Klappentext
Rumänien in den achtziger Jahren: Eine Gruppe von Freunden leistet Widerstand gegen das Terrorregime Ceausescus, sie schreiben oppositionelle Gedichte und dokumentieren die alltägliche Überwachung durch die Securitate. Allmählich aber werden sie selbst Opfer der Verfolgung. Als drei von ihnen in den Westen ausreisen, geht dort der Terror weiter.
Herta Müller zweiter Roman "Herztier", 1994 erschienen, zeichnet ein unvergessliches Bild eines totalitären, menschenfeindlichen Staates und den elementaren Gefühlen seiner Bewohner: allgegenwärtige Angst und verzweifelte Liebe, gefährdete Freundschaft und schwarzer Hass. Zugleich entsteht unter den Augen des Lesers ein Sprachkunstwerk von ganz eigener Poesie und Schönheit - metaphernreiche, magische Prosa.
Spätestens mit diesem Roman wurde Herta Müller zu einer der bedeutendsten Autorinnen der deutschsprachigen Literatur und in ihr eine absolut unverwechselbare und originelle Stimme.
Die Autorin:
Herta Müller wurde 1953 in einem deutschsprachigen Dorf in Banat/Rumänien geboren. Nach einem Publikationsverbot und Repressionen durch die Securite konnte sie 1987 nach Berlin ausreisen, wo sie auch heute lebt. Zu ihren bekanntesten Werken gehören der Erzählband "Reisende auf einem Bein" und der Roman "Der Fuchs war damals schon der Jäger.
Für "Herztier" erhielt Herta Müller 1998 den Impac Dublin Literary Award, den weltweit höchstdotierten Literaturpreis für ein einzelnes Werk. Darüber hinaus wurde sie mit zahlreichen weiteren Preisen ausgezeichnet, darunter den aspekte-Literaturpreis, der Kleist-Preis, der Franz-Kafka-Preis und der Walter-Hasenclever-Literaturpreis.
Meine Meinung
"Wenn wir schweigen, werden wir unangenehm, wenn wir reden, werden wir lächerlich.«
Dieser Satz ist der erste und der letzte Satz des Romans.
Die "Ich"-Erzählerin lernt nach dem Selbstmord ihrer Mitstudentin Lola drei junge Männer kennen: Edgar, Kurt und Georg. Diese leisten Widerstand, schreiben Gedichte, die dem Regime nicht passen und kommen so in das Visier des Staatsapparates. Sie werden verhört, ihre Wohnungen durchsucht. Ihre Angehörigkeit zu der deutschsprachigen Minderheit in Rumänien fördert sicher auch das Misstrauen ihnen gegenüber. Selbst nach der Ausreise sind sie Repressalien ausgesetzt. Sogar nach der Ausreise stürzt sich ein Freund in den Tod. Die Trostlosigkeit und die Verzweiflung werden dem Leser gut "rübergebracht".
Der Name Ceausescu fällt nur ein einziges Mal in diesem Roman.
Herta Müller bedient sich einer sehr bildhaften, dichten und zum Teil auch derber Sprache. Manchmal waren die Bilder zumindestens für mich zu verschlüsselt. Es gibt Passagen, die man einfach mehrfach lesen muss und einige Metaphern habe ich sicher überlesen. Wahrscheinlich muss man das Buch zweimal lesen, um alles zu verstehen.
Und es ist auf gar keinen Fall ein Roman, der sich schnell lesen lässt -man muss sich auf ihn einlassen.
Wegen der Bezeichnung "Herztier" habe ich gegoogelt:
Herztier:
"Von einer ihrer Großmütter lernt sie das Wort »Herztier«, dessen genaue Bedeutung freilich im Dunkeln bleibt. Aus Andeutungen lässt sich nur vermuten, dass es sich bei dieser – höchst privaten – Vorstellung um den vitalen und unverwechselbaren Teil eines jeden Lebewesens handelt. Dieser kann nur durch den Tod vernichtet werden, ist aber unter den Bedingungen einer Diktatur größter Gefahr ausgesetzt." (Quelle: Buchreport)
Auf dem Cover ist eine Schüssel voller Pflaumen abgebildet - Pflaumen werden im Roman mehrfach erwähnt
9/10 Punkten