In Watte packen - die "Eulenautoren"?

  • Zitat

    Original von SteffiB
    ...
    So, dann möchte ich mich mal als "echte" Eulenautorin dazu melden: Natürlich möchte ich nicht in Watte gepackt werden - weder von Eulen noch von ungeflügelten Lesern. Wem meine Bücher nicht gefallen, der möge dies bitte auch sagen, ganz unverblümt. Es ist doch völlig klar, dass ein Buch nicht jedem gefallen kann - stellt euch nur mal ein Buch vor, dass allen gefallen soll - das wäre ein unzumutbar öder Einheitsbrei :grin
    Ich kann mit Kritik gut umgehen, ja ich erwarte sie fast (siehe oben), allerdings fände ich es nicht schön, wenn sie unter die Gürtellinie ginge, also gar nicht mehr Kritik am Buch wäre. Ich lese so etwas bei den Eulen (fast) nie, aber es gibt schon recht viele wirklich beleidigende "Kritiken" bei amazon, bei denen ich mich frage, womit der Autor/die Autorin diese Häme eigentlich verdient hat ...



    Das ist ein schöner Standpunkt. Danke dafür.


    Ich muß aber einwenden, daß jede Autorin und jeder Autor von sich sagt, daß sie kritikfähig seien. Was sonst? Sie können ja nicht schreiben: bitte, keine Kritik, ich will das nicht hören, weil mein Buch nämlich gut ist, weil ich es geschrieben habe und selbst am besten weiß, daß es gut ist.
    Jedenfalls nicht in der Öffentlichkeit.


    Es gibt tatsächlich Äußerungen zu Büchern, bei denen ich das Gefühl habe, die, die sie geschrieben haben, wollen sich einfach auskotzen, egal, worüber.
    Es gibt Äußerungen, denen man anmerkt, daß sich die Leserin fürchterlich geärgert hat, und da müßte man auch fragen, ob es nur am Buch lag.


    Aber: wie lesen AutorInnen eigentlich Kritiken? Sind sie objektiv genug? Sie sind die Betroffenen.
    Hier fiel der Begriff 'Häme'.
    Wer definiert das? Oder die anderen Vorwürfe? Klingt eine ablehnende Äußerung nicht am schlimmsten in den Ohren derjenigen, die Gegenstand der Ablehnung ist?


    Negative Kritik ist immer unangenehm. Sie tut immer weh. Man braucht eine Weile, bis man sie verdaut hat und angemessen reagieren kann.
    Ein Grund für nicht wenige Kräche in diesem Forum war, daß die jeweilige Autorin sich keine Atempause gegönnt hat. Auch der Zwergenaufstand in dem Thread, von dem diese Frage ausging, wäre mit etwas Abstand nicht ausgebrochen.


    Es klingt immer gut, wenn jemand sagt, sie/er sei kritikfähig. Das gilt ja auch als Tugend unserer Zeit, man muß es sagen. Es ist publikumswirksam.


    Manche mögen es ehrlich meinen, bei manchen ist es tatsächlich ehrlich.
    Ich selbst habe wachsende Zweifel genau an dieser Äußerung von mir nicht persönlich bekannten Menschen in der Öffentlichkeit, die Zweifel werden hier im Forum genährt.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • So wirklich bringt's dem Autor aber auch nix, wenn ich z.B. sage, dass mir seine Hauptfigur nicht sympathisch war oder mir seine Sprache nicht gefällt. Geschmacksache, sagte der Affe und biss in die Seife.

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

  • Also mir ist es herzlich egal, ob ich den Autor/die Autorin persönlich kenne oder nicht.
    Wenn ich ein Buch lese, habe ich eine Meinung. Ob gut oder schlecht sei dahingestellt. Aber diese Meinung äußere ich dann auch. Wem bitteschön hilft es, wenn alle nur himmelhoch jauchzen, nur um den Schreiberling nicht zu verletzen. In anderen Dingen äußere ich doch auch meine Meinung und es ist völlig normal darüber zu diskutieren. Und es ist auch völlig normal, dass Meinungen auseinandergehen. Wie schrecklich, wenn alle nur noch das Gleiche mögen würden. Das wäre Horror pur ;-)
    Ob Eule oder nicht, jeder, der irgendetwas öffentlich präsentiert muss auch mit Kritik rechnen. Wobei Kritik ja nicht ausschließlich negativ zu bewerten ist.
    Aber es stimmt schon, dass Situationen wie diese hier einen zum Nachdenken bewegen. Warum?
    Mir ist es kürzlich ähnlich ergangen, aber im umgekehrten Sinne. Ich habe ein Buch gelesen und wollte meine Meinung dazu aufschreiben. Eigentlich kein Problem. Eigentlich. Diese Meinung entsprach aber fast schon den hier benannten "Lobhudeleien", aber ich konnte zu diesem Buch einfach nichts anderes schreiben, weil es mir wirklich von A-Z gefallen hat und ich nichtmal nach längerem Suchen(was ja auch nicht der Sinn der Sache sein sollte) irgendwas finden konnte, das zu kritisieren wäre.
    Im Nachhinein habe ich mich über diese Denkweise geärgert. Meine Meinung ist meine Meinung, wem das nicht passt, der hat eben eine andere Meinung.
    Will sagen: Egal ob super gute oder super schlechte Rezis, sie alle haben ihre Berechtigung.
    Diese Gefälligkeiten aus falsch verstandener Nächstenliebe(in beiden Richtungen) mag ich auch nicht. Aber da wird sich wohl auch jeder seine eigene Meinung bilden müssen, was wie zu verstehen ist. Was wiederum im Internet, wo man die Personen nicht kennt oder sehen kann umso schwieriger ist und auch oft zu Missverständnissen führen kann.


    Völlig egal! das Leben ist schön! :write :grin

  • Aber es sollte nicht vergessen werden, dass dies ein Leserforum ist. Ich persönlich schreibe meine Meinung hier doch nicht, um quasi für den Autor für Nasse sein Buch für die nächste Auflage zu lektorieren,sondern um andere Leser auf in meinen Augen gute Bücher hinzuweisen bzw. vor schlechten zu warnen.


    Wie wär's mit einem abgeschlossenen Nicht-Autoren Forum, wo "echte" Autoren nicht mitmachen dürfen, zum Lästern für die Nur-Leser :achtungironie

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Der Ton macht die Musik.
    Wie schon erwähnt wurde, muss ein Autor immer damit leben, das irgend jemandem sein Buch nicht gefällt, aber wenn dieses Mißfallen höflich ausgedrückt wird, ohne den Autor persönlich zu verletzen (á la "So eine langweilige Geschichte kann ja nur von jemanden aus Hintertupfing stammen. / Der Autor hat seine Orthografie bei IKEA gelernt."), müsste wohl jeder damit leben können.

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • Zitat

    So wirklich bringt's dem Autor aber auch nix, wenn ich z.B. sage, dass mir seine Hauptfigur nicht sympathisch war oder mir seine Sprache nicht gefällt.


    Stimmt. In vielen Fällen geht Leserkritik nicht darüber hinaus, dass sie Figuren mögen oder nicht.


    Ist zwar besser als gar kein Feedback, aber eben doch etwas dürftig.


    Mich würde mal interessieren, ob so etwas für Autoren nicht auch frustierend ist.

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • Und warum sollte man als Autor von seinen Lesern erwarten (können), dass sie einem dabei helfen, bessere Bücher zu schreiben? :gruebel


    Wenn mir ein Song nicht gefällt, der mein Ohrwurmgehäuse einfach nicht erreicht, der mich langweilt, dann muss ich auch nicht sagen können, warum genau das der Fall ist (anderes Arrangement, andere Stimmlage, anders abgemischt, weiß der Geier). Wenn ich meine, das tun zu müssen, kann ich sagen, dass er mir nicht gefallen, dass er mich gelangweilt hat. Damit muss der Musiker leben. Und der Hörer muss damit leben, dass es andere gibt, bei denen das anders war. Feddisch.

  • Wenn das Buch gedruckt ist, isses für konkretes Feedback im Sinne von: "Recherchefehler auf Seite 148" - "Missverständliche Formulierung in dem wichtigen Dialog auf Seite 237." - "Die Motivation von Person XY wird hier meines Erachtens nicht hinreichend deutlich ... man sollte vielleicht nochmal erwähnen dass ..." eh zu spät.


    Sowas mach ich, wenn ich ein Buch im Manuskriptstadium auf den Tisch kriege. Und sag das dem Autor unter vier Augen.

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

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  • Zitat

    Original von Vandam
    Wenn das Buch gedruckt ist, isses für konkretes Feedback im Sinne von: "Recherchefehler auf Seite 148" - "Missverständliche Formulierung in dem wichtigen Dialog auf Seite 237." - "Die Motivation von Person XY wird hier meines Erachtens nicht hinreichend deutlich ... man sollte vielleicht nochmal erwähnen dass ..." eh zu spät.


    Nö, isses nicht! Bitte sagt uns solche Sachen, dann können wir sie ins Lektorat schicken und es wird in die nächste Auflage übernommen!


    Es ist immer leicht, als Autor zu sagen, man könne gut mit negativer Kritik umgehen, nein, es ist sogar politisch korrekt, das zu behaupten. Ganz ehrlich: NATÜRLICH trifft mich negative Kritik. Da hat man mehrere Monate bis Jahre an einem Buch gesessen und dann schreibt jemand "Fand ich ganz großen Scheiß." Klar verletzt einen das, denn es trifft nicht nur das Buch, sondern irgendwie auch einen selbst, denn wir haben ja nicht - hm? was für ein Beispiel finde ich jetzt? - einen Stuhl geschnitzt und verkauft, nein, ein Schriftsteller steckt auch immer als Person selbst in seinem Werk. Das ist so, jedenfalls bei mir.


    Aber: Auch, wenn negative Kritik mich mitunter wurmt, habe ich trotzdem nichts gegen sie, denn man kann daran wachsen. Was mich allerdings schon manchmal stört - zum Beispiel auf amazon - ist, wenn der Ton verletztend ist. Generell passiert es im Netz ja schnell mal, dass Leute unterhalb der Gürtellinie unterwegs sind, weil sie sich in anonymer Sicherheit wähnen. Und das finde ich dann total daneben.


    Heitere Ankedote aus dem Leben eines Schriftstellers: Es gab bei amazon mal eine gewissen Anja aus HH, die zu jedem meiner Romane hämische Pamphlete verfasste. In einer Kritik stand dann mal: "Wiebke sollte endlich einsehen, dass sie nicht schreiben kann und auch sonst nichts zustande bringt." Da habe ich mich gefragt: "Kennen wir uns? Hab ich dir vielleicht mal unwissentlich den Kerl ausgespannt oder bin dir sonstwie auf die Füße getreten?" Nunja, die Kritik habe ich entfernen lassen. Ich habe nichts dagegen (auch, wenn es mich nicht freut), wenn jemand schreibt, dass er meine Bücher scheiße findet. Wenn jemand allerdings MICH scheiße findet, soll er mich doch bitte anrufen und mir sagen, warum. Ich bin ganz normal bei der Auskunft verzeichnet.


    Heitere Anekdote zwei: Mittlerweile ist es so, dass wir als Anne Hertz immer häufiger 1-Sterne-Verisse bekommen. Und dann immer von Leuten, die bisher nur eine einzige Rezi geschrieben haben. Wurmt uns das? Nö, in diesem Fall: Viel Feind, viel Ehr :grin


    Heitere Anekdote drei: Eines meiner ersten Bücher wurde Ende der 90-er von der "Zeit" verrissen. Ich habe Rotz und Wasser geheult, da nahm mich meine Schwester beiseite und sagte:
    1. Wenn du nicht mit Kritik leben kannst, darfst du nichts Öffentliches machen.
    2. Sei froh, dass die Zeit dich überhaupt wahrnimmt.
    3. Hauptsache, der Name ist richtig geschrieben.


    Soda. Seitem halte ich es so. Und zwar GENAU SO. Ich schreite nur ein, wenn mich jemand persönlich angreift, alles andere nehme ich mir zu Herzen, denke darüber nach und überprüfe ansonsten, ob mein Name richtig geschrieben ist :grin

  • Zitat

    Original von Wiebke


    Heitere Anekdote drei: Eines meiner ersten Bücher wurde Ende der 90-er von der "Zeit" verrissen. Ich habe Rotz und Wasser geheult, da nahm mich meine Schwester beiseite und sagt:
    1. Wenn du nicht mit Kritik leben kannst, darfst du nichts Öffentliches machen.
    2. Sei froh, dass die Zeit dich überhaupt wahrnimmt.
    3. Hauptsache, der Name ist richtig geschrieben.


    Soda. Seitem halte ich es so. Und zwar GENAU SO. Ich schreite nur ein, wenn mich jemand persönlich angreift, alles andere nehme ich mir zu Herzen, denke darüber nach und überprüfe ansonsten, ob mein Name richtig geschrieben ist :grin


    :lache Super!!!!!

  • Zitat

    überprüfe ansonsten, ob mein Name richtig geschrieben ist


    Erstaunlich übrigens, dass es sogar vermeintliche "Profis" in den Redaktionen von Zeitungen schaffen, ein Buch zu besprechen, das physisch vor ihnen liegt, um dann in der Rezension Buchtitel oder Autorenname oder sogar beides falsch zu schreiben. ;-) (Edit: Oder die Namen von Autor und Protagonist zu verwechseln - das ist mir schon häufiger passiert.)


    Ansonsten gebe ich Wiebke recht. Wenn es verletzend gemeint ist, verletzt es auch, dagegen ist man nie gefeit. Und ansonsten gibt es alle möglichen Motivationen dafür, ein Buch zu verreißen, und nicht alle haben auch etwas mit dem Buch zu tun. Davon abgesehen: Manch einer rennt durch die Gegend und erzählt allen, wie scheiße er Schlager findet, aber angesoffen auf der Schlagerparty kann er dann alle Texte mitsingen. :grin

  • Zitat

    Original von Wiebke


    3. Hauptsache, der Name ist richtig geschrieben.


    Das ist nun aber ein *Plagiat* :grin ....das hat vor Deiner Schwester schon mal jemand gesagt, aber ich komme im Moment nicht drauf, wer das war....

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

  • In einigen Beiträgen ist die Rede von verletzender Kritik bei Amazonrezensionen.
    Mag jemand von Euch eine derartigen Text verlinken, damit ich mir ein Bild machen kann? Für ganz unsensibel halte ich mich nicht, aber derartige harsche Buchkritiken laufen mir bei Amazon nicht über den Weg.
    Vielleicht liegt's auch an meinen Leseinteressen, die kein Schwein, pardon keine Eule teilt.

  • Zitat

    Original von Joan


    Das ist nun aber ein *Plagiat* :grin ....das hat vor Deiner Schwester schon mal jemand gesagt, aber ich komme im Moment nicht drauf, wer das war....


    Da fällt mir nur der großartige Oscar Wilde ein: "Es gibt nur eine Sache, die schlimmer ist, als wenn über einen gesprochen wird - wenn NICHT über einen gesprochen wird." :lache

  • Hallo, Salonlöwin.


    Das hier schrieb kürzlich jemand bei Amazon zu "Pauschaltourist":


    Will da jemand der deutsche Nick Hornby sein? Offensichtlich, nur versucht der Autor das mit typisch deutscher Verbissenheit und einem schlecht verhehltem Drang, super-cool zu wirken, nach dem Motto: Hey Leute, schaut her, ich weiss ganz genau, was in/out, cool/spiessig, witzig/langweilig ist. Und dieses Unterfangen ist so armselig und durchschaubar, um nicht zu sagen äusserst spiessig und uncool (so uncool, wie es nur schwarze Armani-Jeans sein können).


    Ich weiß (mit etwa 95-prozentiger Sicherheit) sogar, wer das war. Mit dem Buch hat es jedenfalls nichts zu tun. ;-)

  • Biddeschön, hier mal so ein 1-Stern-Pamphlet zu "Goldstück":



    EDIT: Ich habe den Text aus amazon jetzt mal gelöscht, weil man das hier, glaube ich, ja gar nicht posten darf. Wer es lesen will, findet es hier:


    klick



    Huppila, da hat's wohl einem nicht gefallen :lache


    Was mich hier stört, ist nicht die Kritik, sondern das, was zwischen den Zeilen steht. "Jouranistinnenduo" - warum die Anführungszeichen? Frauke war beim NDR und bei Springer, ich schreibe für Cosmopolitan, stern.de und, und und - sind wir etwa keine Journalistinnen, oder wie?
    Und Stichwort Selbstbeweihräucherung: Wir listen am Ende des Romans alle Bücher und Filme auf, die wir zur Recherche verwendet haben. Wie der Fall Hegemann uns gezeigt hat, vielleicht keine GANZ schlechte Idee. Allerdings war Axolotl Roadkill noch gar nicht auf dem Markt, als wir Abgabe hatten, hatte damit also nichts zu tun.
    Und: Sie wollte das Buch also verschenken. Aha. Ich lese AUCH immer ALLE Bücher und mache ein paar Eselsohren rein, bevor ich sie als Geschenk verpacke ... :lache

  • Solche "persönlichen" Ferz würden unterbleiben, wenn man unter seinem realen Namen posten müsste und sich nicht hinter Nicks verstecken könnte. Vergnatzte Konkurrenten oder beleidigte Ex-Partner wären dann ganz schnell identifiziert.

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

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