In Watte packen - die "Eulenautoren"?


  • Hmm, wenn es in Richtung kriminell geht (also Tatbestand der Ehrbeleidigung), dann darf man schon die beleidigte Leberwurst spielen. Also, wenn mir jemand unterstellen würde, ein Nazi zu sein, würde ich zum Beispiel extrem stinkig.


    Was meinst du mit Büchern, die unter die Gürtellinie langen? Ich empfinde das üblicherweise nur bei menschenverachtender oder plagiierten Büchern so (letztens Toni Morrisons "sehr blaue Augen", in dem alle Männer Kinderschänder und Vergewaltiger waren). Solche Machwerke zerreiße auch ich.
    Ist das bei dir ähnlich? Nur, damit ich deine Aussage irgendwo einordnen kann.

  • Fallout, darum geht es gar nicht, du hättest den ganzen Fred lesen sollen... es geht umd ein gänzlich anderes Buch.
    Lassen wir das...



    EDIT:
    Fallout hat selbst editiert... :rolleyes
    Das Löschen von ganzen Beiträgen, ist hier nicht erwünscht!!!

  • Unter die Gürtellinie heißt für mich, den Autor unangemessenem Ton zu beschimpfen. D.h. wenn es nicht mehr darum geht, über das Buch zu reden (sei es nun positiv oder negativ), sondern den Autor fertig zu machen. Wiebke hat auf den ersten Seiten des Threads eine sehr gute amazon-Rezi gepostet, die genau das wiederspiegelt. (Es geht noch krasser, aber mal so als Beispiel.)

  • Zitat

    Original von Bouquineur
    Die, die eine Schlacht am kalten Buffet erwartet haben, muss ich leider enttäuschen *g*


    :grin :write
    Ich habe diese Leserunde (und das Buch) als dermaßen deprimierend in Erinnerung behalten, daß ich keine Lust habe, da jetzt nachzulesen und mich wieder in ein Loch zu stürzen, nur um das hier genau zitieren zu können.


    Ich habe die Reaktionen der Autorin als ... seltsam, unpassend, inadäquat, irritierend empfunden und war/bin völlig verstört darob. Wenn andere das anders empfinden - nun, es ist wohl subjektiv bei jedem anders.


    Auch wenn es keine "Schlacht am kalten Buffet" gab, werde ich vermutlich kein Buch der Autorin mehr lesen. Denn mir würden immer wieder die Erinnerungen hochkommen.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Hallo, AcrylDame.


    Zitat

    Was meinst du mit Büchern, die unter die Gürtellinie langen?


    Bücher, die mich als Leser verarschen. Sowas wie diese Erscheinungssache von Gantenberg. Selbst, wenn ich das nur subjektiv so empfinde. ;-)

  • Inzwischen scheint mir diese Diskussion in ein kleinkariertes Auseinanderpflücken irgendwelcher Begriffe auszuarten.
    Ist es nicht vollkommen egal, wie man es nennt, wenn jemand seine Meinung zu einem Buch zum Besten gibt? Konstruktive oder destruktive Kritik, gute oder schlechte Kritik, Meinung, Eindruck, Bewertung, Empfindung oder what ever?
    Wenn ich das richtig erkannt habe, lesen doch hier die meisten, wenn nicht sogar alle, aus Spaß, freiwillig und ohne Bezahlung. Also alles keine professionellen Kritiker!
    Ich habe ehrlich gesagt auch noch in keiner "Rezension" gelesen: Hier ist meine konstruktive Kritik, also halte dich gefälligst daran, stampf dein Buch ein und schreib es um, weil meine Meinung die einzig Wahre ist!"
    Hier schreiben "Ottonormal-Leser"(ich hoffe, Ottonormal-Leser ist kein Schimpfwort) ihre ganz persönliche Meinung zu einem gelesenen Werk.


    Wie der Autor damit umgeht ist doch letztendlich seine Sache. Er denkt vielleicht darüber nach, vielleicht fällt ihm ja auf, dass er einen Fehler gemacht hat (Fehler sind schließlich menschlich) oder er wird für Nachfolgewerke inspiriert. Vielleicht ärgert er sich auch nur, weil der Leser eventuell nicht richtig gelesen hat (soll auch vorkommen). Ganz egal, er kann sich "raussuchen", was ihm gefällt und was für ihn verwertbar ist.


    Mir persönlich (Nichtautor) gefallen diese freiwilligen "Meinungen" wesentlich besser als die professionellen "Kritiken". Was nützt es mir, wenn der hoch bezahlte Kritiker ein Buch als stilistisches oder sonstiges Meisterwerk in den Himmel lobt, während es mir nur ein müdes Gähnen abringen kann.


    Nennt es wie ihr wollt, aber schreibt eure ... :write :-)

  • Zitat

    Original von Tom
    Wiebkelein,


    dann anempfehle ich mal den Blick in den Kluge oder ein anderes etymologisches Lexikon. Der Wahrig tut's auch. Sogar Wikipedia. Kritik, sich mit etwas kritisch auseinanderzusetzen, bedeutet immer, es hinterfragend zu beleuchten, also mit dem Gegenstand prinzipiell nicht einverstanden zu sein. Wenn ein Buch kritisiert wird, wird der Kritiker seiner Berufsbezeichnung gerecht. Wenn er es abfeiert, dann nicht. ;-)


    :kiss nach Hamburch.


    Etwas hinterfragend zu beleuchten - warum soll das bedeuten, prinzipiell nicht einverstanden damit zu sein? Für mich heißt es einfach nur: genau hinschauen, analysieren.


    Ich habe jetzt im Duden Fremdwörterbuch nachgeschaut, da steht als erstes: (wissenschaftliche, künstlerische) Beurteilung, Begutachtung, Bewertung


    Keine Rede davon, dass diese nur stattfinden kann, wenn etwas an dem Gegenstand der Betrachtung nicht gefällt.

  • Hallo, SiCollier.


    Zitat

    Ich habe die Reaktionen der Autorin als ... seltsam, unpassend, inadäquat, irritierend empfunden und war/bin völlig verstört darob. Wenn andere das anders empfinden - nun, es ist wohl subjektiv bei jedem anders.


    Aber - ist daran eigentlich etwas Schlechtes? Viele Autoren hängen sehr an dem, was sie tun, und der Weg dahin, es überhaupt tun zu können, war nicht selten sehr beschwerlich. Ist es da nicht verzeihlich, wenn man emotional reagiert? Wenigstens verständlich? Und damit will ich keineswegs sagen, dass man vorsichtig sein sollte, um solche Reaktionen nicht zu provozieren. Ich find's nur irgendwie ... okay. Warum soll ich als Autor nicht wütend oder verletzt oder verärgert sein, wenn mir ein Leser mein Buch um die Ohren haut, sogar - vermeintlich - berechtigterweise? Das ist doch eine ganz natürliche Reaktion. Man sollte sich zwar warm anziehen, wenn man mit seinem Krempel rausgeht, aber das heißt ja nicht, dass einem nicht trotzdem kalt werden kann. Was ist gegen ein bisschen Emo zu sagen, auch wenn es irritierend oder sogar verstörend wirkt? Wir sind doch keine Maschinen, sondern nur Leute, auf beiden Seiten der Buchproduktion, des Bühnenrandes, der Mattscheibe. Und ich finde das auch nicht "unprofessionell". Ganz im Gegenteil. Ich finde, dass viel zu selten öffentlich geweint wird. ;-)

  • @BabyJane:


    da hatte ich dich vorher mißverstanden, sorry,- bei SiCollier ging es tatsächlich um die Alvarez-Leserunde.


    Ich war gerade damit beschäftigt, die entsprechende Leserunde nochmals zu überfliegen, deshalb kommt meine Antwort jetzt etwas zu spät.
    Ich war ja damals selbst dabei. Es gab wie Bouquineur schon gesagt hat keine Beleidigungen o.ä., aber die Stimmung kippte irgendwann und ich hatte das Gefühl als würde die Autorin zu jeder Kritik ein "ABER" haben- sie schien mir am Ende frustriert, daß einige der Leser nicht verstanden, auf was sie herauswollte. Für mich war das eine ganz neue Erfahrung im Vergleich zu anderen Leserunden, an denen ich bis dahin teilgenommen hatte.


    Püh, geht das hier schnell im Thread- innerhalb von wenigen Minuten ist das Geschriebene schon veraltet- schnell abschicken :grin

    Ich weiß nicht, was das sein mag, das ewige Leben.
    Aber dieses hier, das diesseitige, ist ein schlechter Scherz. (Voltaire)

  • @ Alice Thierry


    Ich wusste gar nicht, dass man das in Deutschland anders nennt. Wieder was dazu gelernt.


    Zitat

    Original von Tom
    Hallo, AcrylDame.



    Bücher, die mich als Leser verarschen. Sowas wie diese Erscheinungssache von Gantenberg. Selbst, wenn ich das nur subjektiv so empfinde. ;-)


    Oh. In dem Fall sind meine Kritiken auch meistens errm weniger positiv.


  • Also ich denke mal, hier im Forum wird kaum ein Leser von sich behaupten, konstruktive Kritik zu äußern - das wäre tatsächlich leicht anmaßend. Hier sagen wir einfach nur, warum uns etwas gefällt oder warum nicht. Für andere Leser.
    Weshalb ich mich überhaupt gerade frage, wie hier jetzt das Gespräch auf die Formulierung "konstruktive Kritik" kam. Ich nehme an, weil das in diesem Thread von einigen gefordert wurde?

  • Tom : Danke! :anbet Man bekommt ja oft den Eindruck, nur weil man es geschafft hat, ein Buch zu veröffentlichen, muss man plötzlich "professionell", "souverän" und insgesamt ganz cool sein. Entschuldigung, aber auch als Autor ist man Mensch, hat womöglich Jahre in eine Idee, ein Buch gesteckt, hat es geliebt, gehasst, verworfen und am Ende vor Glück geheult, als man es in der Hand hatte. Da mag es schon sein, dass einen die Coolness dann verlässt, wenn man so ein "herrje, was für ein furchtbares Buch" hingeworfen kriegt. :bonk Aber ihr tut ja hier euer bestes, dass wir Autoren vorsichtig und distanziert werden, weil wir uns bloß nichts anmerken lassen sollen...


    lg Claudia

  • @ AcrylDame


    Da sieht man mal wieder, wie nützlich dieses Forum ist. Trotz der gemeinsamen Sprache gib es da tatsächlich ganz unterschiedliche Bezeichnungen. Ich freue mich jetzt noch, wenn ich "Exekutor" lese, was bei uns ganz schlicht der "Gerichtsvollzieher" ist.


    Aber ich schweife hier vom Thema ab. :wave

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • Zitat

    Original von hef


    Warum hat die Fachwelt aus Kritiken "Rezensionen" gemacht :help
    euer hef



    'Die Fachwelt', wer immer das sein soll, hat gar nichts gemacht.


    Kritik ist grundsätzlich das gesamte System des Beurteilens, Bewertens, Unterscheidens (ich bestehe darauf, weil man darüber nachdenken soll :grin). Die schriftliche Form der Kritik ist die Rezension. 'Kritik' kommt in solchen Fällen eigentlich nur in Komposita zum Tragen: Konzertkritik, Literaturkritik. Musikkritiker. Filmkritikerin.
    Die Musikkritikerin schreibt eine Rezension über das Konzert, als Beispielsatz.


    Leider hat sich der Ausdruck 'Kritik' verselbständigt, inzwischen werden die beiden Ausdrücke synonym gebraucht. Was zur Verwirrung führt.


    Nun gibt es verschiedene Gruppen von Leuten, die Bilder, Konzerte, Bücher 'kritisieren', ein Meinung dazu äußern wollen, nämlich Laien und Profis. Unter den Profis befinden sich auch die Künstlerinnen selbst, was die Sache nicht vereinfacht.


    Profis setzen sich gern von Amateurinnen ab, das hat durchaus seine Berechtigung. Profis bevorzugen den Ausdruck 'KritikerIn'. Deswegen schreiben sie trotzdem Rezensionen. :grin


    Als 'RezensentIn' gelten mehr diejenigen, die 'nebenbei' Bücher, Filme, Konzerte besprechen, sonst aber auch noch viele, viele andere Dinge tun, sich also nicht nur mit Kunst auseinandersetzen.


    Es gibt einen interessanten, aber durchaus kniffligen Satz von Schumann, der ja nicht nur Musiker, sondern auch Kritiker war:
    Der Kritiker ist dem Künstler, der Rezensent dem Publikum näher.
    (Der Satz hat gut 170 Jahre auf dem Buckel, das Problem ist also nicht ganz neu.)



    Das ist aber nur ein grobe Linie, die Unterscheidung ist alles andere als scharf.
    In den letzten ca. fünf Jahren haben mehr und mehr Laien vor allem über das Internet die Möglichkeit bekommen, ihre Meinungen z. B. zu Büchern zu äußern. Das sind eigentlich Äußerungen persönlicher Empfindungen über Gelesenes sowie Leseempfehlungen.
    Diese schriftliche niedergelegten Texte nennt man inzwischen auch Rezensionen. Ob es tatsächlich welche sind, ist ein weiteres Problem.


    Und klar hat jede das Recht, ihre Meinung zu einem Buch zu äußern, gern auch schriftlich. Jederzeit.
    Das nächste Problem bei der wachsenden Ausbreitung der Laienmeinungen, gleichfalls genannt 'Rezensionen' ist das, daß von Laienseite der immer lauter werdende Ruf ertönt, man bräuchte die Profis gar nicht mehr, weil man deren Job ja selber ausführen könnte.


    Das wiederum führt bei den Profis dazu, daß sie versuchen, sich stärker abzugrenzen, auf bestimmten Begriffen beharren. Wir haben aber weiterhin nur die beiden Ausdrücke: Rezension und Kritik.
    Über deren Gebrauch und Einsatz immer wieder und heftiger diskutiert wird.
    Und so wabert es lustig (oder auch traurig) hin und her.


    Ist eine persönliche Meinung eine Rezension? Ist ein Verbesserungsvorschlag Kritik und auch noch sog. konstruktive? Bin ich Kritikerin, auch wenn ich nicht dafür bezahlt werde? Bin ich Rezensentin, wenn ich mehr als drei, ja, was? Kritiken oder Rezensionen pro Woche schreibe?
    Gibt es eigentlich auch Amazon-KritikerInnen oder sind das alle Amazon-RezensentInnen und sieht man daran, daß es nur Laien sind? :grin


    Ist ein Geschmacksurteil eine Kritik?
    Gibt es Kritik ohne Geschmacksurteil?


    Das nur als Schlaglicht auf den Hintergrund und als Information zu den auch hier im Forum immer wiederkehrenden Definitionsproblemen dessen, was man als Eule so tut: Sich zu einem Buch äußern.




    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Ich finde es nur fair, wenn Autoren sich ebenso äußern "dürfen" wie Leser. Warum auch nicht.
    Ob das jetzt professionell ist oder nicht, wage ich nicht zu beurteilen. Ist mir ehrlich gesagt auch egal. Wer was zu sagen hat, soll es sagen dürfen.

  • Hallo Tom,


    Zitat

    Original von Tom
    Aber - ist daran eigentlich etwas Schlechtes? Viele Autoren hängen sehr an dem, was sie tun, und der Weg dahin, es überhaupt tun zu können, war nicht selten sehr beschwerlich. Ist es da nicht verzeihlich, wenn man emotional reagiert?


    Schlecht im dem Sinne sicherlich nicht. Ich war damals noch nicht so sehr lange bei den Eulen aktiv; vielleicht würde ich heute manches anders sehen. Damals habe ich es so empfunden, hat es sich mir so eingebrannt. Ich habe seinerzeit noch viele Leserunden mitgemacht, dieser - hm - Konflikt (auch wenn das Wort vielleicht nicht hundertprozentig paßt) war für mich neu.


    Und ja, mir ist klar, daß Autoren viel Herzblut in ihre Bücher investieren und (zumindest würde es mir so gehen) sich durch negatives Feedback möglicherweise auch persönlich getroffen fühlen. Eben weil ich dies weiß, schreibe ich ja bei Eulenautoren bisweilen meine Rezis anders als bei solchen, von denen ich annehmen darf, daß sie niemals hier hereinlesen. „Anders“ heißt nicht, daß ich „falsche“ oder „Gefälligkeitsrezis“ schreibe, sondern dann, wenn mir etwas nicht gefallen hat, vorsichtiger und umständlicher formuliere, um genau dieses persönliche Treffen zu vermeiden.


    Im konkreten Fall - soweit ich mich erinnere - habe ich das Buch als mit Fantasyelementen versehen empfunden, was die Autorin aufs Heftigste bestritten hat. Deshalb später auch mein schon verlinkter Allerlei-Buch-Thread, weil ich total verunsichert war. Die Leserunde ist damals auf eine Weise „gekippt“, wie ich es weder vorher noch nachher erlebt habe. Ich habe seinerzeit (2008) auch die Leserunde mit Titus Müller abgebrochen - das ging völlig problemlos, wie in anderen Leserunden auch.



    Zitat

    Original von Tom
    Was ist gegen ein bisschen Emo zu sagen, auch wenn es irritierend oder sogar verstörend wirkt? Wir sind doch keine Maschinen, sondern nur Leute, auf beiden Seiten der Buchproduktion, des Bühnenrandes, der Mattscheibe. Und ich finde das auch nicht "unprofessionell". Ganz im Gegenteil. Ich finde, dass viel zu selten öffentlich geweint wird.


    :write Dagegen ist nichts zu sagen. Es kommt halt nur so selten vor.



    (Offline in der Textverarbeitung geschrieben nach Toms Beitrag von 15.22 Uhr; ich schicke das jetzt ab, ohne die seitherigen Posts gelesen zu haben.)

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")