In Watte packen - die "Eulenautoren"?

  • Hallo, Mulle.


    Ich habe Kritik, die Verbesserungsvorschläge enthält, als in gewisser Weise anmaßend und arrogant bezeichnet.


    Außerdem geht es mir in der Hauptsache darum, dass immer wieder "konstruktive Kritiken" gewünscht werden; im Rahmen der Schreibwettbewerbe galt das sogar eine zeitlang als quasi-moralische Maxime: Wenn Du schon draufhaust, dann sag wenigstens, wie es besser ginge. Ich halte diesen Ansatz (und, wie gesagt, schon die Wortkombination) für unsinnig.

  • Mensch, der thread wird ja langsam zum full time job. Komme schon nicht mehr nach.


    Es ging, wenn ich mich erinnere um "Watte". Jetzt werden Kritiken kritisiert.


    Warum hat die Fachwelt aus Kritiken "Rezensionen" gemacht :help


    Wäre das nicht generell die unverbindlichere Bezeichnung :wave


    euer hef

  • Tom :


    Also ich meinte nicht, dass ich auf jede geschmackliche Kritik eingehen würde, dann könnte ich ja nicht mehr schreiben. ;-) Aber gewisse Muster in den Rezensionen sind für mich absolut Anregungen. Daher fange ich sehr viel damit an, vor allem wenn (zB in LR) einige Leute den gleichen Kritikpunkt haben. Bei mir zB kam öfters mal, dass ich es am Anfang bei der Fee übertrieben habe oder dass der männliche Protagonist zu schwach war oder dass die Kapitelübergänge genervt haben. All das habe ich sehr wohl aufgenommen und zum Teil im zweiten Buch bedacht. Darum überhaupt der ganze Diskussionswahnsinn, weil wenn dann eine Rezension sehr von den bisherigen (nicht nur den positiven, auch den negativen) Rezis abweicht und im Grunde sagt, das Ganze ist schlecht und nervig, ohne aber wirklich greifbare Gründe zu nennen, dann beschäftigt mich das, weil ich IMMER versuche, Kritik zu erklären. Liegt es an mir, gibt es da einen berechtigten Einwand, könnte man das in Zukunft verbessern usw. Ich wollte nie in Watte gepackt werden und bin - für die Leserundenteilnehmer nichts neues - für jedes Feedback empfänglich, diskussionsfähig und - auch wenns' weh tut (und das tut es beim ersten mehr als danach) - fähig, Kritik anzunehmen. Aber mein Wesen ist nun mal so, dass ich zumindest wissen will, warum, dann kann ich es auch verstehen und drüber nachdenken.


    lg :wave Claudia

  • Also, mich haben die z.T. harschen Meinungen über das Buch Die Frau aus Nazareth, das ich letztes Jahr unter dem damaligen Pseudonym Jonah Martin zusammen mit meiner Co-Autorin Iris Klockmann (unser Debüt) geschrieben, bzw veröffentlicht habe, die ich hier mehr oder weniger zufällig fand, nicht davon abgehalten, mich hier anzumelden.
    Klar tut einem manches erstmal weh, aber wer sich mit einem Buch in die Öffentlichkeit wagt, muß damit rechnen, nicht allen zu gefallen.


    Liebe Grüße
    Peter

  • Zitat

    Warum hat die Fachwelt aus Kritiken "Rezensionen" gemacht


    Genau. Eine Rezension ist, dem Wortstamm/-sinn nach, eine "Musterung", und die kann positiv oder negativ ausfallen. Kritik gleich welcher Art setzt sich mit etwas auseinander, das der Kritiker als wenigstens teilweise negativ empfindet, an dem es etwas zu kritisieren gibt. Wenn ich z.B. die Politik der Bundesregierung kritisiere, liefere ich keineswegs fallweise ein positives oder negatives Statement ab, sondern immer nur letztgenanntes.


    Allerdings muss ich auch zugestehen, dass die vornehmlich negative Bedeutungsauslegung erst während der vergangenen Jahre stattgefunden hat. Zuvor hat man darunter u.a. (und in der Hauptsache) eine fachmännische, weitgehend (im Rahmen der Möglichkeiten) objektive Beurteilung einer Sache bzw. eines Sachverhalts verstanden, was in der Kunst schlichtweg unmöglich ist.

  • Zitat

    Original von Tom
    Hallo, Mulle.


    Ich habe Kritik, die Verbesserungsvorschläge enthält, als in gewisser Weise anmaßend und arrogant bezeichnet.


    Außerdem geht es mir in der Hauptsache darum, dass immer wieder "konstruktive Kritiken" gewünscht werden; im Rahmen der Schreibwettbewerbe galt das sogar eine zeitlang als quasi-moralische Maxime: Wenn Du schon draufhaust, dann sag wenigstens, wie es besser ginge. Ich halte diesen Ansatz (und, wie gesagt, schon die Wortkombination) für unsinnig.


    Ja, und das finde ich nicht nett :wave
    Mehr noch, deine Worte würden mich schon ein bisschen hemmen, deine Bücher ehrlich zu rezensieren. Vor dem Hintergrund, dass der Liehr einen dann vielleicht für anmaßend hält, ist man ungerne ehrlich. (Wie gesagt, ich weiß ja nicht, ob ich überhaupt was zu kritisieren hätte ... aber du verstehst, was ich meine.)


    Ich finde es sogar sehr freundlich, wenn mir jemand sagt: "So und so würde es mir besser gefallen." statt einfach nur "War einfach nicht meine Sache."
    Das heißt ja nicht, dass man das nächste Werk auf die Vorlieben einzelner Kritiker zusammenschreibt, aber es schadet doch nicht, diese mal im Hinterkopf zu behalten.


    Dass immer wieder konstruktive Kritik gewünscht wird verstehe ich, ich würde es aber nicht so wörtlich nehmen. Im Fall von Rezensionen ist damit vermutlich einfach nur gemeint, dass begründete Aussagen über Gefallen oder Nichtgefallen hilfreicher für alle sind.


    Bei Schreibwettbewerben etc. ist konstruktive Kritik doch klasse. Wie gesagt, ich bin in der FF-Szene "gewachsen", da hauen wir uns aufs Schärfste um die Ohren, was uns gegenseitig nicht passt, und zwar Wort für Wort. Und jeder darf mal ran. :peitsch auch jene, die dir einfach nur deine große Klappe austreiben wollen oder die, die noch sickig von deiner letzten Negativbewertung sind.
    Ist hart. Und macht saumäßigen Spaß, auch wenn man mal in der Luft zerfetzt wird.
    Auf dem Buchmarkt ist es etwas anders, weil da Geld (und zwar das der Verlage) im Spiel ist und bei manchen sogar der Lebensunterhalt.
    Trotzdem würde es einigen nicht schaden, Kritik einfach mal als positiver anzunehmen, als es bislang getan wird. *
    Arroganz zu unterstellen, wenn jemand Vorschläge macht, ist nicht "positiv aufgenommen", denn in dem Fall meint der Rezensist es in aller Regel nicht böse oder arrogant, sondern will sich vielleicht durch den Vorschlag nur verständlicher erklären.


    * Und daran möge man mich bitte erinnern, wenn ich dann die ersten bitteren Pillen schlucken muss.


    edit: Tippfehlerseuche :-(

  • Zitat

    Original von Mulle
    * Und daran möge man mich bitte erinnern, wenn ich dann die ersten bitteren Pillen schlucken muss.


    Das hat mein Mr. eben ähnlich formuliert.
    Der hat gesagt: Du hast leicht Reden, du Pflänzchen. Du hast bisher ja auch nur positive Feedbacks bekommen....
    Wo er Recht hat... :lache

  • Ich habe bis jetzt ehrliche Rezis geschrieben und werde das auch weiter tun, egal ob der/die Autor/in bei den Eulen ist oder nicht.


    Natürlich ist Kritik nicht schön, da machen wir uns doch nichts vor. Aber man kann auch nicht mit allem jedem gefallen. So einfach ist das. Und daher sind mir ehrliche, fundierte, wenn auch negative Kritiken tausendmal lieber als Bauchpinseleien. Das hat mich damals zu FanFic Zeiten schon aufgeregt, wenn sich die Leute gegenseitig beweihräucherten und man selber dann da stand und sich fragte, ob man was anderes gelesen hat. :rolleyes


    Bei negativer Kritik oder auch Verrissen sollte man nur eines beachten, nicht unter die Gürtellinie gehen. Aber das sieht man ja bei amazon-Rezis oft deutlich, genau daran hapert es dann.

  • Hallo, Anica.


    Zitat

    Bei negativer Kritik oder auch Verrissen sollte man nur eines beachten, nicht unter die Gürtellinie gehen.


    Und wo ist die genau?


    Wenn mich ein Buch so richtig geärgert hat, hat der Autor genau genommen exakt das getan, nämlich unter die Gürtellinie gelangt. Warum darf ich das als Rezensent nicht auch tun?


    Diese ganzen Anforderungen an "richtiges Rezensieren" sind doch nur Augenwischerei. Wenn jemand mit seinen Texten an die Öffentlichkeit geht, sie gegen Bares an Kunden verkauft, ist es diesen Kunden auch gestattet, hochemotional ihre Meinung zu sagen. Was spricht da bitte nochmal genau gegen? Ich habe hier bisher keine Erklärung gefunden. Und kein Autor ist gezwungen, sich all das reinzuziehen. Ich kenne nicht wenige, die lesen überhaupt keine Besprechungen ihrer Bücher. Sondern nur Tantiemenabrechnungen. Und ich kenne ein paar, die verkaufen viele Bücher, werden aber vom Feuilleton komplett ignoriert. Die wünschen sich zuweilen wenigstens einen absolut vernichtenden Verriss. ;-)

  • Zitat

    Original von Babyjane
    Ich hab mir jetzt die gesamte angesprochene Leserunde reingezogen und finde keine Beiträge, wie sie hier erwähnt wurden.
    Wurde da nachträglich zensiert oder bin ich einfach blind? :wow


    Ich konnte in der Leserunde auch nichts traumatisches entdecken :gruebel

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Hallo Tom,


    da hast du sicher recht und ich ertappe mich auch oft dabei, dass ich am liebsten schreiben würde "was für ein scheiß Buch". Ich mache es nicht, obwohl ich trotzdem schreibe, dass mir das Buch nicht gefallen hat.
    Ich glaube, hier spielt der Ton eine entscheidende Rolle. Denn trotz allem Ärger, muss ich den Autor selbst fertig machen, nur weil ich sein Buch vielleicht als mistig empfand (oft ist das ja der Fall)? Gut, er muss damit rechnen, schließlich ist er damit an die Öffentlichkeit gegangen, aber trotzdem. Ich bleibe dabei, das muss nicht sein.

  • Zitat

    Original von Tom
    Es war ja auch nicht in der Leserunde selbst, sondern im Rezi-Thread (zweiter Link in SiColliers Posting).


    Auch im Rezifred fand ich nix Verwerfliches.... :gruebel

  • Die, die eine Schlacht am kalten Buffet erwartet haben, muss ich leider enttäuschen *g*


    Es ging darum, dass in dieser Leserunde irgendwann die Fronten völlig festgefahren waren, weil Leser und Autorin - überwiegend - nicht auf den gleichen Nenner kamen, das Buch von Lesern anders aufgefasst wurde als von der Autorin gedacht und beide Seiten die jeweils andere nicht verstanden haben. Wenn man dann irgendwann das Gefühl hat, die Stimmung kippt und man redet nur noch gegen Wände, dann ist das schon ziemlich frustrierend.

  • Zitat

    Original von Babyjane


    Auch im Rezifred fand ich nix Verwerfliches.... :gruebel


    Ich auch nicht.
    Ein paar Leser haben gesagt, was sie nicht gut fanden, aber dazu geschrieben, dass geschmacker unterschiedlich sind. Die Autorin hat dies doch nicht schlechtgeredet, sondern nur erklärt, warum sie sich bewusst für diese Darstellung entschieden hat und noch mal betont, dass Geschmäcker verschieden sind. :grin
    Alle einig.

  • Wenn schon nicht hilfreich, so dürfte jede Kritik/Rezension/Reaktion, die über das bloße "Ich fand das Buch gut/schlecht/langweilig/schön/ethisch korrekt etc." hinausgeht, zumindest von Interesse für den jeweiligen Autor sein. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass ein Autor eine Rezension nicht wenigstens ansieht, wenn er weiß, dass da oder dort eine vorliegt. Auch wird er kaum Mails oder Briefe von Lesern ungeöffnet wegwerfen (es sei denn er heißt Salinger).


    Ein Autor fertigt ebenso wie Maler, Musiker, Bildhauer, Designer & Co. Werke für die Öffentlichkeit; Und entsprechend gespannt darf und wird er sein, wie diese darauf reagiert. Das Schlimmste bzw. Verletzendste dürfte demnach nicht der Verriss sein, sondern das Schweigen.


    Ich habe bei Amazon gelegentlich beobachtet, dass ein Buch neu erscheint und in den ersten drei, vier Monaten oder noch länger keine einzige Rezension erhält. Das ist sicher alles andere als erfreulich, sagt es doch auch eine Menge aus.


    Dann wohl lieber Stahlbeton (vs. Watte).

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • Ah jetzt ja... aber da hab ich schon wesentlich frostigere Runden erlebt. Zum Beispiel die mit Andreas Wilhelm zu seinem Projekt: babylon oder die um das Paul Buch....


    Ganz krass wars ja bei dem Magdalena Evangelium, da war allerdings die Autorin glücklicherweise nicht anwesend. :lache