Willkommen im Cottonfield Café - Rachel Hauck

  • Falls es tatsächlich so etwas wie einen allwissenden Allmächtigen gibt, dann hat er vielleicht einen Plan für das Café. Aber dass Jones sich dafür einspannen ließ? Da bin ich nicht so sicher. (Seite 12)


    352 Seiten, gebunden
    Originaltitel: Sweet Caroline
    Aus dem Amerikanischen von Eva Weyandt
    Verlag: Gerth Medien GmbH, Asslar 2009
    ISBN-10: 3-86591-401-2
    ISBN-13: 978-3-86591-401-9



    Zum Inhalt (Quelle: Buchrückentext)


    Caroline hat sich vorgenommen, niemals so zu werden wie ihre Mutter, die die Familie einfach im Stich gelassen hat. Deshalb bemüht sie sich, zuverlässig zu sein, niemanden zu verletzen und stets wohlüberlegte Entscheidungen zu treffen. Als Caroline überraschend ein alteingesessenes Café erbt, gibt es jedoch scheinbar keine vernünftige Lösung, um das marode Lokal zu retten und es wieder einmal allen recht zu machen.


    Ein wunderschöner Roman über das Wagnis des Lebens. Und die Tatsache, daß wir trotz aller Bemühungen niemals alles richtig machen können.




    Über die Autorin (Quelle: Buch sowie Homepage der Autorin)


    Rachel Hauck ist ein Kind der 1960-er Jahre. Nach Abschluß des Journalistik-Studiums an der Ohio State University war sie als Software-Trainerin in mehreren Bundesstaaten sowie im Ausland unterwegs. 1992 heiratete sie ihren Jugendfreund Tom, einen Pastor. Ein Jahr später begann sie Bücher zu schreiben, bisher zwölf an der Zahl. Sie erhielt etliche Preise.


    - < Klick > - die Website der Autorin (in englischer Sprache)
    - < Klick > - die Seite bei fantasticfiction.co.uk (in englischer Sprache)
    - < Klick > - eine Leseprobe bei Gerth-Medien



    Auch hier Vorbemerkungen


    - Um Mißverständnisse zu vermeiden: Das ist ein christliches Buch. Denken und Handeln einiger der der Protagonisten sind mehr oder weniger stark von ihrem teilweise aktiv gelebten - oder erwachenden - Glauben geprägt.


    - In letzter Zeit wurden öfters „kritische Anmerkungen“ eingefordert. Ich habe beim Lesen extra aufgepaßt, mir ist aber kaum etwas zum Kritisieren aufgefallen. Das gibt also wieder mal eine „Lobrezi“. Wer das nicht mag, blättert am besten gleich weiter. Höchstens daß ...




    Meine Meinung


    ... die Protagonistin Caroline bisweilen selten naiv und gutgläubig ist, so daß ich sie gerne immer wieder mal kräftig durchgeschüttelt hätte, wäre anzumerken. Aber dafür kann die Autorin schließlich nix, nicht wahr. ;-)


    Schlimmer als Sterben ist niemals gelebt zu haben. So lesen wir auf Seite 20. Bisweilen braucht es zum „Leben“ erstmal einen Anstoß, auch wenn der sich auf den ersten Blick gar nicht als solcher zu erkennen gibt. Beispielsweise eine Erbschaft.


    Caroline erbt also das Cottonfield Café, eine etwas heruntergekommene, heruntergewirtschaftete Lokalität in Beaufort. Damit steht ihr Leben Kopf. Von heute auf morgen ist sie die Verantwortliche, hat Angestellte, muß sich mit Handwerkern herumschlagen, hat obendrein einen Freund J. D. und natürlich Mathilda, ihr altes Auto. Ihre Mutter hatte einen, sagen wir, etwas unsteten Lebenswandel, bis sie die Familie schließlich ganz verließ. Inzwischen ist sie seit einigen Jahren tot, doch die Wunden bei Caroline und ihrem Bruder bluten noch immer.


    Nicht gerade günstige Voraussetzungen. Oder etwa doch? Vor allem, da zu allem Überfluß Mitch wieder da ist. Mitch, die große Jugendliebe, die vor einigen Jahren nach Nashville ging, um ein Country-Star zu werden - und es auch wurde. Jetzt, etwas frustriert, zurückgekommen ist in seine Heimatstadt um nachzudenken, sich neu zu positionieren.


    Und mittendrin Caroline, die es immer allen recht machen will und dabei meist die eigenen Bedürfnisse vernachlässigt. Drum nimmt sie auch die Erbschaft an, denn sonst würden ja der Koch und die Bedienung arbeitslos. Obwohl Caroline ein Arbeitsangebot aus Spanien hat, das sie eigentlich gar nicht ablehnen kann. Drum steht auch bald fest, daß sie das Café verkaufen wird. Käufer finden sich auch rasch, nur der richtige Zeitpunkt muß noch abgewartet werden.


    Es ist eine langsame, fast hätte ich geschrieben luftige, eine eher leise Geschichte, die sich über die nächsten Monate hin entwickelt. Nichts weltbewegendes passiert, vom Hurrikan Howard vielleicht mal abgesehen. Es sind kleine Ereignisse, ein kaputter Herd, defekte Toiletten verrottete Stromleitungen, die Caroline immer wieder in Atem halten und Improvisationstalent verlangen. Und Geld, das wieder und wieder aufgetrieben werden muß. Dabei ist sie, wie gesagt, bisweilen schon etwas sehr naiv und gutgläübig. Manches Mal hätte ich sie gerne durchgeschüttelt und gefragt „Mensch, Mädchen, merkst Du denn nicht, was da um dich herum vorgeht, was die vorhaben?“ Ihr Freund J. D. beispielsweise, der ... Nein, ich verrate es nicht. :grin


    Das Buch ist sehr schön aufgemacht, zu den meisten Kapitelanfängen gibt es eine Tageskarte mit Datum, so daß man schön den Zeitverlauf verfolgen kann. Aber Gott sei Dank ist Caroline ja lernfähig. Und so klären sich die Verhältnisse, beruflich mit dem Verkauf des Cafés (obwohl ich am Ende doch überrascht wurde), und auch privat zu J. D. und zu Mitch. Zum guten Schluß wissen wir, weshalb Caroline das Café geerbt hat, es sind fast alle losen Fäden verknotet, und die paar offenen weisen in eine bestimmte Richtung hin.


    Seltsam, diese Kleinstadtgeschichten, wer wen geliebt hat. Wann und warum, Freundschaften zerbrochen, Freundschaften geschlossen. Herzen gebrochen. Herzen geheilt. (Seite 300)


    Und doch sind es letztlich diese Kleinstadtgeschichten, die aus der unsicheren, es allen recht machen wollenden Person eine selbstbewußte junge Frau machen, die ihren Weg gehen wird. Wo und mit wem auch immer das sein mag. Sicher keine weltbewegende Literatur, aber ein einfach schönes Buch, aus dem Ruhe und Bedächtigkeit des Kleinstadtlebens hervorlugen, das mir viel Freude beim Lesen bereitet hat, und das ich, wenn ich wieder mal Bedürfnis nach Ruhe und innerem Frieden habe, sicherlich wieder lesen werde. Genauso, wie manches andere Buch dieser Autorin.




    Kurzfassung:


    Eine langsame, unaufgeregte Geschichte über eine junge Frau, die ein Café erbt und so gezwungen wird, sich über ihre wahren Wünsche ans Leben klar zu werden - und diese dann auch zu verwirklichen.
    .

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Hm, das Buch interessiert mich prinzipiell schon sehr, aber Protagonisten, die man gerne schütteln möchte, weil sie so naiv / gutgläubig / unentschlossen sind, nerven mich ganz unsagbar... :gruebel


    Lernt sie denn wenigstens schnell dazu oder ist sie das ganze Buch über so hilflos?

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • (Ich spoilere, weil man aus der Antwort auf Batcats Frage auf ziemlich viel der Handlung bzw. worauf diese hinausläuft schließen kann. Aber ohne diese Hinweise ist das nicht zu beantworten.)



    So nervend empfand ich das nicht. Das gutgläubig und schütteln wollen bezieht sich vor allem auf


    Der Lernprozeß dauert natürlich eine Weile. Was aus dem Café wurde, hat mich - ehrlich gesagt - völlig überrascht; das hatte ich so nicht erwartet.


    Bis sie zu der selbstbewußten jungen Frau wird,

    dauert es schon eine ganze Weile, eigentlich den Großteil des Buches. Mich hat das nicht gestört, weil es meiner Erwartungshaltung entsprach.


    Wie gesagt, ich habe nichts zum Kritisieren gefunden, denn das Buch war eigentlich genau so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Und wie ich mir das Leben in einer amerikanischen Kleinstadt vorstelle. Und es meiner derzeitigen "Wellenlänge" entspricht.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Danke für Deine Antwort. Ich sehe schon, ich werde das lieber mal, wenn es mir in die Hände fällt, anlesen müssen und werde es mir nicht blind kaufen. Sicher ist sicher. ;-)

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Zitat

    - Um Mißverständnisse zu vermeiden: Das ist ein christliches Buch. Denken und Handeln einiger der der Protagonisten sind mehr oder weniger stark von ihrem teilweise aktiv gelebten - oder erwachenden - Glauben geprägt.


    Batcat, das ist ein ziemlich wichtiger Hinweis aus SiColliers rezi.


    Die Geschichte würde mich vom Inhalt auch sehr interessieren, bin aber bei Büchern der Gerth-Medien etwas vorsichtig geworden. Eines hatte ich abgebrochen, das andere fand ich gut, aber die christliche Prägung nahm, für meinen Geschmack, etwas zu große Ausmaße an. (Noch mal nachgeschaut, es war die eingewillige Jungfer von Deanne Gist).

  • Lumos, danke für den Hinweis - allerdings weiß ich schon, daß im Prinzip alle Bücher von Gerth-Medien in diese Richtung gehen.


    Das, was ich bei Protags allerdings nicht mag, ist so ein "hilfloses Mädchen"-Getue... das kommt bei allen möglichen Büchern mal vor (meist allerdings ausgesprochene Frauenliteratur), aber nicht zwingend bei dieser Art von Buch. ;-)

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Zitat

    Original von Lumos


    Batcat, das ist ein ziemlich wichtiger Hinweis aus SiColliers rezi.


    Auf Grund mancherlei Diskussionen während der letzten Monate habe ich mir angewöhnt, dies bei jedem Buch, auf welches das zutrifft, deutlich zu vermerken. Obwohl es sich eigentlich aus dem Verlagsnamen bereits ergibt. Aber - ich bin ja lernfähig - ich habe gelernt, daß viele Eulen nichts mit Verlagsnamen bzw. -profilen anfangen können oder wollen. Aus diesem Hinweis ergeben sich dann übrigens automatisch auch weitere Dinge, Überzeugungen (der Protas) und Verhaltensweisen, wie etwa "kein Sex vor der Ehe". Auf solche Einstellungen gehe ich dann i. d. R. nicht mehr gesondert ein.


    Hier im Buch war mir persönlich dieser Faktor übrigens eigentlich zu gering. Glaube bzw. erwachender solcher spielt zwar eine Rolle, aber nicht so sehr vordergründig oder bestimmend wie in manchem anderen Buch.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Danke für diese schöne Rezi! :anbet


    Zitat

    Original von SiCollier


    ... die Protagonistin Caroline bisweilen selten naiv und gutgläubig ist, so daß ich sie gerne immer wieder mal kräftig durchgeschüttelt hätte, wäre anzumerken. Aber dafür kann die Autorin schließlich nix, nicht wahr. ;-)


    Es gibt nun einmal solche Menschen, warum also auch nicht darüber schreiben resp. lesen?



    Zitat

    Es ist eine langsame, fast hätte ich geschrieben luftige, eine eher leise Geschichte, die sich über die nächsten Monate hin entwickelt. Nichts weltbewegendes passiert, vom Hurrikan Howard vielleicht mal abgesehen. Es sind kleine Ereignisse, ein kaputter Herd, defekte Toiletten verrottete Stromleitungen, die Caroline immer wieder in Atem halten und Improvisationstalent verlangen.


    Um es mal so zu sagen: Ein perfektes Buch für mich. Drum hab ich es auch schon gekauft. :-]