Der Bischof und die "Watsch'n"

  • Da die meisten Opfer sexuellen Missbrauchs von Männern missbraucht wurden und werden, die nicht zölibatär leben, nämlich ihren eigenen Vätern, Onkeln oder sonst jemandem aus ihrem familiären Umfeld, dürfte ihnen die Diskussion um den Zölibat ohnehin egal sein. :rolleyes
    Nach dem, was man heute weiß, lebt jemand, der ein Kind missbraucht, eben nicht seinen "üblichen Sexualtrieb" aus, sprich: Er wäre nicht befriedigt, wenn er mit einem erwachsenen Menschen Sex hätte. Die Neigung zum Sex mit Kindern hätte er trotzdem, und sie würde nicht dadurch "beseitigt", dass er sich anderweitig betätigen würde.
    Weder vergangenen noch künftigen Opfern würde daher mit einer Abschaffung des Zölibats geholfen. Es gäbe genausoviel Missbrauch wie heute.


    Unwillkürlich beschleicht einen das Gefühl, dass es gar nicht mehr um die Opfer geht, sondern darum, als Trittbrettfahrer die aktuelle Situation zu nutzen, um irgendwelche Anliegen durchzudrücken, die man in den letzten zweitausend Jahren erfolglos vertreten hat ...
    :gruebel

  • Zitat

    Original von Bernard


    Weder vergangenen noch künftigen Opfern würde daher mit einer Abschaffung des Zölibats geholfen.


    Das wage ich doch in Zweifel zu ziehen. Es ist das Zölibat welches einer normal gelebten Sexualität im Wege steht. Und gerade aus der Unterdrückung der eigenen Sexualität durch das Zölibat entwickeln sich doch erst die perversen Neigungen. Das Zölibat ist ohne Wenn und Aber wider die Natur.


    Natürlich soll nicht in Abrede gestellt werden, dass auch andere Ursachen für den Missbrauch an Kindern schuld sind - aber das Zölibat ist ohne Frage auch eine der Ursache für diese Handlungen.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Bernard



    Unwillkürlich beschleicht einen das Gefühl, dass es gar nicht mehr um die Opfer geht, sondern darum, als Trittbrettfahrer die aktuelle Situation zu nutzen, um irgendwelche Anliegen durchzudrücken, die man in den letzten zweitausend Jahren erfolglos vertreten hat ...
    :gruebel


    Ich habe irgendwo einmal geslesen, dass das Zölibat erst im Mittelalter eingeführt worden ist, weil die Kirche nicht die ganzen Hinterbliebenen versorgen wollte / konnte.

  • Zitat

    Original von Voltaire
    Und gerade aus der Unterdrückung der eigenen Sexualität durch das Zölibat entwickeln sich doch erst die perversen Neigungen.


    Anscheinend nicht - zumindest habe ich das bisher nur von Küchenpsychologen gehört.
    Andere Küchenpsychologen behaupten, dass aus der hemmungslosen Auslebung der Triebe eine Langeweile erwächst, die nur noch mit immer exotischeren Varianten der Triebbefriedigung überwunden werden kann.
    Beides halte ich für Blödsinn.
    Die Sexualität wird vermutlich dort geprägt, wo auch unsere Persönlichkeit geprägt wird - in der Kindheit oder bei sehr einschneidenden Ereignissen.


    Zitat

    Original von Voltaire
    Das Zölibat ist ohne Wenn und Aber wider die Natur.


    Da wiederum stimme ich Dir zu.
    Muss aber nicht schlecht sein. Alle kulturellen Leistungen sind von einer gewissen Perspektive aus betrachtet widernatürlich. Affen tragen keine Kleidung, bauen keine Wolkenkratzer, gehen nicht zur Universität und verfassen keine Beiträge in Bücherforen. Das alles ist "wider die Natur" - in diesem Sinne ist das auch der Zölibat. Er stellt eine sehr bewusste, nicht-triebgesteuerte Art zu Leben dar.



    Zitat

    Original von Voltaire
    aber das Zölibat ist ohne Frage auch eine der Ursache für diese Handlungen.


    Beweise, Watson, Beweise ...
    Jemand, der sich nach sechsjähriger Vorbereitung entschieden hat, überhaupt keine Sexualität auszuleben, soll ausgerechnet eine sozial völlig gebrandmarkte Sexualität praktizieren? Das erscheint mir nicht logisch und sich daher auf die Ausnahmefälle zu beschränken, die wir jetzt sehen ...

  • Zitat

    Original von woelfchen
    Ich habe irgendwo einmal geslesen, dass das Zölibat erst im Mittelalter eingeführt worden ist, weil die Kirche nicht die ganzen Hinterbliebenen versorgen wollte / konnte.


    Wer wikipedia kennt weiß mehr


    Zitat

    Der Übergang von der Verpflichtung des Enthaltsamkeitszölibats zum rechtlich verbindlichen Ehelosigkeitszölibat im hohen Mittelalter führte zu der sehr verbreiteten, aber irrigen Meinung, der Zölibat habe seinen Ursprung im Mittelalter.

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • Zitat

    Original von Bernard
    Allerdings scheint es einen Zusammenhang von Homosexualität und Kindesmissbrauch zu geben, schließlich scheinen sich vor allem Männer an Knaben (nicht an Mädchen) zu vergehen.


    Es gibt, soviel ich weiss, keine Hinweise darauf, dass es da einen Zusammenhang gibt. (Wobei man, wie üblich die Nicht-Existenz dieses Zusammenhangs nicht beweisen kann ;-)).


    Einen guten Artikel gibt es hier, aber leider nur auf Englisch:
    http://psychology.ucdavis.edu/…ml/facts_molestation.html

  • Zitat

    Original von dyke


    Wer wikipedia kennt weiß mehr


    Im Jahre 1022 ordnete Papst Benedikt VIII. auf der Synode zu Pavia gemeinsam mit Kaiser Heinrich II. an, dass alle Geistlichen künftig nicht mehr heiraten durften. Da es für Priester üblich wurde, die Heilige Messe täglich zu zelebrieren, spielte dabei vor allem die kultische Reinheit eine Rolle, aber auch die Tatsache, dass sonst Kirchenbesitz an die Kinder der Geistlichen vererbt worden wäre. Verstöße gegen den Zölibat wurden mit Kirchenstrafen belegt, und bereits verheirateten Geistlichen wurden Amt und Besitz entzogen.
    ....
    Bis zum Zweiten Laterankonzil 1139 gab es sowohl verheiratete als auch unverheiratete Priester, die vom Zeitpunkt ihrer Weihe an zur sexuellen Enthaltsamkeit aufgerufen waren. Bei jenem Konzil wurde festgelegt, dass „höhere Kleriker, die geheiratet haben oder eine Konkubine halten, [...] Amt und Benefizium [verlieren]“ (in Kanon 6) und die Messen von Priestern, die eine Ehefrau oder Konkubine haben, „nicht mehr gehört werden“ dürfen (in Kanon 7). Im gleichen Zuge wurde die Priesterweihe im Rechtsverständnis der römisch-katholischen Kirche zu einem trennenden Ehehindernis – was sie bis heute ist.



    Man sollte nicht nur das zitieren, was einem gerade passt ;-) .

  • Zitat

    Original von woelfchen
    Man sollte nicht nur das zitieren, was einem gerade passt ;-) .


    Da hast Du allerdings recht, auch wenn cih nciht verstehe, was Deine Zitate jetzt bedeuten sollen.
    Aus dem wikipedia-Artikel der komplette Anfang des Teils von dem ich oben nur den letzten Abschnitt hier zitierte, in der Annahme, wen es interessiert, der liest den ganzen verlinkten Artikel


    Zitat

    Geschichte des Zölibats in der römisch-katholischen Kirche
    Neuere Forschungen haben ergeben, dass es eine Zölibatsverpflichtung schon viel länger gibt als bisher angenommen. Vor allem die Entlarvung der Aussagen eines Bischofs Paphnutius in Nicäa (325) als Fiktion hat Historiker angeregt, neu zu forschen. Wichtig ist die Unterscheidung zwischen einem Ehelosigkeitszölibat und einem Enthaltsamkeitszölibat. Unter Ehelosigkeitszölibat versteht man, dass Kleriker nicht verheiratet sein dürfen; beim Enthaltsamkeitszölibat ist es durchaus möglich, dass Verheiratete die Weihen empfangen, allerdings müssen sie ab dem Tag der Weihe enthaltsam leben. Der Enthaltsamkeitszölibat wurde erstmals auf der Synode von Elvira (ca. 306) als Gesetz aufgeschrieben. Allein die Tatsache, dass in dieser Zeit etwas allgemeingültig war, bevor es rechtlich festgelegt wurde, weist darauf hin, dass die rechtliche Festlegung nicht der Beginn einer Zölibatsverpflichtung war, sondern schon eine längere Tradition bestand. Einige Historiker (Cochini, Heid et al.) sind sogar der Ansicht, der Zölibat gehe auf die apostolische Zeit zurück.


    Der Übergang von der Verpflichtung des Enthaltsamkeitszölibats zum rechtlich verbindlichen Ehelosigkeitszölibat im hohen Mittelalter führte zu der sehr verbreiteten, aber irrigen Meinung, der Zölibat habe seinen Ursprung im Mittelalter.


    Danach geht es weiter mit Deinen Zitaten

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von dyke ()

  • Zitat

    Die Sexualität wird vermutlich dort geprägt, wo auch unsere Persönlichkeit geprägt wird - in der Kindheit oder bei sehr einschneidenden Ereignissen.


    Was für ein origineller Erklärungsansatz. Immerhin enhält sie noch die gewissensberuhigende Relativierung. ;-)


    Bei Pädophilie handelt es sich um eine der Paraphilien, also um Störungen der Sexualpräferenz. Störungen können in jedem Lebensalter auftreten, sie sind in der Regel keine Begleiterscheinung der sexuellen Entwicklung oder Bewusstwerdung. Übrigens ist es "natürlich", dass Jugendliche eher Gleichaltrige "präferieren". Inwieweit es dann eine Störung sein soll, bereits in diesem Alter Jugendliche als Sexualpartner zu bevorzugen, will mir nicht so ganz in den Kopf.


    Ich wage mal einen anderen Erklärungsversuch. Vielleicht ist es - Edit: in einigen Fällen - einfach ein bestimmter Typ Mensch - Mann -, der gerne Weihrauch schnuppert, jahrtausendealte Märchen nachplappert, in lustigen Kostümchen herumrennt und obskure Rituale praktiziert. Und alles, was irgendwie schiefläuft, auf einen nie gesehenen "Gott" schiebt. Auch möglich, oder? ;-)

  • Zitat

    Original von Tom


    Ich wage mal einen anderen Erklärungsversuch. Vielleicht ist es - Edit: in einigen Fällen - einfach ein bestimmter Typ Mensch - Mann -, der gerne Weihrauch schnuppert, jahrtausendealte Märchen nachplappert, in lustigen Kostümchen herumrennt und obskure Rituale praktiziert. Und alles, was irgendwie schiefläuft, auf einen nie gesehenen "Gott" schiebt. Auch möglich, oder? ;-)


    Durchaus möglich......
    .....warum nicht. :grin

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Tom
    Ich wage mal einen anderen Erklärungsversuch. Vielleicht ist es - Edit: in einigen Fällen - einfach ein bestimmter Typ Mensch - Mann -, der gerne Weihrauch schnuppert, jahrtausendealte Märchen nachplappert, in lustigen Kostümchen herumrennt und obskure Rituale praktiziert. Und alles, was irgendwie schiefläuft, auf einen nie gesehenen "Gott" schiebt. Auch möglich, oder? ;-)


    Der Kölner Karnevalsjeck? :gruebel

  • Vielleicht sind auch Männer besonders pädophil, die blaue Pullover tragen? Oder ein anderes Merkmal erfüllen, das genauso willkürlich ist wie ein zölibatärer Lebensstil?
    Glaubt wirklich jemand ernsthaft, dass es weniger Kindesmissbrauch gäbe, wenn jeder Mann per Stempel in einem Scheckheft verpflichtet wäre, nachzuweisen, dass er wenigstens einmal pro Woche mit einem erwachsenen Sexualpartner Verkehr hatte?

  • Zitat

    Original von Tom
    Ehrlich, ich muss stark an mich halten, das Schimpfwort, das sich so herrlich auf Mixas Namen reimt, nicht zu verwenden.


    Du meinst, er solle endlich sein M umdrehen?

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner