In Watte packen - die "Eulenautoren"?

  • Huhu, ihr Eulen,
    der Muezzin singt im Hintergrund, die Moskitos stechen, und ich bin mal wieder online ...
    So, dann möchte ich mich mal als "echte" Eulenautorin dazu melden: Natürlich möchte ich nicht in Watte gepackt werden - weder von Eulen noch von ungeflügelten Lesern. Wem meine Bücher nicht gefallen, der möge dies bitte auch sagen, ganz unverblümt. Es ist doch völlig klar, dass ein Buch nicht jedem gefallen kann - stellt euch nur mal ein Buch vor, dass allen gefallen soll - das wäre ein unzumutbar öder Einheitsbrei :grin
    Ich kann mit Kritik gut umgehen, ja ich erwarte sie fast (siehe oben), allerdings fände ich es nicht schön, wenn sie unter die Gürtellinie ginge, also gar nicht mehr Kritik am Buch wäre. Ich lese so etwas bei den Eulen (fast) nie, aber es gibt schon recht viele wirklich beleidigende "Kritiken" bei amazon, bei denen ich mich frage, womit der Autor/die Autorin diese Häme eigentlich verdient hat ...


    So, und jetzt verkrümle ich ich mich, habe schrecklichen Hunger.
    Ganz liebe Grüße aus Malaysia von eurer
    SteffiB

  • Manchmal habe ich den Eindruck, was aber in einem Bücherforum vielleicht sogar normal ist, dass die Schriftstellerei bzw. die Schriftsteller von einem Nimbus des Unantastbaren umgeben werden, der Bewunderung und Verehrung. Das wird unter anderem auch im Vorstellungsthread deutlich, wo ein "Hallo, ich heiße Hannelore Fehlhaber und im September erscheint bei Knaur mein Buch "Der Hebammer von Hinterposemuckel" ganz anders begrüßt wird als ein "Ich bin Bille, habe drei Gören und lese gerne Vampir-Thriller".
    Das wird auch auf vielen Autoren-Homepages deutlich, wo der Satz "seit frühester Kindheit schreibe ich Geschichten und wusste schon immer, dass ich Schriftsteller werden will" in den seltensten Fällen fehlt. Bei anderen Berufsgruppen ist dies eher selten der Fall: "seit ich meinen ersten Kuchen gegessen habe war mir klar, dass ich Konditor werden wollte" habe ich bisher noch nicht gehört.
    Mit einem solchen Selbstverständnis ist es dann aber schwerer, Kritik einzustecken, aber auch Kritik zu üben. In diesem Zusammenhang würde es mich wirklich interessieren, ob die Meinungen zu "Feuchtgebiete", die ja teilweise weit jenseits eines Mindestmaßes an Sachlichkeit waren, milder ausgefallen wären, wenn C. Roche hier im Forum aktiv wäre :gruebel


    [SIZE=7]trotzdem wüsste ich zu gerne, welches Voltaires Gefälligkeitsrezis waren[/SIZE]

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Ich habe da jetzt grad auch mal bei "Hexendreimaldrei" reingelesen...


    Nun ja! Wenn man selbst kritisch schreiben möchte, darf ein Autor aber doch auch mal nachfragen, oder?
    Habe dieses fast schon Überschäumen der Diskussion nicht so ganz verstanden und frage mich, wieso Claudia doch recht heftig angegangen worden ist. Ich empfand den Austausch fast etwas bedrückend!


    Ich habe noch kein Buch von ihr gelesen, obwohl schon auf der Wunschliste.... dann werde ich nach der PR mal darum kümmern.

  • Zitat

    Original von DraperDoyle
    "Hallo, ich heiße Hannelore Fehlhaber und im September erscheint bei Knaur mein Buch "Der Hebammer von Hinterposemuckel" ganz anders begrüßt wird



    Wunderbarer Beruf: Hebammer! :grin


    Die korrekte Bezeichnung für eine männliche Hebamme ist übrigens: Entbindungspfleger..... :grin


    Musste jetzt sein, dieser kleine Ausflug ins OT.... :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von SteffiB


    Häme


    Häme, das ist es genau, was ich persönlich überhaupt nicht ertragen kann, wenn ich solches mitbekomme, bei welchem Autor auch immer.


    Diese Art von "Vorgehen", das hat aber in den letzten Monaten/Jahren bei den Eulen ganz enorm nachgelassen, gottseilobunddank. :anbet

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

  • Zitat

    Original von DraperDoyle


    [SIZE=7]trotzdem wüsste ich zu gerne, welches Voltaires Gefälligkeitsrezis waren[/SIZE]


    Trotz Brille musste ich es vergrößern... würde mich aber auch interessieren!!!

  • Zitat

    Original von DraperDoyle
    "Der Hebammer von Hinterposemuckel"


    Das rettet meinen Tag....da muss mein Lieblingslach-Smilie her

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

  • Zitat

    Original von Voltaire
    Die korrekte Bezeichnung für eine männliche Hebamme ist übrigens: Entbindungspfleger..... :grin


    Gibt's das? Als meine Kleine geboren wurde, arbeitete im KH ein junger Mann, der gerade Säuglingspfleger lernte, da es als Mann anscheinend vollkommen unmöglich war, eine Ausbildung zum Hebammer, Verzeihung Entbindungspfleger zu bekommen.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Zitat

    Original von DraperDoyle


    Gibt's das? Als meine Kleine geboren wurde, arbeitete im KH ein junger Mann, der gerade Säuglingspfleger lernte, da es als Mann anscheinend vollkommen unmöglich war, eine Ausbildung zum Hebammer, Verzeihung Entbindungspfleger zu bekommen.



    Schaust du hier....

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Es ist schon eine tolle Sache, sich hier mit Autoren und Autorinnen austauschen zu können und ich denke schon, dass es vielen Eulen leichter fällt, eine negative Meinung zu einem Buch eines unbekannten Autors zu posten, als wenn sie den Verfasser/die Verfasserin eines Buches hier "kennen gelernt" haben. Dass man da vielleicht etwas vorsichtiger in seinen Formulierungen ist, lässt sich häufiger feststellen.


    Ein Autor stellt sich mit seinem Buch der Öffentlichkeit und sollte dann in der Lage sein, Kritik hinzunehmen. Wenn sie gut begründet ist und den Autor nicht persönlich angreift, sollte das für ihn akzeptabel sein, das erwarte ich als Leser einfach. Möglicherweise hilft sie ihm ja sogar, etwas zu verbessern. Die Feststellung, ob eine negative Kritik berechtigt oder unberechtigt ist, sollte er vielleicht besser den Lesern des Buches (und der kritischen "Rezension/Lesermeinung") überlassen, denn er selbst wird bei seiner Antwort kaum als unvoreingenommen wahrgenommen. :grin


    Ich mag eine gut begründete negative Meinungsäußerung zu einem Buch genauso, wie eine positive, wenn ich das Gefühl habe, der Verfasser ist ehrlich mit sich selbst und verfällt nicht in Lobhudelei, nur weil er sich beim Autor beliebt machen möchte.
    In Watte packen sollte man keinen Autor, was hilft es ihm, wenn er bei uns Eulen die Nummer 1 ist, nur weil er hier so nett "miteult", aber ansonsten kaum gelesen wird...? :wave

  • Es ist, davon abgesehen, aus Autorensicht absolut sinnlos, mit einem Leser, der ein Buch nicht mag, zu streiten, oder zu versuchen, ihn davon zu überzeugen, dass es ja doch gut wäre, er irgendwas nicht verstanden hätte - oder ihm schlimmstenfalls zu unterstellen, dass er es überhaupt nicht gelesen hat. Man kann vielleicht noch ein klein wenig über das "Wie" diskutieren, aber ansonsten sind solche Debatten so fruchtbar wie Religionsstreitigkeiten.


    Wenn ich den betreffenden Thread und ein paar vergleichbare (sind erstaunlicherweise nicht wenige, Danke, Magali!) heranziehe, ist immer wieder genau das passiert.


    Ich komme ja auch nicht auf die Idee, die negativen Rezensionen, die es bei Amazon zu meinen Büchern gibt - und das sind nicht wenige (negative Rezensionen) -, zu kommentieren. Kunde mag Produkt nicht, fertig. Also nächstes Mal besser machen - oder andere Kunden suchen. ;-)

  • Zunächst einmal finde ich es gut und interessant, das dieses Thema einmal angesprochen wird, weil ich mir darüber auch schon den einen oder anderen Gedanken gemacht habe.


    Ich denke, objektive Kritik - sofern das überhaupt möglich ist - wird immer noch ein Stück schwerer, wenn man denjenigen persönlich kennt, zu dessen Werk man eine Meinung abgeben möchte. Oft reichen hierzu schon ein paar Zeilen Text während einer Diskussion oder eine eMail, und das Werk tritt etwas hinter den Erschaffer zurück. Ich persönlich tendiere in einer solchen Situation jedenfalls dazu - wenn auch nicht kritikloser zu werden, so doch - mildere Worte zu gebrauchen.


    Generell ist mir hier im Forum aufgefallen, dass manche Autoren bei Leserunden förmlich verhätschelt werden und kaum jemand wagt, auch nur ein Wort negatives Feedback zu äußern. Teilweise gibt es auch ganz treue Fan-Eulen, die bei jedem "Mißton" gleich für den vermeintlich angegriffenen Autor und sein heiliges Werk in die Bresche springen.
    Kurzum, ich habe den Eindruck gewonnen, dass Büchereulen-Autoren (den echten, wohlgemerkt) mit einer Art Respekt und größerer Sympathie als "gewöhnlichen" Mitgliedern begegnet wird, wobei die Mehrzahl dieser Autoren sehr wohl kritikfähig ist, einige jedoch aus irgend einem Grund wie zarte Pflänzchen erscheinen und mit der oben genannten Weichspülung behandelt werden.


    Persönlich würde ich mich freuen, wenn man auch eine kritische Haltung gegenüber Sympathieträger-Büchern zum Ausdruck bringen darf, ohne dass die jeweilige Fan-Ecke eine verbale Flunsch zieht.


    edit: Wortkorrekturen & Ergänzungen

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Alice Thierry ()

  • Ich überlege mir meine Formulierungen vielleicht etwas sorgfältiger, wenn ich weiß, dass der Autor auch eine Eule ist oder die Leserunde persönlich begleitet.
    Das ändert aber nichts daran, dass ich sie äußere. Was ist ein Lob von mir wert, wenn ich nicht auch mal Kritik üben darf?
    Es gibt sicher eine Menge Autoren, die nur als Gäste mitlesen und aus Neugierde in die Rezi-Threads zu ihren Büchern hereinschauen. Wer sagt, dass C. Roche hier nicht mitgelesen hat? :-)
    Ich persönlich bemühe mich, meine Äußerungen so zu gestalten, wie ich sie auch von mir geben würde, säße ich dem Autor gegenüber.


    Ist doch wie im täglichen Leben. Mit Kritik kann nicht jeder gut umgehen. Und sei es nur, dass sie einen gerade auf dem falschen Bein erwischt.


    Noch ein Edit: Kritik ausüben heißt ja auch nicht, dass man das Buch gleich komplett in die Tonne kloppen möchte, sondern oftmals das Gegenteil. Man hat ein Buch aufmerksam gelesen und einzelne Punkte sind einem aufgefallen und somit in die persönliche Kritik geraten. Wer in der Lage ist, das so zu formulieren, dass der Autor damit etwas anfangen kann und somit seinen Nutzen aus dieser konstruktiven Kritik zieht, umso besser :-)

  • Hallo lieber Tom,


    dass die Büchereule ein sehr nettes Forum ist und alle auch entsprechend nett zueinander sind, halte ich für einen der größten Pluspunkte. Und nett sollen und dürfen sie auch weiter bleiben. Nur manchmal ist es ein bisschen zu viel EiEi - selbst für so zartbesaitete Eulen wie mich. ;-)

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • Zitat

    Original von Alice Thierry
    Hallo lieber Tom,


    dass die Büchereule ein sehr nettes Forum ist und alle auch entsprechend nett zueinander sind, halte ich für einen der größten Pluspunkte. Und nett sollen und dürfen sie auch weiter bleiben. Nur manchmal ist es ein bisschen zu viel EiEi - selbst für so zartbesaitete Eulen wie mich. ;-)



    Kein Thema - ich könnte sofort auf VOLLKOTZBROCKEN umschalten, überhaupt kein Problem..... :grin

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • ...man könnte das ja noch weiter führen und fragen, wie glaubwürdig sind so absolut überschwängliche Rezensionen zu bewerten? Wie sieht ein Autor sie? Fühlt er sich nur gebauchpinselt, oder schaut er auch mal auf die Person, die sie verfasst hat? Es gibt Rezensenten, die schreiben niemals etwas Negatives und ihre Texte sind immer ganz ganz wunderbar und dazu geeignet, jeden Autor vor Glück strahlen zu lassen. Ist es wirklich das, was ein Autor will? Als Leserin, die sich eine Meinung zu einem Buch bilden möchte, ignoriere ich mittlerweile bei amazon und auch hier bei den Eulen diese Lobhudler, weil ich nicht das Gefühl habe, eine ehrliche Meinung zu lesen...

  • Hallo, Alice.


    Aber vielleicht ist genau das das Problem: Man erwartet als Autor einfach, hier etwas netter behandelt zu werden als anderswo, und wenn dann jemand die Keule rausholt, wird das als doppelt schlimm betrachtet, denn man muss ja annehmen, dass derjenige immer noch versucht hat, verhältnismäßig nett zu bleiben. ;-)

  • Das ist wie bei den Kollegen: Es ist leichter außer Hörweite des Betreffenden zu krähen: "Da hat der Herr M. aber mal wieder schlampig gearbeitet" als zu ihm hinzugehen und ihm vor allen Leuten zu sagen: "Sie, das war aber wohl nix ... guckense mal hier und da und dort ..."


    Deswegen sagt man hier eher mal nix, wenn einem ein Buch eines Anwesenden nicht so gefallen hat. Oder schickt bei gutem Kontakt eine persönliche Message. Wenn die Deckung der Anonymität wegfällt, kannste manches einfach nicht mehr so ungehemmt bringen.


    Außerdem hat man als routinierte Eule einen Blick dafür entwickelt, was ins persönliche Beuteraster passt und was nicht. Kritik in Form von enttäuschtem Geplärr wegen Genre-Missgriffs kommt daher nicht allzu häufig vor. Wenn ich keine Vampire oder keine frechen Frauen mag, les ich keine entsprechenden Bücher und muss mich auch nicht mit der Autorin darüber rumstreiten. Und wenn ich weiß, dass ein Buch für eine erotische Reihe geschrieben ist, muss ich nicht meckern, weil ich persönlich keine expliziten S*x-Szenen lesen mag. Denn gehöre ich nicht zur Zielgruppe, was jedoch nicht das Problem des Autors ist.

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner