Ein Lachen im Dunkeln - Johano Strasser

  • Ich hätte das Buch auch in eine andere Rubrik einsortieren können, aber wegen der kriminalistischen Elemente hab ich es mal hierhin gepackt! :wave


    Kurzbeschreibung:
    Steckt ein Mörder in jedem von uns? Das fragt sich der Erzähler dieser spannenden Geschichte, die mit dem versehentlichen Ausflug eines unbescholtenen Verlegers von Kriminalromanen in das Halbweltmilieu einer fremden Stadt beginnt und - nach durchzechter Nacht - mit einem blutigen Messer neben einem Hotelbett endet. Was geschah in der üblen Kaschemme, in der unser Mann an den Tisch und in den Bann eines ehemaligen Polizeikommissars geriet, der mit einem perfekten Verbrechen renommiert, das er - der Polizist! - eigenhändig begangen haben will? Was vor allem geschah danach, als man in Begleitung einer jungen Frau von einer gewissen vulgären Eleganz das Lokal verließ, einer Frau, deren betörendes Lachen noch lange durch die Nacht hallt? Nebelhafte Erinnerungsfetzen geben für Sekunden den Blick frei auf einen schlanken Hals und weiße Haut... Was scheinbar harmlos anfing, mündet in ein ebenso verwirrendes wie raffiniertes kriminalistisch-philosophisches Gedankenspiel.


    Über den Autor:
    Johano Strasser, geboren 1939 in Leeuwarden (Niederlande), studierte Sprachen und Philosophie, promovierte 1967 in Philosophie. Habilitation in Politikwissenschaft an der FU Berlin 1977. Von 1980 - 1988 Mitherausgeber und Redakteur der politisch-literarischen Zeitschrift "L 80", seit 1983 freier Schriftsteller. Veröffentlichte Bücher zu philosophischen und politischen Themen, Kurzgeschichten und Gedichte.


    Meine Rezension:
    Mit einem Lachen im Dunklen fing alles an... Dieses Lachen brachte den Ich-Erzähler, einen namenlosen Verleger, der mit den modernen Geschäftspraktiken im Verlagswesen nichts mehr anzufangen weiß, auf eine gefährliche Reise in eine schmierige Kaschemme und schließlich in die Abgründe seiner selbst. Rückblickend erzählt er, wie er den geheimnisvollen Kasparek kennenlernt und sich so in nur einer Nacht sein ganzes Leben, das bislang in sehr geordneten - wenn auch eher einsamen und langweiligen - Bahnen verlief, ändert. Diese Geschichte ist wirklich spannend erzählt und durch die immer wieder eingestreuten Episoden und Erinnerungen des Erzählers erhält man ein sehr gutes und komplexes Bild von ihm. Genauso komplex, wenn auch mysteriöser ist sein Gegenüber Kasparev, den der Leser nur durch die "Brille" des Erzählers kennenlernt und so dessen Zweifel, Misstrauen und Ungewissheit übernimmt, aber keine weiteren "objektiven" Informationen erhält. So bleibt es dem Leser selbst überlassen, die Ereignisse zu deuten (und je länger man darüber nachdenkt, desto mehr Möglichkeiten ergeben sich!), was sicher nicht jedermanns Geschmack ist, aber mir sehr gefallen hat - verleiht es der Geschichte doch noch eine extra Portion Würze.


    8 Punkte!

  • Das Buch liegt auf meinem SUB. Ich habe es aufgrund deiner Rezi einfach mal nach oben gepackt. Johano Strasser einer der wirklich letzten politischen Denker ist es immer wert gelesen zu werden. Du hast mich auf dieses Buch sehr neugierig gemacht.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Titel: Ein Lachen im Dunkeln
    Autor: Johano Strasser
    Verlag: Bastei-Lübbe (Edition Lübbe)
    Erschienen: 1999
    Seitenzahl: 166
    ISBN-10: 3785715072
    ISBN-13: 978-3785715079
    Preis: ab 5.94 EUR bei Amazon Marketplace


    Interessant ist nicht nur dieses Buch sondern auch die Person des Autors. Johano Strasser wurde 1939 in Leeuwarden in den Niederlanden geboren. Er lehrte an der PH Berlin und an der FU Berlin. Darüber hinaus wurde er vor allen Dingen als einer der denkenden Köpfe in der SPD bekannt, einer der sich nie von einer Seite hat vereinnahmen lassen.


    In diesem Buch erzählt er die Geschichte eines Verlegers, der in einer nicht gerade einladenden Kneipe den ehemaligen Polizisten Kasparek kennen lernt. Dieser Polizist ist zwischenzeitlich in Pension gegangen, weil er es nicht ertragen konnte, dass es keine „richtigen“ Mörder mehr gab. Schnell zieht dieser Kasparek den Verleger in seinen Bann, man könnte fast schon von einer leichten oder beginnenden Obsession sprechen. Kasparek zieht den Verleger dann in eine Mordgeschichte, oder ist es vielleicht nur eine vermeintliche Mordgeschichte, mit hinein, oder passiert vielleicht gar kein Mord? Der Verleger wacht am nächsten Morgen in seinem Hotelzimmer auf, auf dem Boden liegt ein mit Blut verschmiertes Messer und auch in seinem Taschentuch sieht man Blutflecken. Hat der Verleger die junge Dame, die er und Kasparek in der Kneipe angesprochen haben, wirklich ermordet oder bildet er sich das vielleicht nur einfach alles ein?


    Sicher kein alltäglicher Krimi den Strasser geschrieben. Nein, alltäglich ist dieser Krimi absolut nicht. Und ist es überhaupt ein Krimi? Ist es nicht vielleicht mehr ein philosophisches Gedankengebäude mit Krimi-Elementen? Alles bleibt immer irgendwie in der Schwebe, alles bleibt ein wenig rätselhaft. In jedem Falle ist dieses Buch ein Lesevergnügen der „besonderen“ Art. Es macht auch den Anschein, als ginge es Strasser viel mehr um das Verhalten von Menschen („Steckt in jedem Menschen ein Mörder?“) als um die Krimihandlung. Diese ist wohl mehr Mittel zum Zweck. Ein lesenswertes Buch von einem Autor, der, egal jetzt zu welchem Thema, eigentlich immer etwas zu sagen hat.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • :wow Das ging aber schnell! :grin


    Umso besser, denn ich bin gespannt, wie du das "Ende" interpretierst, ich spoiler mal lieber....


  • milla
    Ich tendiere zur zweiten Variante, aber sicher bin ich mir nicht. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von milla
    @ Voltaire: Ja ich auch, allerdings bleibt das Motiv rätselhaft... aber das macht auch wieder den Reiz aus, finde ich ;-) Und vor allem habe ich mich lange gefragt, wie die Geschichte wohl weitergehen wird...


    Ich fand dieses Buch faszinierend - auch wenn es mich einigermaßen ratlos zurück gelassen hat. Aber wahrscheinlich war das auch Strassers Absicht (behaupte ich jetzt einfach mal...).


    Es ist ein Buch über welches man wunderbar bei einem schönen trocknen Wein auf der Terrasse in einer milden Sommernacht stundenlang diskutieren könnte...... :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.