Zielgruppe Leser

  • Es gibt nicht nur 1 Mensch = 1 Zielgruppe. Ein Mensch kann auch in mehreren Zielgruppen sein. D.h. uns Eulen kann man nicht nur in jeweils eine Zielgruppe einsortieren, sondern wenn dann gleich in mehrere. Und ich glaube die Verlage wissen das auch, das die Geschmäcker ihrer Leser in mehrere Richtungen geht. ;-)

  • Ich weiß nicht, zu welcher Zielgruppe ich gehöre. Denn ich lese das, was mir gefällt.


    Thema Vampirromane, ja mir gefällt es das es hier viele gibt und das gemischt mit dem nötigen Sinn für Liebe, Romantik und Erotik gemixt. Aber deswegen lese ich nicht alles, was hier erschienen ist. Manche Bücher habe ich auch schon abgebrochen, weil mir der Schreibstil nicht gefiel oder die Story mir zu platt war.


    Ich lese was mir gefällt. Probiere gerne mal auch neues aus. So konnte ich natürlich bestimmte Genre auch mehr ausklammern z.b. mag ich mittlerweile keine wahren Schicksalsromane mehr, Historisches hat es bei mir auch sehr schwer. Wobei Jugendbücher mit historischem Hintergrund mir wiederrum gut gefallen (zumindest die beiden, die ich hier im Kopf habe)


    Durch das eigene RAusfinden meines Geschmacks, ergibt sich natürlich das suchen nach ähnlichen Büchern, ohne das ich alles lesen muß so Vampir, Werwölfe etc draufsteht.


    Bestimmte Verlage suche ich meistens nicht bewußt raus. Natürlich hat sich gerade im letzten Jahr für mich der eine oder andere Verlag aus interessant rausgestellt. z.b. Lyx mit seinen Fantasyromanen, aber auch Knaur wobei hier die Büchergenre vielfältiger sind. Aber auch von Heyne landen bei mir immer wieder Bücher.
    Dagegen gibt es Verlage, wo mich das Gro nicht so anspricht und daher kaum zu finden sind wie z.b. Goldmann.
    Aber auch von kleinen Verlagen finde ich es interessant Bücher zu lesen, oder auch mal von selbstverlegenden Autoren (z.b. BoD)


    Ich bin halt mittlerweile so frei und brech das Buch ab, wenn es mir nicht gefällt. Ab und zu schreibe ich auch eine Rezension zu einem abgebrochenen Buch und versuche auch dazustellen, warum es mir nicht gefallen hat.
    GEnauso gibt es Bücher die ich bis zum Schluß durchhalte, weil es doch irgendetwas gibt, was mich fesselt. Auch hier schreibe ich so wie ich es emfpunden habe.




    Möchte der/die gemeine Leser/-in, dass für ihn/sie als Zielgruppe geschrieben wird?
    zum Teil ja. Wie schon geschrieben bei den Vampir bzw. Paranormalen finde ich es Klasse das hier geschrieben wird. ABER, das große ABER ist es muß auch gut geschrieben sein und in sich schlüssig.


    - Sieht sich der/die Leser/-in als Zielgruppe?
    Teilweise vielleicht, siehe Paranormale Bücher. Aber ich lese auch Jugendbücher, wo ich mit meinen 34 schon rausbin.


    - Empfindet sich der/die Leser/-in durch Autoren und Verlage missbraucht, wenn für ihn/sie konzept- und bedürfnisgenau geschrieben wird?
    Nö warum. Solange mir das Buch gefällt bin ich zufrieden.


    - Lesen die Eulen an ihren Interessen vorbei andere Genres?
    Warum sollte ich?


    - Welche Assoziationen entstehen beim Leser/ bei der Leserin, wenn von ihnen als Zielgruppe gesprochen wird?
    Die Verlage machen sich gedanken darüber, was die Leser interessieren könnte.


    - Sollten Verlage den Mut aufbringen, zielgruppenunabhängig oder vielleicht sogar -übergreifend ein Publikum mit ihren Druckerzeugnissen anzusprechen?
    Passiert das nicht immer wieder? Es gibt soviele unterschiedliche Bücher, unterschiedliche Autoren und unterschiedliche Schreibstile. Viele - gerade die großen Verlage haben ihre Produkte, die nicht zu einer GROSSEN Zielgruppe gehören. Aber ich denke kleinere Verlage haben es damit eher schwieriger, außer sie spezialisieren sich komplett auf ein Thema siehe Christliche Verlage.

  • Ich verstehe nicht, warum ihr euch gegen den Begriff „Zielgruppe“ so sperrt.


    Es ist doch ganz normal, dass jemand, der etwas anzubieten hat bzw. verkaufen will, sich überlegt, wer könnten die Abnehmer bzw. Käufer sein. Entsprechend gestaltet und bewirbt er sein Produkt.
    Das ist ganz alltägliches unternehmerisches Denken und Verlage sind halt keine Kulturinstitutionen sondern Wirtschaftsunternehmen. Und in der Bravo für Corega-Taps zu werben ist halt zum Fenster hinausgeworfenes Geld.


    Und eine Person ist ja auch nicht nur einer Zielgruppe zugeordnet mit festgemauerten Grenzen.


    Wir alle gehören doch zu einer Zielgruppe - den Bücherlesern. Machen wohl auch die den Zeitungslesern, den Fernsehzuschauern, den Kinogänger, den Katzenliebhabern usw.


    Und die Zielgruppe Bücherleser untergliedert sich wieder in diverse Zielgruppen.
    Jeder Bücherleser kann mehreren oder auch allen dieser Zielgruppen angehören.
    Diese Zielgruppen können groß und klein sein, ihre Größe verändern, es können neue entstehen und alte aussterben.


    Jeder der sagt, er gehöre keiner Zielgruppe an lügt in meinen Augen, denn er gehört mindestens der Gruppe „Mensch“ und der Gruppe Leser und mit Sicherheit vielen weiteren Zielgruppen an


    meint Dyke

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • Zitat

    Original von Tom


    "Zielgruppe" ist das, was sich ein Verlag (aber auch eine Filmproduktionsfirma, ein Musikproduzent) für das Produkt wünscht. Aber nur wenige Bücher erreichen auch (ausschließlich) diese Zielgruppe. Um das zu bestätigen, genügt ein Blick ins eigene Bücherregal. Schon erstaunlich, was da alles steht.



    Das kann ich eigentlich nur so unterschreiben.


    Da hatten wir gerade heute noch eine interessante Diskussion drüber. Es ging um Kinderbücher und Altersangaben, was ja im Endeffekt auch nur Zielgruppeneingrenzungen sind. Und gerade bei Kinderbüchern ist das sehr schwierig... liest das nun ein 10jähriger oder doch erst ein 12jähriger? Verkauft sich das Freundebuch an 8jährige, wenn die Buchreihe erst ab 10 ist?
    Im Endeffekt beobachtet man aber eher folgendes: ein zehnjähriges Kind greift eher zu einem Buch für Zwölfjährige als für Neun- oder Zehnjährige.


    Im Endeffekt haben Zielgruppen zwei Funktionen: Erstens vereinfacht es die Verlagsarbeit. Wie gestalte ich das Cover, wo mache ich Werbung, wie mache ich Werbung? Das sind Fragen, bei deren Beantwortung die Zielgruppe entscheidend hilft.
    Zweite Funktion betrifft den Buchhändler. Der hat wenig Zeit zu lesen und muss sich auf den Verlag und seine Vertreter verlassen, um den Titel so zu positionieren, dass er sich abverkauft. Und da hilft die Zielgruppe, angefangen bei den Beschriftungen an den Regalen bis hin zum Verkaufsgespräch.


    Als Leserin sage ich mir selber aber auch, dass ich sehr, sehr viele Zielgruppen erfülle und man durch Zielgruppenbildung nur eine grobe Wunscheinteilung bekommt. Das wissen aber auch alle in der Buchbranche, bzw sollten es wissen ;)


    LG,
    Bücherjunky

  • Zitat

    Original von dyke
    Ich verstehe nicht, warum ihr euch gegen den Begriff „Zielgruppe“ so sperrt


    :write Danke, dyke. Du sprichst mir aus der Seele. :wave


    Ich finde nichts schlimmes daran, einer Zielgruppe zugrechnet zu werden, wenn es denn die richtige ist. Ich hatte mal an einen Verlag eine Antwortkarte für Prospektzusendung geschickt und genau die Interessengebiete angegeben. Und was hat der Verlag getan? Mir vor allem die Prospekte aus den Gebieten, die ich nicht angekreuzt hatte geschickt. Ab und zu auch mal zu meinem Interessengebiet. Über diese falsche Zielgruppenzuordnung und daraus resultierende falsche Werbung habe ich mich jedes Mal geärgert, wenn wieder ein falscher Prospekt kam.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Ich habe mit noch nie Gedanken über die Marketingstrategie von Verlagen gemacht. Wenn ich der Meinung bin, dass mir ein Buch gefallen könnte, wird es gelesen, dabei achte ich nicht auf den Verlag oder für welche Zielgruppe es eigendlich gedacht sein könnte.

  • Wenn man mich in _eine_ Zielgruppen-Schublade sperren wollte, würde ich mich auch wehren. Aber als vielseitiger Leser eben zu mehreren Zielgruppen zu gehören finde ich in Ordnung.


    Bei der Fülle der Bücher erleichtert es mir die Auswahl, wenn ich so ungefähr weiß, was mich erwartet.
    Steht auf einem Buch "Thriller" drauf, dann lese ich das nicht. Mag sein, dass mir was entgeht, dass es mir doch gefallen hätte, aber dieses Risiko gehe ich dann eben nicht ein (höchstens wenn mir die eine oder andere höchst sympatische Eule mir das Buch ans Herz legen würde.)


  • Das empfinde ich doch mal als passendes Beispiel!


    Dieses 'hoch-flexible Vorgehen' kenne ich aus meinem eigenen Berufsumfeld (wenn auch weit der Literatur entfernt), eben um Trends aufgreifen und Zielgruppen ansprechen zu können. Kann gut gehen, kann aber auch als wildes Potpourri enden! Wenn sich der Autor mit seiner eigenen Linie allein durch Vorgaben der Verlage nicht ganz treu bleibt, riskiert er schlichtweg seine frühere Leserschaft zu verlieren. Und ob damit neue Leser gewonnen werden können, ist immer fraglicher, als dass eine begeisterte Leserschaft einem Autor auch über ein mittelmäßiges Buch hinweg die Treue hält.


    Ich selbst habe übrigens durchaus Vorteile davon, die Ergebnisse zielgruppengerechtem Marketings zu Gesicht zu bekommen: Da wird z.B. in der GEO der neueste Bildband über Afrika vorgestellt, hier lese ich von der Neuerscheinung eines Pferde-Fachbuches in einer Reiter-Fachzeitschrift und dann stolpere ich noch über die Pressemitteilungen zu Neuerscheinungen eines meiner Lieblingsverlage.


    Warum nicht die 'Vorauswahl' für die Zielgruppen positiv aufnehmen? Der Markt auch für Bücher ist riesengross und nicht selten unübersichtlich, daher bin ich für solch einen Fokus manchmal ganz dankbar. Es wird ja keiner Person der Zugang zu allen anderen Genres oder Werken verwährt, daher doch eigentlich eine feine Sache!


    GRUSS savanna

  • Das empfinde ich doch mal als passendes Beispiel!


    Dieses 'hoch-flexible Vorgehen' kenne ich aus meinem eigenen Berufsumfeld (wenn auch weit der Literatur entfernt), eben um Trends aufgreifen und Zielgruppen ansprechen zu können. Kann gut gehen, kann aber auch als wildes Potpourri enden! Wenn sich der Autor mit seiner eigenen Linie allein durch Vorgaben der Verlage nicht ganz treu bleibt, riskiert er schlichtweg seine frühere Leserschaft zu verlieren. Und ob damit neue Leser gewonnen werden können, ist immer fraglicher, als dass eine begeisterte Leserschaft einem Autor auch über ein mittelmäßiges Buch hinweg die Treue hält.


    Stimmt, das kann in die Hose gehen. Dessen sind sich Verlag und ich bewusst.
    Ob der kleine airbag, bekannter Prota, Bezug zu Berlin und Köln, hilft, muss man abwarten. Es ist ein Experiment.
    Aber wenn wir es nicht wagen, können wir es nicht wissen. Ggfs. war halt ein Produktionsjahr für mich in den Sand gesetzt..
    Aber wir denken poistiv und hoffen... :-)


    euer hef

  • Sobald mir ein Buch gefällt gehöre ich natürlich zur Zielgruppe.
    Ein Genre, eine bestimmte Aufmachung, ein Autor, den ich sehr schätze und im Zweifelsfall ein Verlag - all das macht mich zumindest neugierig, aber zur Zielgruppe zähle ich mich immer erst im nachhinein.


    Von diesen "Konzeptbüchern", nie nur geschrieben wurden um einer breiten Masse immer das alte in neuem Gewand zu verkaufen halte ich persönlich garnichts, für mich als Buchhändler bedeutet das allerdings schnell und unkopliziert verdientes Geld, wobei mich auch beruflich diese Art Literatur eher langweilt.
    Ich bin als Leser als auch als Buchhändler immer auf der Suche nach etwas neuem, etwas aussergewöhnlichem, etwas, was mich begeistert.


    Das kann alles mögliche sein, vollkommen genreunabhängig.

  • Nun ja, wie erfolgreich (und qualitativ gut) so eine zielgruppenorientierte, marketinggesteuerte Lohnschreiberei sein kann zeigt das Beispiel Sarah Lark- .bei der alles so marketinggestylt war, dass das Belügen des Lesers zum System wurde- soweit, dass die Autorin ihre Bewußtseinsspaltung nicht mehr beherrschen konnte. Aber wirklich schlecht waren die Bücher wirklich nicht. Und wäre ich ahnungslos geblieben hätte ich sicher, braver Konsument, die weiteren Bücher gekauft und gelesen.


    Ich behaupte von mir nicht zielgruppenorientierters Marketingobjekt zu sein, aber das ist natürlich nur die halbe Wahrheit. Bei vielen Abteilungen in der Buchhandlung meines Vertrauens weiß ich, dass mich die Mitarbeiter eknnen und werde ich mit Namen angesprochen, aber auskennen tue ich mich nur im Bereich historische Romane und Krimis/Thriller, alles andere wird erfragt und gesucht.

  • Tja, das kann für Autoren schon ein Problem werden. Wenn du deine Stammleser hast, dann nerven die schon...wann kommt der nächste Thriller etc.
    Das ist natürlich für Autor und Verlag eine messbare Größe (sorry, als Wissenschaftler kann ich dem Folge leisten)


    Daran sind Conan Doyle und Simenon verzweifelt, und Dona Leon schwächelt auch zur Zeit. Ich noch nicht, da ich es als positive Hilfe empfinde, dass mir ein Kompass zur Verfügung gestellt wird, der mir sagt, wo es die nächsten zwei Jahre lang gehen wird. (ohne Gewähr natürlich)


    Denn die Verlage halten sich auch ihren Autoren gegenüber sehr bedeckt, was ihre Strategien anbetrifft. Sie haben in den Genres ihre Stammautoren, die sich, je nach Genre, mit neuen Ideen zu bewerben haben. Neue Ideen, aber nicht abseits vom Stil des Autors


    Da ist man um jeden Fingerzeig froh, wenn man noch nicht zu den topsellern zählt, und in der Lage ist, das schreiberisch durch eigene Erfahrungen umsetzen zu können.


    Es ist eine Gradwanderung. Der Leser kann sich den Autor aussuchen, umgekehrt nicht...und wer will schon, wenn er sich erfolgreich hochgearbeitet-geschrieben- hat, als armer Poet von Spitzweg enden?


    euer hef

  • Ich lese verschiedene Genres sehr gerne. Ich fühle mich von den Zielgruppen selten angesprochen. Mich spricht der Buchinhalt, der Klappentext und auch die Meinungen über das Buch an. Ich lese sehr gerne ab und an Jugendfantasy und mit meinen mittlerweile 33 Jahren bin ich doch meilenweit von der Zielgruppe entfernt.
    Allerdings denke ich das benennen von Zielgruppen ist sehr sinnvoll. Von der Seite des Autors, Verlag und auch dem Leser gesehen. Wenn man unterschiedliche Richtungen liest sind einem die Zielgruppen relativ egal. Ich orientiere mich eher an den Genres und nicht an Zielgruppen.

  • Ich hab jetzt nicht den ganzen Thread gelesen, wiederhole mich also sicher, aber ich geb trotzdem mal meinen Senf dazu. ;-)


    Ich fühle mich keiner Zielgruppe der Leser zugehörig. Alle Leser als gemeinsame Zielgruppe zusammenzufassen halte ich für relativ blödsinnig, das wäre so ähnlich, als würde man die Zielgruppe der Nahrungsmittelkonsumenten zusammenfassen, ohne zu differenzieren, dass einige Leute vielleicht Vegetarier sind (was schon viel eher eine Zielgruppe ist), andere eher Fast Food essen usw. Es gibt einfach so viele unterschiedliche Buchgeschmäcker wie es Leute gibt, und da müsste ich schon sehr einem bestimmten Genre verfallen sein, um mich da als Teil einer Zielgruppe zu sehen.


    Ausnahme ist vielleicht, wenn es nicht um Bücher an sich geht, sondern um Gegenstände rund ums Buch. Wenn man Bücherregale oder Lesezeichen an den Mann/die Frau bringen will, macht es schon eher Sinn, von der Zielgruppe der Leser zu reden.

  • Aus aktuellem Anlass stellt sich mir gerade wieder die Frage, wie wichtig der Autorenname für die Zielgruppe ist. Es gibt ja Autoren, deren Pseudonymliste sich wie das Klingelschild eines 16-Geschossers liest.


    Sagen wir mal, Petra Mayer schreibt lockere Frauenromane, die im deutschen städtischen Großstadtmilieu spielen. Das neue Projekt ist ein lockerer Frauenroman, der allerdings auf Sardinien spielt. Muss sie dann gleich Ramona Ramazotti heißen? Oder für einen nicht ganz so leichten Frauenroman dann Hannah Winterhoff?
    Anders: sind die Leserinnen von lustigen Frauenromanen so blöd, dass sie nicht merken, dass sie einen historischen Roman vor sich haben, wenn Petra Mayer draufsteht?


    Und wie werden diese zielgruppenorientierten Pseudonyme generiert? Orientiert man sich an den Urgesteinen oder Vorreitern eines bestimmten Genres? Und warum lauten Fantasy-Pseudonyme eher Jennifer, Autorinnen historischer Romane dagegen eher Elisabeth?

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Das ist für mich ein Ergebnis der herrschenden Ideologie des Marketing.
    Hier Untergrippe 'Produkt-Marketing'.


    Dabei geht es darum, Marken zu generieren, die für ein bestimmtes Produkt stehen. Über eine eingängieg Marke bindet man die KäuferInnen an das Produkt. Dabei ist es egal, ob das Produkt ein Auto, Hering in Dosen, Schaumfestiger oder ein Buch ist.


    Beispiel:


    Unser neuestes 'Produkt' ist der deutsche Auswandererroman, Untergruppe 1.1: Lateinamerika.
    Das Produkt wird vermarktet, also hergestellt, beworben und an die KäuferInnen gebracht unter einem speziell generierten Markennamen, das sind hier möglichst 'spanisch' klingende Namen von Autorinnen mit entsprechend zurechtgebogener Vita. Dazu ein passender Romantitel und das passende Cover. Herauskommt ein 'lateinamerikanisch' angehauchtes Gesamtpaket.


    Es soll aufmerksam machen, neugierig, den Kaufreiz anregen und zugleich der Orientierung in der Flut anderer Produkte dienen.
    Sicher appelliert es an eine gewisse Bequemlichkeit der KäuferInnen, aber es geht eher darum, einen Kaufreflex auszulösen und zwar nicht nur für ein Buch, sondern immer wieder.
    Ob das bei Büchern klappt, wie bei Zwieback, ist eine andere Frage. Viele Marketingleute übersehen, daß Marken oft sehr lange brauchen, um sich zu etablieren. Zeit ist eben Geld.


    Auf der anderen Seite, der der LeserInnen, gibt es aber tatsächlich das Phänomen, daß man auf Dauer (!) ein bestimmtes Genre mit einem bestimmten Namen von Autor/Autorin verbindet. Und zwar so intensiv, daß ein Genrewechsel den Kaufanreiz unterdrücken kann. Genre-Hopping klappt nicht automatisch.
    Ich kannte z.B. Dorothy Dunnett lange nur als Autorin einer bestimmten Art von Krimis. Als ich hörte, daß sie auch historische Romane schreibt, habe ich zuerst gezögert, weil ich fürchtete, daß die nicht gut sein könnten. In dem Fall habe ich mich geirrt. :grin


    Aber ich würde auch stutzen, stünde plötzlich 'Michael Crichton' auf einem rosa Chicklit.-Cover oder 'Sophie Kinsella' auf einem Lyrik-Band.
    :lache


    Ich schätze, es liegt grundsätzlich daran, daß Schreiben in einem Genre (Krimi, Fantasy, hist.U-Roman etc. pp.) von vornherein schon enge Grenzen setzt, die man nicht ungestraft durchbricht.
    Wiederum andererseits ist modernes Marketing eine Ideologie oder eigentlich schon eine Religion, denn an ihre Segnungen muß man glauben und bewiesen ist noch nichts.
    :grin





    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Ergänzt den vorstehenden Beitrag um folgende Fragen:
    Warum werden Pseudonyme gewählt, wenn in Zeiten der globalisierten Information erstere schon vor dem Erscheinungstermin aufgedeckt werden?
    Oder handelt es sich um einen Marketinggag, der die Leserklientel von historischen und Frauenbüchern oder auch Kriminalromanen dazu anspornen will, das Geheimnis um den gefakten Namen zu lüften? Diese Vorgehensweise würde die Verwendung von Pseudonymen allerdings ad absurdum führen.
    An den gänzlich uninformierten Leser, der völlig blauäugig in die Buchhandlung läuft und einfach zugreift, glaube ich jedenfalls nicht mehr.


    Da mein Stimmungsbarometer im Moment ganz weit unten ist, kann ich mir die Bemerkung nicht verkneifen, dass bei den Büchern, die mir zurzeit unterkommen und nicht besonders hochgeistig sind, die Verfasser doch relativ ordinäre Namen tragen, die jegliche Rassigkeit einschlägiger Romanautoren vermissen lassen und deren Titel sich wohl dennoch verkaufen. Der übliche Weg scheint auch zu funktionieren.

  • Aber ich würde auch stutzen, stünde plötzlich 'Michael Crichton' auf einem rosa Chicklit.-Cover oder 'Sophie Kinsella' auf einem Lyrik-Band.


    Ich schätze, es liegt grundsätzlich daran, daß Schreiben in einem Genre (Krimi, Fantasy, hist.U-Roman etc. pp.) von vornherein schon enge Grenzen setzt, die man nicht ungestraft durchbricht.
    Wiederum andererseits ist modernes Marketing eine Ideologie oder eigentlich schon eine Religion, denn an ihre Segnungen muß man glauben und bewiesen ist noch nichts.

    magali


    Das Problem "Zielgruppe Leser" treibt die Verlage schon seit Jahrzehnten um. Eine Lösung ist nicht in Sicht, da "das Buch" nur die Verpackung ist, die anmachen, zum Kauf reizen soll. Der Verlag als Marketinginstrument ist untauglich. Er ist Produzent und Vermarkter der ein OEM Produkt möglichst gut unter die Leute bringen will. Dem Leser ist wurscht, von welchem Verlag er SEINEN Autor/in bekommt.


    Und die Autoren, die ja die Urheber sind, werden je nach Marktlage und mainstream beworben oder verschwinden in der Versenkung.


    Einen Dan Brown kannte anfangs niemand in Deutschland. Bis ihn sein amerikanischer Stammverlag plus Agentur derart hochgejubelt hat, dass die Europäer die Lizenzen haben musste, um an dem Hype mitzuverdienen.
    Oder Rowling, Tolkien etc.


    Hier zeigt sich deutlich die wirkliche Macht des Marketings. Millionen wurden in Werbung investiert und dem Leseer suggeriert: kauf mich, sonst bist du nicht in und kannst nicht mitreden.


    Also, die Macht modernen Marketings ist nicht zu unterschätzen, obwohl sie ein Tanz auf glühenden Kohlen ist. Es kann auch nach hinten losgehen.
    Jedenfalls ist Marketing heute Kunden-Lesermanipulation... muss man haben!!!!! Musst du haben.
    Alles was wirklich noch ohne Manipulation in kleinem Chargen funktioniert, ist, die Autoren und ihre treuen Stammleser, und...na ja, die sollten ihr eingeführtes Genre möglichst nicht verlassen. Das nehmen die Leser übel.


    Was als Name draufsteht, sollte auch drin sein


    euer hef

  • Salonlöwin


    Das Pseudonym hat eigentlich nur einen Grund: der Autor dahinter will nicht erkannt werden. Warum bleibt dahin gestellt.


    Es wird aber durch gezielte Indeskretion Werbung damit gemacht. Das stimmt schon.


    Z.B. Rowling. Sie schreibt. Das ist bekannt. Dennoch weigert sich der Verlag standhaft ihr derzeitige Pseudo zu verraten, weil, wie sie sagt, steht mein bekannter Namen drauf, erwarten alle Potter und sind enttäuscht, das ich jetzt etwas komplett anderes schreibe.
    D.h. sie würde ihrem Namen schaden. Also bleibt sie für eine Weile die graue Maus. Hat sich Potter verlaufen, kann man ja noch gezielt indiskret sein....ähm, liebe Leser, auch das ist von Rowling unter dem Pseudo....


    Garantiert geht dann ein run auf "die andere Rowling" los.