Zum Inhalt
Als der 15jährige Cosmo eines Mittags nach Hause kommt, findet er einen Zettel von seiner Mutter an der Tür: Er solle die Wohnung nicht betreten, stattdessen bei den Nachbarn klingeln und die Polizei rufen. Cosmo ahnt, dass etwas Schlimmes passiert ist!
In einer halsbrecherischen Aktion klettert er über den Balkon im neunten Stock und findet seine Mutter bewusstlos auf dem Wohnzimmerboden.
Es ist nicht ihr erster Selbstmordversuch, Cosmo kennt das, doch diesmal scheint sie es ernst zu meinen. Vor vier Jahren hat sein Vater die Familie ohne ein Wort verlassen. Seitdem ist seine Mutter Alkoholikerin und Cosmo muss sich mehr oder weniger alleine durchs Leben schlagen. Das meistert er mittlerweile so routiniert, dass er seine Mutter eigentlich gar nicht mehr bräuchte…
Auch Nathalie, eine Mitschülerin von Cosmo, fühlt sich zuhause ziemlich einsam. Ihre Eltern scheinen nur noch Geld im Sinn zu haben und haben kaum Zeit für ihre Tochter. Außerdem wäre sie viel lieber in Marseille geblieben, wo sie die letzten drei Jahre gewohnt hat. Doch ihre Eltern bestanden darauf nach München zu ziehen, wo die Familie zwar in einer schicken Gegend wohnt, Nathalie jedoch keine Freunde hat und überhaupt nicht glücklich ist.
Im Nachbarhaus wohnt Tom, der unglaublich verliebt in Nathalie ist, jedoch leider auch ein Pechvogel sondergleichen. Jeden Tag würde er nichts lieber tun, als seine Angebetete anzusprechen. Doch die Worte wollen einfach nicht aus seinem Mund kommen! Eines Tages denkt er sich einen Trick aus, mit dem er ihr Herz zu erobern hofft. Doch ausgerechnet der unnahbare Cosmo macht ihm einen Strich durch die Rechnung!
An diesem Tag verknüpfen sich die Schicksale der drei Jugendlichen und es beginnt eine spannende Flucht aus dem Alltag, aber auch vor der Polizei und einem wenig sympathischen Schlägertrupp…
Zur Umsetzung
Dieses Buch hat mich überrascht!
Vor dem Lesen dachte ich noch „Ach ja, typischer Teenieroman: Junge aus kaputter Familie macht einen auf unnahbar, anderer Junge verliebt sich in Mädchen aus gutem Hause, doch die steht auf den unnahbaren Außenseiter. Das kenn ich schon aus hundert amerikanischen Highschool Märchen.
Stimmt nicht!
Der Klappentext von „Echte Cowboys“ hört sich zwar nach einem Klischee an, der Roman hingegen entspricht dem ganz und gar nicht. Zwar finden sich die typischen Elemente eines Jugendromans – die Suche nach der ersten Liebe, Familienprobleme und Stress in der Schule –, doch die Umsetzung dieser Themen kratzt nicht bloß an der Oberfläche.
Stephan Knösel schenkt jedem seiner Charaktere soviel Zeit und Aufmerksamkeit, wie es braucht, um hinter die Fassade schauen zu können. Durch die authentischen und detaillierten Beschreibungen wirken Cosmo, Nathalie und Tom wie aus dem Leben gegriffen und überzeugen durch ihre ehrliche Art.
Ganz persönliche Emotionen stehen dabei an oberster Stelle, auch wenn der Schreibstil eher etwas distanziert ist. Der Leser betrachtet die drei Jugendlichen nur von außen, doch die Intensität der unterschiedlichen Schicksale saugt einen förmlich in die Geschichte hinein.
Das liegt nicht zuletzt auch an den zahlreichen Dialogen, die einfach echt wirken. Ein Wort führt zum nächsten, ohne dass man dahinter eine bemühte Konstruktion spürt.
Stephan Knösel ist eigentlich Drehbuchautor und die Erfahrung hinsichtlich dessen kam seinem Debütroman sicherlich zugute.
Inhaltlich werden die verschiedensten sozialen Hintergründe beleuchtet, angefangen beim trostlosen Plattenbaumilieu bis hin zur reichen Schickeria Münchens. Das erklärt zwar die Herkunft der Charaktere, der Schwerpunkt liegt jedoch auf anderen Themen.
In „Echte Cowboys“ geht es um Einsamkeit und Träume, aber auch um wahre Freundschaft und die erste Liebe. Cosmo, Tom und Nathalie sind auf der Suche nach ihrem persönlichen Glück und das findet man eben nur, wenn man zusammenhält.
Fazit
Alles in allem handelt es sich bei „Echte Cowboys“ um einen Jugendroman mit Tiefgang. Die Charaktere wirken authentisch, die Dialoge machen das Erzählte lebendig und die Thematik kann einen fesseln.
Spannung und Nachdenklichkeit wechseln sich ab, wodurch eine angenehme Mischung entsteht, die mich durchaus überzeugen konnte. Mein Klischeedenken habe ich jedenfalls über Bord geworfen!
Altersempfehlung: ab 13 Jahren