Maxim Biller - Der gebrauchte Jude. Selbstporträt

  • Titel: Der gebrauchte Jude. Selbstporträt
    Autor: Maxim Biller
    Verlag: Kiepenheuer und Witsch
    Erschienen: November 2009
    Seitenzahl: 173
    ISBN-10: 346203703X
    ISBN-13: 978-3462037036
    Preis: 16.95 EUR


    Maxim Biller wurde 1960 in Prag geboren und lebt seit 1970 in Deutschland. Er hat bisher mehrere Romane geschrieben, wobei sein Roman „Esra“ gerichtlich verboten wurde. Angeblich sollte in diesem Buch Persönlichkeitsrechte verletzt worden sein. Für die FRANKFURTER ALLGEMEINE SONTAGSZEITUNG schreibt er regelmäßig die Kolumne „Moralische Geschichten“.


    „Der gebrauchte Jude“ ist keine Autobiographie – ganz und gar nicht. Vielmehr erzählt Maxim Biller in kurzen Sequenzen aus seinem Leben, die zumeist tragisch-komisch sind. Jemand hat Maxim Biller mal als „jüdischen Antisemiten“ bezeichnet; ob diese Bezeichnung gerechtfertigt ist, mag jeder für sich entscheiden.


    Maxim Biller ist ein wunderbarer Querkopf ohne den nicht nur die literarische Welt ärmer wäre. Von nichts und niemanden lässt er sich vereinnahmen; das was er (Maxim Biller jetzt) macht, das macht er weil er es will. Ihn schrecken keine Widerstände oder irgendwelche Anwürfe und immer wieder macht er eben auch das was man nun gerade nicht von ihm erwartet. Maxim Biller macht mehr als deutlich, dass er eben nicht auf der Welt ist um die Erwartungen der anderen Menschen zu erfüllen.


    Biller verleugnet auch nicht, dass er, obwohl Jude, immer noch auf der Suche danach ist, was es eigentlich bedeutet ein Jude zu sein. Er sieht viele jüdische Lebenseinstellung durchaus kritisch. Als in Frankfurt/Main Fassbinders Stück „Der Müll, die Stadt und der Tod“ uraufgeführt werden sollte und Frankfurter Juden diese Aufführung verhindern wollten, da ging Maxim Biller viel lieber mit seinem besten Freund Donny Gold ins Bordell. Biller tut eben alles , aber wie bereits gesagt, unter Garantie nicht das was man von ihm erwartet.


    Durch dieses Buch lernt man den Schriftsteller Maxim Biller ganz sicher besser kennen, trotzdem kann dieses Kennenlernen für den Leser auch ein wenig verwirrend sein. Immer wird das Unerwartete beschrieben. Man versteht aber auch ein wenig besser das Verhältnis der Juden zu Deutschland und das Verhältnis der deutschen Juden zu dem Land in dem sie leben.


    Maxim Biller hat ein sehr lesenswertes Buch geschrieben – unbedingt empfehlenswert.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • "[...] ich trug einen jüdischen Stolz mit mir herum, aus dem man, wäre er aus Metall gewesen, hundert Kanonenkugeln hätte machen können."


    Ich habe "Der gebrauchte Jude" von Maxim Biller sehr gerne gelesen. Zum Teil zwar etwas verwirrend, aber doch durchgehend spannend und mireißend erzählt, gewährt Biller viele Einblicke in sein Leben. Eine wirklich spannende Letüre, durch die ich viel neues gelernt habe und von manchen Prominenten noch einmal ganz neue Eindrücke sammeln könnte (Beispiel: Giovanni di Lorenzo). Daneben wirft Biller auch viele interessante Fragen auf, die sich vor allem auch mit der jüdischen Identität beschäftigen.


    Das ist mein erstes Buch, das ich von Maxim Biller gelesen habe, aber es wird sicherlich nicht mein letztes bleiben.
    8 Punkte.

  • Ich teile buzzaldrins Eindrücke: "Der gebrauchte Jude" ist zwar mitunter verwirrend, aber doch durchwegs fesselnd und interessant.
    Maxim Biller ist einer, der sich nicht verbiegt, der keine Rücksicht auf einen etwaigen Aufschrei der Öffentlichkeit auf seine Äußerungen nimmt und der - essentiell für einen Schrifsteller - über eine gute Beobachtungsgabe und ein großes Selbstbewußtsein verfügt.
    Er beschäftigt sich stark mit jüdischer Identität bzw. dem Judentum und vor allem mit dem jüdischen Leben in Deutschland und kann sich selbst nicht so recht einordnen.
    Ich bin jedenfalls neugierig geworden auf Billers Werke, vor allem seine Erzählbände würden mich interessieren.