Der Bischof und die "Watsch'n"

  • Auf irgendeine Weise sind alle Menschen scheinheilig.....auch diejenigen, die keiner Glaubensgemeinschaft angehören.


    Es gibt soooo viele Eltern - immer noch - die ihre Kinder schlagen. In der Oeffentlichkeit jedoch geben sie vor, die liebevollsten Eltern zu sein.


    Mir macht langsam aber sicher niemand mehr was vor....

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

  • Ich wurde 1977 in einem pietistischen kleinen Dorf eingeschult, aber selbst da war es völlig undenkbar, dass ein Lehrer einen Schüler auch nur anfasst.


    Allerdings habe ich als Kind im Kindergarten zweimal Ohrfeigen gekriegt: von der frommen Schwester Irma, ihres Zeichens Diakonisse. Auf meine empörte Beschwerde zuhause meinte mein Vater, nun wisse ich ja, warum Diakonissen eine Haube trügen: damit man die Teufelshörner nicht sieht :grin


    Um auf Wi.., sorry Mixa zurückzukommen: wie die Frankfurter Rundschau so schön schrieb: Weltfremde alte Männer mit Unfehlbarkeitsdünkel. Ich denke, das ist das empörende daran: dass so ein alter Kerl, der die Moral mit Löffeln gefressen hat, keinerlei Unrechtsbewusstsein zu besitzen scheint.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Zitat

    Original von Insomnia


    Meine Entscheidung, aus der katholischen Kirche auszutreten reift schon seit langem - denn mit der Institution in Rom kann ich mich nicht mehr identifizieren. Dennoch bin ich und bleibe ich Christ - konvertieren bliebe logischste Alternative - nur wohin weiß ich noch nicht ?(


    Ich bin letzte Woche aus der katholischen Kirche ausgetreten. Nicht wegen der Vorfälle, denn ich bin mir sicher, dass diese überall, wo Kinder und "Gestörte" aufeinander treffen, geschehen können.
    Ausgetreten bin ich, weil die kath. Kirche keine Konsequenz zeigt, die ich akzeptabel finde. Die Vertreter der ev. Kirche haben erklärt, dass solche Fälle strafrechtlich verfolgt werden müssen. Die Katholiken beten für die Opfer :pille

  • Zitat

    Original von Roma


    Ich bin letzte Woche aus der katholischen Kirche ausgetreten.


    Roma, war das ein aufwändiges Prozedere, oder ging das ohne grösseres Tamtam von der Bühne?


    Ich bin mir das schon seit Jahren am überlegen....habe aber bis jetzt den A***** noch nicht hochbekommen. :rolleyes

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  • Zitat

    Original von DraperDoyle
    Ich wurde 1977 in einem pietistischen kleinen Dorf eingeschult, aber selbst da war es völlig undenkbar, dass ein Lehrer einen Schüler auch nur anfasst.


    Allerdings habe ich als Kind im Kindergarten zweimal Ohrfeigen gekriegt: von der frommen Schwester Irma, ihres Zeichens Diakonisse. Auf meine empörte Beschwerde zuhause meinte mein Vater, nun wisse ich ja, warum Diakonissen eine Haube trügen: damit man die Teufelshörner nicht sieht :grin


    Um auf Wi.., sorry Mixa zurückzukommen: wie die Frankfurter Rundschau so schön schrieb: Weltfremde alte Männer mit Unfehlbarkeitsdünkel. Ich denke, das ist das empörende daran: dass so ein alter Kerl, der die Moral mit Löffeln gefressen hat, keinerlei Unrechtsbewusstsein zu besitzen scheint.


    Ich wurde 1975 eingeschult in einer Kleinstadt. Also, ich kenne das schon noch. Unsere Klassenlehrerin der 2. Klasse hat uns mit einem Stock auf die Finger geschlagen, wenn wir es ihrer Meinung nach verdient hatten. Wir mußten in der Ecke stehen, die Jungs wurden nach vorne zitiert und sie mußten sich über ihr Knie legen. Es sind vage Erinnerungen und ich war davon selbst nicht betroffen, aber mit der ganzen Diskussion kamen diese Erinnerungen wieder hoch. Außerdem hatten wir in der 5./6. Klasse einen Klassenlehrer, der die Jungs sehr oft ohrfeigte. Bei einem Jungen wurde dabei das Trommelfell beschädigt, es gab eine Anzeige, der Lehrer wurde bestraft und hat meines Wissens hinterher kein Kind mehr angefasst, unterrichtet hat er bis vor einigen Jahren.

    Liebe Grüße
    Sabine


    Ich :lesend"Talberg 1935" von Max Korn

    Ich höre "Mein Leben in deinem" von Jojo Moyes

    SuB: 163

  • Zitat

    Original von Joan


    Roma, war das ein aufwändiges Prozedere, oder ging das ohne grösseres Tamtam von der Bühne?


    Ich bin mir das schon seit Jahren am überlegen....habe aber bis jetzt den A***** noch nicht hochbekommen. :rolleyes


    Ich bin zwar nicht Roma, aber hier in D muß man aufs Standesamt und eine Willenserklärung abgeben. Kosten je nach Bundesland unterschiedlich. Sachsen-Anhalt will 30 Euronen dafür. Mit der Erklärung gehts dann noch zum Finanzamt und das r.K. wird ausgetragen. Ende


    EDIT: Die Willenserklärung kann man auch beim Notar abgeben - das dürfte aber wohl teurer sein :rolleyes

  • In in Berlin, Brandenburg, Hessen, Nordrhein-Westfalen und in Thüringen erklärt man den Kirchenaustritt beim zuständigen Amtsgericht, in den anderen Bundesländern beim Standesamt. In aller Regel geht das relativ fix - Personalausweis mitbringen, Wartemarke ziehen, Formular ausfüllen, fertig. Man bekommt eine Austrittsbescheinung (wird meistens zugesandt), mit der man dann noch zum Einwohnermelde-/Bürgeramt marschieren muss, damit die Steuerkarte/-bescheinigung geändert werden kann - das geschieht nicht automatisch! Diese Bescheinigung sollte man ein paar Jahre aufbewahren.

  • Übrigens:


    Die Meldung über den Kirchenaustritt wird vom Amtsgericht / Standesamt an die Wohnsitzpfarrämter weitergeleitet und von dort aus an die Taufpfarrämter versandt und in die Taufbücher eingetragen.


    Eigentlich logisch. Trotzdem kommt es immer wieder vor, dass sich die Betroffenen darüber wundern.

    „Streite niemals mit dummen Leuten. Sie werden dich auf ihr Level runterziehen und dich dort mit Erfahrung schlagen.“ (Mark Twain)

  • In meinem Geburtsort stand dann auch prompt gern mal der Pastor vor der Tür und wollte sein Schäfchen zurückholen. Ist einer Freundin von mir passiert, die noch zu Hause wohnte und deren Eltern eigentlich nichts von ihrem Austritt wissen sollten. Ich hab dann gewartet, bis ich ausgezogen war, weil ich mir den Streit zu Hause ersparen wollte.

  • Schon...dennoch halte ich einen übereilten Austritt aus einer vorübergehenden Laune heraus für ein falsches Signal. Das möchte ich schon noch anmerken.
    Und ich möchte auch nicht, daß dieser Thread zu einer ProContra-Diskussion zum Kirchenaustritt mutiert.


    Wer interessante Infos bzgl. Konvertierung (Tendenz protestantisch) hat, würde ich mich sehr über PNs freuen!


    Gewalt hat nirgendwo etwas zu suchen, erst recht nicht in der Kirche. Allerdings möchte ich durchaus warnen, "Normalität" von früher mit der von heute zu vergleichen. Das kann nicht passen. Ich weiß von meinem Vater, daß er und seine Brüder (Baujahre 50 - 60) mächtig Dresche im Elternhaus bezogen haben. Und das ist ja noch nicht sooo lange her. Prügel war an der Tagesordnung. Zu Hause, in der Schule, in der Kirche - überall gehörte es zur Erziehung. Und das aus Überzeugung.


    Mit heutigen Rechten und Gesetzen über Menschen und Taten von Damals richten? Hm, ich weiß nicht, ob das so sinnvoll wäre - wenn nicht sogar, gefährlich :gruebel

  • Danke für Eure Antworten punkto Kirchenaustritt. :anbet


    Möglich, dass ich nächste Woche mich mal telefonisch bei unserer Gemeinde erkundige.


    Bis vor ca. 1 Jahr war da eben auch noch ein anderer Punkt, der mich davon abgehalten hat. Der Pfarrer unserer Gemeinde war ein Studienkollege meines ältesten Bruders. Also die waren zusammen im Kollegium und haben dort die Matura gemacht. Zudem hat dieser Pfarrer meinen Bruder auch getraut.
    Er war/ist ein ganz feiner Mensch. In seiner Funktion als Gemeindepfarrer hatte ich zwar nie was mit ihm zu tun, er hat mich glaubs höchstens das eine und andere Mal bei einer Beerdigung in der Kirche gesehen. Aber wir sind uns öfters mal auf den Hundespaziergängen begegnet :grin er hatte 2 Dackel. (d.h. seine Pfarrerhelferin hatte 2 Dackel)....und dann blieben wir halt bisschen plaudernd zusammen stehen, er hat sich immer sehr dafür interessiert, wie es meinem Bruder geht.
    Und so war ich halt bisschen gehemmt, aus der Kirche auszutreten. Aber da dieser Pfarrer nun aus gesundheitlichen Gründen in Pension gehen musste, wäre mein Weg frei.....



    Zitat

    Original von Delphin
    In meinem Geburtsort stand dann auch prompt gern mal der Pastor vor der Tür und wollte sein Schäfchen zurückholen.


    Den neuen Pfarrer kenne ich nun überhaupt nicht....der soll sich das bloss getrauen, der würde mit mir sein blaues Wunder erleben, wenn er lästig wird :schlaeger

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  • Zitat

    Original von churchill
    Es gibt auch Pfarrer, die die Kirchenaustritte ebenso im Gemeindebrief bekannt geben wie Taufen oder Trauungen :grin


    Das hingegen wäre mir wiederum vollkommen egal.... :grin

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  • Zitat

    Original von Insomnia
    Mit heutigen Rechten und Gesetzen über Menschen und Taten von Damals richten? Hm, ich weiß nicht, ob das so sinnvoll wäre - wenn nicht sogar, gefährlich :gruebel


    Körperstrafen in der Schule sind in Deutschland seit 1973 verboten. Ohrfeigen waren also schon zur "Tatzeit" ungesetzlich. Wobei ich mir bei dieser Überheblichkeit durchaus vorstellen, dass sich die Kirchenmänner und -frauen an solch alberne weltliche Gestze nicht gebunden fühlten


    Aber das ist gar nicht der Punkt. Peinlich ist dieses Friedensgelaber und erst, als es eng wird, räumt er ein, evt. vielleicht doch ab und zu mal einen Watschen verteilt zu haben. Bei Poltitikern nennt man das Salamitaktik, aber die geben wenigstens nicht vor, (schein)heilig zu sein...

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Zitat

    Original von churchill
    Es gibt auch Pfarrer, die die Kirchenaustritte ebenso im Gemeindebrief bekannt geben wie Taufen oder Trauungen :grin


    Oh, das wäre tatsächlich ein Grund, mich mal zum Austritt aufzuraffen. Dieses entsetzt-wohlige Raunen, dass durch meine Taufgemeinde wabert, gefolgt von einem heiseren Flüstern *ich hab es schon immer gewusst, dass die mal so enden wird...*

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Hallo, Inso.


    Zitat

    Und ich möchte auch nicht, daß dieser Thread zu einer ProContra-Diskussion zum Kirchenaustritt mutiert.


    Das wäre auch unangebracht.


    Allerdings. Wozu die Kirche ihre Anhänger (Gläubigen, Gemeindeglieder) braucht, das ist mir durchaus klar. Aber umgekehrt? :gruebel


    Die öffentliche Mitteilung des Kirchenaustritts dürfte mithin gegen Persönlichkeitsrechte verstoßen. Und von Pfarrern, die nach der Mitteilung durch das Standesamt nochmal nachfragen kommen, habe ich auch schon häufiger gehört. Aber das ist irgendwie verständlich.

  • Zitat

    Original von DraperDoyle


    Körperstrafen in der Schule sind in Deutschland seit 1973 verboten. Ohrfeigen waren also schon zur "Tatzeit" ungesetzlich. Wobei ich mir bei dieser Überheblichkeit durchaus vorstellen, dass sich die Kirchenmänner und -frauen an solch alberne weltliche Gestze nicht gebunden fühlten


    Aber das ist gar nicht der Punkt. Peinlich ist dieses Friedensgelaber und erst, als es eng wird, räumt er ein, evt. vielleicht doch ab und zu mal einen Watschen verteilt zu haben. Bei Poltitikern nennt man das Salamitaktik, aber die geben wenigstens nicht vor, (schein)heilig zu sein...


    Also ich war Schüler eines staatlichen Gymnasiums- allerdings eines, das sich wegen seines erheblichen Alters als Elitegymnasium fühlte- schliesslich gingen Richard von Weitzäckers Urahnen auf dies Schule- und geprügelt wurde bis Ende der siebziger. Auf dem Land dauerte das halt etwas. Allerdings haben wir uns auch gewehrt, aber das ist genauso verjährt wie die Ohrfeigen :grin

  • Zitat

    Original von Tom


    Allerdings. Wozu die Kirche ihre Anhänger (Gläubigen, Gemeindeglieder) braucht, das ist mir durchaus klar. Aber umgekehrt? :gruebel


    Dass Du sie nicht brauchst, darüber müssen wir wohl nicht diskutieren. :grin


    Aber die Welt besteht nicht nur aus Tom's.


    Es gibt immer noch sehr viele Menschen, welche den Beistand eines Geistlichen suchen und brauchen.


    Früher waren die Pfarrer vor allen Dingen auch Seelsorger, in jener Zeit, als es noch keine Krankenkassen gab, welche die Kosten für den Psychiater übernommen haben.....

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    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

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