird unaufdringlich gezeigt, dass man seinen Kindern ruhig mal etwas zutrauen kann und sie ihre eigenen Wege finden lassen soll. Helfend zur Seite stehen, das können die Eltern genauso wie die Kinder, die einsehen, dass Verbote und Regeln nicht geschaffen werden, um sie persönlich zu verärgern. Eine große Themenvielfalt und wandelbare, tiefgründige Charaktere sorgen für permanente Abwechslung und lassen keine Langeweile aufkommen. Miley Cyrus persönlich hat den Namen Ronnie übrigens ausgesucht.
Fazit
Ein einziger Sommer kann eine kurze Zeitspanne eines Lebens sein. Unter gewissen Umständen kann sie einem aber auch wie ein ganzes Leben vorkommen, besonders, wenn man die Zeit dazu nutzt, sein eigenes, derzeitiges Leben aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Sich selbst nicht zu sehr in den Mittelpunkt stellen, sondern anderen zuhören und zu Wort kommen lassen, hier die richtige Ausgewogenheit zu finden erleichtert das Leben ungemein. Nicholas Sparks spricht sehr viele Themen an, die Teenager betreffen, er lässt uns aber auch hinter ihre Kulissen schauen. Man hat immer den Eindruck, er weiß genau, wovon er schreibt.