Zeit der Wahrheit – Renate Ahrens

Piper
Auch erschienen bei Weltbild 2003

Kurzbeschreibung:
Die deutsche Journalistin Pia fliegt in das ebenso verlockende wie politisch brisante Kapstadt. Hier haben ihre Eltern gelebt, hier hat Pia glückliche Jahre verbracht – bis zu der überstürzten Abreise aus Südafrika, deren Grund sie bis heute nicht kennt. Der Aufenthalt am Kap bringt schmerzhafte Klarheit über die Vergangenheit, aber auch Hoffnung. Denn als sie den Fotografen Jonathan kennen lernt, kommt auch in Pias eigenem Leben die Zeit der Wahrheit.

Über die Autorin:
Renate Ahrens, 1955 geboren, studierte Anglistik und Romanistik in Marburg, Lille und Hamburg. Sie war zunächst als Lehrerin tätig und lebt seit 1986 als Autorin vor allem von Kinderbüchern mit ihrem südafrikanischen Mann in Dublin und Hamburg. Nach „Der Wintergarten“ erschien „Zeit der Wahrheit“, ihr zweiter Roman, denn sie während eines einjährigen Südafrika-Aufenthalts zu schreiben begann.

Meine Meinung:
Dieser Roman erzählt über die Suche nach den Geschehnissen der Vergangenheit, gleichzeitig ist er gut lesbar und mit einer Liebesgeschichte unterlegt.
Es ist 1996. Nachdem ihr Vater starb, macht sich Pia auf der Suche nach ihrer Kindheit in Kapstadt und ihrem damaligen Kindermädchen Zoé. Sie möchte herausfinden, was damals geschah, warum sie Südafrika 1976 so plötzlich verlassen haben. Warum war „Zoé“ das letzte Wort ihres Vaters, bevor er starb.

Pia fliegt als Korrespondentin nach Kapstadt und berichtet über die öffentlichen Veranstaltungen der Wahrheits- und Versöhnungskommission, die von Desmond Tutu geleitet wird. Hier werden von Opfern, Zeugen und Tätern über das Unrecht und die schlimmen Taten während der Zeit der Apartheid berichtet.
Pia hört die schrecklichen Berichte und Aussagen über Aussagen, die auch den Leser berühren. Diese Passagen waren die herausragenden Stellen des Romans für mich.

Hier trifft sie auf einen Fotografen, der Südafrika 1979 aus Protest verlassen hatte, und jetzt wegen der Wahrheitskommisson zurückkehrte. Pia verliebt sich in ihn. Zum Glück passt die Liebesgeschichte zum Roman und beeinträchtigt die eigentliche Geschichte nicht sehr. Sie sucht dann verstärkt nach Zoé und erlebt in Kapstadt, Johannisburg und Durban sowie den umliegenden Townships ein chaotisches, gefährliches Südafrika, das noch viele Probleme zu bewältigen hat. Ihr Eindruck als eigentlich Fremde im Land kann man als Leser miterleben und auch den Alltag in Südafrika zu der Zeit etwas spüren.

Was sie herausfindet trägt dazu bei, ihr Leben zu verändern. Ab du zu ist der Roman zu pathetisch.
Die Protagonistin liest während ihres Aufenthaltes einen Roman von J.M.Coetzee „Eiserne Zeit“, aus dem Buch ist in Zeit der Wahrheit auch ein Zitat vorgestellt. Aber mit Coetzees glasklaren, kompromisslosen Stil kann sich Renate Ahrens natürlich nicht vergleichen. Dafür ist auch die Handlungsführung nicht stringent genug.
Die Qualität des Buches liegt vor allem in seiner Zugänglichkeit bei gleichzeitig wichtigem Thema mit dem schillernden Schauplatz Südafrika.