1943, mitten im Holocaust, erhält ein Ermittlungsrichter der SS den Auftrag gegen Kommandanten von deutschen Konzentrationslagern zu ermitteln. Zuerst erstrecken sich diese Ermittlungen nur auf den Vorwurf der Korruption. Sehr schnell wird der Protagonist des Romans im KZ Buchenwald, aber auch in Auschwitz fündig und er erweitert seine Ermittlungen um Mord.
Die Geschichte die Altwasser erzählt ist aberwitzig, aber sie ist historisch stimmig. Altwasser hat historisch genau recherchiert. Der Ermittlungsrichter der SS hieß Dr. Konrad Morgen, später ein wichtiger Zeuge im Nürnberger Prozess und in den Auschwitzprozessen. Bis zum Kriegsende wird dieser Konrad Morgen ca. 200 Ermittlungsverfahren beendet haben, einige, wie das von Altwasser besonders fokussierte gegen Karl Koch (KZ-Kommandant von Buchenwald), mit der Hinrichtung von Karl Koch Anfang 1945.
Altwasser macht aus dieser an sich schon historisch spannenden Geschichte einen fesselnden historischen Roman in der Form eines Krimis. Sein Protagonist, Dr. Schmelz, ist eng an das historische Vorbild Dr. Morgen angelehnt. In einer Rahmenhandlung läßt Altwasser am Endes des Lebens seines Protagonisten, Dr. Schmelz, seine Schuld erkennen. Denn im Rahmen seiner Ermittlungen ließ er selbst sowjetische Kriegsgefangene ermorden, um seine juristischen Ermittlungen zu beweisen. Altwasser erhebt dabei nicht den "moralischen Zeigefinger", sondern er läßt den Leser selbst erkennen, in welche moralischen Abgründe karrieristisches Streben in einem totalitären Regime führen können.
Während Littell seinen homosexuellen, intellektuellen Massenmörder Max Aue erfindet, um aus "Tätersicht" zu schreiben, taucht Altwasser tief in die historischen Quellen ein. Er mußte keinen Täter erfinden, er fand ihn in den Archiven.
Übrigens, Dr. Konrad Morgen starb friedlich in Frankfurt a. Main, als anerkannter Rechtsanwalt und Notar.
Klemens