Die Entführung (eine Wer-Eichhörnchen-Geschichte)

  • Vorsichtig sah Tim sich um. Er hatte keine Ahnung, wer ihn entführt hatte oder warum.
    Man hatte ihn in eine Art Käfig gesteckt. Klare Gedanken konnte er nicht formulieren, dazu schmerzte sein Kopf zu stark. Was ging hier vor sich?
    "Er ist wach" hörte er von irgendwoher eine Stimme. Daraufhin öffnete sich eine Tür und ein Mann in einem makellosen Anzug betrat den Raum.
    "Guten Tag. Bitte entschuldigen sie diese unangenehme Unterbringung. Ihr besonderer Zustand macht das leider erforderlich."
    "Warum bin ich hier. Wer sind sie. Und was haben sie mit mir vor?"
    "Bitte, beruhigen sie sich erstmal. Das sind sehr viele Fragen auf einmal. Nun, meine Auftraggeber sind sehr an ihnen interessiert. Ihre spezielle Abweichung macht sie sehr wertvoll für uns. Mehr kann ich ihnen jetzt leider nicht sagen. Aber lange werden sie sich hier nicht aufhalten müssen. Heute nacht ist Vollmond und danach ist alles überstanden."
    Ohne weitere Erklärung verließ der Mann den Raum wieder. Tim kam nicht dazu, ihm etwas hinterher zu rufen, denn ein Wächter, der bislang unbemerkt geblieben war, schoß ihm einen Betäubungspfeil in den Arm.
    Als Tim endlich erwachte, war seine Verwandlung bereits im Gange. Wie immer bei Vollmond wurde sein Körper von einem rot-weißen Fell überzogen. Am Ende seines Rückgrats wuchs ihm ein buschiger Schwanz. Seine Arme und Beine waren mit silbernen Ketten an den Tisch gebunden.
    "Es ist so weit, wir können beginnen."
    Zwei Männer, die wie Chirurgen gekleidet waren, traten an den Tisch. Sie überzeugten sich noch einmal, daß das Wer-Eichhörnchen sie nicht beißen konnte und begannen, mit Skalpellen in seinen Körper zu schneiden.
    "Seien sie vorsichtig!" warnte der Mann im Anzug und nahm einen tiefen Zug von seiner Morleys-Zigarette. "Wenn er zu früh stirbt, verwandelt sich der Leichnam zurück und er ist wertlos für uns."
    "Keine Angst" beruhigte ihn einer der "Ärzte" "Wir machen das nicht zum ersten Mal."
    Tims Schmerzen waren unerträglich, doch die Ketten hinderten ihn, sich zu wehren.
    Die gesamte Prozedur dauerte eine dreiviertel Stunde, danach war Tim nur noch ein lebloser Fleischberg. Triumphierend hielten seine Mörder das Fell hoch. Der Pelz eines Wer-Eichhörnchens war auf dem Markt ein Vermögen wert.



    Eine Petition gegen Pelztierfarmen in Deutschland (noch bis zum 20. 05. kann man da mitzeichnen):
    https://epetitionen.bundestag.…sa=details;petition=10359

  • Ziemlich makaber.


    Ich frage mich, was die Herrschaften aus dem Wer-Eichhörnchenpelz machen wollen und ob sich dieser denn so sehr von denen des gemeinen Eichhörnchen unterscheidet.


    Eine überraschende Wendung jedenfalls. Ich hätte eher mit Tierversuch gerechnet als mit Pelzjägern.

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • Ach so, in meiner Vorstellung war das Wer-Eichhörnchen auch nicht viel größer als ein ein normales, bloß eben mit langen spitzen Zähnen und Klauen.


    Der Turn mit dem Fell ist jedenfalls mal etwas anderes. Den Gedanken könnte man ebenso gut mal beim Werwolf-Thema aufgreifen: Der Werwolf wird nicht gejagt, weil er gefährlich ist, sondern, weil irgendein verrückter Millionär den Pelz für seine Frau will. :-)

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  • Erläuterungen zu Rechtsfragen bei der Invitrospende von Organen sollten ganz klar vor dem Tierschutz stehen.
    Die Haut ist in jedem Fall ein relativ wichtiges Organ.
    Übrigens: Wer Lederschuhe trägt, hat auch Fell an den Mauken - nur ohne Haare.
    Im Ernst: Ich würde mal Politik, Tierschutz und Literatur nicht mit aller Gewalt vermengt haben wollen.