Fremdsprachen in deutschen Büchern

  • Bei einem Dialekt bleibt man aber zumindest nicht völlig im Dunkeln. Auch wenn es den Lesefluss (meistens) erheblich stört, erschließt sich einem weiterhin der Sinn des Textes (von ein paar wirklich exotischen Dialektwörtern einmal abgesehen), was bei einer mir völlig fremden Sprache leider nicht der Fall ist. Durch meine Italienischkenntnisse, kann ich manchmal auf die Bedeutung von lateinischen Vokabeln schließen und auch spanische Ausdrücke erschließen sich mir manchmal, aber ich beherrsche keine Sprache, die dem Französisch ähnlich ist. Gerade diese Sprache wird aber recht häufig verwendet. Wohl weil sie recht harmonisch/klangvoll ist (?).


    Summa summarum (:P) muss ich solche Einflüsse eigentlich überhaupt nicht haben. Wenn ein Charakter aus dem Buch aus Frankreich kommt, freut mich das unheimlich für den Autor, aber er soll die Bezüge zum Heimatland bitte in den Text einfließen lassen. Wenn er nicht in der Lage ist die Vorzüge des Charakters auf diese Weise zur Geltung zu bringen, soll er sich auf einheimische Charaktere beschränken, dann erübrigt sich dieses Problem.

    "Sobald ich ein wenig Geld bekomme, kaufe ich Bücher; und wenn noch was übrig bleibt, kaufe ich Essen und Kleidung." - Desiderius Erasmus

  • Zitat

    Original von ottifanta


    Oder in einem anderen Buch (deutsche Autorin) gehen die Figuren zum "Horse Market"... warum nicht zum Pferdemarkt? Hatte das Buch einer älteren Bekannten geschenkt, die kaum Englisch kann und auch kein Internet hat. Sie war schnell von den zahlreichen englischen (nicht erklärten) Begriffen genervt. :-( Mich nervte eher die teilweise falsche Verwendung/Rechtschreibung der englischen Begriffe.


    Ich würde da z. B. gar keine Übersetzung erwarten, weil der Horse Market für mich ein Eigenname ist. Genau wie Borough Market. Ich bin eher befremdet, wenn solche Sachen übersetzt werden. Furchtbarstes Beispiel war für mich das Große Barriere Riff.

  • Zitat

    Original von Bouquineur


    Ich würde da z. B. gar keine Übersetzung erwarten, weil der Horse Market für mich ein Eigenname ist. Genau wie Borough Market. Ich bin eher befremdet, wenn solche Sachen übersetzt werden. Furchtbarstes Beispiel war für mich das Große Barriere Riff.


    Great Barrier Reef ist ein Eigenname, klar. "Große Barriere Riff"... :rofl


    Wenn aber Begriffe "Horse Market" nicht weder übersetzt noch erklärt werden und z.B. (in jenem Buch) zahlreiche Längenangaben in Yard erfolgen, ohne jegliche Erklärung, kann der Lesespaß verloren gehen. So ging es zumindestens jener Bekannten, die "market" schon verstehen konnte, aber gerne wissen wollte, was für einer oder auch wissen wollte, um welche Entfernung es geht. Ein kleine Fußnote oder Erklärung hätte sie sehr hilfreich gefunden.

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")


    "An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die Schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern."

    Erich Kästner.

  • Bei den Längenangaben gebe ich Dir recht, da müsste schon eine Erklärung als Fußnote oder im Anhang her. Das sollte auch bei historischen Maßangaben eigentlich selbstverständlich sein.


    Bei dem Buch, in dem das Great Barrier Reef ins Deutsche übersetzt wurde, wurden wiederum andere Eigennamen im Original belassen. Wenn schon, dann doch wenigstens ein einheitliches Schema.


    Bei einem Wort musste ich nachschlagen, da würde mich interessieren, welcher Begriff im Englischen genommen wurde. Es gibt dafür keinen englischen Begriff: Waberlohe. (Kommt aus der Germanischen Mythologie und steht für Flammenhölle).

  • Ich mag sowas, hab aber mit den meisten Europäischen Sprachen wenige Probleme, da ich Englisch recht gut, Französisch ein bißchen und Latein marginal (Schulzeit ist lange her) beherrsche. Bisher ist es nur selten vorgekommen, daß mir die Worte und Sätze in fremden Sprachen sogar nichts gesagt hätten. Selbst spanische oder italienische Einwürfe kann man doch meist mit ein wenig Sprachgefühl verstehen, vielleicht nicht wortwörtlich, aber gerade Redewendungen sind doch sehr bekannt.


    Mir gefällt das, es macht es authentisch.
    Einzige Sprache die mich da annervt ist Latein, Latein ist tot! Punkt! :lache

  • Wanda in Gina Mayers Roman "Die verlorenen Schuhe" mault oder kommentiert öfter mal auf Polnisch. Da musste ich passen. Es sind nur hie und da ein paar Brocken. Aber ich vermute, das sind hauptsächlich die Art von Vokabeln, die man nicht unbedingt an der Volkshhochschule lernt und die einen gerade deswegen interessieren täten.

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

  • Ich finde es meistens nicht so schlimm, wobei ich einräumen muss, dass ich mit Spanisch und Englisch eigentlich keine Probleme habe, und Latein noch aus der Schulzeit erinnere.


    Oft empfinde ich die kleinen sprachlichen Einschübe als Stilmittel, die (selbst wenn man sie nicht direkt übersetzen kann) dazu dienen eine Atmosphäre zu erschaffen oder eine vorhandene zu verdichten.


    Der Geschichte sozusagen ein wenig Flair oder Feintuning zu verschaffen :grin


    Auch outen sich manche Protagonisten nicht ganz unwichtig durch Äußerungen in ihrer Landessprache.
    Zudem ist es oft Fakt, dass vor allem bei Sprichwörtern oder geflügelten Worten die Übersetzung die Bedeutung verhunzt.



    tolerante Grüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

  • Ich kann es auch verstehen, ich hatte in der Schule nur Englisch und Latein, kann also gar kein französich und ich habe es schon oft erlebt, daß ganze Abschnitte in französisch waren...auch bei Autoren, die nicht aus Frankreich kamen. Und selbst wenn, entweder ich übersetze das ganze Buch in deutsch oder ich lasse es...bis ich nämlich meinen PC angeschmissen habe und bei Leo französich eingegeben habe...also das trübt meinen Lesespaß auch schon sehr!

    Liebe Grüße,
    glücksbärchi


    Mein Name bei BT: nutellamaus86



    "Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne" (Jean Paul) :lesend

  • Zitat

    Original von Bouquineur
    Furchtbarstes Beispiel war für mich das Große Barriere Riff.


    Das kann ich toppen. In dem Buch, welches ich gerade lese lamentiert eine Dame, dass sie nie wieder ein Spiel der roten Socken sehen will. Ja, es geht um American Football... das aber auch zu "amerikanischem Football" übersetzt wurde. Sicherlich nicht falsch, aber klingt trotzdem einfach doof. Da kann ich mich wohl noch freuen, dass Football nicht auch noch verwurschtelt wurde :wow
    Aber die roten Socken finde ich echt einmalig.


    Ich kann generell auch besser mit fremdsprachigen Sätzen umgehen als mit Dialekt. Oft ist es in so einem Fall ja gar nicht notwendig zu verstehen was gesagt wurde (nicht selten findet man ja auch Textpassagen in Fantasysprachen), aber es erhöht eben die Autendizität. Aber zu übermäßig sollte dieses Stilmittel nicht eingesetzt werden, dann nervt es mich auch bestimmt. Ist mir aber noch nie unter gekommen.

  • Zitat

    Original von Babyjane
    Ich mag sowas, hab aber mit den meisten Europäischen Sprachen wenige Probleme, da ich Englisch recht gut, Französisch ein bißchen und Latein marginal (Schulzeit ist lange her) beherrsche. Bisher ist es nur selten vorgekommen, daß mir die Worte und Sätze in fremden Sprachen sogar nichts gesagt hätten. Selbst spanische oder italienische Einwürfe kann man doch meist mit ein wenig Sprachgefühl verstehen, vielleicht nicht wortwörtlich, aber gerade Redewendungen sind doch sehr bekannt.


    Mir gefällt das, es macht es authentisch.
    Einzige Sprache die mich da annervt ist Latein, Latein ist tot! Punkt! :lache


    Bis auf den letzten Satz - ich hab nix gegen Latein, egal, wie tot es ist. ;-) - kann ich da glaube ich zustimmen. Eine romanische Sprache oder Latein reicht ja meist, um französisch, spanisch oder italienisch zu verstehen, da es da große Ählichkeiten gibt. Also klar, man versteht nicht alles, aber den Kern der Sache, und meistens sind diese Einwürfe ja auch nicht super lang. Oder ich hab einfach noch keines von den Büchern gelesen, in denen sie lang sind. Überhaupt fallen mir relativ wenige Beispiele ein. Erinnere mich gerade an einen Charakter aus "Der Name der Rose", der ein grausliges Kauderwelsch aus Französisch, Englisch, Spanisch, Deutsch, Italienisch und weiß der Geier was noch sprach. Aber das ging ganz gut. :gruebel


    Ich frage mich aber ein bisschen, warum die Herausgeber eines solchen Buches nicht einfach einen Anhang machen, in dem sie die fremdsprachigen Teile übersetzt drucken...da kann man dann schauen wenn man will, oder es einfach ignorieren, jedenfalls wäre so wohl vielen geholfen.

  • Ich finde einzelne fremdsprachige Begriffe meist nicht so schlimm oder auch wenn ein ganzer Absatz vorkommt, der dann aber bitte auch übersetzt werden sollte. Ich selbst habe mit Fremdsprachen keine so großen Probleme (Englisch sowieso nicht, Französisch geht, Spanisch läßt sich ja prima herleiten und ist rudimentär sogar noch aus der Spanisch-AG der Schule vorhanden). Selbst Russisch und Griechisch können mich nicht ganz schocken - zumindest die Schrift kann ich da lesen und auch ein bißchen die "Basics".:-]
    Aber für Leser, die keine Fremdsprachen können, ist das sicherlich sehr mühsam (meine Oma ist schon froh, wenn nicht zu viele nicht-deutsche Namen im Buch auftauchen, die sie sonst nicht auseinander halten kann...).


    Was ich aber als sehr störend für den Lesefluß empfunden habe, war in "Brother Grimm" (Wolfsfährte) von Craig Russell, der einzelne deutsche Wörter verwendet hat und mich immer wieder aus dem Englischen gebracht haben (z.B. "Mutti", "Polizeihauptkommissar", "Märchenstraße"...). Von dem Autor ziehe ich die deutsche Fassung daher eindeutig vor.

  • Diese Fantasiesprachen, nerven mich übrigens total, das finde ich schwachsinnig, sowohl bei Herr der Ringe als auch bei allem anderen Kram... Eragon und so.
    So ein Unfug. :pille

  • Mh, ne, gegen Fantasysprachen hab ich nix, und bei "Der Herr der Ringe" geht ja nix essentielles dadurch verloren, dass elbisch geredet wird. Meistens sind es ja sowieso nur Lieder oder so. Es macht aber, das finde ich das schöne daran, die Geschichte interessant und lebendig und trägt dazu bei, dass man wirklich das Gefühl hat, in einer ganz fremden Welt zu leben.

  • Zitat

    Original von redator


    Das kann ich toppen. In dem Buch, welches ich gerade lese lamentiert eine Dame, dass sie nie wieder ein Spiel der roten Socken sehen will. Ja, es geht um American Football... das aber auch zu "amerikanischem Football" übersetzt wurde. Sicherlich nicht falsch, aber klingt trotzdem einfach doof. Da kann ich mich wohl noch freuen, dass Football nicht auch noch verwurschtelt wurde :wow
    Aber die roten Socken finde ich echt einmalig.


    Da würde mich aber interessieren, ob das ein Buch eines amerikanischen Autors war? :gruebel


    Ich bin Fan von American Football, in der NFL gibt es Saints und Vikings und Cowboys, sowie Dolphins und Eagles und anderes Getier, aber die Red Sox gibt es in Boston beim BASEBALL!


    (Oder sollte es eine komplett unbekannte Highschool Football Mannschaft sein? Die nennen sich aber auch lieber etwas martialischer, wie Lions etc. ... )


    Ich interessiere mich Null für "unseren" Fußball, aber dass die Vereinsfarben von Bayern nicht Schwarz-Gelb sind weiß ja sogar ich und bei einem amerikanischen Autor "könnten" die Roten Socken beim Football eigentlich nicht vorkommen. :pille



    .

  • Außer Englisch hatte ich in der Schule Französisch und habe Grundkenntnisse in Spanisch und Italienisch, daher stören mich unübersetzte fremdsprachige Einschübe nicht, meist kann ich was rauslesen und wenn nicht, aus dem Zusammenhang ergibt es sich wahrscheinlich, ob man damit leben kann, es nicht wissen zu müssen.


    Umgekehrt, deutsche Sätze in amerikanischen Büchern gibt es auch gelegentlich, um Atmosphäre zu schaffen, wenn der amerikanische Held in Europa unterwegs ist, oder vielleicht im Thriller irgendwelche Nazis vorkommen. Nach meiner Erfahrung schätze ich mal, dass mindestens 70% dieser Sätze fehlerhaft sind. New York ist ja das Publishing Zentrum der USA, ich habe mir dabei immer wieder gedacht, so schwer könnte es ja wohl nicht sein, in New York einen Deutschen zum Korrekturlesen für die paar Sätze zu finden. Und außerdem gibt es ja E-Mail.


    Aber das scheint keine Priorität zu sein. :pille



    .

  • Im Buch "Die Päpstin" tauchen des öfteren mal lateinische Sätze auf. Aber nach einer weile hatte ich raus was die einzelnen Wörter und Sätze bedeuteten. Und das, obwohl ich nie latein in der Schule hatte. Aber nach einer Zeit liest man sich da rein. Schön finde ich es zwar nicht, aber so passt vieles einfach besser zur Story

  • Zitat

    Original von Uta
    Da würde mich aber interessieren, ob das ein Buch eines amerikanischen Autors war? :gruebel


    Ja, war es. Aber ich würde diesen faux-pas auch einfach mal dem Übersetzer in die Schuhe schieben. Von dem (und seinem Lektor) weiß ich schon, dass er Mist verzapft hat (unzählige Rechtschreibfehler, doppelte Personalpronomen im Satz, aus einer Heide wird eine Heidi usw kommen ja noch hinzu.. mir fällt nahezu auf jeder Seite was ins Auge). Dem Autor unterstelle ich jetzt mal, dass er das ein bisschen besser hinbekommen hat. Wenn die Geschichte an sich nicht so interessant wäre, hätte ich das Buch wohl schon gefrustet entsorgt.


    @Babyjane:
    Wieso sind fremde Sprachen in einer fremden Welt Unfug?
    Ok, man muss bei Fantasy mit solchen Bezeichnungen vorsichtig sein, aber ich finde es dennoch realistischer, wenn nicht alle die gleiche Sprache sprechen, und eine gewählte Fremdsprache dann nicht unbedingt irdisches Italienisch ist oder so. Ich finde das macht schon einen Teil der Glaubwürdigkeit eines Buches aus unter Umständen.
    Ich muss allerdings dazu sagen, dass ich "Herr der Ringe" nie zuende gelesen habe und auch sonst keine Bücher kenne, wo das sehr ausgeprägt vorkommt.