'Die Totenleserin' - Kapitel 12 - 14

  • Dieser Abschnitt beginnt recht witzig mit dem verletzten Rowley und seiner ersten Sorge, die seiner Männlichkeit gilt. Adelia ist nun vollends entflammt für den ehemaligen Kreuzfahrer und pflegt ihn aufopferungsvoll. Ulf stellt fest, daß bei allen Kindesentführungen der Fluß eine zentrale Rolle gespielt hat, was zu einer Suchaktion nach einem möglichen Versteck des Unholds führt.
    Den Teil im Nonnenkloster, wo Adelia die Erkrankten behandelt, fand ich zu lang; da hätte sich die Autorin kürzer halten können. Da zum Schluß so deutlich auf die beiden genesenen Nonnen Veronica und Walburga eingegangen wird und ihre Entscheidung, zu den Einsiedlern zu fahren, war klar, daß dies noch eine Rolle spielen wird.
    Im 14. Kapitel schließlich wird es, quasi showdownmäßig, zum ersten Mal richtig spannend, wenn auch die Auflösung des Mörders - Sir Joscelin - nicht so überraschend kam. Tatsächlich gab es neben ihm nur noch 2 andere Verdächtige: Bruder Gilbert und Sir Gervase, wobei letzterer aufgrund seines üblen Benehmens zu offensichtlich gewesen wäre und ersterer nicht die von Rowley erwähnte Wirkung auf Frauen besessen hätte. Joscelin war ob seiner Freundlichkeit und Höflichkeit paradoxerweise der Verdächtigste.
    Überraschend war für mich, daß die sanfte Veronica mit dem Mörder unter einem Hut steckte; ob die Priorin auch irgendwie die Finger dabei hatte? Unwahrscheinlich, aber doch möglich.


    edit: Ach ja, schlußendlich wird auch klar, warum immer wieder der exorbitante Gestank des Hundes "Aufpasser" so explizit erwähnt wurde, spielte er doch dank seiner hinterlassenen Duftspur eine zentrale Rolle bei der Suche nach Ulf und Adelia.

  • Auch für meinen Geschmack hätte der Teil im Nonnenkloster kürzer ausfallen können.
    Gab es im Mittelalter schon Handschellen?
    Es war also tatsächlich Sir Joscelin, hatte ich bereits vermutet. Wer auch sonst?
    Gilbert zu alt und Gervase zu auffällig böse.
    Der stinkende Hund mußte ja noch eine Bedeutung haben :grin


    Was kommt wohl jetzt noch auf den letzten 70 Seiten?

  • Diese beiden Kapitel lassen mich etwas ratlos, was ich denn nun von dem Buch halten soll, zurück. Irgendwie will mir der eher plötzliche Wandel der Protagonisten nicht in den Kopf. Adelia liebestrunken, teilweise launig auf Sir Rowley reagierend, weil sie sich bei ihm, wegen seiner casanovaähnlichen Vergangenheit, keine Chancen verspricht - nein, das passt nicht zu der Adelia wie sie im ersten Teil des Buches beschrieben wird. Auch Rowley, das langweilige Dickerchen vom Anfang, entpuppt sich immer mehr zum gewichtverlierenden Helden und Anführer. Mir haben beide noch besser gefallen, als sie noch Raum für Spekulationen offen ließen.


    Erwähnenswert sind sicher Ulfs Galgenwürmer - lecker :uebel.


    Im Mittelteil zieht sich die Geschichte etwas, besonders, weil man doch bei Adelias Aufenthalt bei den Nonnen Gefahr wittert und eine gewisse Erwartungshaltung hat. Aber es tut sich eigentlich gar nichts, außer das Adelia immer mehr als Gutmensch dargestellt wird.


    Selbst den showdown empfinde ich eher als unbefriedigend. Ulf, als Kind kommt mir zu heldenhaft vor und Adelia hat mal Angst und dann wieder ist sie Herrin der Lage und lässt den Täter als armes Würstchen erscheinen. Auf mich wirkte diese Szene ziemlich wirr dargestellt. Fast so, als wolle der Täter Adelia Angst machen und arbeitet eine Liste ab, welche Möglichkeiten er dazu hat. Immerhin bestätigt sich der Verdacht, dass Sir Joscelin der Täter ist. Aber bis zum Ende ist es noch weit, und was kann da eigentlich noch geschehen?

  • Zitat

    Original von Sternenputzer
    Diese beiden Kapitel lassen mich etwas ratlos, was ich denn nun von dem Buch halten soll, zurück. Irgendwie will mir der eher plötzliche Wandel der Protagonisten nicht in den Kopf. Adelia liebestrunken, teilweise launig auf Sir Rowley reagierend, weil sie sich bei ihm, wegen seiner casanovaähnlichen Vergangenheit, keine Chancen verspricht - nein, das passt nicht zu der Adelia wie sie im ersten Teil des Buches beschrieben wird. Auch Rowley, das langweilige Dickerchen vom Anfang, entpuppt sich immer mehr zum gewichtverlierenden Helden und Anführer. Mir haben beide noch besser gefallen, als sie noch Raum für Spekulationen offen ließen.


    Diese Wandlung ist mir auch suspekt. Rowley hat am Anfang so gar nicht zu ihr gepasst und nun entwickelt er sich noch dazu zum schlanken Adonis? Als selbstbewußte Frau mit kühlem Kopf hat mir Adelia viel besser gefallen.


    Den Beginn des Buches fand ich wirklich vielversprechend. Die Beschreibungen des mittelalterlichen Cambridge gefallen mir gut. Aber die Entwicklung der Geschichte und der Charaktere ist mir zu simpel. Deshalb lasse ich das meiste auch einfach an mir vorbeiziehen ohne es zu hinterfragen. Kein Buch, über das sich das Nachdenken groß lohnt.

  • Mit Beginn des 4. Teiles hat der Roman doch einiges an Glaubwürdigkeit bei mir verloren.
    Zum Ende des 3. Teiles lag Rowley Picot blutüberströmt auf dem Boden, die Klinge eines Hackbeils tief in der Leiste vergraben.
    Adelia hat in gerettet, in dem sie ihre Faust auf die Wunde presste, da die Arterie durchtrennt war und die Wunde dann mit Stickzeug genäht hat und, oh Wunder, Rowley Picot hat das alles ohne Komplikationen überlebt.
    Da ich gerade vor ein paar Wochen zum 2. Mal einen Leistenbruch an der gleichen Stelle operiert bekam und mir der 2. Arzt die Risiken an Schaubildern ausführlich erklärte, kenne ich diese Körpergegend etwas.
    Was hat sie nun genäht, die Arterie, die Muskeln oder nur die Haut? Ich halte diese Szene für äußerst unglaubwürdig, besonders für das 12. Jahrhundert


    Weiter zieht sich der 4. Teil dann bis es bereits zur Überführung des Kindesmörders kommt. Gerade Adelaides Szenen in dem Kreidekeller haben mir gezeigt, was mir an dem Roman grundsätzlich missfällt.
    Die Autorin ist stellenweise stilistisch etwas besonders. Nur wenn sie ihren poetischen Teil einfließen lässt, passt das für mich in keinster Weise zur Situation. Hier wird ein Spagat zwischen stilistischem Anspruch und dem vermuteten Geschmack der Zielgruppe der „...in“-Romanen versucht, der für mich gescheitert ist.
    Ein Roman in der Art von Charlotte Lynn wäre dem Stil der Autorin besser zu Gesicht gestanden


    meint Dyke, der letzten 70 Seiten noch querliest.

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • Zitat

    Original von JaneDoe
    Aber die Entwicklung der Geschichte und der Charaktere ist mir zu simpel. Deshalb lasse ich das meiste auch einfach an mir vorbeiziehen ohne es zu hinterfragen. Kein Buch, über das sich das Nachdenken groß lohnt.


    So sehe ich das auch. Die Liebesgeschichte ist zumindest von Adelias Seite etwas zu unglaubwürdig, das scheint nicht ganz zu ihr zu passen.
    Der Mörder ist gefunden, und ausnahmsweise (ich bin da sonst nicht so gut) hat sich mein Verdacht bestätigt.
    Nette Unterhaltung bis jetzt, aber mehr auch nicht.

  • Zitat

    Original von Wuermchen


    So sehe ich das auch. Die Liebesgeschichte ist zumindest von Adelias Seite etwas zu unglaubwürdig, das scheint nicht ganz zu ihr zu passen.
    Der Mörder ist gefunden, und ausnahmsweise (ich bin da sonst nicht so gut) hat sich mein Verdacht bestätigt.
    Nette Unterhaltung bis jetzt, aber mehr auch nicht.


    So ähnlich empfinde ich das auch. Ich lasse mich von der Geschichte berieseln, ohne größere Spekulationen anzufangen. Da ich im "Ermitteln" eh nicht besonders gut bin, habe ich mich auch hier mehr oder weniger überraschen lassen. Ich finde, fast alle Charaktere der Geschichte sind etwas zu "modern" gezeichnet. Auch mir ging es so, dass ich während der Zeit, in der Adelia im Kloster die Nonnen gepflegt hat, dauernd mit einem schlimmen Zwischenfall gerechnet habe. Da wurde Spannung für nichts und wieder nichts aufgebaut. Ich frage mich nur, wieso die anderen Nonnen eine gewisse Distanz zu Veronica gewahrt haben, denn sie konnten doch unmöglich von deren "Geheimnis" wissen. :gruebel War das eine Art Intuition?
    Die Szene in dem Kreidekeller war ja an sich ernst und gefährlich. Störend fand ich die sehr ausfühliche Aufzählung von Adelias ausgefallenen Flüchen, die der Sache einen Witz verleihen, der hier ganz und gar nicht angebracht ist.
    Nun frage ich mich, was auf den restlichen ca. 70 Seiten noch passieren mag? :gruebel Es ist doch eher außergewöhnlich, dass die Auflösung schon so früh verraten wird. ?(

  • Das 14. Kapitel endet mit einem spektakulären Showdown, der mich in zweierlei Hinsicht überrascht hat: einerseits damit, dass es eine Komplizin gab - ich hätte nicht damit gerechnet, dass eine Frau an diesen Verbrechen beteiligt ist. Andererseits hat es mich gewundert, dass es bereits jetzt dazu kommt, dass Adelia mit dem Täter konfrontiert wird - was passiert denn dann noch auf den restlichen Seiten?


    Nicht sehr überrascht hat mich der Täter, Sir Joscelin - der Kreis der Verdächtigen war ohnehin klein, und Sir Joscelin schien mir am wahrscheinlichsten.


    Die "Showdown"-Szene in dem Kreideschacht hat mir nicht so besonders gefallen. Die Ereignisse überstürzen sich, und die Szene besteht aus einer Mischung blutrünstiger Details und einer gewissen unfreiwilligen Komik (Adelias erstaunliches Repertoire an Schimpfworten und die immer wieder in sich zusammenfallende Erektion von "Rakshasa" als Zeichen dafür, wer gerade die Oberhand hat) - das fand ich nicht besonders passend.


    Die Szene mit der Krankheit im Kloster fand ich auch zu lang und überflüssig - mir ist noch immer nicht klar, was die Autorin damit bezwecken wollte. Die Aufmerksamkeit des Lesers auf die Nonnen richten?


    Die wundersame Genesung des Sir Rowley hat mir auch nicht so gefallen. Schon klar, dass die Methoden der damaligen Zeit einfacher waren, aber Stickgarn??? Das klingt mir doch zu weit hergeholt.
    Adelia hat mir besser gefallen, als sie noch nicht verliebt war - das ist mir zu klischeehaft: Schöne Heldin verliebt sich in den nächstbesten starken Mann...


    Insgesamt: das Buch liest sich zwar nach wie vor sehr flüssig weg, aber in diesem Abschnitt gab es doch einige Ungereimtheiten. Auf mich wirkte es ein bisschen so, als hätte die Autorin sich in ihrer Zeitplanung vertan und diesen Abschnitt relativ hastig zusammengeschustert. Schade eigentlich...

  • Das Buch liest sich weiterhin flüssig. Die Krankenpflege im Kloster hat mich nicht gestört, hätte man aber auch weglassen können.


    Zitat

    @Original von SamtpfoteXL:


    Die "Showdown"-Szene in dem Kreideschacht hat mir nicht so besonders gefallen. Die Ereignisse überstürzen sich, und die Szene besteht aus einer Mischung blutrünstiger Details und einer gewissen unfreiwilligen Komik (Adelias erstaunliches Repertoire an Schimpfworten und die immer wieder in sich zusammenfallende Erektion von "Rakshasa" als Zeichen dafür, wer gerade die Oberhand hat) - das fand ich nicht besonders passend.


    :write


    Ich bin wirklich gespannt was noch im letzten Abschnitt passiert. :gruebel

  • Zitat

    Original von Wuermchen


    So sehe ich das auch. Die Liebesgeschichte ist zumindest von Adelias Seite etwas zu unglaubwürdig, das scheint nicht ganz zu ihr zu passen.
    Der Mörder ist gefunden, und ausnahmsweise (ich bin da sonst nicht so gut) hat sich mein Verdacht bestätigt.
    Nette Unterhaltung bis jetzt, aber mehr auch nicht.


    :write


    Was soll ich da noch schreiben, wenn es schon so schön zusammengefaßt wurde? :rofl


    Adelia ist mir einfach zu unglaubwürdig und Sir Joscelin auch....

  • Das Buch wird immer spannender!
    Ich habe so gehofft, dass Ulf noch lebt, dass ihm nichts passiert: Und er lebt! Gott sei Dank! Ich hoffe, dass er nach diesem schrecklichen Erlebnis wieder einigermaßen so fröhlich wird, wie vorher.


    Ich habe echt mit jedem als Mörder gerechnet, aber Sir Joscelin? Warum? Wie kann ein Mensch an solchen Gräultaten Gefallen finden?


    Habe gerade erst gemerkt, das der nachfolgende Punkt erst im nächsten Abschnitt aufgeklärt wird, deswegen spoilere ich das jetzt.


    Aber Mansur hat mir in Kapitel 14 ein wenig gefehlt. Er hat sich nur kurz dafür entschuldigt, dass er Ulf alleine gelassen hat, ist danach aber nicht wieder aufgetaucht. Ich dachte, er hilft bei der Suche nach Adelia und Ulf und bei deren Rettung.


    Ich hatte es echt schon aufgegeben, dass mir das Buch doch noch richtig gut gefällt. Lag wahrscheinlich daran, dass es so lange rumlag. Aber jetzt bin ich absolut begeistert. Mit so einem "Fast-Ende" habe ich nicht gerechnet. Ich bin gespannt wie es im letzten Abschnitt weiter geht.


    Jetzt ist nicht die Zeit, feste Entscheidungen zu treffen. Jetzt ist die Zeit, Fehler zu machen.


    smilie_xmas_586.gif

  • ich kann mich nur den anderen Anschliessen. :write


    Adelia find ich etwas Naiv.


    Es ist zwar spannent aufgebaut, vorallem gegen ende der Kapitel (das animiert zum weiterlesen), aber mir fehlt irgentwie der Aha- und Oho Effekt. Das war diesmal ganz deutlich in letzter Kapiteln gemerkt, von diesen Abschnitt.

    :oha Lg Bellamissimo
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    Habent sua fata libelli- Bücher haben ihre Schicksale:pferd
    :lesend Der Fluch der Hebamme- Sabine Ebert
    Mit offenen Karten- Agatha Christie