Liebe Bookworm, liebe Eulen,
ich wollte bewusst mehrere Lesarten des Romans, wollte bewusst Fragen offen lassen, die sich jeder selbst beantworten muss. So zum Beispiel die Sache mit Evas Krankheit.
Du schreibst, es sei ein "kleines, leises Büchlein", was mich sehr freut, denn genau das soll es sein. Ich wollte keine mit bombastischen Posaunen daherkommende Geschichte schreiben, sie sollte in der Tat ganz leise sein, abr in eben dieser Stille soll sich der Horror, die Beklemmung entfalten.
Was ist am Ende die Wahrheit? Schwer zu sagen, sogar für mich selbst. Was allerdings ganz eindeutig ist: Es geht um die Schuld, die JEDE der Personen auf sich geladen hat. Tobias, Eva, selbst Simon kämpft seit Jahren mit seiner Schuld. Und keiner von ihnen kann sie für sich gut machen, kann sie für Marlene gut machen, sondern muss lernen, sich selbst zu vergeben und damit zu leben. Wie Eva am Ende versteht: "Wir können unsere Fehler aneinander nicht wieder gutmachen." Der Versuch, den sie seit Jahren unternommen hat, genau das zu tun, MUSSTE unweigerlich scheitern.
Und Tobias, ist er wirklich nur kaltherzig und böse? Oder ist er nicht genau so gefangen in seiner Welt, wie Eva es lange Zeit war? Ist er nicht auch unfähig, das Richtige zu tun, anders zu handeln, als er es macht? Ist Tobias ein glücklicher Mensch in der selbst gewählten Scheinwelt, in der er lebt? Ich glaube nicht.
Aber die anderen Figuren sind für mich am Ende auch nicht so wichtig, mir ging es um Eva, von Anfang an. Und auch, wenn der Roman kein klassisches "Happy End" im Sinne von "Sie reiten Hand in Hand in den Sonnenuntergang" hat, ist es für mich schon ein Happy End. Eben ein kleines, leises, das aber eigentlich genau genommen ziemlich groß ist.
Danke für Eure Meinungen zur Leserunde, ich bin gern wieder dabei. Im September kommt ja mein Buch mit Christian Clerici "Es sagt/Sie sagt". Und das wird dann eine sehr heitere Leserunde