Hallöle
Ich sehe mehr und mehr, dass ich meinen Gedanke von den "Fanclubs" bzw. Zielgruppen bei Rezis, etwas differenzierter darstellen sollte.
Das ist nicht leicht, da Literatur und Musik von den Emptionen ihrer Konsumenten leben.
Und da ist vielleicht der Punkt zum Einhaken?
Ich persönlich stehe auf wuchtige Mucke.
Das kann Klassik sein, aber auch gerne mal Hard Rock. Meine Sammlung reicht da von Bach, Beethoven und Vivaldi über Pink Floyd und Led Zeppelin bis hin zu Unheilig, Rammstein & Co.
Somit falle ich aber für Ticketverkäufe eines Roland Kaiser Konzerts flach und würde mir nie eine CD von ihm holen, geschweige denn in einem Musik-Forum besprechen.
In Sachen Büchern bin ich auch so ein Wanderbienchen, wobei ich aber gewisse Vorlieben habe, denen ich aus finanziellen Gründen (Ich habe nicht zuviel Geld oder Zeit auf dem Konto) exzessiv fröhne:
Science Fiction in allen Spielarten, Fantasy und Thriller, das ist meine Welt.
Sogenannte hohe Literatur verstehe ich nicht (oder ich will sie vielmehr nicht verstehen ), Chik-Lit ist auch nicht meine Welt und Liros ... naja, wenn das Grundthema stimmt, warum nicht?
Das sind nicht alle Genres, aber ein guter Überblick.
Wenn ich an einer Leserunde teilnehme, ist das eine Verpflichtung zu einem gewissen Lesetempo, weil ich ja nicht hinter den anderen herhinken möchte.
Warum sollte ich mir da also einen Roman aus einem Genre kaufen, dass mich nicht, oder nur sehr perifär, reizt? Warum sollte ich mich da in einem gewissen Gruppentempo überhaupt durcharbeiten?
Oder anders:
Wenn ich durch meine Lieblingsbuchhandlung streife und ab und an einen Blick auf den aktuellen Kontoauszug werfe, warum sollte ich mir dann, als bekennder Science Fiction Leser einen Liebesroman zulegen?
Schon durch diese Selektion des Angebots in "Will haben", "Klingt reizvoll" und "Was soll ich denn damit? Habe ich etwa Donald Trump im Ausweis stehen?" ist ein erster Punkt für eine gute Rezi gelegt.
Dann habe ich mir jetzt also ein Buch zugelegt, welches sich im Mittelfeld meiner Interessen bewegt. Es ist ein relativ langes Buch (4-600 Seiten), ich langweile mich nicht, bin aber auch nicht übermäßig begeistert.
Warum dazu eine Rezi schreiben?
Das Buch war okay, hat mich aber nicht vom Hocker gerissen. Warum also noch mehr Zeit und Hirnschmalz darin investieren?
Dann kaufe ich mir ein Buch, dass total auf meiner Wellenlänge liegt. Epische Weltraumschlachten, hehre Recken, abgründige Böse ... Herz, wat willste mehr
Solange das Buch flüssig zu lesen ist, mich nicht ins Stolpern geraten lässt und mich unterhält, stehen die Chancen, bei allen Schwächen die es vielleicht haben mag, gut, dass es eine gute Rezi von mir bekommt. Egal wer das geschrieben hat, den feuere ich gerne an, dass er mir mehr davon liefert.
Dann kaufe ich mir ein Buch aus Neugier (und meist auch wegen Weihnachts- oder Urlaubsgeld ). Das Thema und das Genre dieses Buches liegen so weit jenseits meiner normalen Lesegewohnheiten, dass ich schon irgendetwas daran entdeckt haben muss, um diese Ausgabe wirklich tätigen zu wollen.
Bin ich begeistert, tue ich das (unter der Bemerkung, dass ich gar nicht zur sogenannten Fangemeinde oder Zielgruppe gehöre) auch kund. Sehr gerne sogar, denn solche Autoren sollte man fördern.
War es hingegen eine Qual für mich, ist das mein ureigenstes Problem, denn ich Trottel hätte es ja nicht kaufen müssen, wusste ich doch von vorneherein, dass es nicht unbedingt meinem Geschmack entspricht.
Warum da also noch mehr Zeit und Hirnschmalz in eine vernichtende Rezi investieren, wenn es doch nur ein Experiment war?
So kommen meiner Meinung nach die "Wattebällchen" zusammen, mit denen angeblich Eulen-Autoren hier beworfen werden
Für mich ist es einfach das normalste der Welt, mich nur mit den Dingen zu beschäftigen, die mir auch Spaß machen. Warum sollte ich Tennis spielen, wenn ich doch lieber Fußball mag?
Warum sollte ich mir eine riesige Sammlung an Krimis zulegen, wenn ich doch viel lieber historische Schinken lese?
Warum sollte ich über ein Buch aus einem Genre das mir sowieso nicht liegt, eine miese Rezi verfassen?
Warum mich länger als notwendig mit einem Buch befassen, dass mich gelangweilt hat?
Eine schlechte Rezi schreibe ich nur, wenn mich das Buch richtiggehend geärgert hat.
Ist vielleicht ein blödes Beispiel, aber hätte ich "Axolotl Roadkill" gelesen, bevor die Plagiatsvorwürfe aufkamen, hätte ich mich im Nachhinein ver***t gefühlt und zugegebenermaßen auch entsprechend rezensiert.
Hätte ich "Love" von Stephen King, oder "Limit" von Frank Schätzing nicht abgebrochen, hätten beide vielleicht auch einen Verriss abbekommen.
So habe ich es (bei "Limit" zumindest schonmal) hier, in dem entsprechenden Thread bei einem "Ich habe fertig" mit Begründung für das Warum belassen, weil ich keinen Grund sah, mich weiter durch diese Bücher zu quälen, wenn ich doch schon nach zweihundert oder vierhundert Seiten festgestellt habe:
"Sorry, aber das wars für mich. Was kriege ich dafür bei Ebay noch raus?"
Soweit meine Gedanken, die jetzt vielleicht klarer dargestellt sind.
Ich glaube auch bei aller Liebhaberei an das gedruckte Wort ganz fest, dass keine Eule soviel Geld zur Verfügung hat, um sich ein Buch zu kaufen, dem es von Anfang kritisch gegenübersteht.
Ebenso glaube ich, dass wir alle hier nur eine begrenzte Zeit zur Verfügung haben und sich viele sagen, dass jede weitere Minute Beschäftigung, mit einem schlechten Buch, vertane Zeit ist, die besser in ein gutes investiert wäre.
Das ist kein Vorwurf oder Urteil oder in Stein gemeißelt, und sollte bitte nicht als Angriff auf diejenigen gesehen werden, die genreübergreifend lesen und auch gerne rezensieren.
Jeder so, wie er ganz persönlich mag.
Und ich glaube, dass ich nicht so ganz weit weg vom Denken und Fühlen der Allgemeinheit bin
Sonst müsste ich ja langsam doch Angst um meinen Geisteszustand und mein Sozialverhalten bekommen