Brieffreundschaft mit einem Serienmörder - Petra Klages

  • Brieffreundschaft mit einem Serienmörder
    Petra Klages
    ISBN: 978-3-934277-22-9
    Verlag Kirchschlager
    345 Seiten, 19,90 Euro



    Über die Autorin: Die Diplom-Pädagogin und Therapeutin Petra Klages wurde 1964 in Achim geboren. Nach ihrem Studium der Pädagogik in Bremen bildete sie sich zur Dipl. Paar- und Familientherapeutin weiter und studierte dann Kriminologie an der Universität in Hamburg. Im Zuge ihrer beruflichen Tätigkeit beschäftigt sie sich mit dysfunktionalen Familien sowie mit psychisch auffälligen und vernachlässigten Kindern und Jugendlichen.


    Meine Meinung: Die Diplom-Pädagogin und Therapeutin hat ihren Briefwechsel mit einem Serienmörder, den sie in den Jahren 2007 und 2008 führte, veröffentlicht. Es ist eine ungewöhnliche Korrespondenz, denn der Täter berichtet offen von dem, was ihn zum Täter hat werden lassen, schreibt aber auch über seine Verbrechen, seine Empfindungen, seine Gedanken und gibt Antwort auf alle Fragen, die sich dazu stellen.


    Axel F., so nennt Petra Klages den Serienmörder, zu dem sie im Februar 2007 Kontakt aufnimmt. (Er wurde 2001 wegen Mordes in vier Fällen, davon zweimal in Tateinheit mit Vergewaltigung zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Es wurde eine besondere Schwere der Schuld festgestellt und die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus angeordnet.)


    Sie möchte ihn um Einsicht in seine Materialien bitten und das, wie sie schreibt, nicht aus Gründen der Profilierungssucht oder Sensationslust, sondern um "analysierend zu vergleichen und eventuell daraus Möglichkeiten der Prävention und Intervention zu entwickeln". Mit diesem ersten Brief beginnt eine lange Reihe von Briefwechseln, in denen die Autorin sehr sachlich Fragen an den Täter stellt, der in seinen Antwortschreiben Stück für Stück seinen Lebensweg, der schnell zu einem Weg in die Kriminalität wurde, aufzeigt.


    Der Stil ist die ganze Zeit von großer Sachlichkeit geprägt und bei dem, was Axel F. zu erzählen hat, ist es gerade diese Sachlichkeit, die zutiefst erschüttert.
    Er schreibt ohne nach Entschuldigungen zu suchen oder mit Ausreden zu beschönigen, und das, was er schreibt gibt Einblick in familiäre Zustände, die allein schon dazu führen könnten, die Psyche eines Kindes zu zerstören. Die Hölle einer Kindheit in einem Elternhaus ohne Liebe und Wärme, ein Nachbar, der das ausnutzt und dem Kind alles gibt, was ihm zu Hause fehlt - und es sexuell ausnutzt und verkauft - an Menschen, die mit ihm machen, was sie wollen und die ihm das Märchen erzählen, das sei Normalität...


    Es ist keine leichte Kost, die man hier zu lesen bekommt. Kein Buch, das man "mal eben so" liest, aus der Hand legt und vergisst und absolut nichts für empfindliche Gemüter. Zwar werden die sadistischen und sodomitischen Praktiken nicht bis ins Detail beschrieben, doch das, was man in den zum Teil gekürzten Textstellen findet, ist schon fast mehr, als man wissen möchte, bzw. ertragen kann. Ich musste immer wieder Pausen beim Lesen einlegen, um das Gelesene zu verarbeiten, und es wird mir noch lange in Erinnerung bleiben.


    Mein Fazit: Ein absolut empfehlenswertes Buch, da es aus der Täterperspektive aufzeigt, wie eine Kette von Fehlentwicklungen dazu führen konnte, dass aus einem liebe bedürftigen, ganz normalen kleinen Jungen, später ein Mensch wird, der zuerst Tiere quält und bestialisch tötet und der am Ende pervertierte Morde an Frauen begeht.

  • Da ich auch zu denjenigen gehöre die gerade bei schweren Verbrechen immer Interesse an dem "Warum?" dahinter haben, ist dieses Buch natürlich ein klarer Fall für die Wunschliste. Danke für die Rezi. :wave

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda