Klappentext:
Vergangenheit wird lebendig durch die Berichte von Zeitzeugen. Der mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete Autor Hermann Vinke porträtiert in seinem neuen Buch über das Dritte Reich Verfolgte und Ausgegrenzte, KZ-Überlebende, Soldaten, Widerstandskämpfer und Flüchtlinge. In Interviews und Reportagen lässt er sie selbst zu Wort kommen. Die meisten der Lebensgeschichten sind weitgehend unbekannt geblieben. Diese Erinnerungen dürfen niemals ins Vergessen geraten. Denn nur das Wissen um die schrecklichen Verbrechen der jüngeren Geschichte sichert Wachsamkeit. Die Porträts von Zeitzeugen sollen gerade jungen Leuten vermitteln, was Diktatur und Krieg für den einzelnen Menschen bedeuteten.
Meine Meinung:
In diesem Buch sucht der Autor Hermann Vinke das Gespräch mit verschiedenen Zeitzeugen des dritten Reiches – Sportlern, Widerstandskämpfern, ehemaligen KZ- Häftlingen, Flüchtlingen, Soldaten. Diese Menschen haben eins gemeinsam: Sie überlebten die NS- Zeit und Hitlers Schreckensherrschaft. Doch die Erinnerungen an diese dunkle Zeit sind allgegenwärtig und beeinflussen das Leben dieser Menschen. In „Wunden, die nie ganz verheilten“, legen sie Zeugnis ab über ihr Schicksal und stellen so sicher, dass ihre Erinnerungen nicht in Vergessenheit geraten.
Neben Porträts und Interviews mit noch lebenden Zeitzeugen finden wir auch Porträts und Berichte über Menschen, die dem NS – Regime die Stirn boten und dafür mit dem Leben bezahlten, allen voran Sophie Scholl und Cato Bontjes van Beek. Doch auch über Menschen, die Adolf Hitler nahestanden, wie seine Sekretärin Traudl Junge oder seinen Fotograf Heinrich Hoffmann, erhält der Leser Informationen.
„Wunden, die nie ganz verheilten“ berichtet über die verschiedensten Menschen, in deren Leben das Nazi – Regime eingriff und es veränderte, wenn nicht sogar zerstörte. Doch man kratzt lediglich an der Oberfläche. Eine intensive Auseinandersetzung findet nicht statt – kann nicht stattfinden, denn jedes einzelne Schicksal könnte wohl allein ein dickes Buch füllen. Als Einstiegslektüre finde ich dieses Buch jedoch toll, da man einen Überblick über verschiedene interessante Persönlichkeiten bekommt und sich dann denjenigen aussuchen kann, dessen Schicksal einen am meisten interessiert, um sich intensiver über ihn zu informieren.
Besonders beeindruckt haben mich die Interviews mit Stephané Hessel und Max Mannheimer. Doch auch der Rest des Buches berührte mich zutiefst. Während des Lesens gab es nur wenige Momente, in denen ich keine Gänsehaut hatte, und meistens waren das die Zeitpunkte, in denen eine andere körperliche Reaktion diese ablöste. An vielen Stellen traten mir die Tränen in die Augen, und bei dem Beitrag zu dem Arzt Dr. Josef Mengele, der als Angehöriger der Waffen –SS im Lager Auschwitz die Häftlinge selektierte und perverse Experimente mit ihnen durchführte, wurde mir richtig schlecht.
„Wunden, die nie ganz verheilten“ ist im Bereich der Jugendbücher beim Ravensburger Verlag erschienen. Ich würde es jedoch nur bedingt für Jugendliche empfehlen, da einige Stellen doch sehr hart zu lesen waren. Dennoch halte ich es für einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung der deutschen Vergangenheit. Und vor dem Hintergrund, dass die Menschen, die den zweiten Weltkrieg miterlebt haben mittlerweile mindestens 70 Jahre und älter sind, wird nicht mehr lange die Möglichkeit bestehen, Zeitzeugen zu befragen und ihre Erinnerungen für die Nachwelt festzuhalten.