Kurzbeschreibung:
Juli 2007. Zwei Männer, unterwegs mit ihrer Segeljacht nach Helgoland, werden auf offener See entführt. Wenig später entdeckt die Journalistin Svenja Windisch auf einer Autobahnbaustelle in Bremen ein männliches Skelett. Svenja wittert die große Story. Doch ihre Recherchen führen sie zurück in die eigene Vergangenheit. Zurück in die ersten Monate des Jahres 1990. Damals lernte sie während des Sturms auf die Stasi-Zentrale in Berlin den Stralsunder Bürgerrechtler Robert Bigalke kennen. Und sie erfuhr von einem drohenden Militärputsch, der Gegenwende …
Über den Autor:
Hans-Jürgen Rusch, Jahrgang 1957, diente bis zur deutschen Wiedervereinigung als Marineoffizier in Peenemünde und Stralsund. Heute lebt er mit seiner Familie im niedersächsischen Umland von Bremen. Nach zahlreichen Artikeln in Fachzeitschriften und einem Sachbuch veröffentlichte er 2008 seinen ersten Kriminalroman »Späte Rechnung«. Mit »Gegenwende« gibt er sein Debüt im Gmeiner-Verlag.
Meine Rezension:
"Ein deutsch-deutscher Krimi" heißt es auf dem Cover von "Gegenwende" und in der Tat ist es ist ein sehr gelungener deutscher Krimi, der auf zwei Zeitebenen spielt. In der Gegenwart (2007) findet eine junge Fotografin ein Skelett auf einer Autobahnbaustelle und bringt damit nicht nur die Polizei, sondern auch ihre eigenen Erinnerungen auf Trab, die sich vor allem auf das Jahr 1990 konzentrieren, als sie von einem ganz unglaublichen und sehr brisanten politischen Plan erfährt. In drei gleichermaßen spannenden Teilen (2007-1990-2007) erfährt der Leser die ganze Geschichte der so genannten Gegenwende, die hoch brisant war und sogar 2007 noch so gefährlich war, dass einige Beteiligten beim Versuch sie zu vertuschen über Leichen gehen würden...
Ein großer Pluspunkt dieses Krimis ist seine realistische Atmosphäre, diese einmalige politische Situation mit ihren Ost-West-Spannungen, die Hoffnungen und Träume genauso wie die Enttäuschungen und Abneigungen. Ruschs Figuren sind leichermaßen authentisch wie sympathisch (trotz aller Macken), vor allem wird hier auf schwarz-weiß-Malerei verzichtet, so dass jede Figur komplex und lebendig erscheint. Allerdings bedarf es zu Beginn einiger Konzentration (und vielleicht sogar eines selbst erstellten Personenverzeichnisses), um dem Beziehungs- und Verwandtschaftsgeflecht unter den Beteiligten zu folgen. Wie ich gerade entdeckt habe, gibt es eine tolle Website zu dem Buch, auf dem sogar auch ein Überblick über die Figuren gegeben wird, super, danke!
Auf jeden Fall fragt man sich bei und nach der Lektüre, ob diese geheime Operation tatsächlich nur der Fantasie des Autors entsprungen ist... Wirklich gut gemacht! "Gegenwende" ist ein gut durchdachter, origineller und spannender Gegenwarts-Krimi, der auf der jüngsten deutschen Vergangenheit beruht und durch unerwartete Wendungen und sympathische Figuren bis zuletzt für gute Krimi-Unterhaltung sorgt.
Dafür knappe 9 Punkte von mir!